Das Buch Jeremia

Kapitel 1: Berufung und Auftrag

1 Folgendes sind die Reden Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus dem Priestergeschlecht, das in Anatot im Land Benjamin wohnte.

2 An ihn erging das Wort des Herrn in den Tagen des Königs Joschija von Juda, des Sohnes Amons, im 13. Jahr seiner Regierung.

3 Es erging an ihn auch in den Tagen des Königs Jojakim von Juda, des Sohnes Joschijas, bis zum Ende des elften Jahres des Königs Zidkija von Juda, des Sohnes Joschijas, bis zur Wegführung der Bewohner Jerusalems im fünften Monat.

 

Die Berufungsvision

4 Es erging an mich das Wort des Herrn:

5 "Ehe ich dich formte im Mutterleib, habe ich dich erkannt. Ehe du kamst aus dem Mutterschoß, habe ich dich geheiligt und dich zum Völkerpropheten bestellt."

6 Doch ich sprach: "Ach, allmächtiger Herr, sieh doch, ich kann ja nicht reden, ich bin noch zu jung!"

7 Aber der Herr erwiderte mir: "Sage nicht: 'Ich bin noch zu jung!' Geh nur, wohin ich dich sende! Verkünde, was ich dir auftrage!

8 Fürchte dich nicht vor ihnen! – ich bin ja mit dir, dich zu behüten!" – Spruch des Herrn. –

9 Und der Herr streckte seine Hand aus und berührte meinen Mund. Und der Herr sprach zu mir: "So lege ich denn meine Worte in deinen Mund.

10 Siehe, ich gebe dir heute Vollmacht über Völker und Königreiche, auszureißen und einzureißen, auszurotten und zu zerstören, aufzubauen und einzupflanzen!"

 

'Was siehst du, Jeremia?'

11 Darauf erging an mich das Wort des Herrn: "Was siehst du, Jeremia?" Ich antwortete: "Einen Zweig vom 'Wachebaum'."

12 Da sprach der Herr zu mir: "Du siehst recht: Denn ich wache über mein Wort, es zu vollführen."

13 Und wieder erging an mich das Wort des Herrn: "Was siehst du?" Ich antwortete: "Ich sehe einen brodelnden Topf. Seine Öffnung neigt sich von Norden her."

14 Da sprach der Herr zu mir: "Von Norden her brodelt das Unheil auf über alle Bewohner des Landes.

15 Denn siehe, ich entbiete alle Stämme der Reiche des Nordens" – Spruch des Herrn. – "Sie kommen und lagern sich insgesamt vor den Toreingängen Jerusalems, vor all seine Mauern ringsum, vor allen Städten von Juda.

16 Da will ich ihnen mein Urteil sprechen ob all ihrer Bosheit: Sie haben ja von mir gelassen, haben anderen Göttern geopfert, haben angebetet ihr eigenes Machwerk.

 

'Verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage...'

17 Du aber gürte die Hüften! Auf, verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst will ich dich schrecken durch sie.

18 Ich aber – ich mache dich heute zur festen Burg, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer wider das ganze Land, wider Judas Könige, wider seine Großen, wider seine Priester und wider das Volk des Landes.

19 Bekriegen werden sie dich, doch dich nicht bezwingen. Denn ich stehe dir zur Seite, um dir Rettung zu bringen!" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 2: Israels Treubruch und Abfall

Liebe und Glück in Israels Brautzeit

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Geh, rufe Jerusalem laut ins Ohr: 'So spricht der Herr: Ich lohnte dir deine junge Liebe, die Liebe deiner Brautzeit, da du in der Wüste mir folgtest, im Land ohne Aussaat.

3 Israel galt dem Herrn als heiliges Gut, als Erstling seines Ertrages. Wer davon aß, der mußte es büßen; Unheil kam über ihn'" – Spruch des Herrn.

 

Torheit und Undank der Väter

4 Hört das Wort des Herrn, Haus Jakobs und alle Geschlechter des Hauses Israel!

5 So spricht der Herr: "Was fanden Unrecht an mir eure Väter, daß sie mich verließen, daß sie herliefen hinter nichtigen Götzen und selber zunichte wurden?

6 Sie fragten nicht: 'Wo ist der Herr, der uns aus Ägypten geführt, der uns durch die Wüste geleitet, durch Steppen und Schluchten, durch dürres und düsteres Land, durch ein Land, das kein Wanderer durchzieht und kein Mensch bewohnt.'

7 Ich brachte euch in ein fruchtbares Land, damit ihr dessen Güter und Früchte genießen solltet. Doch ihr kamt und entweihtet mein Land und machtet zur Greuelstätte mein Erbe.

8 Die Priester fragten nicht: 'Wo ist der Herr?' Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht. Die Hirten wurden mir untreu. Die Propheten waren Propheten des Baal; hilflosen Götzen liefen sie nach.

9 Darum führe ich gegen euch Klage" – Spruch des Herrn – "und muß gegen eure Kindeskinder Klage erheben.

 

Die unerhörte doppelte Schuld

10 Ja, geht zu den Inseln der Kittäer hinüber und seht! Schickt hin nach Kedar, erkundigt euch gut und erforscht, ob je dergleichen geschehen:

11 Ob je ein Volk seine Götter vertauschte, die gar keine Götter sind! Doch mein Volk gab preis seinen herrlichen Gott für hilflose Götzen.

12 Entsetze dich, Himmel, darüber und erstarre von Schauder!" – Spruch des Herrn.

13 "Ja, zweifache Sünde beging mein Volk: Mich, den Quell des lebendigen Wassers, hat es verlassen und sich Zisternen gegraben, brüchige Brunnen, die das Wasser nicht halten.

 

Die bösen Folgen

14 Ist Israel denn ein Knecht, ein hausgeborener Sklave? Warum ward es zur Beute?

15 Über ihm brüllen Löwen mit lautem Gebrüll. Zur Wüste hat man gemacht sein Land. Verbrannt sind seine Städte, beraubt der Bewohner.

16 Auch Memfis und Tachpanhes weiden den Scheitel dir ab.

17 Trägt nicht die Schuld daran deine Abkehr vom Herrn, deinem Gott, zur Zeit, da auf rechtem Weg er dich führte?

18 Was läufst du denn jetzt nach Ägypten, zu trinken das Wasser des Nils? Was läufst du hinüber nach Assur, zu trinken das Wasser des Eufrat?

19 Deine Bosheit ist es, die dich züchtigt, dein Abfall ist es, der dich straft. Merke es dir und sieh, wie böse und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und mich nicht zu fürchten!" – Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen.

 

'Sieh doch dein Treiben...'

20 "Von jeher hast du zerbrochen dein Joch, deine Stricke zerrissen und hast gesagt: 'Ich diene dir nicht!' – Auf jedem hohen Hügel hingegen, unter jedem grünenden Baum hast du als Dirne dich hingegeben.

21 Ich hatte dich als Edelrebe eingepflanzt. Als gutes, edles Gewächs. Doch wie bist du mir ausgeartet in Wildrebengeranke?

22 Auch wenn du dich mit Laugensalz wüschest und dir Seife nähmest in Menge: Ein Schmutzfleck bleibt deine Schuld vor mir!" – Spruch des allmächtigen Herrn.

23 "Wie kannst du nur sagen: 'Ich habe mich nicht befleckt, ich bin den Baalen nicht nachgelaufen!' Sieh doch dein Treiben im Tal! Bedenke, was du getan! Eine leichtfüßige Kamelstute bist du, die bald hierhin, bald dorthin läuft,

24 Eine Wildeselin, an die Steppe gewöhnt, die nach Luft schnappt in wilder Gier. Wer dämpft ihre Brunst? Wer ihrer begehrt, findet sie mühelos in der Zeit ihrer Brunst.

25 Gib acht, du läufst dir die Sohlen sonst ab, die Kehle vertrocknet dir noch. Du aber sagst: 'Nein! Laß mich! Ich liebe die fremden Götzen, ich laufe ihnen nach!'

 

Ohnmächtige Götzen

26 Wie der Dieb, der ertappt wird, in Schande gerät, so steht da in Schande Israels Haus samt seinen Königen und seinen Fürsten, samt seinen Priestern und seinen Propheten.

27 Sie sagen zum Holz: 'Mein Vater bist du!', und zum Stein: 'Du hast mir das Leben geschenkt!' Mir aber wenden den Rücken sie zu und nicht das Gesicht. In der Zeit der Not aber rufen sie: 'Auf, komm uns zu Hilfe!'

28 Wo bleiben denn deine Götter, die du selbst dir gebildet? Sie mögen nun aufstehen, wenn sie dir helfen können zur Zeit der Bedrängnis! Denn zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götzen.

29 Warum beklagt ihr euch gegen mich, wo ihr mich alle verließet?" – Spruch des Herrn.

 

'Mein Volk hat meiner vergessen'

30 "Umsonst habe ich eure Kinder geschlagen: Zucht nahmen sie keine an. Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein würgender Löwe.

31 Ihr nun, das lebende Geschlecht, beachtet das Wort des Herrn! Bin ich zur Wüste geworden für Israel, zum finsteren Land? Warum sagt denn mein Volk: 'Genug sind wir in ihm umhergeschweift. Wir kommen nie wieder zu dir zurück!'?

32 Vergißt eine Jungfrau ihr Geschmeide, ihren Gürtel die Braut? Doch mein Volk hat meiner vergessen seit ungezählten Tagen.

33 Wie trefflich verstehst du dich darauf, Liebschaften ausfindig zu machen! So hast du auch deinen Wandel an böse Dinge gewöhnt.

34 An den Säumen deiner Kleider klebt gar das Blut von schuldlosen Armen. Beim Einbruch hast du sie nicht ertappt!

 

'Nun ziehe ich dich zur Rechenschaft'

35 Trotz alldem behauptest du noch: 'Ich bin ohne Schuld. Sein Zorn hat ja von mir gelassen!' – Nun ziehe ich dich zur Rechenschaft, während du behauptest: 'Ich habe nichts Böses getan!'

36 Wie bist du doch darauf aus, zu wechseln den Weg! Auch von Ägypten wirst du Schande ernten, wie dir Schande wurde von Assur.

37 Auch von dort wirst du wegziehen müssen, die Hände über dem Kopf. Denn der Herr verwirft die, auf die du vertraust. Kein Glück wirst du haben mit ihnen.

 

Kapitel 3: Gottes Ruf zur Umkehr

Mangel an Bußgesinnung

1 Gesetzt den Fall: Ein Mann entläßt seine Frau. Sie geht von ihm weg und wird die Frau eines anderen Mannes. Kehrt er wohl wieder zu ihr zurück? Ist eine solche Frau denn nicht völlig entweiht? – Mit vielen Freunden hast du dich eingelassen und willst wieder zurückkehren zu mir?" – Spruch des Herrn.

2 "Erhebe zu den kahlen Höhen deine Augen und sieh! Wo bist du nicht geschändet worden? An den Wegen saßest du, auf sie wartend, dem Araber gleich in der Wüste. So hast du geschändet das Land durch dein Buhlen und böses Treiben.

3 Den Regenschauern ward Einhalt getan. Kein Spätregen fiel. Doch du nahmst die Stirn eines Lasterweibes an. Setztest beiseite alles Schämen.

4 Jetzt freilich rufst du mir zu: 'Mein Vater! Der Freund meiner Jugend bist du!

5 Wird ewig er grollen? Wird ewig er dessen gedenken?' Ja, so war dein Wort, und – du tust dabei Böses! Und das bringst du fertig!"

 

Israel und Juda

6 Der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Joschija: "Hast du gesehen, was die Abtrünnige, Israel, getan hat? Sie ging hin auf jeden hohen Berg und unter jeden grünenden Baum und hat dort Böses getrieben.

7 Ich dachte, sie käme zu mir zurück, wenn sie all dies getan hat. Aber sie kehrte nicht zurück. Dies ward die Treulose, ihre Schwester Juda, gewahr.

8 Sie sah aber auch, daß ich die Abtrünnige Israel gerade deswegen, weil sie Böses trieb, verstieß und ihr den Scheidebrief gab. Doch die Treulose, ihre Schwester Juda, hatte keine Furcht, sondern ging hin und trieb ebenfalls Böses.

9 Durch ihr leichtfertiges, zuchtloses Treiben entweihte sie das Land. Mit Stein und Holz trieb sie Böses.

10 Trotz alledem kehrte die Treulose, ihre Schwester Juda, nicht von ganzem Herzen, sondern nur zum Schein zu mir zurück" – Spruch des Herrn.

11 Hierauf sagte der Herr zu mir: "Gerecht steht die Abtrünnige Israel da im Vergleich zu der Treulosen Juda.

12 Geh, rufe diese Worte gegen Norden hin aus und sprich: Kehre zurück, Abtrünnige, Israel!" – Spruch des Herrn – "Ich will nicht mehr zornig blicken auf euch; denn ich bin gnädig" – Spruch des Herrn – "ich grolle nicht ewig.

13 Nur erkenne deine Schuld, daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue gebrochen und bald hierhin, bald dorthin liefst zu den heidnischen Götzen unter jedem grünenden Baum. Auf meinen Ruf aber hörtet ihr nicht!" – Spruch des Herrn.

 

Neues Heil in der Zukunft

14 "Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Söhne!" – Spruch des Herrn. – "Denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch heim, und wäre es auch nur einer aus einer Stadt und zwei aus einem Stamm, und bringe euch heim nach Zion.

15 Ich gebe euch Hirten nach meinem Sinn, die euch weiden mit Weisheit und Klugheit.

16 Wenn ihr euch dann mehrt und zahlreich werdet im Land in jenen Tagen" – Spruch des Herrn – "wird man nicht mehr sagen: 'Die Bundeslade des Herrn!' – Man wird ihrer nicht mehr gedenken und sich ihrer nicht mehr erinnern und sie nicht weiter vermissen, noch wird eine andere verfertigt.

17 In jener Zeit nennt man Jerusalem 'Thron des Herrn'. Alle Völker strömen dorthin zusammen, zum Namen des Herrn nach Jerusalem, und keiner folgt mehr dem Trotz seines boshaften Herzens.

18 In jenen Tagen wird Judas Haus mit Israels Haus sich verbinden. Aus dem Nordland kehren sie miteinander heim in das Land, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben.

 

'Ihr habt mir die Treue gebrochen...'

19 Ich hatte gedacht: Ich will dich an Sohnes Statt aufnehmen und ein köstliches Land dir verleihen, der Völker herrlichsten Wohnsitz! Ich hoffte: 'Mein Vater', riefest du mich, nie würdest du von mir weichen!

20 Doch wie ein Weib ihren Gatten treulos verläßt, so habt auch ihr mir die Treue gebrochen, Haus Israel!" – Spruch des Herrn.

 

Schuldbekenntnis des Volkes

21 Horch! Auf den kahlen Höhen hört man Weinen, der Kinder Israels flehenden Ruf, daß sie gewandelt auf krummem Pfad, des Herrn, ihres Gottes, vergaßen.

22 "So kehrt denn um, abtrünnige Söhne, ich will ausheilen die Wunden eures Abfalls!" – "Da sind wir! Wir kommen zu dir! Denn du bist der Herr, unser Gott!

23 Wahrlich, Trug sind die Hügel, der Lärm auf den Bergen! Wahrlich, nur beim Herrn, unserem Gott, ist für Israel Heil!

24 Seit unserer Jugend fraß der Schandgötze unserer Väter Arbeit, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.

25 Wir müssen uns betten in unserer Schmach. Unsere Schande soll uns bedecken. Denn wir haben gesündigt am Herrn, unserem Gott, wie die Väter, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Der Stimme des Herrn, unseres Gottes, haben wir nicht mehr geachtet!"

 

Kapitel 4: Begnadigung nach aufrichtiger Buße

1 So du dich wendest, Israel" – Spruch des Herrn – "darfst du heimkehren zu mir. So du die Götzenscheusale mir aus den Augen schaffst, sollst du nicht heimatlos bleiben.

2 Und schwörst du: 'So wahr der Herr lebt!' – ehrlich, wahrhaftig und recht – werden die Heiden sich segnen in ihm und seiner sich rühmen."

3 Denn so spricht der Herr zu den Männern von Juda und zu Jerusalem: "Pflügt Neuland und sät nicht unter die Dornen!

4 Beschneidet euch für den Herrn und entfernt eures Herzens Vorhaut, Leute von Juda, Bewohner Jerusalems! Sonst bricht wie Feuer mein Grimm los und brennt ob eurer Taten Bosheit, und niemand kann löschen."

 

'Unheil sende ich vom Norden her...'

5 "Kündet es in Juda! Ruft in Jerusalem aus die Botschaft! Stoßt im Land ins Horn! Schreit aus vollem Hals die Losung: 'Sammelt euch! In die festen Städte müssen wir ziehen!

6 Schwingt die Fahnen nach Zion hin! Flieht! Verweilt nicht! Denn Unheil sende ich von Norden her und gewaltige Zerstörung."

7 Aus seinem Dickicht erhebt sich der Löwe, der Völkerwürger bricht los, verläßt sein Lager, dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden verwüstet und menschenleer.'

8 Hüllt euch darum in Sacktuch! Wehklagt und heult: Die Zornesglut des Herrn weicht nicht von uns.

9 "An jenem Tag" – Spruch des Herrn – "sind ratlos König und Fürst. Die Priester packt das Entsetzen, und Schaudern befällt die Propheten.

10 Sie sprechen: 'Ach mächtiger Herr! Wahrlich, du hast dieses Volk und Jerusalem bitter betrogen mit der Kunde: Heil wird euch werden! – Und jetzt geht das Schwert uns ans Leben!'"

 

Der Sturm

11 In jener Zeit heißt es von diesem Volk und von Jerusalem: "Ein Glutwind bricht los von den kahlen Höhen auf die Tochter, mein Volk, nicht zum Worfeln und nicht zum Säubern.

12 Ein Sturm, zu gewaltig dafür, erscheint mir zum Dienst. Nun bin ich es, der ihnen das Urteil spricht."

13 "Siehe da: Wie Wettergewölk, so zieht es herauf! Wie Sturmwind sausen die feindlichen Wagen! Schneller als Adler fliegen die Pferde dahin! Weh uns, nun sind wir verloren!"

 

Mahnung zu rascher Umkehr

14 Wasche rein von Bosheit dein Herz, Jerusalem, so soll Rettung dir werden! Wie lange noch sollen in deiner Brust sündige Pläne wohnen?

15 Horch nur! Eine Meldung aus Dan! Ein Unglücksbote von Efraims Bergen:

16 "Meldet den Stämmen, kündet es Jerusalem: 'Belagerer kommen aus fernem Land und erheben den Schlachtruf gegen Judas Städte.'

17 Wie Feldhüter lagern sie rings um es her, weil es wider mich aufstand" – Spruch des Herrn.

18 Dein Wandel und dein Tun haben dir es eingetragen. Deiner Bosheit Schuld ist es, daß es dir bitter ist, daß es ans Herz dir greift.

 

Das Klagelied des Propheten

Das Hereinbrechen des Kriegselendes

19 "Meine Brust, mein Brust! Ich winde mich in Weh! Es springt mir das Herz! Es tobt mir mein Inneres – ich kann nicht verstummen: Posaunenschall hörst du, mein Herz! Kampfesgetöse!

20 'Zerstörung über Zerstörung!', lautet die Kunde. Verheert ist das ganze Land! Im Nu sind zerstört meine Zelte, im Augenblick meine Behausung!

21 Wie lange muß ich schauen die Banner, muß ich hören den Schall der Posaune?"

22 Ach, betört ist mein Volk! Sie wollten von mir nichts wissen. Törichte Kinder sind sie, der Einsicht bar, sind klug nur, Böses zu treiben; doch Gutes zu tun, verstehen sie nicht."

 

Das letzte Gericht

23 Ich schaue die Erde – und siehe: nur Wüste und Wirrnis! Zum Himmel: sein Licht ist entschwunden!

24 Ich schaue die Berge – und siehe: sie erbeben! Alle Hügel erzittern!

25 Ich schaue – und siehe: kein Mensch ist mehr da! Entflohen sind alle Vögel des Himmels!

26 Ich schaue – und siehe: das Fruchtland liegt wüst! Zerstört sind all seine Städte vor dem Herrn, vor der Glut seines Grimmes.

 

Die völlige Vernichtung

27 Denn so spricht der Herr: "Zur Wüste soll werden das ganze Land! – Doch will ich es nicht völlig vernichten.

28 Darüber hüllt sich in Trauer die Erde und der Himmel droben in Finsternis. Darum habe mein Planen ich kundgetan; es reut mich nicht! Ich will es nicht lassen!"

29 Vor dem Ruf "Reiter und Bogenschützen!" fliehen alle Städte. Man birgt sich im Dickicht. Man klettert auf Felsen. Jede Stadt ist verlassen. Niemand wohnt mehr darin.

 

Vergebliche Flucht vor der Strafe

30 Doch du, Verheerte, was tust du dann? Magst du dich kleiden in Purpurgewand, magst du dich zieren mit Goldgeschmeide, magst du mit Bleiglanz dir schminken die Augen – vergeblich machst du dich schön! Die Liebhaber haben dich satt, trachten dir nach dem Leben.

31 Ach, Schreie höre ich wie von Frauen in Wehen, Angstrufe wie die einer Erstgebärenden: Die Stimme der Tochter Zion, die stöhnt. Sie ringt die Hände: "Weh mir! Mördern verfällt mein Leben!"

 

Kapitel 5: Treulosigkeit und Verstocktheit der Vornehmen

1 Streift durch die Gassen Jerusalems, schaut und fragt! Sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob es einen nur gibt, der Recht übt, der an Treue sich hält: Ich will ihm vergeben!

2 Man sagt: "So wahr der Herr lebt!" und leistet doch einen Meineid.

3 Sind nicht deine Augen, o Herr, auf ein ehrliches Wesen gerichtet? Du schlugst sie, doch es schmerzte sie nicht. Du gabst sie der Vernichtung preis, sie aber weigern sich, Zucht anzunehmen, machen härter als Stein ihre Stirn, weigern sich umzukehren.

4 Ich dachte: "Vielleicht sind es nur die kleinen Leute, die sich so töricht gebärden. Sie kennen ja nicht den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes.

5 Darum will ich zu den Großen gehen und mit diesen sprechen. Sie kennen gewiß den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes." Doch gerade sie alle haben zerbrochen das Joch, die Stricke zerrissen.

 

Das Gericht

6 Darum schlägt sie der Löwe des Waldes, würgt sie der Wolf aus der Steppe, liegt lauernd der Panther vor ihren Städten: wer sie verläßt, wird zerrissen. Denn zahlreich sind ihre Frevel, vielfältig sind ihre Sünden.

7 "Wie sollte ich dir noch verzeihen? Deine Kinder wurden mir untreu und schwuren bei nichtigen Götzen. Ich habe ein Bündnis mit ihnen geschlossen. Doch sie brachen den Bund und wurden im Götzenhaus Gäste.

8 Wie feiste, geile Rosse sind sie; jeder wiehert nach den Götzen des anderen.

9 Sollte ich dergleichen nicht ahnden?" – Spruch des Herrn. – "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?"

10 Steigt hinauf auf die Hänge! Zerstört sie! Doch richtet sie nicht völlig zugrunde! Haut weg ihre Ranken! Denn dem Herrn gehören sie nicht mehr an.

11 "Ja, sie sind mir ganz untreu geworden, Israels Haus und Judas Haus!" – Spruch des Herrn.

12 Sie verleugnen den Herrn und sagen: "Er nicht! Kein Unglück kommt über uns. Wir spüren nicht Schwert noch Hunger.

13 Die Propheten sind windige Schwätzer: Gottes Wort ist nicht in ihnen. Ihnen selbst soll es so ergehen!"

14 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: "Weil solche Rede ihr führt, will ich meine Worte in deinem Mund zum Feuerbrand machen und zum Holz dieses Volk, auf daß jener sie aufzehrt.

 

Das Volk aus der Ferne

15 Seht, ich führe von fernher ein Volk über euch, Haus Israel" – Spruch des Herrn. – "Ein unüberwindliches Volk, ein uraltes Volk ist es, ein Volk, dessen Sprache dir unbekannt, von dessen Rede du nichts verstehst.

16 Sein Köcher ist ein offenes Grab. Allesamt sind sie Helden.

17 Es frißt dir Ernte und Brot. Es frißt dir Söhne und Töchter. Es frißt dir Schafe und Rinder. Es frißt dir Weinstock und Feigenbaum. Es zerstört mit dem Schwert dir die festen Städte, auf die du vertraust.

 

Die Verbannung

18 Zwar will ich auch in jenen Tagen" – Spruch des Herrn – "euch nicht völlig vernichten.

19 So ihr aber fragt: 'Warum hat der Herr, unser Gott, uns all dieses angetan?', sollst du zu ihnen sagen: 'Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern gedient habt im eigenen Land, so sollt ihr Fremden dienstbar sein in einem Land, das euch nicht gehört.'"

 

Der Unverstand des Volkes

20 Verkündet dieses in Jakobs Haus! Ruft es aus in Juda:

21 "Höre es doch, Volk voll Torheit und Unverstand, das Augen hat und nicht sieht, das Ohren hat und nicht hört!

22 Mich wolltet ihr nicht fürchten" – Spruch des Herrn – "vor mir nicht erbeben? Ich habe dem Meer die Düne als Grenze gesetzt, als ewige Schranke, die es nicht überschreitet. Wenn es auch tobt: es vermag nichts. Wenn die Wogen auch brausen: sie kommen nicht darüber.

23 Doch dieses Volk hat ein Herz voll Trotz und voll Aufruhr. Sie fielen ab und gingen davon

24 und sagen sich nicht: 'Laßt uns fürchten den Herrn, unseren Gott, der den Regen spendet, den Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit; der die Fluren tränkt, uns die Ernte erhält!"

25 Eure Schuld hat dieses gestört, eure Sünden halten den Segen euch fern.

 

Die Reichen

26 Ja, Frevler gibt es in meinem Volk. Sie lauern geduckt wie Vogelsteller, sie stellen Fallen und fangen Menschen.

27 Wie ein Korb voller Vögel, so sind ihre Häuser voll unrechten Gutes.

28 Darum sind sie mächtig und reich geworden. Fett sind sie geworden und feist, ja, ihre Schlechtigkeit übersteigt alles Maß. Sie kümmern sich nicht um das Recht, treten nicht ein für das Recht der Waise und entscheiden nicht die Sache der Armen.

29 Sollte ich dergleichen nicht ahnden?" – Spruch des Herrn. – "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?"

 

Die falschen Propheten

30 Entsetzliches, Schauriges geht vor sich im Land.

31 Die Propheten weissagen Lüge, die Priester handeln auf eigene Faust – so liebt es mein Volk! – Was aber werdet ihr tun, wenn das Ende herannaht?

 

Kapitel 6: Das unabwendbare Unheil

Der Feind vor Jerusalem

1 Flieht, Söhne Benjamins, aus Jerusalems Mitte! Zu Tekoa stoßt ins Horn! Nach Bet-Kerem hin schwingt die Fahne! Denn vom Norden droht Unheil, gewaltige Zerstörung.

2 Die Liebliche, die Verwöhnte, die Tochter Zion, ich vernichte sie.

3 Hirten kommen zu ihr mitsamt ihren Herden, schlagen ihre Zelte rings um sie auf. Ein jeder weidet ab seinen Bereich.

4 "Weiht euch zum Kampf wider sie! Auf! Wir wollen am Mittag hinaufziehen! Weh uns! Schon neigt sich der Tag. Schon streckt sich der Abendschatten.

5 Auf! Ziehen wir heran in der Nacht! Zerstören wir ihre Paläste!"

6 Denn so spricht der Heerscharen Herr: "Fällt ihre Bäume! Werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, die gestraft werden soll. Überall herrscht in ihr Bedrückung.

7 Wie der Brunnen sein Wasser frisch erhält, so erhält sie frisch ihre Bosheit; von Unrecht und Gewalttat hört man in ihr, Leid und Mißhandlung sind mir ständig vor Augen.

8 Laß dich warnen, Jerusalem! Sonst reiße ich mich von dir los, sonst mache ich dich zur Wüste, zum Land ohne Bewohner."

 

Die völlige Verderbtheit

9 So spricht der Heerscharen Herr: "Gründliche Nachlese wie am Weinstock wird man halten an Israels Überrest, die Hand ausstrecken wie nach den Ranken der Winzer.

10 Zu wem soll ich reden und wen verwarnen, der auf mich hörte? Wahrlich, ihr Ohr ist unbeschnitten, kann es nicht vernehmen! Siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Spott. Sie finden daran kein Gefallen.

11 Von der Zornesglut des Herrn bin ich übervoll. Ich bin es müde, sie an mich zu halten. Ich muß sie ergießen über das Kind auf der Gasse, über die ganze Schar der Jünglinge. Ja, Männer und Frauen werden gefangen, der Greis samt dem Hochbetagten.

12 Ihre Häuser fallen an Fremde samt Äckern und Frauen. Dieweil ich die Hand ausstrecke gegen des Landes Bewohner" – Spruch des Herrn. –

13 "Denn vom Kleinsten bis hin zum Größten ist alles nur auf eigenen Vorteil bedacht. Propheten wie Priester, alle treiben Betrug.

14 Meines Volkes Zusammenbruch wollen sie heilen, indem sie leichthin 'Friede! Friede!' versichern, wo doch kein Friede ist.

15 Schämen sollten sie sich, daß sie Schändliches taten! Aber sie schämen sich nicht. Kein Erröten kennen sie mehr. Darum sollen sie fallen, wenn alles fällt, und stürzen, wenn ich sie strafe" – spricht der Herr.

 

Strafe als Folge des Starrsinns

16 So spricht der Herr: "Beschreitet die rechten Wege, haltet Umschau und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo der Weg sei zum Heil! Wenn ihr ihn geht, findet ihr Ruhe für eure Seele. Sie aber sprachen: "Wir wollen nicht darauf wandeln!'

17 Wächter stellt ihr für euch auf: Hört auf das Schmettern der Hörner! Sie aber sprachen: 'Wir wollen nicht darauf hören!'

18 So hört denn, ihr Völker, vernimm es, Gemeinde, was ihnen geschieht!

19 Höre, o Erde! Siehe, Unheil bringe ich über dies Volk, den Lohn ihrer Pläne! Denn meinen Weisungen folgen sie nicht. Mein Gesetz ist ihnen verwerflich.

20 Was soll mir da noch der Weihrauch aus Saba, das Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer mag ich nicht mehr. Eure Schlachtopfer gefallen mir nicht."

21 Darum spricht der Herr: "Siehe, Hemmnisse lege ich diesem Volk in den Weg. Darüber mögen sie stürzen, Väter und Söhne zusammen. Ein Nachbar möge mitsamt dem anderen verderben!"

 

Das Volk aus dem Nordland

22 So spricht der Herr: "Siehe, ein Volk kommt vom Nordland her. Ein großes Volk bricht auf von den Enden der Erde.

23 Bogen führt es und Speer. Hart ist es, ohne Erbarmen. Sein Lärmen ist wie das tosende Meer. Auf Pferden stürmt es daher, wie ein Krieger gerüstet zum Kampf gegen dich, Tochter Zion."

24 "Wir haben die Kunde von ihm vernommen: Schlaff sinken herab unsere Hände. Angst faßt uns und Weh wie die Frau beim Gebären."

25 Geht nicht auf das Feld! Tretet nicht auf die Straße! Denn es droht des Feindes Schwert. – Grauen ringsum!

26 Tochter, mein Volk! Lege Sacktuch an! Wirf dich in den Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bittere Klage: "Plötzlich kam über uns der Verwüster."

 

Die vergebliche Arbeit des Propheten

27 "Zum Scheidemeister bestelle ich dich für mein Volk, zum Prüfer, seinen Wandel peinlich zu prüfen."

28 Alle sind sie Rebellen und Verleumder; nur Erz und Eisen. Verderbt sind sie alle.

29 Der Blasebalg schnaubt. Unberührt bleibt vom Feuer das Blei. Vergeblich ist alles Schmelzen. Ausscheiden lassen sich nicht die Schlechten.

30 Man nennt sie 'verworfenes Silber' – denn verworfen hat sie der Herr.

 

Kapitel 7: Falsche Frömmigkeit und falsche Sicherheit

Die Tempelrede

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:

2 "Stelle dich an das Tor des Tempels des Herrn und verkünde dort dieses Wort: Hört das Wort des Herrn, ihr Judäer alle, die ihr durch diese Tore kommt, um den Herrn anzubeten!

3 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Bessert euren Wandel und euer Tun, so will ich euch wohnen lassen an dieser Stätte!

4 Traut nicht dem Lügenwort: Der Tempel des Herrn! Der Tempel des Herrn! Der Tempel des Herrn ist dies! –

5 Nur wenn ihr euren Wandel und euer Tun ernstlich bessert, wenn ihr wirklich Recht schafft untereinander,

6 nicht Fremdling, Waise und Witwe bedrückt, nicht unschuldiges Blut an dieser Stätte vergießt und fremden Göttern nicht nachlauft, euch zum Schaden,

7 dann lasse ich euch an dieser Stätte wohnen, in dem Land, das ich euren Väter gegeben habe für ewige Zeiten.

8 Doch seht, ihr verlaßt euch auf trügerische Reden, die keinen Wert haben.

9 Wie? Ihr stehlt, mordet, brecht die Ehe, schwört Meineide, opfert dem Baal und lauft fremden Göttern nach, die ihr nicht kennt,

10 und dann kommt ihr und tretet vor mich hin in diesem Haus, das meinen Namen trägt, und sprecht: Wir sind geborgen – um dann alle diese Greuel weiter zu betreiben!

11 Gilt euch denn dieses Haus, das meinen Namen trägt, als Räuberhöhle? Gut, ich werde schon zusehen!' – Spruch des Herrn.

 

Die Zerstörung des Tempels

12 'Geht nach meiner heiligen Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin ob der Bosheit meines Volkes Israel!

13 Da ihr aber nun ganz dieselben Untaten verübt habt" – Spruch des Herrn – "und, wiewohl ich früh und spät zu euch redete, nicht gehört habt und, obschon ich euch rief, mit nicht gefolgt seid:

14 will ich mit diesem Haus, das meinen Namen trägt und auf das ihr euer Vertrauen setzt, und mit der heiligen Stätte, die ich euch und euren Väter gab, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr:

15 Ich verstoße euch von mir, wie ich alle eure Brüder, den ganzen Stamm Efraim, verstoßen habe.' –

 

Die Verehrung der Astarte

16 Du aber bete nicht für dieses Volk, erhebe nicht für sie Gebet und Fürsprache! Dringe nicht in mich; denn ich werde nicht auf dich hören!

17 Siehst du denn nicht, was sie in den Städten Judas und in den Gassen Jerusalems treiben?

18 Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten Teig, um Kuchen für die Himmelskönigin zu backen. Fremden Göttern spendet man Trankopfer, um mir Verdruß zu machen.

19 Aber bin ich es denn, dem sie Verdruß bereiten" – Spruch des Herrn – "oder nicht vielmehr sich selbst, um schmählich zuschanden zu werden?"

20 So spricht denn der allmächtige Herr: "Siehe, mein grimmer Zorn wird sich über diese Stätte entladen, über Mensch und Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Ackers. Er wird brennen und sich nicht mehr auslöschen lassen."

 

Gehorsam, nicht Opfer

21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer und eßt das Fleisch!

22 Als ich eure Väter aus Ägypten führte, habe ich ihnen nicht so sehr Vorschriften und Befehle über Brand- und Schlachtopfer gegeben,

23 als vielmehr dieses ihnen geboten: 'Hört auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Wandelt ganz den Weg, den ich euch weise, damit es euch gut gehe!'

24 Sie aber hörten nicht, sie gaben mir kein Gehör. Ihren Gelüsten folgten sie in der Verkehrtheit ihres bösen Herzens; sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Antlitz.

25 Ich habe von dem Tag an, da eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag früh und spät all meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt.

26 Doch sie hörten nicht auf mich und gaben mir kein Gehör. Sie zeigten sich halsstarrig und trieben es ärger als ihre Väter.

27 Und wenn du ihnen all die Worte sagst, werden sie nicht auf dich hören. Rufst du sie an, werden sie dir keine Antwort geben.

28 Dann sage zu ihnen: 'Dies ist das Volk, das auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, nicht hört und keine Zucht annimmt. Dahin ist die Treue, verschwunden aus ihrem Mund.'" –

 

Kinderopfer und Götzendienst

29 Schere dein schönes Haar ab und wirf es weg! Stimme ein Klagelied an auf den kahlen Höhen! Der Herr hat ja verworfen, verstoßen das Geschlecht, dem er zürnt.

30 "Denn die Söhne Judas haben getan, was mir mißfällt" – Spruch des Herrn. – "Sie haben ihre abscheulichen Götzen in dem Haus aufgestellt, das meinen Namen trägt, und es entweiht.

31 Sie haben im Ben-Hinnom-Tal die Opferstätte das Tofet angelegt und ihre Söhne und Töchter verbrannt, was ich nie befohlen habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist.

32 Darum werden Tage kommen" – Spruch des Herrn – "da man nicht mehr reden wird vom Tofet und vom Ben-Hinnom-Tal, sondern vom Würgetal. Man wird dann das Tofet als Begräbnisplatz benutzen, weil sonst kein Raum mehr ist.

33 Die Leichen dieses Volkes werden sogar den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen, ohne daß jemand sie verscheucht.

34 Dann lasse ich in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems verstummen den Jubel der Wonne und den Jubel der Freude, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut; denn das Land wird zur Wüste werden.

 

Kapitel 8:

1 In jener Zeit" – Spruch des Herrn – "wird man die Gebeine der Könige Judas, die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen

2 und sie vor der Sonne, dem Mond und dem ganzen Himmelsheer hinstreuen, vor jenen, die sie geliebt und verehrt haben, denen sie nachgelaufen sind, die sie befragt und angebetet haben. Man wird sie nicht sammeln und begraben. Als Dünger sollen sie auf dem Feld liegen.

3 Dann wird dem ganzen Rest, der übrigbleibt von diesem bösen Geschlecht, an allen Orten, wohin ich sie verstoße, der Tod lieber sein als das Leben" – Spruch des Herrn der Heerscharen.

 

Die Unbußfertigkeit des Volkes

4 "Sage zu ihnen: So spricht der Herr: Stürzt man wohl hin und steht nicht wieder auf? Verfehlt man den Weg und kehrt nicht wieder um?

5 Warum ist dies Volk, warum ist Jerusalem abgefallen für immer? Warum halten am Irrtum sie fest, weigern sich, umzukehren?

6 Ich lausche und horche: Was nicht recht ist, reden sie. Keiner bereut seine Bosheit, daß er sagt: 'Was habe ich verbrochen?' Alle laufen davon so schnell wie ein Pferd, das zum Kampf stürmt.

7 Selbst der Storch in der Luft kennt seine Zeiten, Taube und Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein. Doch mein Volk kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn.

8 Wie könnt ihr sagen: 'Weise sind wir! Wir haben des Herrn Gesetz!' – Ja, gut! – Doch zur Lüge hat es gemacht der Lügengriffel der Schreiber.

9 Schämen müssen sich die Weisen, sie sind bestürzt und betroffen. Sie haben verworfen das Wort des Herrn. Was verblieb ihnen noch an Weisheit?

Verderbtheit der Priester und falschen Propheten

10 Darum gebe ich Fremden ihre Frauen, ihre Äcker anderen Besitzern. Denn vom Kleinsten bis hin zum Größten ist alles nur auf eigenen Vorteil bedacht. Propheten wie Priester, alle treiben Betrug.

11 Meines Volkes Zusammenbruch wollen sie heilen, indem sie leichthin 'Friede! Friede!' versichern, wo doch kein Friede ist.

12 Schämen sollten sie sich, daß sie Schändliches taten. Aber sie schämen sich nicht! Kein Erröten kennen sie mehr! Darum sollen sie fallen, wenn alles fällt, und stürzen, wenn ich sie strafe!" – spricht der Herrn.

13 "Will ich Lese bei ihnen halten" – Spruch des Herrn – "so ist keine Traube am Weinstock, keine Feige am Feigenbaum. Selbst das Laub ist verwelkt. So gebe ich sie denen preis, die über sie kommen."

 

Die Schrecken des Krieges

14 Wozu sitzen wir still? – Schart euch zusammen! In die festen Städte wollen wir ziehen! Dort wollen wir untergehen! Denn der Herr, unser Gott, will unsere Vernichtung. – Giftwasser läßt er uns trinken, weil gegen den Herrn wir gesündigt.

15 Wir hoffen auf Frieden – doch es kommt nichts Gutes, auf Zeit der Rettung – doch es gibt nur Schrecken!

16 Von Dan her hört man seiner Pferde Schnauben. Von seiner Hengste Gewieher erzittert das ganze Land. Sie kommen heran, und sie fressen das Land mitsamt seinem Reichtum, die Städte mit ihren Bewohnern.

17 "Ja, giftige Schlangen lasse ich los auf euch, bei denen keine Beschwörung hilft. Sie sollen euch stechen" – Spruch des Herrn – "unrettbar!"

 

'Jammer überkommt mich...'

18 Jammer überkommt mich! Mein Herz in mir ist voll Weh!

19 Horcht! Laut klagt die Tochter, mein Volk, aus fernem Land: "Ist der Herr denn nicht mehr in Zion? Weilt nicht mehr sein König daselbst?" – "Was reizten sie mich mit ihren Bildern, mit ihren fremden, nichtigen Götzen?" –

20 Vorbei ist die Ernte, vorüber der Herbst, doch uns ist nicht Hilfe geworden.

21 Da zusammenbrach die Tochter, mein Volk, bin ich zusammengebrochen. Traurig bin ich, Entsetzen hält mich gefangen.

22 Gibt es keinen Balsam in Gilead? Ist denn kein Arzt mehr da? Warum gibt es keine Heilung für die Tochter, mein Volk?

23 O, daß doch ganz Wasser wäre mein Haupt, mein Auge eine Quelle voll Tränen! Weinen wollte ich Tag und Nacht, um der Tochter, meines Volkes, Erschlagene!

 

Kapitel 9: 'Sie schreiten von Bosheit zu Bosheit...'

1 Hätte ich nur in der Steppe eine Wohnstatt! Ich verließe mein Volk und ginge von ihm weg. Denn Ehebrecher sind sie allesamt, eine Rotte von Betrügern.

2 "Sie spannen ihre Zungen wie Bogen. Durch Lüge und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig im Land. Sie schreiten ja von Bosheit zu Bosheit, mich aber kennen sie nicht" – Spruch des Herrn.

3 Hüte sich jeder vor seinem Freund! Keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder ist ein Betrüger. Jeder Freund geht aus auf Verleumdung.

4 Einer täuscht den anderen, und keiner redet die Wahrheit. Ans Lügen haben sie ihre Zungen gewöhnt. Sie mühen sich ab, verkehrt zu handeln.

5 "Du wohnst inmitten der Arglist. Aus Arglist wollen sie mich nicht kennen" – Spruch des Herrn.

6 Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, prüfen werde ich sie in der Schmelze. Denn wie kann ich auch anders handeln im Hinblick auf die Tochter, mein Volk?

7 Ein mörderischer Pfeil ist ihre Zunge. Trug redet sie. Mit dem Mund spricht man freundlich zum Nächsten, im Herzen aber legt man ihm einen Hinterhalt.

8 Sollte ich dergleichen an ihnen nicht ahnden?" – Spruch des Herrn – "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?"

 

Der Untergang des Volkes

9 Über die Berge will ich anheben ein Weinen und Klagen, ein Trauerlied über die Weideplätze der Steppe. Sie liegen verheert. Kein Wanderer durchzieht sie. Sie lauschen nicht mehr dem Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmel bis zu den Tieren ist alles geflohen, geflüchtet.

10 "Zum Steinhaufen will ich Jerusalem machen, zum Aufenthalt der Schakale, und wandeln will ich die Städte Judas zur Wüste, die niemand bewohnt."

 

Der Gerichtsspruch des Herrn

11 Wer ist der Weise, der dies versteht und verkündet, was der Mund des Herrn zu ihm spricht: Warum zugrunde geht das Land, verödet liegt wie die Wüste, die niemand durchzieht?

12 Der Herr spricht: "Weil mein Gesetz sie verließen, das ich ihnen gegeben, und sie auf meine Stimme nicht hörten und nicht danach lebten,

13 sondern ihrem eigenen trotzigen Sinn nachgingen und den Baalen, wie ihre Väter sie lehrten",

14 darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Ich werde sie, dieses Volk, mit Wermut speisen und Giftwasser ihnen zu trinken geben.

15 Ich werde sie unter Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt, und hinter ihnen das Schwert hersenden, bis ich sie aufgerieben." –

 

'Ein Klagelied hört man von Zion her...'

16 So spricht der Herr der Heerscharen. – Auf, ruft den Klagefrauen, daß sie kommen! Schickt hin zu den weisen Frauen! Sie sollen kommen!

17 Eilends sollen sie kommen, ein Klagelied über uns anzustimmen, daß unsere Augen zerfließen in Tränen, unsere Wimpern triefen von Wasser!

18 Horch! Ein Klagelied hört man von Zion her: "Wehe, wir sind vernichtet, gar sehr in Schande geraten! Die Heimat müssen wir lassen! Preisgeben unsere Wohnungen!"

19 Hört, ihr Frauen, das Wort des Herrn! Euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter den Klagegesang, das Klagelied eine die anderen:

20 "Durch die Fenster stieg uns der Tod, drang ein in unsere Burgen. Er raffte das Kind auf der Straße hinweg, die Jugend vom Markt!" –

21 Rede: "So lautet der Spruch des Herrn: Da liegen die Leichen der Leute wie Dung auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt."

 

Der wahre Selbstruhm

22 So spricht der Herr: "Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit! Der Starke rühme sich nicht seiner Stärke und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums!

23 Nein, dessen möge sich rühmen, wer sich rühmen will, daß er so klug ist, mich zu erkennen, daß ich der Herr bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden. – An solchem habe ich Gefallen" – Spruch des Herrn.

 

Unbeschnittenen Herzens

24 "Wahrlich, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da suche ich alles heim, was unbeschnitten ist trotz der Beschneidung,

25 Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter und Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen. Denn alle diese Völker da sind unbeschnitten, aber ganz Israel ist unbeschnittenen Herzens."

 

Kapitel 10: Die ohnmächtigen Götzen und der mächtige Gott

1 Hört das Wort, das der Herr zu euch spricht, Haus Israel! So spricht der Herr:

2 "Gewöhnt euch nicht an die Bräuche der Völker und fürchtet euch nicht vor den Zeichen des Himmels! – Nur die Völker erschrecken vor ihnen.

3 Denn die Satzungen der Völker sind eitler Wahn. Das Götzenbild ist nur aus Holz, das man mit der Axt im Wald fällt, ein Werk von Künstlerhand.

4 Er verziert es mit Silber und Gold, man macht es fest mit Nagel und Hammer, daß es nicht schwankt.

5 Einer Vogelscheuche im Gurkenfeld gleichen die Götzen. Sie können nicht reden. Man muß sie tragen, weil sie nicht gehen können. Fürchtet sie nicht; sie können nicht schaden! Doch auch Gutes zu tun, steht nicht in ihrer Macht."

6 Deinesgleichen, o Herr, gibt es nicht! Groß bist du. Groß ist dein Name ob deiner Macht.

7 Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, dir gebührt dies. Denn unter allen Weisen der Völker und in all ihren Reichen gibt es nicht deinesgleichen.

8 Dumm und töricht sind sie allesamt. Die ganze Lehre von den nichtigen Götzen lautet: Holz ist es,

9 Silberblech, das man aus Tarschisch geholt, Gold aus Ofir, ein Werk des Künstlers und der Hände des Goldschmieds. Blauer und roter Purpur ist ihr Gewand. Ein Werk des Künstlers ist alles.

10 Doch der Herr ist wahrer Gott, lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erzittert die Erde. Die Völker ertragen nicht seinen Grimm.

11 So sollt ihr von ihnen sagen: "Die Götter, die Himmel und Erde nicht geschaffen, werden von der Erde und unter dem Himmel verschwinden."

12 Er schuf die Erde durch seine Kraft, er gründete durch seine Weisheit den Erdkreis, er spannte durch seine Einsicht die Himmel aus.

13 Beim Schall seiner Stimme rauschen die Wasser am Himmel. Er führt die Wolken herauf von den Enden der Erde, schleudert beim Regen die Blitze, entsendet den Sturmwind aus seinen Kammern.

14 Als Tor steht ein jeder da, der dies nicht begreift. Schämen muß sich ein jeder Künstler ob seines Gußbildes. Denn Trug ist sein Gußbild; kein Geist wohnt in ihm.

15 Wahngebilde sind sie, Dinge zum Lachen. Zur Zeit ihrer Züchtigung ist es mit ihnen zu Ende.

16 Doch nicht wie diese ist Jakobs Anteil, sondern er ist der Schöpfer des Alls, und Israel ist der Stamm, der ihm eigen. 'Herr der Heerscharen' ist sein Name!

 

Strafandrohung und Klage

17 Nimm dein Bündel vom Boden auf, die du sitzt in der belagerten Stadt!

18 Denn so spricht der Herr: "Siehe, wegschleudern will ich diesmal die Bewohner des Landes und sie in Drangsal führen, daß sie mich finden."

19 "Weh mir! Welch ein Schlag! Unheilbar ist meine Wunde! Doch ich dachte: 'Es ist mein Leid, ich kann es ertragen!'

20 Mein Zelt ist zerstört, meine Zeltstricke sind alle zerrissen. Weggezogen sind meine Kinder, fort sind sie. Niemand schlägt mein Zelt wieder auf und breitet darüber aus meine Decken.

21 Denn töricht waren die Hirten. Sie fragten nicht nach dem Herrn. So fanden sie keine Gelingen: Ihre Herde ward gänzlich zerstreut."

22 Horch! Eine Kunde! Es naht! Gewaltig dröhnt es vom Nordland her, Judas Städte zur Wüste zu wandeln, zur Behausung für Schakale!

 

Ergebung des Volkes

23 Ich weiß, o Herr: Des Menschen Schicksal liegt nicht in seiner Hand. Keinem ist es gegeben, auf dem Lebensweg seinen Schritt zu bestimmen.

24 So züchtige mich denn, o Herr, doch nur in Milde, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht vernichtest.

25 Gieße vielmehr deinen Grimm aus über die Völker, die dich nicht kennen, über die Geschlechter, die nicht anrufen deinen Namen! Denn verschlungen haben sie Jakob, haben es aufgezehrt und gefressen und seine Auen zur Wüste gemacht.

 

Kapitel 11: Bundesbruch und Treulosigkeit des Volkes

Mahnung zur Bundestreue

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:

2 "Hört auf die Worte dieses Bundes und verkündet sie den Leuten von Juda und den Bewohnern von Jerusalem!

3 Sag ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht sei jeder, der den Weisungen dieses Bundes nicht folgt,

4 die ich euren Vätern gegeben habe, da ich sie aus Ägypten, dem Eisenschmelzofen, führte, indem ich sprach: Hört auf meine Stimme und handelt danach in allem, was ich euch gebiete! Dann werdet ihr mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein,

5 damit ich den Schwur erfüllen kann, den ich euren Vätern getan habe: daß ich ihnen ein Land geben werde, das von Milch und Honig überfließt, wie es heute noch ist." Da antwortete ich: "So sei es, Herr!"

 

Der Bundesbruch

6 Weiter sagte zu mir der Herr: "Verkünde all diese Worte in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems: Hört die Weisungen dieses Bundes und handelt danach!

7 Denn ich habe euren Vätern, schon als ich sie aus Ägypten führte, bis auf den heutigen Tag immerfort aufs ernstlichste eingeschärft: Hört auf meine Stimme!

8 Doch sie hörten nicht und gaben mir kein Gehör, sondern jeder folgte seinem trotzigen, bösen Sinn. So ließ ich denn alle Drohungen dieses Bundes, den ich ihnen zu halten befohlen hatte, über sie kommen, weil sie ihn nicht gehalten haben."

9 Weiter sprach der Herr zu mir: "Es besteht eine Verschwörung unter den Leuten Judas und unter den Bewohnern Jerusalems.

10 Sie sind in die Sünden ihrer Vorväter zurückgefallen, die sich weigerten, meinen Weisungen zu gehorchen. Sie liefen fremden Göttern nach, ihnen zu dienen. Gebrochen hat Israels Haus und Judas Haus meinen Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe."

 

Lege keine Fürsprache für sie ein

11 Darum spricht der Herr: "Siehe, ich bringe über sie Unheil, aus dem sie keinen Ausweg mehr finden. Wenn sie dann zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören.

12 Die Städte Judas und die Bewohner Jerusalems mögen dann hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie geopfert haben. Aber sie werden ihnen nicht helfen in ihrem Unglück.

13 Denn zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götzen, und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, so viele Altäre habt ihr dem Schandgötzen errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern.

14 Du aber, bete nicht für dieses Volk, lege keine flehentliche Fürsprache für sie ein! Denn ich erhöre sie nicht, wenn sie mich in ihrem Unglück um Hilfe anrufen.

15 Was will mein Liebling in meinem Haus? Freveltaten verüben? Werden Gelübde und heiliges Fleisch von dir deine Bosheit wegnehmen, daß du dann wieder frohlocken kannst?"

16 Einen grünenden Ölbaum, prangend in prächtiger Frucht, hieß dich der Herr. Doch beim Tosen gewaltigen Rauschens entfacht er ein Feuer in seinem Laub, daß seine Ranken zerbrechen.

17 Der Herr der Heerscharen, der dich gepflanzt hat, hat dir Unheil angedroht wegen der Bosheit des Hauses Israels und des Hauses Juda, die sie verüben, um mich zu kränken, indem sie dem Baal opferten.

 

Mordanschlag gegen Jeremia

18 Der Herr hat es mir geoffenbart, und so erfuhr ich es.

19 Du hast mir ihre Machenschaften gezeigt. Ich war wie ein argloses Lamm, das zur Schlachtung geführt wird. Ich wußte nicht, daß sie böse Anschläge gegen mich schmiedeten: "Laßt uns den Baum vernichten in seinem Saft! Laßt uns ihn tilgen aus dem Land der Lebendigen, daß seines Namens nicht mehr gedacht werde!"

20 Herr der Heerscharen, du richtest gerecht und prüfst Nieren und Herzen! Laß deine Rache an ihnen mich schauen! Denn dir habe ich meine Sache anheimgestellt.

 

'Unheil bringe ich über die Leute von Anatot'

21 Darum spricht der Herr gegen die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten und sagen: "Weissage nicht mehr im Namen des Herrn, sonst mußt du durch unsere Hand sterben!"

22 Darum spricht also der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich will sie heimsuchen. Die jungen Männer sollen fallen durchs Schwert. Ihre Söhne und Töchter werden Hungers sterben.

23 Kein Überrest wird ihnen bleiben. Denn Unheil bringe ich über die Leute von Anatot im Jahr ihrer Heimsuchung."

 

Kapitel 12: Das Glück der Gottlosen

1 Du behältst recht, Herr, wenn ich streiten wollte mit dir. Gleichwohl möchte ich dich doch noch zur Rede stellen. Warum glückt, was die Frevler unternehmen? Unbehelligt bleiben alle, die Treuloses treiben.

2 Du pflanzest sie ein, und sie schlagen Wurzel, gedeihen und tragen Frucht. Du bist nah ihrem Mund, doch fern ihrem Herzen.

3 Du aber, Herr, du kennst und durchschaust mich. Du hast erprobt, wie mein Herz zu dir steht. Sondere sie ab wie die Schafe zur Schlachtung! Bestimme sie für den Tag, an dem sie geschlachtet werden!

4 Wie lange soll noch trauern das Land, verdorren das Grün auf dem Feld? Wegen der Bosheit seiner Bewohner gehen Vieh und Vögel zugrunde. Denn sie sagen: "Gott sieht nicht unsere Wege."

 

Treulosigkeit der Angehörigen

5 "Wirst du schon müde, so du mit Fußgängern läufst, wie willst du um die Wette rennen mit Pferden? Wenn du im friedlichen Land dich nicht sicher fühlst, was tust du erst im Dickicht des Jordans?

6 Denn auch deine Brüder, das Haus deines Vaters, auch die sind falsch gegen dich. Auch die schreien hinter dir her aus voller Kehle. Trau ihnen nicht, wenn sie mit dir auch freundlich reden!"

 

Gottes Klagelied

7 "Verlassen habe ich mein Haus, verstoßen mein Erbe. In Feindeshand gab ich meines Herzens Liebling.

8 Mein Erbe steht gegen mich wie ein Löwe im Wald. Es erhebt Gebrüll gegen mich; darum ist es mir zuwider.

9 Ein buntgefiederter Vogel ist mein Erbe. Raubvögel scharen sich rings um ihn. – Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes! Kommt zum Fraß!

10 Viele Hirten machen wüst meinen Weinberg, zertreten mein Eigentum, machen mein anmutig Erbe zur öden Wüste.

11 Zur Einöde machen sie es. Vor mir trauert die Wüste. Verheert ist das ganze Land. Keiner nimmt es sich zu Herzen.

12 Über alle kahlen Höhen der Steppe brechen die Verwüster ein. Denn ein Schwert hat der Herr, das wütete von einem Ende der Erde zum anderen. Kein Geschöpf bleibt verschont.

13 Sie säen Weizen und ernten Dornen, mühen sich ab, doch erreichen sie nichts. Sie wurden zuschanden mit ihren Ernten ob der Zornesglut des Herrn."

 

Die heidnischen Nachbarvölker

14 So spricht der Herr über alle bösen Nachbarvölker, die das Eigentum antasten, das ich meinem Volk Israel gab: "Wohlan, herausreißen werde ich sie aus ihrem Land. Auch das Haus Juda werde ich reißen aus ihrer Mitte.

15 Wenn ich sie herausgerissen habe, werde ich mich ihrer wieder erbarmen und sie zurückführen, jeden zu seinem Besitz und in sein Heimatland.

16 Wenn sie dann die Wege meines Volkes lernen und bei meinem Namen schwören: 'So wahr der Herr lebt!', gleichwie sie mein Volk gelehrt, beim Baal zu schwören, sollen sie auferbaut werden inmitten meines Volkes.

17 Wenn sie jedoch nicht hören wollen, werde ich ein solches Volk ausreißen und es gänzlich vernichten" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 13: Sinnbildliche Weissagung der Verbannung

Der linnene Gürtel

1 So sprach der Herr zu mir: "Geh, kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Hüften! Laß ihn aber nicht in Wasser kommen!"

2 Ich kaufte den Gürtel nach dem Befehl des Herrn und legte ihn mir um die Hüften.

3 Abermals erging an mich das Wort des Herrn:

4 "Nimm den Gürtel, den du gekauft hast und um deine Hüften trägst, mache dich auf, geh an den Eufrat und verbirg ihn dort in einer Felsenspalte!"

5 Ich ging hin und verbarg ihn am Eufrat, wie der Herr mir geboten hatte.

6 Nach vielen Tagen sagte der Herr zu mir: "Mache dich auf, geh an den Eufrat und hole dort den Gürtel, den ich dich dort verbergen hieß!"

7 Ich ging zum Eufrat, suchte nach und nahm den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Aber der Gürtel war verfault, so daß er zu nichts mehr taugte.

8 Da erging an mich das Wort des Herrn: "So spricht der Herr:

9 Auf gleiche Weise will ich den Hochmut Judas und den großen Hochmut Jerusalems dem Vererben preisgeben.

10 Diese ruchlosen Menschen, die sich weigern, auf meine Worte zu hören, die in der Bosheit ihres Herzens dahinwandeln und fremden Göttern nachlaufen, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, sie sollen wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr taugt.

11 Denn wie sich der Gürtel an die Hüften des Mannes anschmiegt, so wollte ich das Haus Israel und das ganze Haus Juda sich an mich schmiegen lassen!" – Spruch des Herrn – "daß sie mein Volk seien, mein Ruhm, mein Preis, meine Zierde. Sie aber hörten nicht.

 

Die zerschlagenen Weinkrüge

12 Rede folgende Worte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Jeder Krug wird mit Wein gefüllt!' Wenn sie dir erwidern: 'Wissen wir das nicht selbst, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?',

13 so sage ihnen: So spricht der Herr: Seht, ich erfülle alle Bewohner dieses Landes, die Könige, die auf Davids Thron sitzen, die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit

14 und zerschlage sie, einen am anderen, die Väter zugleich mit den Söhnen" – Spruch des Herrn. – "Keine Schonung, kein Mitleid, kein Erbarmen hält mich ab von ihrer Vernichtung."

 

Warnung vor Hochmut

15 Hört und merkt auf! Seid nicht hochmütig, wenn der Herr spricht!

16 Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, bevor es Nacht wird, bevor eure Füße sich auf den Bergen in der Finsternis stoßen. Vergeblich wartet ihr sonst auf das Licht. Er wandelt es in Todesnacht und in tiefstes Dunkel.

17 Wenn ihr nicht hört, muß im stillen ich weinen ob eures Hochmuts. Mein Auge wird ganz in Tränen zerfließen, weil gefangen man weggeführt die Herde des Herrn.

 

Die Wegführung in die Gefangenschaft

18 Sage zum König und zur Königmutter: "Setzt tief euch herab! Denn eure herrliche Krone fällt euch vom Haupt.

19 Verschlossen sind die Städte des Südlands, niemand ist, der sie öffnet. Ganz Juda wird weggeführt, wird vollzählig gefangen."

 

Die große Schuld

20 Erhebe deine Augen! Sieh, wie sie kommen von Norden! Wo ist die Herde, die dir anvertraut war, die prächtigen Schafe?

21 Was wirst du sagen, wenn er die über dich zu Herren bestellt, die du als Vertraute an dich gewöhnt hast? Werden dich da nicht die Wehen packen wie eine Frau beim Gebären?

22 Und wenn du dich fragst: "Warum trifft mich solches?": Ob deiner großen Schuld wird die Schleppe dir aufgehoben, werden dir wundgerieben die Fersen.

23 Kann denn ein Kuschiter seine Hautfarbe wechseln, der Panther seine Streifen? Dann würdet auch ihr noch Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid.

24 "Ich will euch zerstreuen wie Spreu, die im Wüstenwind dahinfliegt.

25 Das ist dein Los, dein Teil, den ich dir zugemessen" – Spruch des Herrn – "weil du meiner vergessen und dich auf Lügen verlassen.

26 Über den Kopf ziehen werde ich dir deine Schleppe, daß sichtbar wird deine Schande.

27 Dein Ehebruch, dein geiles Gelächter, deine schändliche Buhlerei – auf den Hügeln, im Feld habe ich deine Greuel gesehen! Weh dir, Jerusalem, du bist nicht rein! Wie lange wird es noch währen?"

 

Kapitel 14:

1 Dies ist das Wort des Herrn, das an Jeremia erging aus Anlaß der großen Dürre:

2 "Juda trauert, seine Städte verschmachten, liegen am Boden. Jerusalems Wehgeschrei steigt empor.

3 Die Vornehmen schicken ihre Diener nach Wasser. Sie kommen zu den Brunnen, doch Wasser finden sie nicht. Mit leeren Gefäßen kehren sie heim. [Sie sind enttäuscht und bestürzt und verhüllen ihr Haupt.]

4 Ob des Feldes, das vertrocknet ist, weil kein Regen im Land fällt, sind voll Enttäuschung die Bauern, verhüllen ihr Haupt.

5 Ja, selbst die Hirschkuh, die auf dem Feld gebiert, läßt ihr Junges im Stich, weil nichts Grünes mehr da ist.

6 Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen, weil es kein Futter gibt."

 

Bitte um Gnade

7 "Wenn unsere Sünden auch gegen uns zeugen: Herr, sei uns gnädig um deines Namens willen! Denn zahlreich sind unsere Verfehlungen, womit gegen dich wir gesündigt haben.

8 Hoffnung Israels, sein Retter zur Zeit der Not! Was bist du wie ein Fremdling im Land, wie ein Wanderer, der nur zur Nachtruhe haltmacht?

9 Was bist du wie ein verzagter Mann, wie ein Starker, der nicht zu helfen vermag? Du bist doch in unserer Mitte, o Herr. Nach deinem Namen sind wir genannt. Verstoße uns nicht!"

 

Zurückweisung der Fürbitte

10 So spricht der Herr von diesem Volk: "So hin und her zu schweifen, das lieben sie. Nie schonen sie ihre Füße. Der Herr aber hat kein Wohlgefallen an ihnen. – Nun gedenkt er ihrer Schuld und straft sie für ihre Sünden."

11 Weiter sprach der Herr zu mir: "Bitte nicht um Gnade für dieses Volk! Fasten sie, so höre ich nicht auf ihr Flehen.

12 Bringen sie Brandopfer und Speiseopfer dar, habe ich kein Gefallen daran. Vielmehr will ich sie ausrotten durch Schwert, Hunger und Pest."

13 Da sagte ich: "Ach, allmächtiger Herr, siehe, die Propheten sagen ihnen: 'Ihr werdet das Schwert nicht sehen. Hungersnot wird euch nicht treffen, sondern sicheren Frieden will ich euch geben an dieser Stätte.'"

14 Der Herr erwiderte mir: "Lüge weissagen die Propheten in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, nicht beauftragt, nicht zu ihnen gesprochen. Erlogene Visionen, nichtige Wahrsagung und selbstersonnene Täuschung tragen sie euch als Weissagung vor."

15 Darum spricht also der Herr: "Über die Propheten, die weissagen in meinem Namen, ohne von mir gesandt zu sein, und die behaupten: 'Schwert und Hunger werden nicht kommen in dieses Land!': Durch Schwert und Hunger werden diese Propheten enden.

16 Die Leute aber, denen sie weissagen, werden auf den Straßen Jerusalems liegen, hingestreckt von Hunger und Schwert. Niemand wird sie begraben, sie samt ihren Frauen, Söhnen und Töchtern. Ich werde über sie ausgießen ihr Unglück.

 

Klage des Propheten

17 So sollst du zu ihnen sprechen: 'Meine Augen zerfließen in Tränen Tag und Nacht und kommen nimmer zur Ruhe! Denn ein furchtbarer Schlag traf die Jungfrau, die Tochter, mein Volk, ein ganz unheilbarer Hieb!

18 Geh ich hinaus aufs Feld, da liegen vom Schwert Durchbohrte. Komme ich hinein in die Stadt, da wüten Qualen des Hungers. Ja, Priester sogar und Prophet irren umher im Land, wissen nicht ein und aus.'"

 

Klage des Volkes

19 "Hast du Juda denn ganz verworfen? Hast du Ekel an Zion? Was schlägst du uns, statt uns zu helfen? Auf Rettung hoffen wir wohl – es kommt nichts Gutes, auf die Stunde der Heilung – doch nichts als Schrecken!

20 Wir erkennen, o Herr, unsere Bosheit, die Schuld unserer Väter. Fürwahr, wir haben gegen dich Sünde getan.

21 Du aber verschmähe uns nicht deines Namens wegen! Laß nicht in Unehre fallen deiner Herrlichkeit Thron! Sei eingedenk deines Bundes mit uns und löse ihn nicht!

22 Gibt es unter den Wahngebilden der Völker Regenspender? Oder läßt der Himmel von selbst den Regen strömen? Bist du es nicht, Herr, unser Gott? So harren wir dein! Du wirkst ja dies alles."

 

Kapitel 15: Abermalige Absage Gottes

1 Doch der Herr sprach zu mir: "Wenn auch Mose und Samuel vor mich träten, wollte ich doch nichts mehr von diesem Volk wissen. Schaffe sie mir aus den Augen, sie sollen gehen!

2 Wenn sie dich fragen: 'Wohin sollen wir gehen?', dann sage ihnen: So spricht der Herr: 'Zum Tod, wer dem Tod geweiht ist. Zum Schwert, wer dem Schwert geweiht ist. Zum Hunger, wer dem Hunger geweiht ist. Zur Verbannung, wer der Verbannung geweiht ist.'

3 Ich werde vier Plagen gegen sie aufbieten" – Spruch des Herrn: "Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Wegschleifen, die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes zum Fressen und Vertilgen.

4 Ich werde sie zum Gegenstand des Entsetzens machen für alle Reiche der Erde wegen Manasse, des Sohnes Hiskijas, des Königs von Juda, für das, was er in Jerusalem verübt hat."

 

Klage über die Verheerungen des Krieges

5 "Wer wird Mitleid haben mit dir, Jerusalem, wer wird dich bedauern? Wer wird bei dir einkehren, nach deinem Befinden zu fragen?

6 Du hast mich verworfen" – Spruch des Herrn – "hast mir den Rücken gekehrt. So strecke ich wider dich aus meine Hand und vernichte dich. Müde bin ich der Nachsicht.

7 Ich worfelte sie mit der Wurfschaufel an den Toren des Landes. Ich machte mein Volk kinderlos und führte es ins Verderben. Doch von ihren Wegen ließen sie nicht.

8 Zahlreicher sind mir ihre Witwen geworden als der Sand am Meer. Über die Mütter junger Männer ließ ich ihnen am hellen Mittag den Verwüster kommen. Angst und Schrecken ließ ich sie plötzlich befallen.

9 Es sank dahin, die siebenmal geboren. Sie verhauchte ihr Leben. Die Sonne ging ihr bei Tag noch unter. Sie ward beschämt und enttäuscht. Was von ihnen nach übrigbleibt, gebe ich dem Schwert preis vor ihren Feinden." – Spruch des Herrn.

 

Jeremia wird an Gott irre

10 Weh mir, meine Mutter, daß du mich geboren, einen Mann des Streites und Haders für alle! Nicht lieh ich aus, noch hat man mir selber geliehen. Doch fluchen mir alle.

11 Der Herr hat verheißen: "Wahrlich, stark machen will ich dich zum Erfolg! Wahrlich, am Tag des Unglücks, zur Zeit der Not will ich es fügen, daß der Feind bittend dich angeht."

12 ["Kann man Eisen zerbrechen, nordisches Eisen und Erz?

13 Deinen Besitz und deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Bezahlung für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet.

14 Ich mache deinen Feinden dich dienstbar in einem Land, das du nicht kennst. Denn durch meinen Zorn ist ein Feuer entbrannt und lodert gegen euch."]

15 Du weißt es, o Herr! Gedenke meiner und nimm meiner dich an! Räche mich an meinen Verfolgern! Laß mich nicht weggerafft werden über deiner Langmut! Bedenke, daß ich Schmach erdulde um deinetwillen!

16 Erließest du deine Befehle, so waren sie mir wie eine Speise. Zur Wonne und Herzensfreude war mir dein Wort. Ich bin ja nach deinem Namen benannt, Herr, Gott der Heerscharen.

17 Ich sitze nicht im fröhlichen Kreis und freue mich. Von deiner Faust gepackt, sitze ich einsam; denn du erfüllst mich mit Grimm.

18 Warum soll ewig währen mein Schmerz und meine Wunde bösartig sein, spottend der Heilung? Du bist wie ein trügerischer Bach mir geworden, wie Wasser, auf die kein Verlaß ist.

 

Die göttliche Zurechtweisung

19 Darauf entgegnete der Herr: "Wenn du anderen Sinnes wirst, darfst du aufs neue mir dienen. Wenn nur Rechtes du vorbringst und nichts Verkehrtes, darfst du wieder in meinem Auftrag sprechen. Jene müssen dir sich zuwenden, du aber darfst dich ihnen nicht beugen.

20 Ich mache dich für dieses Volk zu einer ehernen, unüberwindlichen Mauer. Bekämpfen sie dich, so werden sie dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, dir zu helfen und dich zu retten" – Spruch des Herrn.

21 "Ich werde dich erretten aus der Gewalt der Gottlosen, dich befreien aus der Hand der Gewaltmenschen."

 

Kapitel 16: Des Propheten Leben ein Sinnbild für den Untergang des Volkes

Seine Ehelosigkeit

1 Es erging an mich das Wort des Herrn:

2 "Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort.

3 Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, über die Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, von denen sie abstammen werden in diesem Land:

4 Eines qualvollen Todes werden sie sterben, nicht beklagt und nicht bestattet. Wie Dünger auf dem Feld werden sie daliegen. Durch Schwert und Hunger sollen sie ums Leben kommen. Ihre Leichen werden den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen."

 

Unterlassung der Trauer um Tote

5 Weiter gebot der Herr: "Tritt in kein Trauerhaus, geh zu keiner Totenklage und bezeige keinem dein Beilied; denn ich entziehe diesem Volk meine Freundschaft, Huld und Erbarmen" – Spruch des Herrn.

6 "Groß und klein sollen in diesem Land sterben, ohne daß man sie bestattet oder beklagt. Man wird sich nicht ritzen und sich nicht scheren um ihretwillen.

7 Man wird nicht das Trauerbrot brechen, um einen zu trösten um einen Toten. Man wird niemand den Trostbecher reichen um seinen Vater oder um seine Mutter.

 

Entsagung von Freude und Geselligkeit

8 Geh in kein Haus zum Festgelage, um dort bei Speise und Trank zu sitzen!

9 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wahrlich, ich lasse verstummen an diesem Ort vor euren Augen in euren Tagen Wonnelaut und Freudenruf, Bräutigamsjubel und Brautgesang.

 

Die Verbannung als Strafe

10 Wenn du diesem Volk all diese Wort verkündest und sie dich fragen: 'Warum droht uns der Herr alle diese großen Übel an? Worin besteht unsere Schuld und unsere Sünde, die wir gegen den Herrn, unseren Gott, begangen haben?',

11 so antworte ihnen: 'Weil eure Väter mich verlassen haben' – Spruch des Herrn – 'und anderen Göttern nachgelaufen sind, ihnen gedient und sie angebetet haben, während sie mich verlassen und mein Gesetz nicht beobachtet haben.

12 Ihr habt es noch schlimmer getrieben als eure Väter. Jeder von euch folgt nur seinem trotzigen, bösen Herzen, ohne auf mich zu hören.

13 Darum werde ich euch aus diesem Land fortschleudern in ein Land, das weder ihr noch eure Väter kannten. Dort mögt ihr fremden Göttern dienen bei Tag und bei Nacht. Ich aber schenke euch kein Erbarmen mehr.'

 

Verheißung der Rückkehr aus der Gefangenschaft

14 Darum siehe, es werden Tage kommen" – Spruch des Herrn – "da wird man nicht mehr sagen: 'So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hat!',

15 sondern: 'So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, wohin er sie verstoßen hatte, heimgeführt hat!' – Ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben haben."

 

Fischer und Jäger

16 "Siehe, ich entbiete viele Fischer" – Spruch des Herrn – "die fischen sie weg. Danach entbiete ich viele Jäger, die erjagen sie auf jedem Berg und auf jeder Höhe und in den Felsenklüften.

17 Denn meine Augen folgen all ihren Wegen. Sie sind mir nicht verborgen. Ihre Schuld ist vor meinen Augen nicht verdeckt.

18 Zunächst vergelte ich so doppelt ihre Schuld und ihre Sünde, weil sie mein Land entweiht haben mit ihren leblosen, greulichen Götzenscheusalen, die mein Erbland erfüllen."

 

Die Heiden erkennen den wahren Gott

19 "O Herr, meine Kraft, meine Burg, meine Zuflucht am Tag der Not! Die Völker kommen zu dir von den Enden der Erde und sagen: 'Unsere Väter besaßen nur falsche Götzen, nichtige, nichtsnutzige Götter.'

20 Kann der Mensch sich denn Götter machen? Das sind doch nicht Götter!"

21 "Siehe, zur Erkenntnis will ich sie diesmal führen. Meine starke Hand will ich sie fühlen lassen. Dann werden sie erkennen, daß mein Name ist: 'Der Herr'!"

 

Kapitel 17: Judas Schuld und Strafe

1 "Aufgezeichnet ist Judas Sünde mit eisernem Griffel, eingegraben mit diamantenem Stift auf ihres Herzens Tafel, an den Hörnern ihrer Altäre,

2 damit ihre Söhne an ihre Altäre denken und ihre Götzenpfähle, an grünenden Bäumen, auf hohen Hügeln,

3 auf den Bergen im Feld. Deine Habe, all deine Schätze gebe ich der Plünderung preis, deine Höhen in all deinen Gauen wegen all deiner Sünden.

4 Dein Erbe, das ich dir gab, mußt du lassen. Ich mache dich zum Knecht deiner Feinde in einem Land, das du nicht kennst. Denn ein Feuer habt ihr entzündet in meinem Inneren, das ewig brennt."

 

Trost bei Gott

5 So spricht der Herr: "Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf Menschen sich stützt, dessen Herz sich abkehrt von Gott!

6 Er gleicht einem Strauch in der Steppe. Er erlebt nicht, daß Gutes kommt. Er haust in dürrem Wüstenland, in salziger, unwirtlicher Gegend.

7 Gesegnet der Mann, der auf den Herrn vertraut, dessen Zuversicht der Herr ist!

8 Er ist wie ein am Wasser gepflanzter Baum, der seine Wurzeln zum Bach streckt. Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt. Sein Laub bleibt grün; im trockenen Jahr hat er keine Not. Er hört nicht auf, Früchte zu tragen.

9 Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verschlagen. Wer kann es ergründen?

10 Ich, der Herr, durchforsche das Herz, prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel, wie sein Tun es verdient."

11 Ein Vogel, der brütet, was er nicht gelegt, ist jener, der Reichtum erwirbt, aber durch Unrecht. In der Mitte seines Lebens muß er ihn lassen. An seinem Ende steht er als Tor da.

 

'Heile mich, Herr!'

12 Der Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, ist unseres Heiligtums Stätte.

13 Du Hoffnung Israels: Herr! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden; die von dir weichen, werden in den Staub geschrieben. Denn sie haben verlassen den Quell lebendigen Wassers, den Herrn.

14 Heile mich, Herr, daß ich Heilung finde! Stehe mir bei, daß mir Hilfe werde! Denn dir gilt mein Lob.

15 Siehe, sie sagen zu mir: "Wo bleibt die Drohung des Herrn? Sie treffe doch ein!"

16 Ich drängte dich nicht zum Unheilsgericht; nach dem Unheilstag habe ich nicht begehrt. Du weißt, was mir über die Lippen kam; vor dir liegt es offen!

17 Werde mir nicht zum Schrecknis, du, meine Zuflucht am Tag des Unheils!

18 Meine Verfolger sollen zugrunde gehen, nicht ich soll zugrunde gehen. Sie sollen verderben, nicht ich will verderben. Bringe über sie den Unheilstag! Zerschlage sie mit doppeltem Schlag!

 

Die Sabbatheiligung

19 So spricht der Herr zu mir: "Geh, stelle dich im Tor der Kinder des Volkes auf, durch das die Könige Judas aus- und eingehen, und in allen übrigen Toren Jerusalems!

20 Sage zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, all ihr Judäer, all ihr Bewohner Jerusalems, die ihr durch diese Tore geht! So spricht der Herr:

21 'Hütet euch um eures Lebens willen, am Sabbat eine Last zu tragen und sie durch die Tore Jerusalems hereinzubringen!

22 Tragt auch am Sabbat keine Last aus euren Häusern! Verrichtet keinerlei Arbeit, sondern heiligt den Sabbat, wie ich euren Vätern befohlen habe!

23 Doch sie haben nicht gehört und mir kein Gehör geschenkt. Sie blieben halsstarrig, gehorchten nicht und nahmen keine Zucht an.

24 Wenn ihr nun auf mich hört' – Spruch des Herrn – 'und am Sabbat keine Last mehr durch die Tore dieser Stadt tragt, sondern den Sabbat heilig haltet und an ihm keine Arbeit verrichtet,

25 dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige und Fürsten einziehen, die auf Davids Thron sitzen. Mit Wagen und Pferden fahren sie, ihre Fürsten, die Leute von Juda und die Bewohner Jerusalems, und diese Stadt wird immerdar bewohnt bleiben.

26 Dann werden aus den Städten Judas, aus der Umgegend von Jerusalem, aus dem Gebiet Benjamins, aus der Schefela, aus dem Gebirge und aus dem Südland Leute kommen, die Brandopfer, Schlachtopfer, Speiseopfer und Weihrauch darbringen, die Dankopfer zum Haus des Herrn tragen.

27 Wenn ihr aber nicht auf meinen Befehl hört, den Sabbat heilig zu halten, keine Lasten zu tragen und damit am Sabbat durch die Tore Jerusalems zu kommen, will ich Feuer an seine Tore legen. Das soll die Paläste Jerusalems verzehren und nicht mehr erlöschen!'"

 

Kapitel 18: Der Prophet in der Werkstatt des Töpfers

1 Folgende Weisung erging vom Herrn an Jeremia:

2 "Mache dich auf, geh hinab zum Haus des Töpfers! Dort werde ich dir meine Weissagung kundtun!"

3 Ich ging hinab zum Haus des Töpfers. Er war gerade bei der Arbeit an der Töpferscheibe.

4 Mißriet nun das Gefäß, das er eben formte, wie es unter der Hand es Töpfers vorkommt, so machte er ein anderes Gefäß, wie es dem Töpfer gut schien.

5 Da erging das Wort des Herrn an mich:

6 "Kann ich nicht so, wie der Töpfer da, mit euch verfahren, Haus Israel?" – Spruch des Herrn. – "Ja, wie der Ton in des Töpfers Hand, seid ihr in meiner Hand, Haus Israel!

7 Bald drohe ich einem Volk oder einem Reich, daß ich es ausrotten, vernichten, vertilgen will.

8 Doch bekehrt sich dieses Volk von seiner Bosheit, um derentwillen ich ihm gedroht, lasse ich mich das Unheil gereuen, das ich ihm anzutun dachte.

9 Bald verheiße ich einem Volk oder einem Reich, es aufzubauen und einzupflanzen.

10 Tut es aber, was böse ist in meinen Augen, indem es auf meine Stimme nicht hört, dann lasse ich mich das Gute gereuen, das ich ihm zu erweisen dachte.

11 So verkünde nun den Leuten von Juda und den Bewohnern Jerusalems: So spricht der Herr: 'Siehe, Unheil bereite ich wider euch. Ich habe wider euch Unheil erdacht und einen Plan wider euch geschmiedet! Kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg! Bessert eure Wege und eure Werke!'

12 Sie aber werden entgegnen: 'Es ist vergeblich! Wir gehen unseren eigenen Plänen nach.' – Jeder will nach dem Starrsinn seines bösen Herzens handeln."

13 Darum spricht der Herr: "Fragt nach bei den Völkern! Wer hat je solches vernommen? Ganz Abscheuliches hat getan die Jungfrau Israel.

14 Weicht vom Felsengrat je des Libanon Schnee? Versiegen die kalten, rauschenden Wasser der Berge?

15 Doch mich hat mein Volk vergessen. Dem Nichts bringen sie Rauchopfer dar. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den uralten Pfaden. Steile, ungebahnte Wege müssen sie gehen.

16 Ich mache ihr Land zur Wüste, zum ewigen Spott. Wer immer hindurchzieht, schaudert und schüttelt den Kopf.

17 Wie der Ostwind jage ich sie dahin vor dem Feind. Den Rücken, nicht das Antlitz zeige ich ihnen am Tag ihrer Not! –

 

Abrechnung mit den Gegnern

18 Sie sagen: Wohlan, laßt uns Pläne schmieden gegen Jeremia! Denn noch ist die Weisung vom Priester nicht gewichen, noch der Rat vom Weisen, noch das Wort vom Propheten. Wohlan, wir wollen ihn mit der Zunge treffen! Wir achten nicht all seiner Reden!"

19 Höre auf mich, o Herr! Vernimm meiner Gegner Rede!

20 Soll Gutes vergolten werden mit Bösem, daß sie mir eine Grube graben? Denke daran, wie ich vor dich trat, zum Besten für sie zu reden, deinen Zorn abzuwenden von ihnen!

21 Darum gib ihre Kinder dem Hunger preis! Überliefere sie der Gewalt des Schwertes! Ihre Frauen sollen kinderlos sein und verwitwet, ihre Männer erwürgt von der Seuche, ihre Jünglinge im Krieg vom Schwert erschlagen!

22 Schreien ertöne aus ihren Häusern, wenn du plötzlich Mordbanden über sie kommen läßt! Denn eine Grube graben sie, mich zu fangen. Schlingen legen sie meinem Fuß.

23 Doch du, Herr, kennst ihren ganzen Mordplan gegen mich. Laß nicht ungesühnt ihre Schuld! Lösche nicht aus vor dir ihre Sünde! Laß sie stürzen! Rechne ab mit ihnen zur Zeit deines Zornes!

 

Kapitel 19: Der zerschlagene Krug

1 So sprach der Herr: "Geh, kaufe dir einen irdenen Krug! Nimm einige Ältesten des Volkes und der Priester mit dir!

2 Geh hinaus in das Ben Hinnom-Tal, das vor dem Scherbentor liegt, und verkünde dort die Worte, die ich dir sagen werden!

3 Sprich: Hört das Wort des Herrn, Könige Judas, Bewohner von Jerusalem! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Seht, ich bringe Unheil über diesen Ort, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen,

4 weil sie mich verließen, diese Stätte entehrten, fremden Göttern an ihr opferten, von denen weder sie noch ihre Väter noch die Könige Judas wußten, und weil sie diesen Ort mit dem Blut Unschuldiger anfüllten,

5 Baalshöhen errichteten, um ihre Kinder als Opfer für den Baal zu verbrennen, was ich nie befohlen, nie geboten habe, was mir nie in den Sinn kam.

6 Darum seht, es werden Tage kommen" – Spruch des Herrn – "da wird man diese Stätte nicht mehr 'Tofet' und 'Ben-Hinnom-Tal', sondern 'Würgetal' nennen.

7 Da werde ich an diesem Ort die Weisheit Judas und Jerusalems zunichte machen, sie vor ihren Feinden durch das Schwert fallen lassen, durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ihre Leichen gebe ich den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß.

8 Ich mache diese Stadt zum Entsetzen und Spott. Jeder, der vorübergeht, wird sich entsetzen und spotten ob all ihrer Schläge.

9 Ich speise sie mit dem Fleisch ihrer Söhne und mit dem Fleisch ihrer Töchter. Einer wird das Fleisch des anderen essen in der Not und Bedrängnis, in die ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, sie bringen werden.'

10 Zerschlage den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind,

11 und sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: 'Siehe, so zerschmettere ich dieses Volk und diese Stadt, wie man ein Töpfergeschirr zerschmettert, daß man es nicht wiederherstellen kann. Das Tofet wird man als Begräbnisplatz benutzen, weil kein Platz zum Begraben mehr da ist.

12 So werde ich mit dieser Stätte verfahren' – Spruch des Herrn – 'und mit ihren Bewohnern: Ich werde diese Stadt zu einem Tofet machen.

13 Die Häuser Jerusalems und die Häuser der Könige von Juda sollen unrein werden wie die Stätte des Tofet, alle Häuser, auf deren Dächern sie dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer darbrachten und fremden Göttern Trankopfer spendeten.'"

 

Strafandrohung im Tempel

14 Als Jeremia vom Tofet zurückkam, wohin ihn der Herr zur prophetischen Verkündigung gesandt hatte, trat er in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zum ganzen Volk:

15 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Seht, ich will über diese Stadt und über all ihre Tochterstädte all das Unheil kommen lassen, das ich ihr angedroht habe; denn halsstarrig sind sie und hören nicht meine Worte.'"

 

Kapitel 20: Mißhandlung durch Paschhur

1 Als der Priester Paschhur, der Sohn des Immer – er war Oberaufseher im Haus des Herrn – den Propheten Jeremia diese Worte verkündigen hörte,

2 da schlug Paschhur den Propheten Jeremia und ließ ihn in den Block legen, der sich am oberen Tor, das heißt am Benjamintor, des Hauses des Herrn befand.

3 Als Paschhur am anderen Morgen den Jeremia aus dem Block freiließ, sagte Jeremia zu ihm: "Der Herr nennt dich nicht mehr Paschhur, sondern Magor ('Grauen ringsum').

 

Weissagung über Paschhur und seine Freunde

4 Denn so spricht der Herr: 'Siehe, ich mache dich zum Grauen für dich und alle deine Freunde! Sie werden durch das Schwert ihrer Feinde fallen, und du wirst es mit eigenen Augen sehen. Ganz Juda will ich in die Hand des Königs von Babel geben. Er wird sie gefangen nach Babel führen und mit dem Schwert erschlagen.

5 Allen Reichtum dieser Stadt, all ihr Gut und ihre Kostbarkeit gebe ich preis. Alle Schätze der Könige von Juda gebe ich in die Hände ihrer Feinde. Sie werden sie plündern, wegnehmen und nach Babel bringen.

6 Und du, Paschhur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Gefangenschaft wandern. Nach Babel wirst du kommen, dort sterben und dort begraben werden, du samt all deinen Freunden, denen du Lügen geweissagt hast.'"

 

Die Qual des Prophetenamtes

7 Du hast mich betört, o Herr – und ich ließ mich betören. Du hast mich gepackt und bezwungen. Zum Gelächter bin ich geworden tagaus und tagein, alle Welt spottet meiner.

8 Ach, wenn ich rede, muß ich aufschreien. "Unrecht, Gewalt!" muß ich rufen! Und das Wort des Herrn trägt mir Schmähung und Spott ein jeden Tag.

9 Sage ich: "Ich will an ihn nicht mehr denken, nimmermehr reden in seinem Namen!", dann brennt es in mir wie loderndes Feuer, verschlossen in meinem Gebein! Ich mühe mich, es auszuhalten – ich kann es nicht!

 

'Mit mir ist der Herr...'

10 Ach, Grauen ringsum. Ich höre so viele raunen: "Zeigt ihn an! Wir verraten ihn!" Alle meine Freunde lauern darauf, daß ich strauchele: "Er läßt sich vielleicht betören! Dann haben wir ihn in der Hand und nehmen an ihm Rache."

11 Doch mit mir ist der Herr als ein starker Held. Darum stürzen meine Verfolger, nichts vermögen sie. Sie werden zuschanden – sie erreichen ja nichts – zu ewiger, unvergeßlicher Schmach.

12 Herr der Heerscharen, der du den Frommen prüfst, der du Nieren und Herzen erprobst! Laß deine Rache an ihnen mich schauen, denn auf dich habe ich meine Sache gestellt!

13 Lobsingt dem Herrn. Preist den Herrn! Er rettet aus der Hand der Frevler das Leben des Armen.

 

'Verflucht der Tag, an dem ich geboren'

14 Verflucht der Tag, an dem ich geboren. Der Tag, da die Mutter das Leben mir gab! – Er sei nicht gesegnet!

15 Verflucht der Mann, der meinem Vater die fröhliche Kunde gebracht: "Ein Kind, ein Knäblein ist dir geboren!" – Er hat hoch ihn erfreut. –

16 Dem Mann geschehe wie den Städten, die der Herr zerstörte, erbarmungslos! Wehgeschrei höre er am Morgen, Kriegslärm zur Mittagszeit,

17 weil nicht im Mutterschoß er mich sterben ließ, daß meine Mutter zum Grab mir wurde und ihr Leib in Ewigkeit schwanger blieb!

18 Was mußte ich verlassen den Mutterschoß, um Mühsal und Leid zu erleben, meine Tage in Schmach zu verbringen?

 

Kapitel 21: Drohworte gegen die Stadt und das Königshaus

'Ich selbst will euch bekriegen'

1 Folgendes ist die Weissagung, die vom Herrn an Jeremia erging, als König Zidkija den Paschhur, den Sohn Malkijas, und den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zu ihm sandte mit dem Auftrag:

2 "Befrage doch den Herrn für uns! Nebukadnezzar, der König von Babel, streitet wider uns. Vielleicht tut der Herr eines seiner Wunder an uns, so daß jener von uns abzieht."

3 Jeremia antwortete ihnen: "Bestellt dem Zidkija folgendes:

4 So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Siehe, ich kehre in eurer Hand die Waffen um, mit denen ihr gegen den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, draußen vor der Mauer kämpft. Ich führe sie zuhauf mitten in diese Stadt.

5 Ich selbst will euch bekriegen mit ausgestreckter Hand, mit starkem Arm, mit Zorn, Grimm und großem Groll.

6 Ich schlage die Bewohner dieser Stadt, Menschen wie Vieh, mit großer Pest, daß sie sterben.

7 Dann' – Spruch des Herrn – 'gebe ich Zidkija, den König von Juda, seine Beamten und, was an Volk in dieser Stadt von Seuche, Schwert und Hunger verschont blieb, in die Hand des König Nebukadnezzar von Babel, in die Hand ihrer Feinde, in die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie mit der Schneide des Schwertes erschlagen ohne Mitleid mit ihnen, ohne Erbarmen, ohne Gnade.'"

 

Tod oder Leben

8 "Sag diesem Volk: So spricht der Herr: 'Seht, ich lege den Weg zum Leben und den Weg zum Tod euch vor!

9 Wer in dieser Stadt bleibt, stirbt durch Schwert, Hunger oder Pest! Wer hinausgeht und sich den Chaldäern, die euch belagern, ergibt, bleibt am Leben und hat sein Leben als Beute!

10 Denn ich richte mein Antlitz gegen diese Stadt zum Unheil, nicht zum Heil!' – Spruch des Herrn. – 'In die Hand des Königs von Babel wird sie gegeben; er wird sie verbrennen.'

 

Gerechtigkeit, des Königs vornehmste Pflicht

11 Zum Königshaus von Juda sprich: Hört das Wort des Herrn, ihr von Davids Haus!

12 So spricht der Herr: 'Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht! Befreit den Bedrückten aus der Hand des Bedrückers! Sonst bricht mein Zorn los wie Feuer und brennt wegen der Bosheit eurer Taten unauslöschlich.

 

Die prahlerische Stadt

13 Siehe, ich will gegen dich vorgehen, Bewohnerin des Tals, des Felsens in der Ebene' – Spruch des Herrn. – 'Ihr sagt: Wer kommt zu uns herab? Wer dringt ein in unsere Behausung?

14 Ich zahle euch heim, wie es euer Tun verdient' – Spruch des Herrn. – 'Ich lege Feuer an den Wald dieser Stadt, das alles rings um sie her frißt.'"

 

Kapitel 22: Gerechtigkeit, die Rettung des Königshauses

1 So spricht der Herr: "Steige hinab zum Palast des Königs von Juda, verkünde dort diesen Spruch!

2 Sage: Höre das Wort des Herrn, König von Juda, der auf Davids Thron sitzt, du, deine Beamten und dein Volk, das eingeht durch diese Tore!

3 So spricht der Herr: 'Übt Recht und Gerechtigkeit! Befreit den Bedrückten aus der Hand des Erpressers! Fremdling, Waise und Witwe benachteiligt nicht. Übt keine Gewalttat! Vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort!

4 Wenn ihr dieses Gebot befolgt, werden durch die Tore dieses Hauses Könige einziehen, die auf Davids Thron sitzen; mit Wagen und Pferden werden sie daherfahren, er, seine Beamten und sein Volk.

5 Wenn ihr aber auf diese Gebote nicht achtet, so habe ich bei mir selbst den Schwur getan' – Spruch des Herrn: 'Ein Trümmerhaufen soll dieser Palast werden!'"

6 Ja, so spricht der Herr vom Palast des Königs von Juda: "Wie Gilead warst du mir, wie der Gipfel des Libanon! Doch wahrlich, ich will dich zur Wüste machen, zur unbewohnten Stadt.

7 Ich weihe Verwüster wider dich: Menschen und Waffen. Sie fällen deine prachtvollen Zedern, werfen sie ins Feuer.

8 Wenn dann viele Leute an dieser Stadt vorüberziehen und einer den anderen fragt: 'Warum hat der Herr an dieser großen Stadt solches getan?',

9 wird man erwidern: 'Sie ist dem Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, untreu geworden, hat andere Götter angebetet und ihnen gedient.'"

 

König Schallum

10 Weint nicht um den Toten! Betrauert ihn nicht! Um den Scheidenden weint, da nimmermehr er heimkehrt, nie wieder sein Vaterland wird sehen!

11 Denn so spricht der Herr von Schallum, dem Sohn Joschijas, des Königs von Juda, der an Stelle seines Vaters Joschija König geworden war: "Der fortzog von diesem Ort, kehrt nicht mehr dahin zurück,

12 sondern an dem Ort, wohin man ihn gefangen weggeführt hat, wird er sterben; dieses Land aber wird er nicht wiedersehen.

 

König Jojakim

13 Weh dem, der mit Ungerechtigkeit seinen Palast baut, mit Unrecht seine Söller, der ohne Entgelt seinen Nächsten arbeiten läßt, ihm vorenthält seinen Lohn!

14 Der sagt: 'Ich baue mir ein geräumiges Haus und geräumige Söller.' Fenster bricht er darin aus. Mit Zedern wird es getäfelt und rot bemalt.

15 Bist du König geworden, um mit Zedernbauten zu prahlen? Hat nicht auch dein Vater gegessen und getrunken und dennoch Recht und Gerechtigkeit geübt? Da ging es ihm wohl.

16 Dem Bedrängten und Armen schaffte er Recht. Gut stand es damals. Heißt nicht das, mich erkennen?" – Spruch des Herrn.

17 "Doch dein Auge und Sinn steht dir nicht danach, sondern nur auf deinen Gewinn und darauf, schuldloses Blut zu vergießen, Bedrückung und Erpressung zu üben."

18 Darum spricht der Herr von Jojakim, dem Sohn Joschijas, dem König von Juda: "Man singt ihm nicht die Totenklage: 'Ach mein Bruder! Ach, meine Schwester!' Man singt ihm nicht die Totenklage: 'Ach, Herr! Ach, Erlauchter!'

19 Eines Esels Begräbnis wird ihm zuteil: Man schleift ihn fort und wirft ihn hin, draußen vor Jerusalems Toren."

 

Jerusalems Heimsuchung

20 Auf den Libanon steige hinauf! Laut klage! Laut heule in Baschan! Vom Abarimgebirge dringe dein Wehruf her! Denn zerschmettert sind all deine Freunde!

21 Ich habe dir zugeredet, da dir es noch gut ging. Du sagtest: "Ich mag es nicht hören!" Das war dein Gebaren von Jugend auf: Nie wolltest du hören auf meine Stimme.

22 Fort weht der Sturmwind all deine Hirten. Deine Freunde wandern in die Verbannung. Ja, jetzt stehst du in Schande und Schmach ob all deiner Bosheit.

23 Die du jetzt auf dem Libanon thronst, die du in Zedern nistest, wie wirst du stöhnen, wenn Wehen über dich kommen, Schmerzen wie die der Gebärenden!

 

König Jojachin

24 "So wahr ich lebe" – Spruch des Herrn – "wäre auch Jojachin, der Sohn Jojakims, der König von Juda, der Siegelring an meiner rechten Hand, ich risse ihn weg von da.

25 Ich gebe dich in die Hand derer, die dir nach dem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen dir graut, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer.

26 Dich und deine Mutter, die dich gebar, schleudere ich weg in ein fremdes Land, wo ihr nicht geboren seid. Dort werdet ihr sterben.

27 In das Land, in das heimzukehren sie sehnlichst verlangen, kehren sie nimmer zurück."

28 Ist dieser Mann Jojachin denn wie ein Gefäß, das man verachtet und wegwirft, wie ein Gerät, das niemand will? Was ward er hinweggeschleudert, er mit seinem Geschlecht, und in ein Land geworfen, das sie nicht kannten?

29 Land! Land! Land! Höre das Wort des Herrn!

30 So sprich der Herr: "Schreibt diesen Mann als kinderlos ein, als einen Mann, dem zeit seines Lebens nichts glückt! Denn keinem gelingt es aus seinem Geschlecht, zu sitzen auf Davids Thron und fortan zu herrschen in Juda."

 

Kapitel 23: Die schlechten Hirten und der gute Hirt

Wehe Judas Hirten

1 "Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide sich verirren und sich zerstreuen lassen!" – Spruch des Herrn.

2 Darum spricht der Herr, der Gott Israels, wider die Hirten, die mein Volk hüten: "Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und euch nicht gekümmert um sie. Nun suche ich heim an euch eure bösen Taten" – Spruch des Herrn.

3 "Ich sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe, und führe sie wieder auf ihre Weide, daß sie wachsen und sich mehren.

4 Ich will ihnen Hirten bestellen, die sie hüten. Sie werden sich nicht mehr fürchten, nicht erschrecken noch heimgesucht werden" – Spruch des Herrn.

 

Der 'Davidssproß'

5 "Wahrlich, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da erwecke ich David einen gerechten Sproß. Er wird König sein und herrschen voll Weisheit. Recht und Gerechtigkeit wird er im Land üben.

6 Heil findet Juda in seinen Tagen, und Israel wohnt im Glück. Der Name, mit dem man ihn nennt, wird sein: 'Der Herr ist unsere Gerechtigkeit'.

7 Darum siehe, es werden Tage kommen" – Spruch des Herrn – "da wird man nicht mehr sagen: 'So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hat!',

8 sondern: 'So wahr der Herr lebt, der die zum Haus Israel Gehörigen aus dem Nordland und aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen hatte, hergeführt und heimgebracht hat, damit sie wiederum in ihrem Land wohnen!'"

 

Drohworte gegen die falschen Propheten

9 Über die Propheten: Mein Herz im Leib zerbricht mir. Es zittern all meine Glieder. Ich bin wie ein Trunkener, wie einer, den Wein übermannt hat, vor dem Herrn, vor seinen heiligen Worten.

10 Denn von Ehebrechern ist voll das Land – unter dem Fluch trauert das Land, die Weideplätze der Steppe sind verdorrt. – Untat ist ihr Streben und Unrecht ihre Kraft.

11 "Ja, auch Prophet und Priester sind ruchlos. In meinem Tempel gar muß ihre Bosheit ich finden" – Spruch des Herrn.

12 "Darum sei ihr Weg für sie wie schlüpfriger Boden. Im Finstern sollen sie stürzen und darauf fallen. Denn Unglück bringe ich über sie im Jahr ihrer Heimsuchung." – Spruch des Herrn.

13 "Anstößiges mußte ich sehen bei Samarias Propheten. Sie weissagten beim Baal und führten irre Israel, mein Volk.

14 Doch Entsetzliches sehe ich bei den Propheten Jerusalems: Ehebruch treiben sie, sagen Lügen und bestärken die Übeltäter, daß keiner sich abwendet von seiner Bosheit. Wie Sodom sind sie mir alle, wie Gomorra ihre Bewohner."

15 Darum spricht der Herr der Heerscharen wider die Propheten: "Siehe, ich will sie mit Wermut speisen, mit Giftwasser sie tränken. Denn von den Propheten Jerusalems ist Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land."

16 So spricht der Herr der Heerscharen: "Hört nicht auf das Wort der Propheten, die euch weissagen! Sie betören euch nur, verkünden nur selbstersonnene Visionen, ohne Auftrag des Herrn.

17 Den Verächtern des Wortes des Herrn verheißen sie immerfort: 'Glück wird euch werden!' – Zu allen, die wandeln im Trotz ihres Herzens, sagen sie: 'Unheil kommt nicht über euch!'

18 Ja, wer stand denn im Rat des Herrn, daß er ihn sah? Daß er hörte sein Wort? Wer hat denn sein Wort erlauscht und vernommen?

19 Siehe, ein Sturmwind vom Herrn, sein Zorn bricht los, ein Wirbelwind braust dahin über der Gottlosen Haupt!

20 Nicht wendet sich der Zorn des Herrn, bis er es vollbracht, bis seines Herzens Plan er verwirklicht. Klar erkennt ihr es am Ende der Tage.

21 Ich habe diese Propheten nicht gesandt, und doch laufen sie. Ich habe nicht zu ihnen geredet, und doch weissagen sie.

22 Hätten in meinem Rat sie gestanden, so kündeten sie meinem Volk meine Worte, brächten es ab von seinem bösen Wandel und seinem gottlosen Tun.

23 Bin ich denn ein Gott, der nur in der Nähe sieht" – Spruch des Herrn – "und nicht auch ein Gott in der Ferne?

24 Kann sich einer so heimlich verbergen, daß ich ihn nicht sähe?" – Spruch des Herrn. "Erfülle ich denn nicht Himmel und Erde?" – Spruch des Herrn.

 

Die Träume der falschen Propheten

25 "Ich habe gehört, was die Propheten sagen, die in meinem Namen Erlogenes weissagen: 'Ich hatte einen Traum, einen Traum!'

26 Wie lange soll dies noch währen? Haben etwa die Propheten, die Erlogenes weissagen und Selbstersonnenes künden, die Absicht,

27 gedenken sie durch ihre Träume, die sie einander erzählen, bei meinem Volk meinen Namen vergessen zu machen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen?

28 Ein Prophet, der einen Traum hat, erzählt einen Traum. Wer aber mein Wort hat, verkündet in Wahrheit mein Wort. Was hat das Stroh mit dem Korn gemein?" – Spruch des Herrn.

29 "Ist mein Wort nicht wie Feuer" – Spruch des Herrn – "wie ein Hammer, der Felsen zertrümmert?

30 Siehe, darum will ich gegen die Propheten vorgehen" – Spruch des Herrn – "die einer dem anderen meine Worte wegstehlen.

31 Ich will gegen die Propheten vorgehen" – Spruch des Herrn – "die nur mit ihrer Zunge plappern, das aber 'Gottesspruch' nennen,

32 ich will gegen die Propheten vorgehen, die Erlogenes träumen" – Spruch des Herrn – "und es verkünden und mein Volk irreführen durch ihre Lügen und ihr Geflunker. Ich habe sie nicht gesandt und nicht beauftragt. Sie können diesem Volk gar nichts nützen" – Spruch des Herrn.

 

Die 'Last des Herrn'

33 "Wenn dieses Volk – Prophet oder Priester – dich fragt: 'Was ist die Last des Herrn?', so antworte ihnen: 'Ihr seid die Last, aber ich werfe euch ab!'" – Spruch des Herrn.

34 "Den Propheten, den Priester und wer vom Volk 'Last des Herrn' sagt, den will ich strafen samt seinem Haus.

35 So sollt ihr zueinander und untereinander sagen: 'Was hat der Herr geantwortet?', oder 'Was hat der Herr geredet?'

36 Den Ausdruck 'Last des Herrn' sollt ihr nicht mehr gebrauchen; denn Last ist für jeden sein eigenes Wort. Ihr verdreht die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heerscharen, unseres Gottes.

37 So sollt ihr den Propheten fragen: 'Was hat der Herr dir geantwortet?', und 'Was hat der Herr gesprochen?'

38 Redet ihr aber von der 'Last des Herrn', so spricht der Herr: Weil ihr dies Wort 'Last des Herrn' gebraucht, obschon ich euch geboten habe: Ihr sollt nicht 'Last des Herrn' sagen,

39 darum seht, will ich euch nehmen und euch samt der Stadt, die ich euch und euren Vätern gab, hinwegstoßen von meinem Angesicht

40 und über euch ewige Schmach und ewige, unvergeßliche Schande bringen."

 

Kapitel 24: Drohworte gegen das Gottesvolk

Die zwei Körbe mit Feigen

1 Der Herr ließ mich – als Nebukadnezzar, der König von Babel, Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und die Fürsten von Juda samt den Schmieden und Schlossern von Jerusalem weggeführt und nach Babel gebracht hatte – folgendes schauen: Zwei Körbe mit Feigen standen vor dem Tempel des Herrn.

2 Der eine Korb enthielt sehr gute Feigen, ähnlich den Frühfeigen; in dem anderen Korb waren sehr schlechte Feigen, die man nicht essen konnte; so schlecht waren sie.

3 Der Herr fragte mich: "Jeremia, was siehst du?" Ich erwiderte: "Feigen! Die guten Feigen sind sehr gut; die schlechten sind sehr schlecht, so schlecht, daß man sie nicht essen kann."

4 Da erging an mich das Wort des Herrn:

5 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie diese guten Feigen, so will ich die Gefangenen aus Juda, die ich von diesem Ort in das Land der Chaldäer gesandt habe, gnädig ansehen,

6 will mein Auge voll Huld auf sie richten und sie in dieses Land zurückführen, sie aufbauen und nicht wieder zerstören, sie einpflanzen und nicht wieder ausreißen.

7 Einsicht will ich ihnen verleihen, damit sie mich erkennen, daß ich der Herr bin. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein, wenn sie sich von ganzem Herzen zu mir bekehren.

8 Aber wie die schlechten Feigen, die so schlecht sind, daß man sie nicht essen kann" – so spricht der Herr – "so will ich den König Zidkija von Juda behandeln samt seinen Fürsten und den Überbleibseln von Jerusalem, die in diesem Land blieben oder sich in Ägypten niedergelassen haben.

9 Zum Schreckbild des Unheils mache ich sie für alle Reiche der Erde, zu Schimpf und Hohn, zu Spott und Fluch an allen Orten, wohin ich sie werde.

10 Ich sende gegen sie Schwert, Hunger und Pest, bis sie ganz aus dem Land vertilgt sind, das ich ihnen und ihren Vätern verliehen habe."

 

Kapitel 25: Judas Unbotmäßigkeit

1 Dies ist das Wort, das an Jeremia erging über das ganze Volk Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda – es war dies das erste Regierungsjahr Nebukadnezzars, des Königs von Babel.

2 Der Prophet Jeremia verkündete es dem ganzen Volk Juda und allen Bewohnern Jerusalems:

3 Vom dreizehnten Jahr Joschijas, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis auf den heutigen Tag, also schon 23 Jahre, ist das Wort des Herrn an mich ergangen, und unermüdlich habe ich zu euch geredet, aber ihr habt nicht gehört.

4 Und der Herr hat unermüdlich alle seine Diener, die Propheten, zu euch gesandt. Doch ihr habt nicht gehört, euer Ohr nicht geneigt, sie anzuhören, als sie sprachen:

5 "Kehrt um, ein jeder von seinem bösen Weg und seinem verwerflichen Tun, so werdet ihr in dem Land wohnen bleiben, das der Herr euch und euren Vätern gegeben hat, für ewige Zeiten!

6 Lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten! Reizt mich nicht zum Zorn durch die Machwerke eurer Hände, damit ich kein Unheil über euch verhänge!

7 Doch ihr habt nicht auf mich gehört" – Spruch des Herrn – "und mich durch eurer Hände Machwerk zum Zorn gereizt, euch zum Verderben."

 

Die siebzigjährige Gefangenschaft Judas

8 Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Weil ihr nicht auf mein Wort gehört,

9 siehe, so lasse ich alle Völkerschaften des Nordens herbeiholen" – Spruch des Herrn – "auch Nebukadnezzar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie hereinbrechen über dieses Land, über seine Bewohner und all diese Völker im Umkreis. Ich verhänge den Bann über sie und mache sie zum Entsetzen, zum Spott und zu ewiger Verödung.

10 Ich lasse bei ihnen aufhören den Ruf der Freude und den Ruf der Wonne, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut, das Gekreische der Mühle und das Licht der Lampe.

11 Und dieses ganze Land soll zur Wüste, zur Einöde werden; und diese Völker müssen dienstbar sein dem König von Babel siebzig Jahre lang.

12 Doch nach Ablauf der siebzig Jahre werde ich am König von Babel und jenem Volk" – Spruch des Herrn – "und an dem Land der Chaldäer ihre Schuld ahnden und es für immer zur Wüste machen.

13 Ich will an diesem Land all meine Worte, die ich über es gesprochen, in Erfüllung gehen lassen, alles, was in diesem Buch geschrieben steht, was Jeremia über alle Völker geweissagt hat.

14 Denn auch sie sollen mächtigen Völkern und gewaltigen Königen dienen. Nach ihrem Tun und den Werken ihrer Hände werde ich ihnen vergelten."

 

Gottes Zornbecher und Schwert über die Völker

15 Denn so spricht zu mir der Herr, der Gott Israels: "Nimm diesen Becher mit Zornwein aus meiner Hand und laß alle Völker, zu denen ich dich sende, daraus trinken.

16 Trinken sollen sie, taumeln und toll werden vor dem Schwert, das ich unter sie entsende!"

17 Ich nahm den Becher aus der Hand des Herrn und ließ alle Völker, zu denen der Herr mich sandte, daraus trinken:

18 Jerusalem und die Städte Judas, ihre Könige und Fürsten, um sie zur Wüste, zum Entsetzen, zum Spott und Fluch zu machen, [wie es heute ist];

19 den Pharao, den König von Ägypten, seine Beamten, seine Fürsten und sein ganzes Volk;

20 das ganze Völkergemisch, alle Könige des Landes Uz, alle Könige des Philisterlandes: von Aschkelon, Gaza, Ekron und den Rest von Aschdod,

21 Edom, Moab und die Ammoniter,

22 alle Könige von Tyrus, alle Könige von Sidon sowie die Könige der Inseln jenseits des Meeres,

23 Dedan, Tema, Bus und alle mit gestutztem Haar,

24 alle Könige Arabiens und alle Könige des Völkergemisches, die in der Wüste wohnen;

25 alle Könige von Simri, von Elam und Medien,

26 auch alle Könige des Nordens, nahe und fern, einen wie den anderen, ja, alle Königreiche der Welt, soviele es gibt auf der Erde. Der König von Scheschach aber muß nach ihnen trinken.

27 "Du sollst ihnen sagen: So spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Trinkt, berauscht euch, speit und fallt, ohne aufzustehen, vor dem Schwert, das ich unter euch sende!'

28 Weigern sie sich, den Becher aus deiner Hand zu nehmen, um zu trinken, dann sage ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: 'Ihr müßt dennoch trinken!

29 Wahrlich, wenn ich bei der Stadt, die nach meinem Namen benannt ist, mit dem Strafgericht anfange, solltet ihr da frei ausgehen? Ihr bleibt nicht verschont; denn ich biete das Schwert auf gegen alle Bewohner der Erde" – Spruch des Herrn der Heerscharen.

 

Das Gericht über die Völker

30 "Verkündige du ihnen all diese Worte und sage zu ihnen: Es brüllt aus der Höhe der Herr. Aus seiner heiligen Wohnung läßt er seine Stimme dröhnen! Mit Donnerlaut ruft er über das Land, läßt ein Jauchzen erschallen wie beim Keltertreten. Zu allen Bewohnern der Erde,

31 bis ans Ende der Welt dringt der Schall! Denn der Herr erhebt Klage gegen die Völker. Er geht mit allem Fleisch ins Gericht. Die Gottlosen gibt er dem Schwert preis" – Spruch des Herrn.

32 So spricht der Heerscharen Herr: "Siehe, Unheil schreitet von Volk zu Volk. Ein gewaltiger Sturm zieht herauf von den Enden der Erde."

33 Die vom Herrn Erschlagenen liegen an jenem Tag von einem Ende der Erde zum anderen. Betrauert werden sie nicht, nicht geborgen, sie finden kein Grab. Als Dung dienen sie auf dem Acker.

34 Heult, ihr Hirten, und klagt! Wälzt euch im Staub, ihr Lenker der Herde! Die Tage sind da, euch zu schlachten. Ihr fallt gleich erlesenen Böcken.

35 Keine Zuflucht finden die Hirten, keine Rettung die Lenker der Herde.

36 Horch! Wie schreien die Hirten! Wie heulen die Lenker der Herde! Denn der Herr verheert ihre Weide.

37 Dahin sind die friedlichen Auen vor der Zornesglut des Herrn.

38 Wie ein Löwe verläßt er sein Versteck, weil ihr Land zur Wüste geworden ist vor dem mordenden Schwert, vor der Glut seines Grimmes.

 

Kapitel 26: Jeremias Kampf gegen Priester und Propheten

Die Tempelrede

1 Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn:

2 "So spricht der Herr: Stelle dich in den Vorhof des Hauses des Herrn! Verkünde allen, die aus den Städten Judas gekommen sind, um im Haus des Herrn anzubeten, alle Worte, die du meinem Auftrag gemäß zu ihnen reden sollst! Kein Wort davon laß weg!

3 Vielleicht hören sie und bekehren sich von ihrem bösen Wandel. Dann ließe ich mich des Unheils gereuen, das ich ihnen wegen ihrer bösen Werke anzutun gedenke.

4 Sage ihnen: So spricht der Herr: 'Wenn ihr nicht auf mich hört und nicht nach der Weisung wandelt, die ich euch gegeben habe,

5 und nicht achtet auf die Worte der Propheten, meiner Knechte, die ich immerfort wieder zu euch sende, obwohl ihr ihnen nicht folgt,

6 lasse ich es diesem Haus wie Schilo ergehen und mache diese Stadt zum Fluchwort für alle Völker der Erde.'"

7 Die Priester, die Propheten und alles Volk hörten zu, wie Jeremia im Haus des Herrn diese Worte sprach.

8 Als nun Jeremia alles verkündet hatte, was ihm der Herr allem Volk vorzutragen befohlen hatte, ergriffen ihn die Priester und Propheten und alles Volk, indem sie riefen: "Du mußt sterben!

9 Warum verkündest du im Namen des Herrn: 'Wie Schilo wird es diesem Haus ergehen. Diese Stadt wird in Trümmer sinken und niemand mehr darin wohnen'?" Und alles Volk im Haus des Herrn rottete sich gegen Jeremia zusammen.

 

Gerichtsverhandlung und Freispruch

10 Als die Fürsten Judas von diesem Vorfall hörten, kamen sie vom Palast des Königs zum Haus des Herrn hinauf und setzten sich am Eingang des neuen Tores des Hauses des Herrn nieder.

11 Die Priester und Propheten erklärten vor den Fürsten und dem ganzen Volk: "Dieser Mann ist des Todes schuldig! Denn er hat gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt."

12 Jeremia jedoch erklärte vor allen Fürsten und dem ganzen Volk: "Der Herr hat mich gesandt, gegen dieses Haus und gegen diese Stadt all die Worte zu verkünden, die ihr vernommen habt.

13 Nun bessert euren Wandel und euer Tun und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes! Dann wird sich der Herr des Unheils gereuen lassen, das er euch angedroht hat.

14 Ich aber bin in eurer Hand. Tut mit mir, wie es euch gut und recht scheint!

15 Nur wisset: Wenn ihr mich tötet, bringt ihr schuldloses Blut auf euch und diese Stadt und ihre Bewohner; denn der Herr hat mich in Wahrheit zu euch gesandt, um euch all diese Worte zu verkünden."

16 Da erklärten die Fürsten und das gesamte Volk den Priestern und den Propheten: "Dieser Mann ist nicht des Todes schuldig; denn er hat im Namen des Herrn, unseres Gottes, zu uns geredet."

17 Einige der Ältesten des Landes traten auf und sagten zu der versammelten Menge:

18 "Micha von Moreschet trat zur Zeit des Königs Hiskija von Juda als Prophet auf. Er verkündete dem ganzen Volk von Juda: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Zion wird umgepflügt zum Acker, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur Waldeshöhe!'

19 Hat nun etwa Hiskija, der König von Juda, oder irgend jemand in Juda ihn getötet? Hat man nicht vielmehr den Herrn gefürchtet und den Herrn zu versöhnen gesucht? – Den Herrn reute es, daß er ihnen Unheil angedroht hatte. Und wir sollten ein so großes Unrecht tun zu unserem eigenen Schaden?"

 

Das Schicksal des Propheten Urija

20 Damals trat noch ein anderer Prophet auf im Namen des Herrn, Urija, der Sohn Schemajas aus Kirjat-Jearim. Er weissagte gegen diese Stadt und gegen dieses Land dasselbe wie Jeremia.

21 Als König Jojakim, alle seine Heerführer und alle Fürsten von seinen Reden hörten, suchte der König ihn zu töten. Als nun Urija davon Kunde erhielt, geriet er in Furcht und entfloh, und er gelangte nach Ägypten.

22 Doch König Jojakim sandte Leute nach Ägypten, nämlich Elnatan, den Sohn Achbors, und einige andere mit ihm.

23 Sie holten Urija aus Ägypten und brachten ihn zum König Jojakim. Dieser ließ ihn mit dem Schwert töten und seinen Leichnam auf die Begräbnisstätte des gewöhnlichen Volkes werfen.

24 Den Jeremia aber schützte Ahikam, der Sohn Schafans, damit man ihn nicht dem Volk zur Tötung überantwortete.

 

Kapitel 27: Das Joch Nebukadnezzars

Die Nachbarvölker unter babylonischer Herrschaft

1 Im Anfang der Regierung Zidkijas, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremia:

2 "So sprach der Herr zu mir: Mache dir Stricke und Jochstangen und lege sie dir um den Hals!

3 Schicke solche an den König von Edom, an den König von Moab, an den König der Ammoniter, an den König von Tyrus und an den König von Sidon durch die Gesandten, die zu Zidkija, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind!

4 Gib ihnen folgenden Auftrag für ihre Herren: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Sagt euren Gebietern:

5 'Ich habe die Erde, die Menschen und die Tiere auf der Erde durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm geschaffen und gebe sie, wem ich will.

6 Jetzt gebe ich all diese Länder meinem Knecht Nebukadnezzar, dem König von Babel. Auch die Tiere des Feldes gebe ich ihm, daß sie ihm dienstbar sind.

7 Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und seinem Enkel untertan sein, bis auch für sein Land die Zeit kommt, da mächtige Völker und große Könige ihn sich dienstbar machen.

8 Das Volk, das Reich aber, das dem König Nebukadnezzar von Babel nicht dienen und seinen Nacken nicht in das Joch des Königs von Babel stecken will, dieses Volk' – Spruch des Herrn – 'werde ich heimsuchen mit Schwert, Hunger und Pest, bis ich es durch seine Hand ganz zermürbt habe.

9 Darum hört nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Träumer, Zeichendeuter und Zauberer, die euch sagen: Ihr werdet dem König von Babel nicht dienstbar sein!

10 Denn Erlogenes weissagen sie euch, um euch aus eurem Land zu bringen; ich würde euch nämlich verstoßen, damit ihr zugrunde geht.

11 Das Volk aber, das seinen Nacken in das Joch des Königs von Babel steckt und ihm dienstbar ist, das will ich ruhig in seiner Heimat lassen' – Spruch des Herrn – 'damit es seinen Boden bebaue und darauf wohne.'"

 

Mahnung an Zidkija von Juda

12 Zu Zidkija, dem König von Juda, redete ich ebenso: "Steckt euren Nacken in das Joch des Königs von Babel! Seid ihm und seinem Volk untertan, so werdet ihr am Leben bleiben!

13 Warum wollt ihr, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest umkommen, wie der Herr dem Volk angedroht hat, das dem König von Babel nicht dienstbar sein will?

14 Hört nicht auf die Reden der Propheten, die euch sagen: 'Ihr werdet dem König von Babel nicht dienstbar sein.' Denn Erlogenes weissagen sie euch.

15 'Ich habe sie nicht gesandt' – Spruch des Herrn – 'sie weissagen euch fälschlich in meinem Namen, damit ich euch verstoße und ihr zugrunde geht samt den Propheten, die euch geweissagt haben.'"

 

Warnung an die Priester und das Volk

16 Den Priestern und dem ganzen Volk sagte ich: "So spricht der Herr: Hört nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen: 'Wahrlich, die Geräte des Hauses des Herrn werden nunmehr bald von Babel zurückgebracht werden!' Denn sie weissagen euch Erlogenes.

17 Hört nicht auf sie! Seid dem König von Babel untertan, so werdet ihr am Leben bleiben! Warum soll diese Stadt ein Trümmerhaufen werden?

18 Wenn sie Propheten sind und das Wort des Herrn bei ihnen ist, so mögen sie den Herrn der Heerscharen bitten, daß die Geräte, die noch im Haus der Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem zurückgeblieben sind, nicht auch noch nach Babel kommen.

19 Denn so spricht der Herr der Heerscharen betreffs der Säulen, des Meeres, der Gestelle und der übrigen Geräte, die in dieser Stadt zurückgeblieben sind,

20 die Nebukadnezzar, der König von Babel, nicht mitgenommen hat, als er Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda aus Jerusalem nach Babel wegführte samt allen Vornehmen von Juda und Jerusalem,

21 so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, betreffs der Geräte, die noch im Haus des Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem zurückgeblieben sind:

22 'Nach Babel werden sie gebracht und bleiben dort bis zu dem Tag, da ich wieder nach ihnen sehe' – Spruch des Herrn – 'und sie holen und an diese Stätte zurückbringen lasse.'"

 

Kapitel 28: Das falsche Prophet Hananja

Falsche Weissagung des Hananja

1 In jenem Jahr, im Anfang der Regierung Zidkijas, des Königs von Juda, im vierten Jahr, im fünften Monat, sagte zu mir der Prophet Hananja, der Sohn Asurs aus Gibeon, im Haus des Herrn in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes:

2 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.

3 Noch zwei Jahre, dann bringe ich an diesen Ort zurück alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezzar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat.

4 Auch Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und alle Gefangenen von Juda die nach Babel gekommen sind, werde ich an diese Stätte zurückbringen' – Spruch des Herrn. – 'Denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.'"

5 Der Prophet Jeremia aber erwiderte dem Propheten Hananja in Gegenwart der Priester und des gesamten Volkes, das im Haus des Herrn stand.

6 Der Prophet Jeremia sagte: "Wahrlich, der Herr gebe es! Der Herr lasse dein Wort, das du verkündet hast, in Erfüllung gehen! Er bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Gefangenen aus Babel an diese Stätte zurück!

7 Doch höre dieses Wort, das ich dir und dem ganzen Volk in die Ohren rufe!

8 Die Propheten, die vor mir und vor dir von alters her waren, weissagten mächtigen Ländern und großen Reichen Krieg, Hunger und Pest.

9 Wo ein Prophet aber Glück weissagt, wird man erst, wenn das prophetische Wort eintrifft, erkennen, daß der Herr den Propheten in Wahrheit gesandt hat."

10 Da nahm der Prophet Hananja das Joch vom Hals des Propheten Jeremia und zerbrach es;

11 dabei sagte Hananja in Gegenwart des ganzen Volkes: "So spricht der Herr: 'Ebenso zerbreche ich das Joch Nebukadnezzars, des Königs von Babel, binnen zweier Jahre auf dem Hals aller Völker.'" – Der Prophet Jeremia ging seines Weges.

 

Ankündigung des Todes des Hananja

12 Nachdem der Prophet Hananja das Joch auf dem Nacken des Propheten Jeremia zerbrochen hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia:

13 "Geh hin und sage zu Hananja: So spricht der Herr: 'Ein Joch von Holz hast du zerbrochen, aber ein Joch von Eisen dafür bereitet!'

14 Denn so sprich der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ein Joch von Eisen lege ich um den Hals all dieser Völker; sie werden Nebukadnezzar, dem König von Babel dienstbar sein. Sogar die Tiere des Feldes will ich ihm geben.'"

15 Und der Prophet Jeremia sagte zum Propheten Hananja: "Höre, Hananja, der Herr hat dich nicht gesandt. Du verleitest dieses Volk, sein Vertrauen auf Lügen zu setzen.

16 Darum spricht der Herr: 'Siehe, ich vertilge dich vom Erdboden. Noch in diesem Jahr sollst du sterben, weil du Auflehnung gegen den Herrn gepredigt hast.'"

17 Und der Prophet Hananja starb in diesem Jahr, im siebten Monat.

 

Kapitel 29: Jeremias Brief an die Gefangenen in Babel

Vorgeschichte

1 Folgendes ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem aus an die noch übrigen Ältesten der Gefangenen, an die Priester, an die Propheten und an das gesamte Volk schickte, das Nebukadnezzar von Jerusalem nach Babel geführt hatte,

2 nachdem König Jojachin, die Königinmutter, die Kammerherren, die Fürsten von Juda und Jerusalem, die Schmiede und Schlosser von Jerusalem weggezogen waren,

3 durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zidkija, der König von Juda, an Nebukadnezzar, den König von Babel, nach Babel sandte:

 

Mahnung zur Ansiedlung in Babel

4 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Gefangenen, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen.

5 'Baut Häuser und wohnt darin! Pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte!

6 Nehmt Frauen und habt Söhne und Töchter! Nehmt für eure Söhne Frauen und gebt euren Töchtern Männer, damit sie Söhne und Töchter erhalten. Mehrt euch dort und vermindert euch nicht!

7 Sucht das Wohlergehen der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn; denn ihr Wohlergehen ist euer Wohlergehen.'

8 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Laßt euch nicht betören von euren Propheten, die unter euch sind, und von euren Wahrsagern! Schenkt euren Träumern, die ihr selbst träumen heißt, kein Gehör!

9 Denn Erlogenes weissagen sie euch in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt' – Spruch des Herrn.

 

Rettung und Heimkehr

10 Vielmehr so spricht der Herr: 'Erst wenn volle siebzig Jahre für Babel dahingegangen sind, suche ich euch heim und lasse mein Heilswort an euch in Erfüllung gehen und bringe euch an diesen Ort zurück.

11 Ich weiß ja wohl, welche Gedanken ich über euch hege' – Spruch des Herrn: 'Es sind Ratschlüsse zum Heil und nicht zum Unheil, euch eine hoffnungsvolle Zukunft zu gewähren.

12 Wenn ihr mich anruft und hingeht und zu mir betet, will ich euch erhören.

13 Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, sucht mich von ganzem Herzen,

14 so lasse ich mich von euch finden' – Spruch des Herrn. – 'Ich will euer Schicksal wenden und euch aus allen Völkern und von allen Orten her, wohin ich euch verstoßen habe, sammeln' – Spruch des Herrn – 'und euch an den Ort zurückbringen, von dem ich euch weggeführt habe.'

 

Heimsuchung der Widerspenstigen

15 Ihr aber sagt: 'Der Herr hat uns in Babel Propheten erstehen lassen!'

16 Doch so spricht der Herr von dem König, der auf dem Thron Davids sitzt, und von allem Volk, das noch in dieser Stadt wohnt, euren Brüdern, die nicht mit euch in die Gefangenschaft gezogen sind:

17 so spricht der Herr der Heerscharen: 'Siehe, ich entbiete gegen sie Schwert, Hunger und Pest und mache sie wie schlechte Feigen, die zu schlecht sind, als daß man sie essen könnte.

18 Ich verfolge sie mit Schwert, Hunger und Pest und mache sie zum Schreckbild für alle Reiche der Erde, zum Fluch, zum Entsetzen, zum Spott und Schimpf bei allen Völkern, wohin ich sie verstoße,

19 dafür, daß sie nicht auf meine Worte hörten' – Spruch des Herrn – 'da ich zu ihnen meine Knechte, die Propheten unaufhörlich sandte, ohne daß ihr auf sie hörtet.' – Spruch des Herrn.

20 'So hört nun das Wort des Herrn, all ihr Gefangenen, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen!'

 

Bestrafung falscher Propheten

21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, über Ahab, den Sohn Kolajas, und über Zidkija, den Sohn Maasejas, die euch in meinem Namen Erlogenes weissagen: 'Siehe, ich gebe sie in die Gewalt Nebukadnezzars, des Königs von Babel. Er wird sie vor euren Augen hinrichten lassen.

22 Dann wird bei allen Gefangenen von Juda, die in Babel sind, das Fluchwort in Schwang kommen: 'Der Herr lasse es dir ergehen wie Zidkija und Ahab, die der König von Babel im Feuer rösten ließ!'

23 Denn sie haben Böses in Israel verübt und mit den Frauen ihrer Freunde Ehebruch getrieben und in meinem Namen Lügenworte verkündigt, die ich sie nicht geheißen habe. Ich weiß das und bin Zeuge dafür' – Spruch des Herrn."

24 Zu Schemaja aus Nehelam sprich:

25 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Weil du in deinem eigenen Namen einen Brief an das ganze Volk in Jerusalem und an den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, und an alle Priester geschickt hast des Inhalts:

26 Der Herr hat dich an Stelle des Priesters Jojada zum Priester bestellt, daß du im Haus des Herrn auf jeden verrückten Weissager achtgibst und ihn in Block und Halseisen legst.

27 Nun, warum schreitest du nicht gegen Jeremia aus Anatot ein, der euch weissagt?

28 Hat er doch an uns in Babel eine Botschaft geschickt des Inhalts: Es wird noch lange dauern! Baut Häuser und wohnt darin, legt Gärten an und genießt ihre Früchte!'"

29 Der Priester Zefanja las diesen Brief dem Propheten Jeremia selbst vor.

30 Da erging das Wort des Herrn an Jeremia:

31 "Schicke allen Gefangenen folgende Botschaft: 'So spricht der Herr von Schemaja aus Nehelam: Weil Schemaja euch weissagt, obwohl ich ihn nicht gesandt habe, und euch verleitet, auf Lügen zu vertrauen',

32 darum spricht der Herr: 'Siehe, ich werde Schemaja aus Nehelam und seine Nachkommen heimsuchen. Es soll ihm keiner unter diesem Volk verbleiben und das Glück erleben, das ich meinem Volk bereiten werde' – Spruch des Herrn. – 'Denn er hat Auflehnung gegen den Herrn gepredigt.'"

 

Kapitel 30: Neues Heil für die Zukunft

Einleitung

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:

2 "So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Schreibe alle Worte, die ich zu dir rede, in ein Buch!

3 Denn siehe, es kommt die Zeit' – Spruch des Herrn – 'da werde ich das Geschick meines Volkes Israel und Juda wenden', spricht der Herr, 'und sie zurückbringen in das Land, das ich ihren Vätern zum Besitz gegeben habe.'"

 

Israels künftige Rückkehr

4 Das sind die Worte, die der Herr über Israel und Juda sprach:

5 Ja, so spricht der Herr: "Schreckensrufe vernehme ich! Entsetzen! Kein Friede!

6 Fragt doch und seht, ob Männer gebären! Was sehe ich da alle Männer ihre Hände auf die Hüften stemmen gleich einer Gebärenden? Verfärbt sind alle Gesichter in Leichenblässe.

7 Wehe! Gewaltig ist jener Tag, ganz ohnegleichen! Notzeit ist es für Jakob – doch wird er aus ihr gerettet.

8 An jenem Tag wird es geschehen" – Spruch des Herrn der Heerscharen – "da zerbreche ich an seinem Hals das Joch und zerreiße seine Stricke, daß Fremde ihn nimmermehr knechten.

9 Dem Herrn, ihrem Gott, werden sie dienstbar sein, ihrem König David, den ich ihnen erwecke.

10 Du aber fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht!" – Spruch des Herrn. – "Erschrecke nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich erretten aus fernem Land, deine Kinder aus dem Land ihrer Verbannung! Heimkehr halten wird Jakob und Ruhe finden, sorglos leben, von keinem gestört!

11 Ja, ich bin dir zur Seite" – Spruch des Herrn – "dich zu retten. Alle Völker will ich vernichten, zu denen ich dich zersprengt! Doch dich vertilge ich nicht. Dich züchtige ich nur mit Maßen. Ganz straflos lassen kann ich dich nicht!"

 

'Wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich...'

12 Denn so spricht der Herr: "Unheilbar ist deine Wunde, ohne Heilung deine Verletzung.

13 Deiner Krankheit nimmt keiner sich an. Kein Heilmittel gibt es für die Geschwüre, kein Pflaster ist für dich da.

14 Vergessen haben dich all deine Freunde, fragen nicht mehr nach dir. Ja, wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich mit unerbittlicher Züchtigung wegen deiner großen Verschuldung. Gewaltig sind deine Sünden.

15 Was schreist du wegen deiner Wunde, wegen deines heillosen Schmerzes? Wegen deiner großen Schuld – gewaltig sind deine Sünden – habe ich dir dieses getan.

16 Aber gefressen werden alle deine Fresser. Gefangen wandern fort all deine Feinde. Deine Plünderer werden geplündert. Dem Raub preis gebe ich alle deine Räuber.

17 Denn Genesung will ich dir bringen, deine Wunden dir heilen" – Spruch des Herrn – "weil sie dich, Zion, 'Verstoßene' nennen, eine, um die sich niemand mehr sorgt."

 

'Jetzt will ich wenden das Schicksal...'

18 So spricht der Herr: "Jetzt will ich wenden das Schicksal der Zelte Jakobs, seiner Wohnungen mich erbarmen. Die Stadt wird auf ihrem Berg erbaut, am alten Platz wird erstehen die Burg.

19 Lobgesang tönt dann aus ihnen, der Jubel fröhlicher Menschen. Ich will sie mehren; sie sollen nicht weniger werden. Ich will sie ehren; sie sollen nicht mehr verachtet sein.

20 Ihre Söhne sollen wie vordem sein. Festen Bestand hat vor mir ihre Gemeinde. Heimsuchen werde ich all ihre Feinde.

21 Aus ihnen selbst wird stammen ihr Fürst. Ihr Herrscher wird kommen aus ihrer Mitte. Ich will ihm Zutritt gewähren zu mir, daß er sich mir nahe. Denn wer sonst dürfte sein Leben wagen, sich mir zu nahen?" – Spruch des Herrn.

22 "Ihr seid mein Volk, ich aber bin euer Gott."

23 Siehe, ein Sturmwind vom Herrn, sein Zorn bricht los. Ein Wirbelsturm braust dahin über der Gottlosen Haupt.

24 Der Zorn des Herrn wendet sich nicht, bis er es vollbracht, bis seines Herzens Plan er verwirklicht. Klar erkennt ihr es am Ende der Tage.

 

Kapitel 31: 'Mit ewiger Liebe liebe ich dich'

1 "In jener Zeit" – Spruch des Herrn – "will ich der Gott sein aller Geschlechter Israels, und sie werden mein Volk sein."

2 So spricht der Herr: "Gnade fand in der Wüste das Volk der dem Schwert Entronnenen. Zu seiner Ruhestatt zog Israel."

3 Aus der Ferne erschien mir der Herr: "Mit ewiger Liebe liebe ich dich, darum habe ich die Huld dir so lange bewahrt.

4 Ich baue dich wieder auf, und erbaut wirst du dastehen, Jungfrau Israel! Du wirst dich wieder mit Pauken schmücken, wirst ausziehen im fröhlichen Reigen!

5 Du sollst wieder Weinberge pflanzen auf Samarias Bergen! Wer sie anlegt, wird davon ernten.

6 Ja, es kommt die Zeit, da der Wächter ruft auf Efraims Bergen: 'Auf, laßt uns pilgern nach Zion zum Herrn, unserem Gott!'"

 

'Ich sammle sie von den Enden der Erde...'

7 Denn so spricht der Herr: "Jubelt Jakob in Freude zu! Jauchzt über das Haupt der Völker! Kündet es, rühmt es und sprecht: 'Der Herr hat errettet sein Volk, Israels Rest.'

8 Seht, ich bringe sie wieder vom Nordland und sammle sie von den Enden der Erde, unter ihnen auch Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen. In großer Menge kommen sie heim.

9 Sie kommen weinend, tröstend geleite ich sie. Zu Wasserbächen führe ich sie hin, auf ebenem Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater. Efraim ist mein erstgeborener Sohn."

10 Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn! Kündet es auf den fernsten Inseln und sprecht: "Der Israel zerstreute, sammelt es wieder und hütet es wie ein Hirt seine Herde."

11 Denn der Herr hat Jakob erlöst, hat ihn befreit aus den Händen dessen, der stärker als er.

12 Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe. Sie strahlen vor Freude über das Heil des Herrn: Über Korn, über Most und Öl, über Lämmer und Kälber. Ihre Seele gleicht einem rechtbewässerten Garten: Sie sollen nicht fürder zu schmachten brauchen.

13 Nun freut sich die Jungfrau im Reigen, Jüngling und Greis zumal. "Ich wandle in Wonne ihr Weh, gebe nach Leid ihnen Trost und Freude.

14 Ich labe des Priesters Seele mit Fett. Mein Volk ist gesättigt an meinen Gaben" – Spruch des Herrn.

 

Rahels Trauer und Trost

15 So spricht der Herr: "Horch! Klage hört man in Rama, bitteres Weinen! Rahel beweint ihre Kinder, will sich nicht trösten lassen – ihre Kinder beweint sie, weil keines mehr lebt."

16 So spricht der Herr: "Wehre deiner Stimme das Klagen, deinen Augen die Tränen! Denn es wird deiner Mühsal ihr Lohn" – Spruch des Herrn – "Sie kehren aus Feindesland heim.

17 Deine Zukunft hat eine Hoffnung" – Spruch des Herrn. – "Deine Kinder kehren in ihr Land zurück.

 

Efraims Reue und Begnadigung

18 Wohl höre ich Efraim klagen: 'Du hast mich gezüchtigt, ich habe angenommen die Zucht wie ein ungebärdiges Rind. Bringe mich heim, ich will mich bekehren! Du bist ja der Herr, mein Gott.

19 Seit ich dich ließ, bereute ich es. Als ich es einsah, schlug ich auf meine Hüfte. Ich erröte und schäme mich; denn büßen muß ich die Schmach meiner Jugend.'

20 Ist Efraim denn mein Lieblingssohn, mein Schoßkind? Sooft ich ihm drohe, muß sein ich liebend gedenken. Für ihn schlägt darum mein Herz; ich muß mich seiner erbarmen" – Spruch des Herrn.

 

'Neues im Land schuf der Herr...'

21 "Stelle dir Wegweiser auf! Mache dir Wegzeichen! Habe acht auf die Straße, auf den Weg, den du zogst! Jungfrau Israel, kehre zurück, kehre heim zu diesen deinen Städten!

22 Wie lange sträubst du dich noch, abtrünnige Tochter? Denn Neues im Land schuf der Herr: Das Weib umschließt den Mann."

 

Die Zukunft voll Segen und Gerechtigkeit

23 So spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: "Aufs neue wird man, wenn ich ihr Schicksal gewendet, im Land Juda und in seinen Städten sagen: 'Der Herr segne dich, Hort der Gerechtigkeit, heiliger Berg!'

24 Juda samt all seinen Städten wird darin wohnen, Bauern und die mit der Herde ziehen.

25 Denn ich erquicke die Müden, ich sättige jeden Verschmachtenden.

26 Darum heißt es: Ich wachte auf und schaute; und mein Schlaf war mir süß gewesen.

27 Siehe, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da schenke ich dem Haus Israel und dem Haus Juda Nachkommenschaft von Menschen und Vieh.

28 Wie ich sorgsam bedacht war, sie auszureißen und einzureißen, zu zerstören und zu vernichten und Unheil zu bringen, so will ich jetzt sorgsam darauf achten, sie aufzubauen und einzupflanzen" – Spruch des Herrn.

29 "Man wird nicht mehr sagen in jenen Tagen: 'Saure Trauben haben die Väter gegessen, und den Kindern wurden die Zähne stumpf.'

30 Nein, jeder wird sterben um seiner eigenen Frevel willen. Nur wer selbst saure Trauben ißt, dem werden die Zähne stumpf.

 

Der neue Bund

'Ich lege mein Gesetz in ihr Herz...'

31 Denn siehe, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da schließe ich einen neuen Bund mit Israels Haus und Judas Haus.

32 Nicht einen Bund, wie ich ihn mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm und sie aus Ägypten herausgeführt habe, einen Bund, den sie gebrochen haben, obwohl ich ihr Herr war" – Spruch des Herrn.

33 "Nein, dies wird der Bund sein, den ich nach jenen Tagen mit Israels Haus schließen werde" – Spruch des Herrn: "Ich lege mein Gesetz in ihr Herz und schreibe es in ihre Seele. So werde ich ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.

34 Sie werden sich nicht mehr gegenseitig, einer den anderen, belehren: 'Erkennt den Herrn!', weil alle mich kennen vom Kleinsten zum Größten" – Spruch des Herrn. – "Denn ihre Schuld vergebe ich ihnen und ihrer Sünden gedenke ich nicht mehr."

 

Ewig währendes Heil

35 So spricht der Herr, der die Sonne bestimmt zum Licht am Tag und Mond und Sterne bestellt zum Licht für die Nacht, der das Meer aufpeitscht, daß seine Wogen erbrausen – 'Herr der Heerscharen' ist sein Name:

36 "So wenig diese Ordnungen von mir weichen" – Spruch des Herrn – "so wenig wird Israels Nachkommenschaft aufhören, ein Volk vor mir zu sein für alle Zeiten."

37 So spricht der Herr: "So wenig der Himmel droben gemessen und der Erde Grundfesten drunten erforscht werden können, so wenig will ich auch Israels gesamte Nachkommenschaft verwerfen ob all dem, was sie getan" – Spruch des Herrn.

 

Die neue, heilige, unzerstörbare Stadt

38 "Denn siehe, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da wird die Stadt für den Herrn wieder aufgebaut werden vom Turm Hananel bis zum Ecktor.

39 Und die Meßschnur wird weiter laufen, geradeaus über den Hügel Gareb, und sich nach Goa hinwenden.

40 Und das ganze Tal, die Leichen und die Asche und das ganze Totenfeld bis zum Bach Kidron, bis zur Ecke des Roßtores im Osten, werden dem Herrn heilig sein. Nie mehr in alle Zukunft soll etwas eingerissen oder zerstört werden."

 

Kapitel 32:

1 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging im zehnten Jahr Zidkijas, des Königs von Juda, das ist im achtzehnten Jahr Nebukadnezzars.

2 Damals belagerte das Heer des Königs von Babel Jerusalem, und der Prophet Jeremia wurde im Wachthof im Palast des Königs von Juda in Haft gehalten.

3 Zidkija, der König von Juda, hatte ihn gefangengesetzt, indem er ihm vorwarf: "Warum hast du geweissagt: So spricht der Herr: 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel; er wird sie erobern,

4 und Zidkija, der König von Juda, wird der Hand der Chaldäer nicht entrinnen, sondern wird gewiß der Hand des Königs von Babel überliefert werden und Mund zu Mund mit ihm sprechen und Auge in Auge ihn sehen?

5 Man wird Zidkija nach Babel bringen, und dort wird er bleiben, bis ich ihn heimsuche' – Spruch des Herrn. – 'Wenn ihr mit den Chaldäern kämpft, werdet ihr keinen Erfolg haben.'" –

 

Der Ackerkauf

6 Jeremia also sprach: Das Wort des Herrn erging an mich:

7 "Siehe, Hanamel, der Sohn deines Onkels Schallum, wird zu dir kommen mit der Bitte: 'Kaufe meinen Acker in Anatot; denn dir steht der Vorkauf durch das Einlösungsrecht zu.'"

8 Da kam, wie der Herr angekündigt hatte, Hanamel, der Sohn meines Onkels, zu mir in den Wachthof und bat mich: "Kaufe doch meinen Acker in Anatot im Stammbesitz Benjamin; denn dir steht das Besitzrecht durch die Lösepflicht zu; kaufe ihn dir also!" – Da erkannte ich, daß es das Wort des Herrn war,

9 und kaufte den Acker von Hanamel, dem Sohn meines Onkels, in Anatot und zahlte ihm siebzehn Silberschekel an Geld aus.

10 Ich schrieb die Kaufurkunde, siegelte sie, ließ sie durch Zeugen bestätigen und wog auf der Waage das Geld ab.

11 Dann nahm ich den Kaufbrief, den nach Recht und Gesetz versiegelten und den offenen,

12 und übergab den Kaufbrief Baruch, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas in Gegenwart Hanamels, des Sohnes meines Onkels, und in Gegenwart der Zeugen, die den Kaufbrief unterschrieben hatten, sowie in Gegenwart aller Judäer, die sich im Wachthof aufhielten.

13 In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag:

14 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Nimm diese Urkunden, diesen versiegelten Kaufbrief und den offenen, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie sich lange Zeit halten!'

15 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Man wird in diesem Land wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen.'"

 

Jeremias Bitte um Erklärung

16 Nachdem ich den Kaufbrief Baruch, dem Sohn Nerijas, übergeben hatte, betete ich zum Herrn:

17 "Ach, allmächtiger Herr! Du hast Himmel und Erde geschaffen durch deine große Kraft, mit deinem ausgestreckten Arm. Dir ist kein Ding unmöglich.

18 Tausenden erweist du Gnade. Die Schuld der Väter aber zahlst du ihren Kindern heim, großer, gewaltiger Gott, 'Herr der Heerscharen' genannt,

19 groß an Rat, mächtig in Taten. Deine Augen wachen über alle Wege der Menschen, um jedem nach seinem Wandel und dem Wert seiner Taten zu vergelten.

20 Du hast Zeichen und Wunder gewirkt in Ägypten bis auf den heutigen Tag sowohl an Israel wie an anderen Menschen und dir einen Namen gemacht, wie er heute ist.

21 Du hast dein Volk Israel unter Zeichen und Wundern mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und großem Schrecken aus Ägypten weggeführt,

22 hast ihnen dieses Land verliehen, dessen Besitz du ihren Vätern eidlich versprochen hast, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.

23 Sie zogen ein und nahmen es in Besitz; aber sie folgten deinen Weisungen nicht, richteten ihren Wandel nicht nach deinem Gesetz und taten nichts von allem, was du ihnen zu tun geboten. Darum ließest du ihnen all dies Unheil widerfahren.

24 Siehe, die Belagerungswälle sind schon bis an die Stadt herangeführt, um sie einzunehmen. Die Stadt wird den Chaldäern, die sie belagern, in die Hände fallen durch Schwert, Hunger und Pest. Was du angedroht hast, ist eingetreten. Du siehst es ja selbst!

25 Nun hast du mir, allmächtiger Herr, geboten: 'Kauf dir den Acker um Geld und nimm Zeugen hinzu!', obwohl die Stadt den Händen der Chaldäer preisgegeben ist."

 

Gottes Hinweis auf Judas Verworfenheit

26 Da erging das Wort des Herrn an Jeremia:

27 "Siehe, ich bin der Herr, der Gott allen Fleisches. Ist mir ein Ding unmöglich?

28 Darum spricht der Herr: 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand der Chaldäer und in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel. Er wird sie einnehmen.

29 Die Chaldäer werden heranrücken, diese Stadt belagern, Feuer an diese Stadt legen und sie niederbrennen, eben jene Häuser, auf deren Dächern man dem Baal Rauchopfer darbrachte und anderen Göttern Trankspenden ausgoß, um mich zum Zorn zu reizen.

30 Denn die Söhne Israels und die Söhne Judas taten von Jugend auf immer nur, was mir mißfiel. Die Söhne Israels haben mich immerfort durch die Machwerke ihre Hände gereizt', Spruch des Herrn. –

31 'Zorn und Grimm verursachte mir diese Stadt von dem Tag an, da man sie baute, bis zum heutigen Tag. Nun muß ich sie mir aus den Augen schaffen

32 ob all der Bosheit, die Israels Söhne und Judas Söhne verübt haben, um mich zum Zorn zu reizen, sie, ihre Könige, ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Propheten, die Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem.

33 Sie kehrten mir statt des Angesichtes den Rücken zu, und obwohl ich sie unaufhörlich belehren ließ, hörten sie nicht darauf und wollten keine Zucht annehmen.

34 Ihre Götterscheusale stellten sie in dem Haus auf, das meinen Namen trägt, und entweihten es dadurch.

35 Sie errichteten die Baalshöhe im Ben-Hinnom-Tal und opferten dort ihre Söhne und Töchter dem Moloch. So etwas habe ich ihnen nie geboten, und nie ist es mir in den Sinn gekommen, daß sie solche Greuel verüben und Juda zur Sünde verführen sollten.

 

Gottes gnadenvolles Erbarmen

36 Nun aber', so spricht der Herr, der Gott Israels, von dieser Stadt, von der ihr sagt, sie sei den Händen des Königs von Babel preisgegeben durch Schwert, Hunger und Pest:

37 'Siehe, ich will sie sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen habe in meinem Zorn und Grimm und großen Groll, und sie an diesen Ort zurückbringen und sie hier in Frieden wohnen lassen.

38 Sie sollen mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

39 Ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel verleihen, damit sie mich allezeit fürchten, zu ihrem eigenen und ihrer Kinder Heil.

40 Ich werde einen ewigen Bund mit ihnen schließen und nie von ihnen ablassen, ihnen Gutes zu tun. Ich will ihnen Ehrfurcht vor mir ins Herz legen, daß sie nicht von mir weichen.

41 Ich werde meine Freude an ihnen haben und ihnen Liebe erweisen und will sie von ganzem Herzen und von ganzer Seele für immer in dieses Land einpflanzen.'"

42 Denn so spricht der Herr: "Wie ich über dieses Volk all dieses große Unheil kommen ließ, so will ich über sie auch all das Gute bringen, das ich ihnen verheißen habe.

43 Man wird wieder Äcker kaufen in diesem Land, von dem ihr sagt: 'Eine Wüste ist es, ohne Menschen und Vieh, der Gewalt der Chaldäer unterworfen.'

44 Man wird wieder Äcker kaufen um Geld, Kaufbriefe schreiben und versiegeln und Zeugen beiziehen im Land Benjamin, in der Umgegend von Jerusalem, in den Städten Judas, in den Städten des Gebirges, in den Städten der Schefela und in den Städten des Südlandes. Denn ich wende ihr Geschick" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 33: Das kommende Heil für Jerusalem und Juda

Wiederherstellung Jerusalems

1 Das Wort des Herrn erging zum zweitenmal an Jeremia, während er sich noch im Wachthof in Haft befand:

2 "So spricht der Herr, der die Erde geschaffen, sie geformt hat und sie erhält – 'Der Herr' ist sein Name:

3 'Rufe mich an, so antworte ich dir und zeige dir große, unglaubliche Dinge, die du nicht kanntest!

4 So spricht der Herr, der Gott Israels, betreffs der Häuser dieser Stadt und der Paläste der Könige von Juda, die eingerissen wurden, um aus ihnen Bollwerke zu errichten und Lücken aufzufüllen,

5 und die dazu dienen, mit den Chaldäern zu kämpfen und mit den Leichen der Leute angefüllt zu werden, die ich in meinem grimmen Zorn erschlug, da ich vor dieser Stadt mein Antlitz verhüllt habe wegen all ihrer Bosheit.

6 Wahrlich, ich will ihnen eine Fülle von Glück und Frieden bereiten.

7 Ich wende das Geschick Judas und das Geschick Israels und baue sie wieder auf wie vordem.

8 Ich reinige sie von all ihrer Schuld, die sie gegen mich begangen haben, und vergebe ihnen all ihre Missetaten, wodurch sie gegen mich gesündigt haben und mir untreu geworden sind.

9 Jerusalem wird mir ein Wonnename sein, zu Ruhm und Ehre bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten hören, das ich ihnen erwiesen habe. Sie werden erschrecken und erzittern bei all dem Guten und all dem Glück, das ich ihnen zukommen lasse.'

 

Jubel in der Stadt

10 So spricht der Herr: 'An diesem Ort, von dem ihr sagt: 'Verödet liegt er, ohne Menschen und Vieh', in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, die jetzt verödet sind, ohne Menschen, ohne Bewohner und ohne Vieh, wird man wieder hören

11 den Ruf der Freude und den Ruf der Wonne, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut, den Jubel derer, die sagen: 'Lobpreist den Herr der Heerscharen; denn gütig ist der Herr, ewig währt seine Huld!', und derer, die Dankopfer zum Haus des Herrn bringen. Ich wende das Geschick des Landes so, wie es vordem war', spricht der Herr.

 

Neubesiedlung des Landes

12 So spricht der Herr der Heerscharen: 'An diesem Ort, der jetzt verödet liegt, ohne Menschen und Vieh, sowie in all seinen Tochterstädten wird wieder Weide für die Hirten sein, die ihre Herden lagern lassen.

13 In den Städten des Gebirges, in den Städten der Schefela, in den Städten des Südlandes, im Stammgebiet Benjamins, in der Umgebung von Jerusalem und in den Städten Judas werden die Herden wieder unter der Hand dessen, der sie zählt, vorübergehen', spricht der Herr.

 

Der Sproß Davids

14 'Wahrlich, es kommt die Zeit' – Spruch des Herrn – 'da lasse ich die Verheißung in Erfüllung gehen, die ich dem Haus Israel und dem Haus Juda gegeben habe.

15 In jenen Tagen und in jener Zeit lasse ich David einen gerechten Sproß ersprießen. Er wird Recht und Gerechtigkeit im Land üben.

16 In jenen Tagen wird Juda Hilfe erfahren und Jerusalem in Sicherheit wohnen. Man wird es nennen 'Der Herr, unser Heil!''

17 Denn so spricht der Herr: 'Nie soll es David an jemand fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israels sitzt.

18 Auch den levitischen Priestern soll es vor meinem Angesicht nie an jemand fehlen, der Brandopfer darbringt, Speiseopfer verbrennt und Schlachtopfer zurichtet immerdar.'"

 

Der ewige Bund

19 Und es erging das Wort des Herrn an Jeremia:

20 "So spricht der Herr: 'So wenig ihr meinen Bund mit dem Tag und meinen Bund mit der Nacht aufheben könnt, so daß Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten,

21 so wenig wird mein Bund mit meinem Knecht David aufgehoben, daß er keinen Nachkommen mehr hätte, der als König auf seinem Thron säße, und ebensowenig mein Bund mit den levitischen Priestern, die meinen heiligen Dienst verrichten.

22 Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so zahlreich werde ich die Nachkommenschaft meines Knechtes David machen und die Leviten, die meinen heiligen Dienst verrichten.'"

23 Weiter erging das Wort des Herrn an Jeremia:

24 "Hast du nicht darauf geachtet, was diese Leute sagen: 'Die beiden Stämme, die der Herr erwählt hat, die hat er verworfen', und wie sie verächtlich von meinem Volk sprechen, daß es kein Volk sei in ihren Augen?

25 So spricht der Herr: 'So gewiß mein Bund besteht mit Tag und Nacht, so gewiß ich die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe,

26 so wenig werde ich die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen und keine Herrscher mehr aus seiner Nachkommenschaft über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs nehmen; denn ich will ihr Geschick wenden und mich ihrer erbarmen.'"

 

Kapitel 34: Treulosigkeit von Führer und Volk

Schicksal von König Zidkija

1 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als Nebukadnezzar, der König von Babel, und sein ganzes Heer und alle Reiche der Erde, die ihm unterstanden, und alle Völker gegen Jerusalem und gegen all seine Tochterstädte kämpften:

2 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Geh, sag zu Zidkija, dem König von Juda, sag zu ihm: So spricht der Herr. 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel. Er wird sie in Brand stecken.

3 Du wirst seiner Hand nicht entrinnen, sondern du wirst gefangen und seiner Gewalt überliefert werden. Auge in Auge wirst du den König von Babel sehen und Mund zu Mund mit ihm reden und wirst nach Babel kommen.'

4 Doch höre das Wort des Herrn, Zidkija, König von Juda! So spricht der Herr von dir: 'Du wirst nicht durch das Schwert sterben.

5 In Frieden wirst du sterben; und wie man es zu Ehren deiner Väter, der früheren Könige, die vor dir waren, getan hat, so wird man auch dir Leichenbrände anzünden, und die Totenklage 'Ach Herr!' wird man dir anstimmen. Dies ist die Weissagung, die ich verkünde'" – Spruch des Herrn.

6 Der Prophet Jeremia verkündete all diese Worte König Zidkija von Juda in Jerusalem,

7 während das Heer des Königs von Babel gegen Jerusalem und alle Städte Judas, die noch übrig waren, nämlich Lachisch und Aseka, kämpfte. Diese waren von den Städten Judas die einzigen festen Städte, die noch standhielten.

 

Bruch des Abkommens

8 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, nachdem König Zidkija mit allem Volk in Jerusalem ein Abkommen geschlossen hatte, eine Freilassung auszurufen.

9 Jeder sollte seinen Sklaven und seine Sklavin, soweit sie Hebräer und Hebräerinnen waren, freilassen, damit niemand mehr seinen judäischen Volksgenossen als Sklaven hielte.

10 Es gehorchten alle Fürsten und alles Volk, die das Abkommen eingegangen waren, ihren Sklaven und ihre Sklavin freizulassen und sie nicht länger als Sklaven zu halten; sie gehorchten und entließen sie.

11 Danach aber holten sie die Sklaven und Sklavinnen, die sie freigelassen hatten, wieder zurück und machten sie mit Gewalt wieder zu Sklaven und Sklavinnen.

 

Gottes Gerichtswort

12 Da erging vom Herrn an Jeremia das Wort des Herrn:

13 "So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Ich habe einen Bund mit euren Vätern geschlossen, als ich sie aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, herausführte:

14 Nach sieben Jahren soll jeder von euch seinen hebräischen Volksgenossen, der sich dir verkauft hat, freilassen. Sechs Jahre soll er dir als Sklave dienen; dann sollst du ihn frei von dir entlassen. Aber eure Väter hörten nicht auf mich und schenkten mir kein Gehör.

15 Ihr hattet euch jetzt davon abgewandt, hattet getan, was recht ist in meinen Augen, indem jeder die Freilassung seines Volksgenossen ausrief, und hattet ein Abkommen vor mir in meinem Haus, das nach meinem Namen benannt ist, geschlossen.

16 Nun aber entweiht ihr aufs neue meinen Namen. Jeder hat seinen Sklaven und seine Sklavin, die ihr freigelassen hattet, wieder zurückgeholt und sie mit Gewalt gezwungen, euch Sklave und Sklavin zu sein.

17 Darum spricht der Herr: Ihr habt mir nicht gehorcht, aber ihr habt eine Freilassung ausgerufen, jeder für seinen Volksgenossen und seinen Nächsten. So verkünde auch ich über euch eine Freilassung' – Spruch des Herrn – 'für Schwert, Pest und Hunger. Ich mache euch zum Schreckbild für alle Reiche der Erde.

18 Die Männer aber, die mein Abkommen übertreten und sich nicht an die Bestimmungen des Abkommens halten, das sie vor mir abgeschlossen haben, mache ich dem Rind gleich, das sie entzweigeschnitten haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgeschritten sind.

19 Die Fürsten Judas und Jerusalems, die Hofbeamten, die Priester und alles Volk des Landes, die zwischen den Stücken des Rinds hindurchgeschritten sind,

20 werde ich der Hand ihrer Feinde übergeben, der Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Fraß dienen.

21 Zidkija aber, den König von Juda, und seine Fürsten, gebe ich in die Gewalt ihrer Feinde, in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten, und in die Gewalt des Heeres des Königs von Babel, das jetzt abgezogen ist.

22 Wahrlich' – Spruch des Herrn – 'ich hole sie zu dieser Stadt zurück, und sie werden gegen sie kämpfen, sie einnehmen und in Brand stecken. Die Städte Judas mache ich zur Wüste, die niemand bewohnt.'"

 

Kapitel 35: Die Treue der Rechabiter

1 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging in den Tagen Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:

2 "Geh zur Gemeinschaft der Rechabiter, rede mit ihnen und bringe sie in das Haus des Herrn in eine der Zellen und gib ihnen Wein zu trinken!"

3 So holte ich denn Jaasanja, den Sohn Jirmejas, des Sohnes Habazzinjas, seine Brüder und all seine Söhne sowie die ganze Gemeinschaft der Rechabiter.

4 Ich führte sie in das Haus des Herrn in die Zelle der Söhne Hanans, des Sohnes Jigdaljas, eines Gottesmannes, die neben der Zelle der Fürsten oberhalb der Zelle Maasejas, des Sohnes Schallums, des Schwellenhüters, liegt.

5 Ich setzte den Angehörigen der Gemeinschaft der Rechabiter Krüge mit Wein sowie Becher vor und sagte zu ihnen: "Trinkt Wein!"

6 Sie aber antworteten: "Wir trinken keinen Wein; denn unser Ahnherr Jonadab, der Sohn Rechabs, hat uns geboten: 'Ihr dürft keinen Wein trinken, weder ihr noch eure Söhne in Ewigkeit.

 

Bestrafung der Untreue, Belohnung der Treue

7 Baut auch keine Häuser und sät keinen Samen, legt weder Weinberge an noch besitzt solche, sondern wohnt allezeit in Zelten, auf daß ihr lange lebt in dem Land, in dem ihr Gast seid!' –

8 Wir gehorchen Jonadab, dem Sohn Rechabs, unserem Ahnherrn, aufs Wort in allem, was er uns befohlen hat, trinken niemals Wein, weder wir noch unsere Frauen, Söhne und Töchter,

9 bauen keine Häuser, um darin zu wohnen, und besitzen keine Weinberge, Äcker und Saatfelder.

10 Wir wohnen in Zelten und tun folgsam alles, was unser Ahnherr Jonadab uns geboten hat.

11 Als Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen das Land heraufzog, sagten wir: 'Kommt, laßt uns vor dem Heer der Chaldäer und vor dem Heer der Aramäer nach Jerusalem gehen! So wohnen wir nun in Jerusalem."

 

Lob des guten Beispiels der Rechabiter

12 Nun erging das Wort des Herrn an Jeremia:

13 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Geh, verkünde den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem: 'Wollt ihr denn keine Zucht annehmen und meinen Weisungen gehorchen?' – Spruch des Herrn.

14 'Das Gebot Jonadabs, des Sohnes Rechabs, der seinen Nachkommen verbot, Wein zu trinken, wurde befolgt. Sie trinken bis heute keinen Wein, sondern sind dem Gebot ihres Ahnherrn gehorsam. Ich aber habe unaufhörlich zu euch geredet, doch ihr habt nicht auf mich gehört.

15 Ich habe zu euch immerfort all meine Knechte, die Propheten, gesandt mit der Mahnung: 'Kehrt alle um von euren bösen Wegen, bessert euer Tun und lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen! Dann werdet ihr in dem Land bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe.' – Aber ihr habt mir kein Gehör geschenkt und seid mir nicht gehorsam gewesen.

16 Die Söhne Jonadabs, des Sohnes Rechabs, aber hielten sich an das Gebot ihres Ahnherrn, das er ihnen gab, doch dieses Volk hört nicht auf mich.'

17 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, Israels Gott: 'Wahrlich, ich bringe über Juda und alle Bewohner Jerusalems all das Unheil, das ich ihnen angedroht habe, weil ich zu ihnen sprach und sie nicht hörten, weil ich sie rief und sie nicht antworteten!'"

18 Zur Gemeinschaft der Rechabiter aber sagte Jeremia: "So spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Weil ihr gehorsam gewesen seid dem Gebot eures Ahnherrn Jonadab, all seine Weisungen beobachtet und alles tut, was er euch geboten hat',

19 so spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Nie wird es Jonadab, dem Sohn Rechabs, an Nachkommen fehlen, die allezeit mir dienen.'"

 

Kapitel 36: Bekämpfung der prophetischen Tätigkeit des Jeremia

Auftrag des Herrn zur Niederschrift der Weissagungen

1 Im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremia:

2 "Nimm dir eine Buchrolle und schreibe in sie alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und über alle Völker gesprochen habe seit der Zeit, da ich zu dir geredet, von den Tagen Joschijas an bis auf den heutigen Tag.

3 Vielleicht hört das Haus Juda darauf, welch großes Unheil ich ihnen anzutun gedenke, so daß sich jeder von seinen bösen Wegen bekehrt und ich ihre Schuld und ihre Sünden vergebe."

 

Aufzeichnung und Verlesung durch Baruch

4 Da rief Jeremia Baruch, den Sohn Nerijas. Und Baruch schrieb alle Worte des Herrn, die er zu Jeremia gesprochen hatte, so wie dieser sie ihm diktierte, in eine Buchrolle.

5 Hierauf gebot Jeremia dem Baruch: "Da ich verhindert bin und nicht in das Haus des Herrn gehen kann,

6 geh du hin und lies aus der Rolle, die du, wie ich dir diktiert habe, niedergeschrieben hast, die Worte des Herrn dem Volk im Haus des Herrn am Fasttag vor. Auch allen Judäern, die aus ihren Städten gekommen sind, sollst du sie vorlesen.

7 Vielleicht dringt ihr Flehruf zum Herrn, wenn sie sich alle von ihren bösen Wegen bekehren. Denn groß ist der Zorn und Grimm, den der Herr diesem Volk angedroht hat."

8 Baruch, der Sohn Nerijas, tat alles, was der Prophet Jeremia befohlen hatte, und las aus dem Buch die Worte des Herrn im Haus des Herrn vor.

9 Im fünften Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, im neunten Monat, rief man vor dem Herrn ein Fasten aus für das ganze Volk in Jerusalem und alles Volk, das aus den Städten Judas nach Jerusalem gekommen war.

10 Baruch las im Haus des Herrn in der Halle Gemarjas, des Sohnes Schafans, des Staatsschreibers, im oberen Vorhof, am Eingang des neuen Tores zum Haus des Herrn, die Worte des Jeremia aus dem Buch allem Volk vor.

 

Verlesung vor den Fürsten

11 Als nun Micha, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schafans, all diese Worte des Herrn aus dem Buch hörte,

12 ging er in den königlichen Palast hinab zum Gemach des Staatsschreibers. Es waren dort gerade alle Fürsten versammelt, der Staatsschreiber Elischama, Delaja, der Sohn Schemajas, Elnatan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Schafans, Zidkija, der Sohn Hananjas, und alle anderen Fürsten.

13 Micha berichtete ihnen alle Worte, die er gehört hatte, als Baruch dem Volk aus dem Buch vorlas.

14 Da sandten alle Fürsten Jehudi, den Sohn Netanjas, des Sohnes Schelemjas, des Sohnes Kuschis, zu Baruch mit der Aufforderung: "Nimm die Rolle, aus der du dem Volk vorgelesen hast, mit dir und komm!" Baruch, der Sohn Nerijas, nahm die Rolle an sich und begab sich zu ihnen.

15 Sie sagten zu ihm: "Setze dich und lies sie uns vor!" Baruch las ihnen vor.

16 Als sie nun all diese Worte hörten, sahen sie einander erschrocken an uns sagten zu Baruch: "Wir müssen all diese Worte dem König berichten!"

17 Und sie fragten Baruch: "Sag uns doch, wie hast du all diese Worte nach seinen Angaben aufschreiben können?"

18 Baruch entgegnete ihnen: "Er sagte mir all diese Worte vor, und ich schrieb sie mit Tinte in das Buch."

19 Da sagten die Fürsten zu Baruch: "Geh, verbirg dich, du und auch Jeremia, damit niemand weiß, wo ihr seid!"

 

Vernichtung der Buchrolle

20 Hierauf begaben sie sich zum König in den Palasthof. Die Buchrolle hatten sie im Gemach des Staatsschreibers Elischama verwahrt. Sie berichteten dem König den ganzen Hergang.

21 Der König sandte nun Jehudi hin, die Rolle zu holen. Dieser holte sie aus dem Gemach des Staatsschreibers Elischama. Dann las sie Jehudi dem König und den Fürsten, die um den König standen, vor.

22 Der König wohnte damals im Winterhaus; es war der neunte Monat. Ein Feuer brannte vor ihm im Kohlenbecken.

23 Sooft Jehudi drei bis vier Spalten gelesen hatte, schnitt Jojakim sie mit einem Schreibermesser ab und warf sie ins Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer in dem Kohlenbecken verbrannt war.

24 Der König aber und all seine Beamten, die diese Worte angehört hatten, empfanden keine Furcht und zerrissen nicht ihre Kleider.

25 Zwar hatten Elnatan, Delaja und Gemarja den König dringend gebeten, die Rolle nicht zu verbrennen; doch er hörte nicht auf sie.

26 Der König befahl vielmehr dem Prinzen Jerachmeël und Seraja, dem Sohn Asriëls und Schelemja, dem Sohn Abdeëls, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremia zu verhaften. Doch der Herr hielt sie verborgen.

 

Neue Aufzeichnung; Bestrafung des Königs

27 Nachdem der König die Rolle mit den Worten, die Baruch niedergeschrieben hatte, wie Jeremia sie vortrug, verbrannt hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia:

28 "Nimm dir eine andere Rolle und schreibe auf sie all die Worte, die in der früheren Rolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat.

29 Von Jojakim, dem König von Juda, aber sollst du verkünden: So spricht der Herr: 'Du hast diese Rolle verbrannt und gesagt: Warum hast du darin geschrieben: Der König von Babel wird kommen, dieses Land verwüsten und Menschen und Vieh aus ihm vertilgen?'

30 Darum verkündet der Herr von Jojakim, dem König von Juda: 'Es soll kein Nachkomme von ihm auf Davids Thron sitzen. Sein Leichnam soll preisgegeben sein der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht.

31 Ich werde an ihm, an seiner Nachkommenschaft und an seinen Hofleuten ihre Missetat ahnden und über sie und die Bewohner von Jerusalem und die Judäer alles Unheil bringen, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie darauf hörten.'"

32 Jeremia nahm nun eine andere Rolle und gab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohn Nerijas, und der schrieb darauf, wie Jeremia ihm diktierte, alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, verbrannt hatte. Diesen wurden noch viele ähnliche Worte beigefügt.

 

Kapitel 37: Jeremia während der Belagerung Jerusalems

Einleitung

1 Anstelle Jojachins, des Sohnes Jojakims, ward Zidkija, der Sohn Joschijas, König. Nebukadnezzar, der König von Babel, hatte ihn zum König im Land Juda gemacht.

2 Aber weder er, noch seine Hofleute, noch das Volk des Landes hörten auf die Worte des Herrn, die er durch den Propheten Jeremia verkünden ließ.

 

Das Verlangen des Königs Zidkija

3 Eines Tages sandte König Zidkija Juchal, den Sohn Schelemjas, sowie den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zum Propheten Jeremia mit der Aufforderung: "Bete doch für uns zum Herrn, unserem Gott!"

4 Jeremia ging damals noch frei unter dem Volk ein und aus; man hatte ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen.

5 Inzwischen war das Heer des Pharao von Ägypten her im Anmarsch. Als die Chaldäer, die Jerusalem belagerten, davon Kunde erhielten, zogen sie von Jerusalem ab.

 

Jeremias Bescheid

6 Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia:

7 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Dem König von Juda, der euch zu mir sandte, mich zu befragen, sagt dieses: 'Das Heer des Pharao, das zu eurem Entsatz aufgebrochen ist, kehrt in sein Land Ägypten zurück.

8 Die Chaldäer werden wiederkommen und gegen diese Stadt kämpfen, sie einnehmen und niederbrennen.'

9 So spricht der Herr: 'Täuscht euch nicht mit dem Gedanken: Die Chaldäer ziehen für immer von uns ab. Denn sie ziehen nicht ab.

10 Selbst wenn ihr das ganze Heer der Chaldäer, das gegen euch kämpft, schlagen würdet und nur noch einige Verwundete in ihren Zelten übrigblieben, würden sie sich doch wieder erheben und diese Stadt niederbrennen.'"

 

Gefangensetzung des Propheten

11 Als das Heer der Chaldäer vor der Streitmacht des Pharao von Jerusalem abgerückt war,

12 verließ Jeremia Jerusalem, um sich in das Land Benjamin zu begeben und dort mit seiner Familie eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln.

13 Als er durch das Benjamintor ging, hatte dort Jirija, der Sohn Schelemjas, des Sohnes Hananjas, die Wache. Der hielt den Propheten Jeremia an und sagte: "Du willst zu den Chaldäern überlaufen."

14 Jeremia antwortete: "Du lügst; ich will nicht zu den Chaldäern überlaufen", und wollte nicht weiter auf ihn achten. Doch Jirija nahm den Jeremia fest und brachte ihn zu den Fürsten.

15 Die Fürsten waren über Jeremia aufgebracht, ließen ihn schlagen und im Haus des Staatsschreibers Jonatan gefangensetzen; dieses hatte man als Gefängnis eingerichtet.

16 Jeremia kam in den Zisternenraum, in die Kellergewölbe. Dort blieb Jeremia geraume Zeit.

 

Die Unterredung im Königspalast

17 Eines Tages sandte König Zidkija hin und ließ ihn holen. Der König fragte ihn heimlich in seinem Palast: "Hast du ein Wort vom Herrn?"

18 Jeremia antwortete: "Ja", und fuhr fort: "Du wirst in die Hand des Königs von Babel ausgeliefert." Dann sagte Jeremia weiter zum König Zidkija: "Womit habe ich mich gegen dich und deine Hofleute und gegen dieses Volk vergangen, daß ihr mich ins Gefängnis werft?

19 Wo sind jetzt eure Propheten, die euch geweissagt haben: 'Der König von Babel wird nicht über euch und über dieses Land kommen?'

20 Und nun höre, mein Herr und König: Laß meine Bitte vor dir Gnade finden! Schicke mich nicht in das Haus des Staatsschreibers Jonatan zurück, damit ich dort nicht sterbe!"

21 Auf Befehl des Königs Zidkija hielt man jetzt Jeremia im Wachthof in Gewahrsam und gab ihm täglich einen Laib Brot aus der Bäckergasse, bis es in der Stadt kein Brot mehr gab. So blieb Jeremia im Wachthof.

 

Kapitel 38: Jeremia in der Zisterne

1 Schefatja, der Sohn Mattans, Gedalja, der Sohn Paschhurs, Juchal, der Sohn Schelemjas, und Paschhur, der Sohn Malkijas, hörten die Worte, die Jeremia an das gesamte Volk richtete:

2 "So spricht der Herr: 'Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger und Pest sterben. Wer aber zu den Chaldäern übergeht, wird sein Leben als Beute gewinnen und am Leben bleiben.'

3 So spricht der Herr: 'Ganz gewiß wird diese Stadt in die Gewalt des Heeres des Königs von Babel fallen; er wird sie erobern.'"

4 Da sagten die Fürsten zum König: "Laß diesen Mann töten; denn er macht ja die Krieger, die in der Stadt übriggeblieben sind, und das ganze Volk mutlos, wenn er vor ihnen solche Worte spricht. Dieser Mann hat nicht das Wohl, sondern das Verderben dieses Volkes im Auge."

5 König Zidkija erwiderte: "Gut, er ist in eurer Hand! Der König darf euch nichts versagen."

6 Sie ließen nun Jeremia festnehmen und ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija werfen, die sich im Wachthof befand. Mit Stricken ließ man Jeremia hinab. In der Zisterne war kein Wasser, sondern nur Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm ein.

 

Rettung durch Ebed-Melech, den Kuschiter

7 Als der Kämmerer Ebed-Melech, ein Kuschiter der Im Palast des Königs diente, hörte, daß man Jeremia in die Zisterne geworfen hatte, und der König gerade am Benjamintor saß,

8 verließ Ebed-Melech den königlichen Palast und sagte zum König:

9 "Mein Herr und König! Es ist Unrecht, was diese Leute dem Propheten Jeremia alles antun. Sie haben ihn in die Zisterne geworfen, so daß er des Hungers stirbt; denn in der Stadt ist kein Brot mehr."

10 Da befahl der König dem Kuschiter Ebed-Melech: "Nimm dir dreißig Männer von hier mit und ziehe den Propheten Jeremia aus der Zisterne, bevor er stirbt!"

11 Ebed-Melech nahm die Männer mit, ging in den Palast des Königs in den Raum unter der Schatzkammer und holte von dort Stücke abgelegter Kleider und alte Lumpen und ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zisterne hinunter.

12 Dann rief der Kuschiter Ebed-Melech dem Jeremia zu: "Lege die Kleider- und Lappenstücke unter deine Achsel und unter die Stricke!" Jeremia tat so.

13 Dann zogen sie Jeremia an den Stricken herauf und brachten ihn aus der Zisterne. Jeremia mußte fürderhin im Wachthof bleiben.

 

Letzte Unterredung mit dem König

14 Eines Tages sandte König Zidkija hin und ließ den Propheten Jeremia zu sich an den dritten Eingang im Haus des Herrn holen. Der König sagte zu Jeremia: "Ich möchte dich etwas fragen. Verhehle mir nichts!"

15 Jeremia sagte zu Zidkija: "Wenn ich dir einen Rat gebe, hörst du ja doch nicht auf mich."

16 Doch König Zidkija schwur dem Jeremia heimlich: "So wahr der Herr lebt, der uns dieses Leben gegeben hat, ich werde dich nicht töten und dich nicht der Hand dieser Männer preisgeben, die dir nach dem Leben trachten."

17 Nun sagte Jeremia zu Zidkija: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wenn du zu den Fürsten des Königs von Babel hinausgehst, wirst du dein Leben erhalten, und diese Stadt wird nicht in Brand gesteckt werden. Du und dein Haus werden leben.

18 Wenn du aber nicht hinausgehst zu den Fürsten des Königs von Babel, wird diese Stadt in die Hand der Chaldäer fallen, und man wird sie in Brand stecken, und du entrinnst nicht ihren Händen.'"

19 König Zidkija antwortete Jeremia: "Ich fürchte, man wird mich den Judäern, die zu den Chaldäern übergegangen sind, überliefern, daß sie ihren Spott mit mir treiben."

20 Jeremia entgegnete: "Man wird dich nicht ausliefern. Höre doch die Stimme des Herrn in dem, was ich dir sage, so wird es dir gut gehen, und du wirst am Leben bleiben!

21 Weigerst du dich aber hinauszugehen, gilt dies Wort, das der Herr mir offenbart hat:

22 'Wahrlich, alle Frauen, die noch im Palast des Königs von Juda übrigeblieben sind, werden zu den Fürsten des Königs von Babel hinausgeführt werden und dabei klagen: Betrogen haben sie dich und überlistet, deine guten Freunde! Nun deine Füße im Schlamm versinken, machen sie sich davon.

23 All deine Frauen samt deinen Kindern wird man zu den Chaldäern hinausführen. Auch du wirst ihrer Gewalt nicht entrinnen, sondern von der Hand des Königs von Babel ergriffen, und diese Stadt wird niedergebrannt werden.'"

24 Zidkija sagte zu Jeremia: "Niemand darf von diesen Worten etwas erfahren, sonst mußt du sterben.

25 Wenn die Fürsten hören, daß ich mit dir gesprochen habe, und sie zu dir kommen und dir befehlen: 'Teile uns mit, was du dem König gesagt hast! Verhehle uns nichts und berichte, was der König zu dir gesagt hat, sonst töten wir dich!',

26 antworte ihnen: 'Ich habe den König flehentlich gebeten, er möge mich nicht mehr in das Haus des Jonatan zurückschicken, damit ich dort nicht umkomme.'"

27 Als nun alle Fürsten zu Jeremia kamen und ihn fragten, sagte er ihnen alles so, wie der König befohlen hatte. Da ließen sie ihn in Ruhe, weil niemand den Hergang kannte.

28 So blieb Jeremia im Wachthof bis zu dem Tag, da Jerusalem erobert wurde.

 

Kapitel 39: Einnahme der Stadt

1 Als Jerusalem eingenommen war – im neunten Jahr Zidkijas, des Königs von Juda, im zehnten Monat, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem und belagerte es,

2 im elften Jahr Zidkijas, im vierten Monat, am neunten Tag des Monats, war eine Bresche in die Stadtmauer gelegt worden –

3 da zogen alle Obersten des Königs von Babel ein und ließen sich am Mitteltor nieder: [Nergal-Sarezer, der Fürst von Sin-Magir,] Nebuschasban, der Oberkämmerer, Nergal-Sarezer, der Obermagier, und alle übrigen Obersten des Königs von Babel.

4 Als Zidkija, der König von Juda, und alle Krieger sie sahen, flohen sie und verließen bei Nacht auf dem Weg nach dem Königsgarten durch das Tor zwischen den beiden Mauern die Stadt. Er selbst wandte sich der Jordanebene zu.

5 Doch die Truppen der Chaldäer jagten ihnen nach und holten Zidkija in den Steppen von Jericho ein. Sie ergriffen ihn und brachten ihn zu Nebukadnezzar, den König von Babel, nach Ribla im Gebiet von Hamat.

6 Der sprach ihm das Urteil. Der König von Babel ließ in Ribla die Söhne Zidkijas vor dessen Augen hinschlachten; ebenso ließ der König von Babel alle vornehmen Judäer töten.

7 Den Zidkija aber blendete er, legte ihn in Ketten und ließ ihn nach Babel bringen.

8 Die Chaldäer brannten den königlichen Palast und die Häuser des Volkes nieder und rissen die Mauern Jerusalems ein.

9 Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt übriggeblieben war, sowie die Überläufer, die zu ihnen übergegangen waren, den Rest der Handwerker, ließ Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, nach Babel in die Gefangenschaft abführen.

10 Von den geringen Leuten, die nichts besaßen, ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, einige im Land Juda zurück und gab ihnen an jenem Tag Weinberge und Äcker.

 

Jeremia nach dem Fall Jerusalems

Jeremias Befreiung

11 Bezüglich des Jeremia befahl Nebukadnezzar, der König von Babel, Nebusaradan, dem Befehlshaber der Leibwache, folgendes:

12 "Hole ihn, trage für ihn Sorge und füge ihm nichts Böses zu! Verfahre mit ihm nach den Wünschen, die er dir äußert!"

13 Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, sandte nun den Oberkämmerer Nebuschasban, den Obermagier Nergal-Sarezer und alle Obersten des Königs von Babel hin.

14 Sie ließen Jeremia aus dem Wachthof holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, daß er ihn frei nach Hause entlasse. So hielt er sich inmitten des Volkes auf.

 

Verheißung an Ebed-Melech

15 An Jeremia aber erging, als er noch im Wachthof gefangen war, folgendes Wort des Herrn:

16 "Geh, sage dem Kuschiter Ebed-Melech: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Nunmehr lasse ich mein Wort gegen diese Stadt in Erfüllung gehen zum Unheil, nicht zum Heil. Wenn es sich an jenem Tag vor deinen Augen erfüllt,

17 will ich dich an jenem Tag retten' – Spruch des Herrn – 'daß du den Männern, vor denen dir graut, nicht überliefert wirst.

18 Aus aller Gefahr werde ich dich erretten, und du wirst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben in Sicherheit bringen, weil du auf mich vertraut hast'" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 40: Rückkehr zu Gedalja

1 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, nachdem Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, ihn in Rama, wohin er ihn hatte holen lassen, in Freiheit gesetzt hatte. Damals war er noch als Gefangener in Fesseln unter all denen, die von Jerusalem und Juda nach Babel weggeführt werden sollten.

2 Der Befehlshaber der Leibwache ließ Jeremia holen und sagte zu ihm: "Der Herr, dein Gott, hat diesem Ort dieses Unheil angedroht.

3 Nun hat der Herr es eintreten und seine Drohung in Erfüllung gehen lassen. Weil ihr gegen den Herrn gesündigt und nicht auf seine Stimme gehört habt, darum ist euch dies widerfahren.

4 Nun siehe, ich nehme dir jetzt die Fesseln von deinen Händen. Wenn es dir gefällt, mit mir nach Babel zu gehen, so komm! Ich will für dich Sorge tragen. Wenn es dir aber nicht gefällt, mit mir nach Babel zu kommen, laß es! Siehe, das ganze Land steht dir offen. Geh hin, wo es dir gut und recht dünkt!"

5 Ehe der ihm antwortete, sprach er: "Kehre zu Gedalja zurück, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, den der König von Babel über die Städte Judas eingesetzt hat, und bleibe bei ihm inmitten des Volkes, oder gehe, wohin zu gehen dir beliebt." Und der Befehlshaber der Leibwache gab ihm Reiseproviant und Geschenke und entließ ihn.

6 So kam Jeremia zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa und blieb dort bei ihm inmitten des Volkes, das im Land zurückgeblieben war.

 

Sammlung der Flüchtlinge durch Gedalja

7 Als die Heeresobersten, die sich noch mit ihren Leuten im Land aufhielten, erfuhren, daß der König von Babel Gedalja, den Sohn Ahikams, über das Land gesetzt habe und ihm Männer, Frauen und Kinder sowie die geringen Leute des Landes, die nicht nach Babel weggeführt worden waren, unterstellt habe,

8 begaben sie sich zu Gedalja nach Mizpa, nämlich Jischmael, der Sohn Netanjas, Johanan und Jonatan, die Söhne Kareachs, Seraja, der Sohn Tanhumets, ferner die Söhne Efais aus Netofa und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters.

9 Gedalja, der Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, versicherte ihnen und ihren Leuten eidlich: "Tragt kein Bedenken, euch den Chaldäern zu unterwerfen, bleibt im Land und seid dem König von Babel untertan! Es wird euch dann gut gehen!

10 Ich selbst aber bleibe hier in Mizpa als Statthalter bei den Chaldäern, die zu uns kommen werden. Ihr aber erntet Wein, Obst und Öl und bringt sie in eure Speicher und bleibt in euren Städten, die ihr in Besitz genommen habt!"

11 Auch alle Judäer, die sich in Moab, bei den Ammonitern, in Edom oder in sonst einem Land aufhielten, hörten, daß der König von Babel einen Rest der Judäer zurückgelassen und Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, über sie bestellt habe.

12 Da kehrten alle Judäer aus den Orten, wohin sie versprengt worden waren, zurück und kamen ins Land Juda zu Gedalja nach Mizpa und ernteten Wein und Obst in großer Menge.

 

Gedaljas Ermordung

13 Johanan aber, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die sich im Land befanden, kamen zu Gedalja nach Mizpa.

14 Sie sagten zu ihm: "Weißt du auch, daß Baalis, der König der Ammoniter, Jischmael, den Sohn Netanjas, gesandt hat, dich zu ermorden?" Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, schenkte ihnen keinen Glauben.

15 Johanan, der Sohn Kareachs, machte Gedalja in Mizpa im geheimen den Vorschlag: "Ich will hingehen und Jischmael, den Sohn Netanjas, töten. Kein Mensch wird es erfahren. Warum soll er dich ermorden und sollen alle Judäer wieder zerstreut werden, die sich um dich gesammelt haben, und so der Rest von Juda untergehen?"

16 Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, antwortete Johanan, dem Sohn Kareachs: "Tu das nicht! Denn es ist nicht wahr, was du von Jischmael sagst."

 

Kapitel 41:

1 Im selben Monat kam Jischmael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, aus königlichem Geschlecht, und die Großen des Königs mit zehn Männern zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa. Während sie dort zusammen in Mizpa speisten,

2 erhob sich Jischmael, der Sohn Netanjas, mit den zehn Männern, die bei ihm waren. Sie erschlugen Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, mit dem Schwert. So tötete er den, den der König von Babel über das Land gesetzt hatte.

3 Auch alle Judäer, die bei Gedalja in Mizpa waren, und die Chaldäer, die sich dort als Krieger befanden, ließ Jischmael töten.

 

Jischmaels Überfall auf Pilger

4 Am zweiten Tag nach der Ermordung Gedaljas, als noch niemand davon wußte,

5 kamen Leute aus Sichem. Schilo und Samaria, achtzig an der Zahl, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Kleidern und eingeritzter Haut, mit Opfergaben und Weihrauch in ihren Händen, um sie zum Haus des Herrn zu bringen.

6 Da ging Jischmael, der Sohn Netanjas, ihnen von Mizpa aus weinend entgegen. Als er sie traf, lud er sie ein: "Kommt zu Gedalja, dem Sohn Ahikams!"

7 Als sie aber in das Innere der Stadt gekommen waren, metzelte Jischmael, der Sohn Netanjas, sie nieder und warf sie in die Zisterne, er und die Männer, die bei ihm waren.

8 Unter den achtzig befanden sich zehn Männer, die sagten zu Jischmael: "Töte uns nicht, wir besitzen auf dem Feld verborgene Vorräte an Weizen, Gerste, Öl und Honig." Da sah er davon ab, sie wie ihre Gefährten zu töten.

9 Die Zisterne, in die Jischmael die Leichen der von ihm erschlagenen Männer warf, war eine große Zisterne, jene, die König Asa im Krieg gegen Bascha, den König von Israel, hatte anlegen lassen. Diese füllte Jischmael, der Sohn Netanjas, mit den Erschlagenen.

10 Hierauf führte Jischmael den ganzen Rest der Bevölkerung von Mizpa weg, die königlichen Prinzessinnen und das ganze Volk, das in Mizpa zurückgeblieben war, über die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, Gedalja, den Sohn Ahikams, gesetzt hatte. Jischmael, der Sohn Netanjas, führte sie mit und machte sich auf, um zu den Ammonitern überzugehen.

 

Befreiung der Gefangenen

11 Als Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, von dem Unheil erfuhren, das Jischmael, der Sohn Netanjas, angestiftet hatte,

12 nahmen sie alle Leute mit sich und zogen aus, um mit Jischmael, dem Sohn Netanjas, zu kämpfen. Sie trafen ihn am großen Wasser bei Gibeon.

13 Als nun all die Leute, die bei Jischmael waren, Johanan, den Sohn Kareachs und alle Truppenführer, die bei ihm waren, erblickten, freuten sie sich.

14 Alle Leute, die Jischmael von Mizpa mitgenommen hatte, kehrten um und gingen wieder zu Johanan, dem Sohn Kareachs, über.

15 Jischmael, der Sohn Netanjas, entkam Johanan mit acht Männern und begab sich zu den Ammonitern.

16 Nun übernahm Johanan, der Sohn Kareachs, mit allen Truppenführern, die bei ihm waren, den ganzen Rest des Volkes, den Jischmael, der Sohn Netanjas, nach der Ermordung Gedaljas, des Sohnes Ahikams, von Mizpa weggeführt hatte, Männer, Krieger, Frauen und Kinder sowie Kämmerer. Diese brachte er von Gibeon zurück.

17 Sie brachen auf und machten in der Herberge des Kimham, die seitlich von Betlehem liegt, halt in der Absicht, nach Ägypten zu ziehen.

18 Sie fürchteten sich nämlich vor den Chaldäern, weil Jischmael, der Sohn Netanjas, Gedalja, den Sohn Ahikams, den der König von Babel über das Land gesetzt hatte, ermordet hatte.

 

Kapitel 42: Befragung Gottes durch Jeremia

1 Alle Truppenführer und Johanan, der Sohn Kareachs, und Asarja, der Sohn Hoschajas, und alles Volk, klein und groß, kamen zusammen

2 und sagten zum Propheten Jeremia: "Schenke unserer Bitte Gehör und bete für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen ganzen Rest! Da nur wenige von den vielen übriggeblieben sind, wie du selbst hier an uns siehst,

3 so möge der Herr, dein Gott, uns den Weg kundtun, den wir einschlagen sollen und wie wir uns zu verhalten haben."

4 Der Prophet Jeremia antwortete ihnen: "Gut, ich werde eurem Wunsch gemäß zum Herrn, eurem Gott, beten und den ganzen Bescheid, den der Herr euch zukommen läßt, euch kundtun, ohne euch ein Wort vorzuenthalten."

5 Sie versicherten Jeremia: "Der Herr sei ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge gegen uns, wenn wir nicht ganz nach dem Bescheid verfahren, den der Herr, dein Gott, durch dich an uns sendet!

6 Ob es etwas Gutes oder Schlimmes ist, wir wollen auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, hören, damit es uns wohl ergehe. Wir werden sicher auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, hören."

 

Warnung vor Ägypten

7 Nach Verlauf von zehn Tagen erging das Wort des Herrn an Jeremia.

8 Er berief Johanan, den Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, und alles Volk, groß und klein,

9 und sagte zu ihnen: "So spricht der Herr, der Gott Israels, zu dem ihr mich geschickt habt, um ihm eure Bitte vorzubringen:

10 'Wenn ihr ruhig in diesem Land bleibt, will ich euch aufbauen und nicht einreißen, euch einpflanzen und nicht ausreißen; denn es reut mich des Unheils, das ich euch angetan habe.

11 Fürchtet euch nicht vor dem König von Babel, vor dem ihr Angst habt, fürchtet ihn nicht' – Spruch des Herrn – 'denn ich bin mit euch, euch zu helfen und euch aus seiner Hand zu retten.

12 Ich will euch Erbarmen finden lassen, daß er sich euer gnädig annimmt und euch in eurem Land wohnen läßt.'

13 Wenn ihr aber sagt: 'Wir wollen nicht in diesem Land bleiben' und nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört,

14 sondern sagt: 'Nein, wir wollen nach Ägypten ziehen, damit wir keinen Krieg mehr erleben, den Schall der Posaune nicht mehr hören und nicht nach Brot hungern müssen, und wir wollen uns dort niederlassen',

15 nun, so hört das Wort des Herrn, Rest Israels! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wenn ihr euch nach Ägypten wendet und dorthin zieht, um euch da niederzulassen,

16 wird das Schwert, das ihr fürchtet, euch dort in Ägypten erreichen! Der Hunger, vor dem euch graut, wird in Ägypten nicht mehr von euch lassen, und ihr werdet dort sterben!

17 Alle, die sich nach Ägypten wenden und dorthin ziehen, um sich dort niederzulassen, werden durch Schwert, Hunger und Pest umkommen. Kein einziger von ihnen wird dem Unheil, das ich über sie bringe, entkommen und entrinnen.'

18 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wie sich mein Zorn und mein Grimm über die Bewohner Jerusalems ergossen hat, so wird sich mein Grimm auch über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zum Fluch und zum Entsetzen, zum Gespött und zum Schimpf werden, und ihr werdet diesen Ort nicht mehr sehen.'

19 Der Herr hat zu euch, Rest Judas, gesprochen. Zieht nicht nach Ägypten! Wisset es wohl! Ich warne euch heute. Ihr belügt euch selbst.

20 Ihr habt mich ja zum Herrn, eurem Gott, gesandt und gesagt: "Bete für uns zum Herrn, unserem Gott, und alles, was der Herr, unser Gott, verkündet, das tue uns kund, und wir wollen es tun."

21 Heute habe ich es euch mitgeteilt, aber ihr hört nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, auf alles, was er mir für euch aufgetragen hat.

22 Nun wisset bestimmt: Ihr werdet durch Schwert, Hunger und Pest umkommen an dem Ort, wohin ihr ziehen wollt, um euch dort niederzulassen.

 

Kapitel 43: Ungehorsam des Volkes

1 Als Jeremia dem gesamten Volk alle Worte des Herrn, ihres Gottes, verkündet hatte, die ihm der Herr, ihr Gott, aufgetragen hatte – alle oben angeführten Worte –

2 sagten Asarja, der Sohn Hoschajas und Johanan, der Sohn Kareachs, und alle übrigen ungehorsamen Männer zu Jeremia: "Du redest Lüge; der Herr, unser Gott, hat dich nicht mit der Weisung gesandt: 'Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um euch dort niederzulassen',

3 sondern Baruch, der Sohn Nerijas, hat dich gegen und aufgehetzt, um uns in die Gewalt der Chaldäer zu überliefern, daß man uns töte oder uns nach Babel in die Verbannung führe."

 

Die Auswanderung nach Ägypten

4 Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer und alles Volk hörten nicht auf die Weisung des Herrn, im Land Juda zu bleiben,

5 sondern Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer nahmen den ganzen Rest Judas, der aus all den Völkern, wohin sie sich zerstreut hatten, zurückgekehrt war, um im Land Juda zu bleiben,

6 die Männer, Frauen und Kinder, die Prinzessinnen und alle anderen Leute, die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, zurückgelassen hatte, auch den Propheten Jeremia und Baruch, den Sohn Nerijas.

7 Sie zogen nach Ägypten, ohne auf die Weisung des Herrn zu hören, und kamen nach Tachpanhes.

 

Weissagung des Sieges Nebukadnezzars über Ägypten

8 In Tachpanhes erging das Wort des Herrn an Jeremia:

9 "Hole große Steine herbei und grabe sie in Gegenwart judäischer Männer in den Ziegelsteinboden am Eingang zum Haus des Pharao in Tachpanhes ein

10 und sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Siehe, ich will meinen Knecht Nebukadnezzar, den König von Babel, kommen lassen und seinen Thron auf diese Steine setzen, die du eingegraben hast. Er wird seinen Baldachin darüber aufschlagen.

11 Er wird kommen und Ägypten schlagen: was für die Pest bestimmt ist, mit der Pest, was für die Gefangenschaft bestimmt ist, mit Gefangenschaft, was für das Schwert bestimmt ist, mit dem Schwert.

12 Er wird Feuer an die Tempel der Götter Ägyptens legen und ihren Wohnsitz verbrennen. Er wird Ägypten säubern, wie der Hirt sein Gewand von Ungeziefer säubert, und es dann unbehelligt verlassen.

13 Er wird die Steinsäulen des Sonnentempels in Ägypten zerbrechen und die Göttertempel Ägyptens in Brand stecken.'"

 

Kapitel 44: Tadel des Götzendienstes der Juden

1 Dies ist das Wort, das an Jeremia erging für alle Judäer, die in Ägypten wohnten, die sich in Migdol, in Tachpanhes, in Memfis und im Land Patros niedergelassen hatten:

2 "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ihr selbst habt all das Unheil gesehen, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas habe kommen lassen. Seht, sie sind bis heute verwüstet, und niemand wohnt darin

3 wegen ihrer Bosheit, die sie mir zum Schmerz verübt haben, indem sie hingingen und fremden Göttern, die weder sie, noch ihr, noch eure Väter kannten, räucherten und dienten.

4 Ich hatte doch alle meine Knechte, die Propheten, unaufhörlich zu euch gesandt, daß sie mahnten: Verübt nicht solche Greuel, die ich hasse!

5 Sie aber haben nicht gehört und mir kein Gehör geschenkt, daß sie von ihrer Bosheit abgelassen und nicht mehr anderen Göttern geräuchert hätten.

6 So ergoß sich mein Grimm und Zorn und wütete in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems. Sie wurden zur Trümmerstätte und zur Einöde, wie es heutigentags noch der Fall ist.'

7 Nun, so spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels: 'Warum tut ihr euch selbst so großes Unheil an? Ihr rottet euch aus Juda aus, Mann und Frau, Kind und Säugling, so daß kein Rest mehr von euch übrigbleibt.

8 Ihr reizt mich durch die Werke eurer Hände, indem ihr in Ägypten, wohin ihr gezogen seid, um euch dort niederzulassen, anderen Göttern räuchert. So rottet ihr euch selbst aus und werdet zu Fluch und Schimpf allen Völkern der Erde.

9 Habt ihr die Missetaten eurer Väter vergessen und die Missetaten der Könige von Juda, die Missetaten seiner Fürsten, eure Missetaten und die Missetaten eurer Frauen, die sie im Land Juda und auf den Gassen Jerusalems verübt haben?

10 Sie gehen bis heute noch nicht in sich, fürchten sich nicht und wandeln nicht nach meinem Gesetz und meinen Satzungen, die ich euch und euren Vätern vorgeschrieben habe.'

11 Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Siehe, ich richte mein Antlitz gegen euch zum Unheil, um ganz Juda auszurotten.

12 Ich raffe den Rest von Juda weg, der sich nach Ägypten gewandt hat und dorthin zog und sich dort ansiedelte. Sie werden alle in Ägypten aufgerieben werden, durchs Schwert fallen, durch Hunger umkommen, vom Kleinsten bis zum Größten. Durch Schwert und Hunger sollen sie zu Tode kommen und sollen zum Fluch und zum Entsetzen, zum Spott und zum Schimpf werden.

13 Ich will sie heimsuchen, die sich im Land Ägypten niedergelassen haben, wie ich Jerusalem durch Schwert, Hunger und Pest heimgesucht habe.

14 Keiner von dem Rest Judas, die nach Ägypten gekommen sind, um sich dort niederzulassen, wird entrinnen oder entkommen und ins Land Juda zurückkehren, obwohl sie sich nach der Rückkehr sehnen, um dort wieder zu wohnen. Wahrlich, sie werden nicht zurückkehren außer wenigen Flüchtlingen.'"

 

Trotzige Antwort des Volkes

15 Alle Männer, die wußten, daß ihre Frauen anderen Göttern Rauchopfer darbrachten, und alle Frauen, die in großer Zahl dabeistanden, sowie alles andere Volk, das in Ägypten in Patros wohnte, antworteten Jeremia:

16 "Dem, was du uns da im Namen des Herrn verkündet hast, werden wir nicht gehorchen.

17 Wir werden unser Versprechen, das wir mit eigenem Mund gegeben haben, genau erfüllen, nämlich der Himmelskönigin Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden, wie wir und unsere Väter, unsere Könige und Fürsten in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems getan haben. Damals hatten wir Brot, uns satt zu essen. Es ging uns gut, und wir erlebten kein Unglück.

18 Seitdem wir aber aufgehört haben, der Himmelskönigin Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden, leiden wir Mangel an allem und werden durch Schwert und Hunger aufgerieben."

19 Die Frauen aber sagten: "Wenn wir der Himmelskönigin Rauchopfer darbringen und ihr Trankopfer spenden, geschieht es etwa ohne Willen und Wissen unserer Männer, daß wir ihr Opferkuchen nach ihrem Bild bereiten und ihr Trankopfer spenden?"

 

Antwort des Propheten

20 Jeremia gab dem ganzen Volk, den Männern und Frauen und allen Leuten, die ihm entgegnet hatten, zur Antwort:

21 "Ist es nicht gerade das Opfer gewesen, daß ihr in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems, ihr und eure Väter, eure Könige und eure Fürsten samt dem Volk des Landes dargebracht habt, dessen der Herr gedachte und das ihm ans Herz griff?

22 Der Herr konnte euer böses Tun und die Frevel, die ihr verübt habt, nicht länger ertragen, und so ward euer Land zur Trümmerstätte, zum Entsetzen und zum Fluch. Niemand wohnt mehr darin bis auf den heutigen Tag.

23 Weil ihr geopfert und gegen den Herrn gesündigt, weil ihr auf die Stimme des Herrn nicht gehört und euren Wandel nicht nach seinem Gesetz und seinen Satzungen und Geboten gerichtet habt, deshalb ist dieses Unglück über euch hereingebrochen, wie es heute ist."

24 Jeremia sprach weiter zu dem gesamten Volk und zu allen Frauen: "Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, das im Land Ägypten wohnt:

25 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Was ihr und eure Frauen mit eigenem Mund gelobt habt, führt ihr mit eigenen Händen aus. Ihr sagt: Wir müssen unsere Gelübde halten, die wir gemacht haben; wir müssen der Himmelskönigin Rauchopfer darbringen und ihr Trankopfer spenden. Haltet nur eure Gelübde und führt sie getreulich aus!'

 

Androhung des völligen Untergangs

26 Darum hört das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr in Ägypten weilt: 'Wahrlich, ich schwöre bei meinem großen Namen', spricht der Herr: 'Nicht soll ferner mein Name von irgendeinem Judäer irgendwo im Land Ägypten in den Mund genommen werden, daß einer spräche: So wahr der allmächtige Herr lebt!

27 Seht, ich wache über sie zum Unheil, nicht zum Heil. Alle Judäer, die in Ägypten sind, werden durch Schwert und Hunger bis zur Vernichtung aufgerieben werden.

28 Nur einige wenige werden es sein, die dem Schwert entrinnen und von Ägypten nach Juda zurückkehren. Alle vom Rest Judas, die nach Ägypten gezogen sind, um sich hier niederzulassen, werden erkennen, wessen Wort sich erfüllt, das meine oder das ihre.

29 Dies soll euch das Zeichen dafür sein' – Spruch des Herrn – 'daß ich euch an diesem Ort heimsuche, damit ihr erkennt, daß meine Unheilsdrohung gegen euch in Erfüllung geht:

30 So spricht der Herr. Siehe, ich gebe den Pharao Hofra, den König der Ägypter, in die Hand seiner Feinde, in die Gewalt derer, die ihm nach dem Leben trachten, wie ich Zidkija, den König von Juda, in die Hand seines Feindes Nebukadnezzar, des Königs von Babel, gegeben habe, der ihm nach dem Leben trachtete.'"

 

Kapitel 45: Trost und Heil für Baruch

1 Dies ist das Wort, das der Prophet Jeremia an Baruch, den Sohn Nerijas, richtete, als er diese Reden so, wie sie Jeremia vortrug, in ein Buch geschrieben hatte, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:

2 "So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch:

3 'Du hast gesagt: Wehe mir! Der Herr häuft Kummer um Kummer auf mich! Müde bin ich vom Seufzen und finde keine Ruhe.'

4 Sage zu ihm: So spricht der Herr: 'Was ich gebaut, reiße ich nieder! Was ich gepflanzt, reiße ich aus! Das gilt für die ganze Erde.

5 Was willst du Großes verlangen für dich? Verlange es nicht! Denn siehe: Über alles Fleisch bringe ich Unheil' – Spruch des Herrn. – 'Dir aber gebe ich dein Leben als Beute an allen Orten, wohin du gehst!'"

 

Kapitel 46: Weissagungen gegen nichtjüdische Völker

1 Folgendes erging als Wort des Herrn an den Propheten Jeremia über die Völker:

 

Über Ägypten

2 Über Ägypten: Gegen die Streitmacht des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, die bei Karkemisch am Eufrat stand, und die Nebukadnezzar, der König von Babel schlug, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:

3 Rüstet Schild und Tartsche! Rückt aus zum Kampf!

4 Schirrt die Rosse! Steigt auf, ihr Fahrer! Tretet an im Helm! Schärft die Lanzen! Legt an die Panzer!

5 Was sehe ich? Sie zagen, sie weichen zurück. Ihre Helden sind mutlos, fliehen in rasender Flucht, ohne sich umzuwenden. "Grauen ringsum!" – Spruch des Herrn.

6 "Auch der Schnellste entkommt nicht. Auch der Held entrinnt nicht. Im Norden, am Ufer des Eufrat stürzen und sinken sie nieder."

7 Wer wogt heran wie der Nil? Wessen Wasser rauschen wie Ströme?

8 Ägypten wogt heran wie der Nil! Seine Wasser rauschen wie Ströme! Es spricht: "Ich steige hinauf, überschwemme das Land, vernichte die Städte samt ihren Bewohnern."

9 Voran, ihr Rosse! Stürmt los, ihr Wagen! Zieht aus, ihr Helden, Kusch und Put, ihr Schildbewehrten. Ihr Luditer, ihr Bogenschützen!

10 Der Tag ist dem Herrn, dem Herrn der Heerscharen, ein Tag der Rache, Rache zu nehmen an seinen Feinden. Da frißt sein Schwert und wird satt, wird trunken von ihrem Blut. Ein Schlachtfest feiert der Herr, der Herr der Heerscharen, im Land des Nordens am Eufratstrom.

11 Nach Gilead steige hinauf, hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägypten! Vergebens wendest du Mengen von Heilmitteln an: Für dich gibt es keine Genesung.

12 Die Völker hören von deiner Schande. Dein Geschrei erfüllt ja die Erde; denn der Held ist über den Helden gestürzt, Seite an Seite liegen sie da.

 

Eroberung Ägyptens durch die Chaldäer

13 Folgendes ist das Wort, das der Herr zum Propheten Jeremia sprach über den Zug, den Nebukadnezzar, der König von Babel, unternahm, um das Land Ägypten zu schlagen:

14 Verkündigt es in Ägypten! Ruft es aus in Migdol! Macht es bekannt in Memfis und Tachpanhes! Sprecht: "Stell dich auf und mache dich bereit! Schon frißt das Schwert um dich her.

15 Wie? Deine Helden sind niedergestreckt, konnten nicht widerstehen?" Ja, der Herr stieß sie um.

16 Er brachte gar viele zu Fall. Mann sinkt nieder an Mann. Da rufen sie aus: "Auf, laßt uns heimkehren zu unserem Volk, ins Land unserer Heimat vor dem würgenden Schwert!"

17 Nennt den Pharao nun, den Ägypterkönig: 'Lärmer, wenn verstrichen die Zeit!'

18 "So wahr ich lebe" – Spruch des Königs, 'Herr der Heerscharen' ist sein Name – "Wie der Tabor unter den Bergen, wie der Karmel am Meer, so kommt er heran.

19 Für die Verbannung rüste deine Habe, Bewohnerschaft, Tochter Ägypten! Zur Öde wird Memfis, verlassen und menschenleer."

20 Einer prächtigen Kuh gleicht Ägypten. – Bremsen von Norden fallen über sie her.

21 Selbst seine Söldner in seiner Mitte sind Mastkälbern gleich. Doch auch sie machen kehrt, fliehen alle davon. Sie halten nicht stand, wenn der Tag ihres Untergangs über sie kommt, die Zeit ihrer Züchtigung.

22 Horcht, eine zischelnde Schlange! Mit Heeresmacht rücken sie an, fallen mit Äxten über Ägypten her.

23 "Wie Holzhauer fällen sie seinen Wald" – Spruch des Herrn – "denn undurchdringlich erschien er. Mehr sind ihrer als Heuschrecken, man kann sie nicht zählen."

24 Zuschanden wird die Tochter Ägypten, nordischem Volk überliefert.

 

Nebukadnezzar

25 Es spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israel: "Siehe, ich werde Amon in No, den Pharao und Ägypten, seine Götter und Könige heimsuchen, den Pharao samt denen, die sich auf ihn verlassen.

26 Ich gebe sie denen preis, die ihnen nach dem Leben trachten, Nebukadnezzar, dem König von Babel, und seinen Dienern. Darauf aber wird Ägypten bewohnt sein wie in den Tagen der Vorzeit" – Spruch des Herrn.

 

Trostwort für Israel

27 "Du aber fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht! Erschrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich erretten aus fernem Land, deine Kinder aus dem Land ihrer Verbannung! Heimkehr halten wird Jakob und Ruhe finden, sorglos leben, von keinem gestört.

28 Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht" – Spruch des Herrn – "denn ich bin dir zur Seite! Alle Völker will ich vernichten, zu denen ich dich versprengt! Doch dich vertilge ich nicht. Dich züchtige ich nur mit Maßen. Ganz straflos lassen kann ich dich nicht."

 

Kapitel 47: Weissagung über die Philister

1 Dies ist das Wort des Herrn, das an den Propheten Jeremia über die Philister erging, bevor der Pharao Gaza bezwang:

2 So spricht der Herr: Wasser wallen von Norden heran, wachsen zum wogenden Strom, überfluten das Land und was es erfüllt, die Städte samt ihren Bewohnern. Laut jammern die Menschen, es heulen alle Bewohner des Landes.

3 Beim Dröhnen des Hufschlags der Hengste, beim Rasseln der Wagen, beim Rollen der Räder. Väter kümmern sich nicht um die Kinder, ihr Arm ist gelähmt

4 wegen des Tages, der gekommen, der alle Philister vernichtet, der Tyrus und Sidon des letzten Helfers beraubt. Denn der Herr vertilgt die Philister, den Rest der Küste von Kaftor.

5 In Gaza schert man sich Glatzen, vernichtet ist Aschkelon. Wie lange noch mußt du dich wund ritzen, du Rest der Riesen?

6 Ach, Schwert des Herrn, wie lange noch willst du nicht rasten? In die Scheide kehre zurück! Halt ein! Bleibe still!

7 Wie sollte es rasten, da der Herr es entboten wider Aschkelon und die Küste des Meeres; er hat es dorthin entsandt.

 

Kapitel 48: Über Moab

1 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Weh über Nebo: es wird verwüstet! Zuschanden, erobert wird Kirjatajim. Zuschanden die Hochburg, zerbrochen.

2 Moabs Ruhm ist dahin. Sein Verderben plant man in Heschbon: "Auf, wir rotten es aus! Kein Volk sei es mehr!" Auch du, Madmen, wirst vernichtet. Hinter dir drein fährt das Schwert.

3 Horch, Wehgeschrei aus Horonajim: "Verwüstung und großes Verderben.

4 Zerschmettert ist Moab!" Ihr Wehgeschrei schallt bis nach Zoar.

5 Die Steige von Luhit steigt man mit Weinen hinan. Am Abstieg zu Horonajim hört man über den Untergang Klage.

6 "Flieht, rettet das Leben, gleicht dem Esel der Steppe!"

7 Weil du auf deine Werke und Schätze gebaut, wirst auch du nun erobert. Kemosch wandert gefangen fort mit all seinen Priestern und Fürsten.

8 Der Verwüster kommt über jegliche Stadt. Keine Stadt wird sich retten. Verheert wird das Tal, verwüstet die Ebene, wie der Herr es gesagt hat.

9 Setzt Moab ein Grabmal! Es ist ja zerstört. Seine Städte werden zur Wüste, ohne Bewohner.

10 Verflucht, wer das Wort des Herrn lässig betreibt! Verflucht, wer vom Blut zurückhält sein Schwert!

11 Von klein auf blieb Moab in Frieden, lag ruhig auf seiner Hefe, ward nicht umgegossen von Krug zu Krug, nie zog es in die Verbannung. Darum blieb ihm der feine Geschmack. Sein Duft hat sich nicht verloren.

12 "Darum, wahrlich, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da will ich ihm Kellermeister schicken. Die schütten es aus, entleeren die Kannen, zerschlagen die Krüge.

13 Dann wird Moab zuschanden an Kemosch wie Israels Haus einst an Bet-El, auf das es vertraute.

14 Wie könnt ihr nur sagen: 'Helden sind wir, Männer voll Kraft zum Kampf!'

15 Moabs Verwüster zog gegen es aus. Zur Schlachtung steigen hinunter seiner Jugend Beste" – Spruch des Königs;

16 sein Name ist 'Herr der Heerscharen'. – "Ganz nahegerückt ist Moabs Verderben. Schnell schreitet sein Unheil heran."

17 Beklagt es, all seine Nachbarn, alle, die seinen Namen kennen, sprecht: "Wie ist zerbrochen der starke Stab, das ruhmreiche Zepter!"

18 Von der Herrlichkeit steige herab, sitze im Kot, du thronende Tochter Dibon! Moabs Verwüster zieht gegen dich aus, zerstört deine Burgen.

19 Tritt an den Weg und schaue dich um, Bewohner von Aroër! Frage den entronnenen Flüchtling, sprich: "Was ist geschehen?"

20 Zuschanden ist Moab, zerschlagen. Heult und schreit! Kündet am Arnon: "Niedergerungen ist Moab!"

21 Ein Gericht ergeht über das ebene Land, über Holon, Jahaz und Mefaat,

22 über Dibon, Nebo und Bet-Diblatajim,

23 über Kirjatajim, Bet-Gamul und Bet-Meon,

24 über Kerijot und Bozra und alle Städte des Landes Moab, die fernen und nahen.

25 "Abgeschlagen wird Moabs Horn, sein Arm wird zerschmettert" – Spruch des Herrn.

26 Macht es trunken! – Gegen den Herrn tat es groß. – Es falle Moab in das eigene Gespei! Es werde nun selbst zum Gespött!

27 War nicht Israel dir zum Gelächter? Ward es etwa beim Diebstahl ertappt, daß du höhnisch dich schüttelst, sooft du nur über es sprachst?

28 Räumt die Städte, in Felsengeklüft haust, Bewohner von Moab! Macht es wie die Taube, die nistet in der Steppe am Rande der Schlucht.

29 Wir habe vernommen von Moabs Stolz, dem überaus großen, seiner Hoffart, seinem Dünkel und Stolz, seinem hochfahrenden Sinn.

30 "Seinen Übermut kenne ich wohl" – Spruch des Herrn. – "Lüge ist sein Gerede, Lüge sein Tun."

31 Darum heule ich über Moab, über Moab schreie ich laut: Beklage die Leute von Kir-Heres.

32 Mehr, als man Jaser beweinte, weine ich um dich, Sibmas Weinstock! Am Meer hin zieht dein Geranke, reicht bis nach Jaser. In deinen Herbst und in deine Lese bricht ein der Verwüster.

33 Geschwunden ist Freude und Jubel vom Fruchtland, von Moabs Gebiet. Dem Wein in den Kufen mache ich ein Ende. Die Kelterer werden nicht länger keltern – Kriegsgeschrei ist kein Jauchzen mehr.

34 Bis Elale dringt Heschbons Geschrei. Laut heult man bis Jahaz, von Zoar bis Horonajim, bis Eglat-Schelischija. Die Wasser von Nimrim werden zur Wüste.

35 "Ich mache dem in Moab ein Ende" – Spruch des Herrn – "der zur Opferhöhe hinaufsteigt, seinen Göttern zu räuchern."

36 So klagt wie die Flöte mein Herz über Moab. Klagt wie die Flöte mein Herz um Kir-Heres' Bewohner: ihr ganzes Hab und Gut ist verloren.

37 Jeder Kopf ist kahl. Jeder Bart ist geschoren. Ritzmale an allen Händen. Ein Sacktuch um die Hüften!

38 Auf Moabs sämtlichen Dächern und in seinen Straßen nichts als Klage: "Weil ich Moab zerbrach wie ein Gefäß, das niemand gefällt" – Spruch des Herrn.

39 Wie ist es zerschlagen! Heult! Wie wendet Moab mit Schmach beladen den Rücken! Zum Gelächter wird Moab, zum Entsetzen für all seine Nachbarn.

40 Denn so spricht der Herr: "Siehe, wie ein Adler schwebt es daher, hält über Moab gebreitet die Schwingen.

41 Erstürmt sind die Städte, genommen die Festen. An jenem Tag ist das Herz der Helden von Moab wie das Herz einer Frau in den Wehen."

42 Vernichtet wird Moab. Kein Volk ist es mehr. Denn groß tat es gegen den Herrn.

43 "Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner von Moab!" – Spruch des Herrn.

44 Wer dem Grauen entronnen, stürzt in die Grube, wer der Grube entsteigt, fängt sich im Garn, wenn ich dies über Moab bringe, im Jahr seiner Heimsuchung" – Spruch des Herrn.

45 Im Schatten von Heschbon bleiben erschöpft die Flüchtlinge stehen. Ja, Feuer ging einst von Heschbon aus, eine Flamme von Sihons Burg. Moabs Schläfen fraß sie hinweg, den Scheitel der Kämpfer.

46 Wehe dir, Moab! Verloren bist du, des Kemosch Volk! Deine Söhne werden gefangen hinweggeschleppt, deine Töchter in die Verbannung.

47 "Am Ende der Tage wende ich Moabs Geschick" – Spruch des Herrn. – Bis hierher geht der Gerichtsspruch über Moab.

 

Kapitel 49: Über die Ammoniter:

1 So spricht der Herr: "Hat Israel denn keine Söhne? Besitzt es denn keine Erben? Warum hat Milkom denn Gad beerbt, bewohnt sein Volk dessen Städte?

2 Darum, wahrlich, es kommt die Zeit" – Spruch des Herrn – "da lasse ich gen Rabba-Ammon Getöse des Krieges ertönen. Zum Schutthügel wird es. Seine Tochterstädte werden im Feuer verbrannt, und Israel wird seine eigenen Erben beerben" – spricht der Herr.

3 Heule, Heschbon! Verwüstet ist die Stadt! Wehklagt, ihr Töchter von Rabba! Gürtet euch Sacktuch um und klagt! Irrt umher in den Hürden! In die Verbannung wandert Milkom mit all seinen Priestern und Fürsten.

4 Was rühmst du dich deines Tales, deines üppigen Talgrundes, treulose Tochter, pochend auf deinen Reichtum: "Wer will gegen mich ziehen?"

5 "Wahrlich, ein Grauen bringe ich über dich" – Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen – "von allen Seiten rings um dich her! Ihr werdet versprengt, ein jeder für sich. Die Flüchtlinge sammeln wird keiner.

6 Doch danach wende ich wieder der Ammoniter Geschick" – Spruch des Herrn.

 

Über Edom:

7 So spricht der Herr der Heerscharen: "Gibt es keine Weisheit mehr in Teman? Ist entschwunden den Klugen der Rat? Ist ihnen die Weisheit vergangen?

8 Flieht! Macht euch davon! In der Tiefe versteckt euch, Bürger von Dedan! Denn über Esau lasse ich kommen sein Unglück, die Zeit seiner Züchtigung.

9 Kommen die Winzer zu dir: Zur Nachlese lassen sie nichts mehr übrig. Kommen die Diebe herbei in der Nacht, rauben sie gierig!

10 Ja, Esau lege ich bloß. Seine Schlupfwinkel decke ich auf. Er kann sich nicht mehr verstecken. Sein Stamm wird vernichtet, seine Brüder und Nachbarn. Nichts bleibt mehr von ihm.

11 Laß deine Waisen! Ich will sie erhalten. Deine Witwen sollen auf mich vertrauen!"

12 Denn so spricht der Herr: "Wahrlich, die es nicht verdienten, den Becher zu trinken, die müssen ihn trinken: Und du, du solltest noch straflos bleiben? Nicht straflos bleiben, nein, trinken wirst du!

13 Denn ich schwöre bei mir" – Spruch des Herrn: "Zum Entsetzen, zum Schimpf, zum Spott und zum Fluch soll Bozra werden, alle seine Städte zur ewigen Wüste!"

14 Eine Kunde vernahm ich vom Herrn, ein Herold ist zu den Völkern entsandt: "Sammelt euch! Zieht heran gegen Edom! Erhebt euch zum Streit!"

15 "Wahrlich, ich mache gering dich unter den Völkern, verachtet unter den Menschen.

16 Die Furcht, die du einflößt, hat dich betört, dein vermessener Sinn, weil du in Felsklüften wohnst, an steile Höhen dich klammerst. Baust du auch hoch wie ein Adler den Horst, ich stürze dich doch hinunter von dort." – Spruch des Herrn.

17 "Grauenerregend wird Edom werden: Wer vorüberwandert an ihm, erschaudert und höhnt über all seine Schläge.

18 Wie es Sodom und Gomorra erging und ihren Nachbarn bei ihrer Vernichtung: so soll", spricht der Herr, "dort niemand mehr wohnen, kein Mensch darin weilen.

19 Siehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus dem Dickicht des Jordans zu immergrünen Auen, so jage ich sie jählings von dannen. Wen ich erwählt, den will ich darüber bestellen. Denn wer ist mir gleich? Und wer will mich fordern? Und wer ist der Hirt, der mir standhält?"

20 So hört denn den Ratschluß des Herrn, den er gefaßt gegen Edom, seine Pläne, die er erdacht gegen Temans Bewohner: Wahrlich, man schleppt sie hinweg, die geringsten der Schafe! Wahrlich, dem eigenen Weideplatz schaudert es vor ihnen.

21 Vom Gedröhn ihres Sturzes erzittert die Erde. Ihr Wehgeschrei dringt bis ans Schilfmeer.

22 Siehe, wie ein Adler steigt er empor, schwebt er daher, spannt über Bozra aus seine Schwingen. An jenem Tag ist das Herz der Helden von Edom wie das Herz einer Frau in den Wehen.

 

Über Damaskus:

23 Über Damaskus: Bestürzt sind Hamat und Arpad, da sie böse Kunde vernommen. Ihr Herz ist von Kummer erregt, kann keine Ruhe mehr finden.

24 Verzagt ward Damaskus, hat zur Flucht sich gewandt. Grauen hat es ergriffen. Angst und Wehen habe es erfaßt wie eine Frau, die gebiert.

25 Wehe, die ruhmreiche Stadt ist verlassen, die wonnige Burg!

26 "Darum sollen die Jünglinge fallen auf ihren Straßen, alle Krieger sterben an jenem Tag!"– Spruch des Herrn der Heerscharen.

27 "An Damaskus' Mauer lege ich ein Feuer, daß es Ben-Hadads Paläste verzehrt."

 

Weissagung über die Araber

28 Über Kedar und die Reiche von Hazor, die Nebukadnezzar, der König von Babel, besiegte. So spricht der Herr: "Auf! Zieht gegen Kedar! Bezwingt die Söhne des Ostens!

29 Man nimmt ihre Zelte und Herden, ihre Decken und all ihr Gerät. Man beraubt sie ihrer Kamele und ruft über sie: 'Grauen ringsum!'

30 Flieht! Flüchtet euch eiligst! In der Tiefe versteckt euch, Bewohner von Hazor!" – Spruch des Herrn. – "Einen Beschluß faßte gegen euch Nebukadnezzar, der König von Babel; gegen euch ersann er einen Plan.

31 Auf! Zieht gegen das sorglose Volk, das in Sicherheit wohnt" – Spruch des Herrn – "das weder Tore noch Riegel kennt, das so einsam wohnt!

32 Zur Beute werden ihre Kamele, ihrer Herden Menge zum Raub. In alle Winde zersprenge ich sie, die Leute mit gestutztem Haar. Verderben lasse ich von allen Seiten über sie kommen" – Spruch des Herrn.

33 "Dann wird Hazor zum Heim für Schakale, zur ewigen Wüste. Niemand wird mehr dort wohnen, kein Mensch darin weilen."

 

Weissagung über die Elamiter

34 Dies ist das Wort des Herrn, das gegen Elam an den Propheten Jeremia erging im Anfang der Regierung des Königs Zidkija von Juda:

35 So spricht der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, ich zerbreche den Bogen von Elam, das Hauptgerät seiner Kraft!

36 Vier Winde führe ich herauf gegen Elam von den vier Enden des Himmels. In alle Winde zersprenge ich sie. Kein Volk wird sein, wohin Elams Versprengte nicht kommen.

37 Furcht vor seinen Feinden flöße ich Elam ein, vor denen, die ihm nach dem Leben trachten. Unheil lasse ich über es kommen, die Glut meines Zornes" – Spruch des Herrn. – "Das Schwert schicke ich hinter ihm drein, bis ich es aufgerieben.

38 In Elam stelle ich auf meinen Thron, vernichte dort König und Fürsten" – Spruch des Herrn. –

39 "Am Ende der Tage wende ich Elams Geschick" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 50: Weissagung über Babel

1 Dies ist das Wort, das der Herr über Babel, das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia geredet hat:

 

Babels Einnahme

2 "Verkündet es unter den Völkern und meldet es, hebt hoch das Banner, macht es kund, verhehlt es nicht, sprecht es aus: 'Genommen ist Babel, zuschanden ist Bel, zerschmettert ist Merodach, seine Bilder zuschanden, seine Götzen zertrümmert!'

3 Denn ein Volk zieht gegen es her von Norden. Zur Wüste macht es sein Land. Niemand wohnt mehr darin. Mensch und Tier sind entflohen, zerstoben."

 

Israels und Judas Rückkehr

4 "In jenen Tagen und jener Zeit" – Spruch des Herrn – "kommen Israels Kinder, sie und Judas Kinder vereint. Sie ziehen einher, immerfort weinend, und suchen den Herrn, ihren Gott.

5 Sie erfragen den Weg nach Zion: Dorthin ist ihr Antlitz gerichtet. Sie kommen und stehen zum Herrn. In ewigem, nie zu vergessendem Bund.

6 Mein Volk war eine verlorene Herde. Seine Hirten führten sie irre. Sie führten sie auf den Bergen umher. Von Berg zu Hügel mußten sie wandern, vergaßen das Lagern.

7 Wer immer sie fand, fraß sie auf. Ihre Feinde sprachen: 'Wir tun damit kein Unrecht', sie hatten sich ja versündigt am Herrn, am Ort der Gerechtigkeit, ihrer Väter Hoffnung, am Herrn.

 

Mahnung zur Flucht aus der bedrohten Stadt

8 Flieht aus Babels Bereich, aus dem Land der Chaldäer! Zieht aus! Wie Leitböcke seid vor der Herde!

9 Denn siehe, ich erwecke und führe herauf gegen Babel eine Schar großer Völker aus nordischem Land. Sie greifen es an; von dorther wird es erobert. Ihre Pfeile sind die eines tüchtigen Kriegers, der niemals heimkehrt ohne Erfolg.

10 So wird Chaldäa zur Beute. Die es plündern, bekommen alle genug" – Spruch des Herrn.

11 "Ja, freut euch nur, ja, jubelt nur, ihr meines Erblandes Räuber! Ja, hüpft nur wie Kälber im Gras und wiehert wie Hengste!

12 Gänzlich wird eure Mutter zuschanden. Beschämt ist, die euch gebar. Wahrlich, zur letzten wird sie unter den Völkern: zur Wüste, Dürre und Steppe!

13 Ob des Ingrimms des Herrn wird es nicht mehr bewohnt, wird gänzlich zur Wüste. Wer vorüberwandert an Babel, erschaudert und höhnt ob all seiner Schläge."

 

Ansporn zur Bezwingung Babels

14 Stellt euch rings gegen Babel auf, all ihr Bogenschützen! Zielt hinein! Spart keine Pfeile!

15 Denn es hat gesündigt am Herrn. Ringsum erhebt gegen es den Kampfruf: 'Es hat sich ergeben, seine Türme fallen, sein Mauerwerk stürzt!" – Ja, dies ist die Rache des Herrn! Rächt euch an ihm! Tut ihm, wie es selber getan!

16 Rottet aus Babel den Sämann aus und den, der die Sichel zur Erntezeit schwingt! Vor dem würgenden Schwert wendet sich jeder zu seinem Volk, in seine Heimat flüchtet ein jeder.

 

Heimkehr des Gottesvolkes

17 Israel ist ein versprengtes Schaf, von Löwen verjagt. Zuerst hat es der König von Assur verzehrt. Dann hat ihm Babels König, Nebukadnezzar, die Knochen gebrochen.

18 Darum spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: "Wahrlich, ich strafe den König von Babel mit seinem Land, wie ich strafte den König von Assur.

19 Israel führe ich zu seinem Weideplatz zurück. Auf dem Karmel und im Baschan soll es weiden, satt werden in Gilead und auf Efraims Bergen.

20 In jenen Tagen und jener Zeit" – Spruch des Herrn – "wird man suchen nach Israels Schuld: Sie ist nicht mehr! Nach Judas Sünde: Man findet sie nicht! – Denn dem Rest, den ich übrig ließ, habe ich vergeben.

 

Erneuter Aufruf zur Zerstörung

21 Zieh gegen Meratajim, zieh gegen das Land und gegen Pekods Bewohner! Vertilge und banne sie" – Spruch des Herrn – "und handle genau, wie ich dir gebiete!"

22 Horch! Krieg ist im Land und große Zerstörung!

23 Wie ist zerschlagen, zerschmettert der Hammer der ganzen Welt! Wie ist Babel zum Schreckbild geworden unter den Völkern!

24 Ich lege dir Schlingen. Du, Babel, fängst dich darin und gewahrst es nicht. Du wirst ertappt und gepackt, weil den Herrn du zum Kampf gefordert."

25 Sein Zeughaus öffnet der Herr, holt hervor die Waffen seines Zornes. Denn Arbeit gibt es für den allmächtigen Herrn der Heerscharen im Land der Chaldäer.

26 Rückt gegen es an vom äußersten Ende! Seine Scheunen schließt auf! Schüttet es wie Garben auf einen Haufen! Vollzieht an ihm den Bann! Kein Rest mehr soll von ihm bleiben!

27 All seine Jungstiere stoßt nieder! Hinunter mit ihnen zur Schlachtung! Weh ihnen, ihr Tag ist gekommen, ihrer Heimsuchung Zeit!

 

Die Rache für Israels Knechtung

28 Horch! Entronnene Flüchtlinge aus dem Land Babel, die auf dem Zion des Herrn, unseres Gottes, Rache verkünden, die Rache für seinen Tempel:

29 Bietet viele auf gegen Babel, alle Bogenschützen! Lagert euch rings herum, daß keiner entrinne! Zahlt sein Treiben ihm heim! Tut genau so mit ihm, wie es selber getan! Denn gegen den Herr war es frech, gegen den Heiligen Israels.

30 "Darum sollen auf seinen Straßen seine Jünglinge fallen, all seine Krieger sterben an jenem Tag!" – Spruch des Herrn.

31 "Fürwahr, ich will an dich, du Freche" – Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen. – "Ja, dein Tag ist gekommen, die Zeit deiner Heimsuchung!

32 Da soll stürzen die Stolze und fallen, und niemand richtet sie auf. Feuer lege ich an ihre Städte, das alles verzehren soll rings um sie her."

33 So spricht der Herr der Heerscharen: "Gewalt leiden Israels Kinder mit Judas Kindern; alle, die sie fortgeführt haben, halten sie fest und weigern sich, sie ziehen zu lassen.

34 Doch ihr Erlöser ist stark: 'Herr der Heerscharen' lautet seine Name. Er führt ihre Sache sicher, um Ruhe der Erde zu bringen, Unruhe aber Babels Bewohnern."

 

Das Schwertlied

35 "Das Schwert über die Chaldäer" – Spruch des Herrn – "und über die Bürger Babels, über seine Fürsten und seine Weisen!

36 Das Schwert über seine Gaukler: sie werden Toren! Das Schwert über seine Helden: sie werden mutlos!

37 Das Schwert über seine Rosse und seine Wagen und über alles Völkergemisch in seiner Mitte: sie werden zu Weibern! Das Schwert über seine Schätze: sie werden zur Beute!

38 Das Schwert über seine Wasser, sie versiegen! Denn ein Land der Götzen ist es. Wegen ihrer Scheusalsgestalten werden sie Narren.

39 Darum sollen Füchse und Schakale darin hausen und Strauße darin wohnen. In Ewigkeit wird es nicht mehr bewohnt, von Geschlecht zu Geschlecht nicht besiedelt.

40 Wie Gott Sodom und Gomorra zerstörte und ihre Nachbarstädte" – Spruch des Herrn – "so soll dort keiner mehr wohnen, kein Mensch dort weilen!"

 

Das Volk aus dem Norden

41 Siehe, ein Volk kommt vom Norden her. Ein großes Volk und der Könige viele brechen auf von den Enden der Erde.

42 Sie führen Bogen und Speer, sind hart und ohne Erbarmen. Ihr Lärmen tost wie das Meer, sie stürmen daher auf Rossen, wie ein Krieger gerüstet, gegen dich, Tochter Babel!

43 Der König von Babel hat von ihnen Kunde vernommen: Schlaff sinken herab seine Hände, Angst faßt ihn, Wehen, wie die Frau, die gebiert.

 

Beschluß der Vernichtung

44 Siehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus dem Dickicht des Jordan zu den immergrünen Auen, so jage ich sie jählings von dannen. Wen ich erwählt, den will ich darüber bestellen. Denn wer ist mir gleich? Und wer will mich fordern? Und wer ist der Hirt, der mir standhält?"

45 So hört denn den Ratschluß des Herrn, den er gefaßt gegen Babel, seine Pläne, die er erdacht gegen das Land der Chaldäer! Wahrlich, man schleppt sie hinweg, die geringsten der Schafe! Wahrlich, dem eigenen Weideplatz schaudert es vor ihnen.

46 Von dem Ruf 'Genommen ist Babel' erzittert die Erde. Sein Wehgeschrei dringt zu den Völkern!

 

Kapitel 51: Gericht über Babel

1 So spricht der Herr: "Wahrlich, ich erwecke gegen Babel und gegen Chaldäas Bewohner den verderbenden Sturmwind.

2 Gegen Babel sende ich Worfler, daß sie es worfeln und ausplündern sein Land, wenn sie es ringsum belagern am Tag des Verderbens."

3 Niemand soll seinen Bogen spannen, sich erheben in seinem Panzer. Schont nicht seine jungen Männer, bannt sein ganzes Heer!

4 Erschlagene liegen da im Land der Chaldäer, Durchbohrte auf seinen Straßen.

5 Denn Israel und Juda sind nicht eine Witwe, verlassen von ihrem Gott, dem Herrn der Heerscharen. Doch voller Schuld gegen den Heiligen Israels ist das Land der Chaldäer.

6 Flieht aus Babels Bereich – ein jeder rette sein Leben – daß ihr nicht umkommt durch seine Schuld! Denn eine Zeit der Rache ist es für den Herrn. Er übt Vergeltung an ihm.

 

Der Becher Gottes

7 Ein goldener Becher war Babel in der Hand des Herrn. Er machte trunken die ganze Erde. Von seinem Wein tranken die Völker. So kamen die Völker von Sinnen.

8 Plötzlich ist Babel gefallen und wird zerschmettert. Heult über es! Holt Balsam für seinen Schmerz! Vielleicht läßt er sich heilen!

9 "Heilung wollten wir Babel bringen, doch es ist nicht zu heilen! Verlaßt es! Gehen wir, jeder in seine Heimat! Denn bis zum Himmel reicht sein Gericht, es ragt zu den Wolken."

10 Der Herr hat ans Licht gebracht unsere gerechte Sache. Kommt, laßt uns in Zion erzählen vom Werk des Herrn, unseres Gottes!

 

Erstürmung der Stadt

11 Spitzt die Pfeile! Füllt die Köcher! Der Herr hat die Wut des König der Meder gereizt, weil gegen Babel sein Plan sich richtet, es zu vernichten. Ja, das ist die Rache des Herrn, die Rache für seinen Tempel!

12 Schwingt gegen Babels Mauern das Banner! Verstärkt die Wache! Stellt Posten auf! Rüstet den Hinterhalt! – Denn wie der Herr es geplant, so führt er auch aus, was er verhieß über Babels Bewohner:

13 Die du wohnst an gewaltigen Wassern, reich an Schätzen – dein Ende ist da! Aus ist es mit deinem Wucher!

14 Geschworen hat es bei sich selbst der Heerscharen Herr: "Habe ich dich auch mit Menschen gefüllt wie mit Heuschrecken, anstimmen wird man doch über dich das Siegesgeschrei."

 

Gottes Macht

15 Er schuf die Erde durch seine Kraft, er gründete durch seine Weisheit den Erdkreis, er spannte durch seine Einsicht die Himmel aus.

16 Beim Schall seiner Stimme rauschen die Wasser am Himmel. Er führt die Wolken herauf von den Enden der Erde, schleudert beim Regen die Blitze, entsendet den Sturmwind aus seinen Kammern.

17 Als Tor steht ein jeder da, der dies nicht begreift. Schämen muß sich ein jeder Künstler ob seines Gußbildes. Denn Trug ist sein Gußbild; kein Geist wohnt in ihm.

18 Wahngebilde sind sie, Dinge zum Lachen. Zur Zeit ihrer Züchtigung ist es mit ihnen zu Ende.

19 Doch nicht wie diese ist Jakobs Anteil, sondern er ist der Schöpfer des Alls, und Israel ist der Stamm, der ihm eigen. 'Herr der Heerscharen' ist sein Name.

 

Der Hammerspruch

20 Du warst mir ein Hammer, ein Kriegsgerät: Ich zerhämmerte Völker mit dir, zertrümmerte Reiche mit dir.

21 Ich zerhämmerte Roß und Reiter mit dir. Ich zerhämmerte Wagen und Fahrer mit dir.

22 Ich zerhämmerte Mann und Frau mit dir. Ich zerhämmerte Greis und Kind mit dir. Ich zerhämmerte Jüngling und Jungfrau mit dir.

23 Ich zerhämmerte Hirt und Herde mit dir. Ich zerhämmerte Bauer und Gespann mit dir. Ich zerhämmerte Statthalter und Vögte mit dir."

24 "Nun aber will ich Babel und allen Bewohnern Chaldäas all ihre Bosheit, die sie an Zion verübt, heimzahlen vor euren Augen" – Spruch des Herrn.

25 "Warte, nun will ich an dich, Berg des Verderbens, der die ganze Erde verwüstete." – Spruch des Herrn – "Ich strecke gegen dich aus meine Hand und wälze dich von dem Felsen herab und mache dich zum Berg des Brandes.

26 Man nimmt von dir keinen Stein für die Zinne, keinen Stein für den Grund. Nein, ewige Einöde wirst du sein" – Spruch des Herrn.

 

Eroberung der Stadt

27 Pflanzt auf der Erde ein Banner auf! Stoßt unter den Völkern ins Horn! Weiht Völker zum Kampf gegen Babel! Ruft gegen es auf die Reiche von Ararat, Minni und Aschkenas! Bestellt Kriegsoberste gegen es! Führt Rosse heran, wie Heuschrecken so zahlreich!

28 Weiht Völker zum Kampf gegen es, den Mederkönig, die Statthalter, all seine Vögte und das ganze Gebiet seiner Herrschaft!

29 Da erbebt und erzittert die Erde; denn an Babel erfüllt sich der Ratschluß des Herrn, Babels Gebiet zur Öde zu machen, die niemand bewohnt.

30 Die Helden Babels lassen ab vom Kampf, in den Burgen bleiben sie sitzen. Ihre heldische Kraft ist versiegt. Weiber sind sie geworden. Verwüstet sind seine Häuser, seine Riegel zerbrochen.

31 Läufer folgt auf Läufer, Bote auf Bote, dem König von Babel zu melden, seine Stadt sei genommen an allen Ecken,

32 seine Furten besetzt, seine Sümpfe vertrocknet, die Krieger entmutigt.

 

Babels Schuld an Israel

33 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Die Tochter Babel gleicht einer Tenne zur Zeit, da man sie feststampft. Noch eine kurze Frist, dann ist auch für sie die Zeit der Ernte gekommen."

34 "Nebukadnezzar, der König von Babel, hat mich verzehrt und hinweggerafft, mich weggestellt wie ein leeres Gefäß. Er hat mich verschlungen, sich den Bauch gefüllt wie ein Drache, mich vertrieben aus dem Ort meiner Wonne.

35 'Meine Drangsal falle auf Babel zurück!', spricht die Bürgerschaft Zions. 'Mein Blut komme über Chaldäas Bewohner!' spricht Jerusalem."

36 Darum spricht der Herr: "Siehe, ich führe deinen Streit! Ich nehme nun Rache für dich. Sein Meer lege ich trocken, laß seine Quellen versiegen.

37 Babel soll werden zum Steinhaufen, zur Behausung der Schakale, zur Einöde, zum Gespött und ohne Bewohner.

38 Sie brüllen alle wie die Löwen, knurren wie junge Löwen.

39 Wenn sie vor Gier glühen, bereite ich ihnen das Mahl und mache sie trunken, auf daß sie torkeln und fallen in ewigen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen" – Spruch des Herrn.

40 "Niedersinken lasse ich sie wie Lämmer zur Schlachtung, wie Widder und Böcke."

 

Klagelied über Babel

41 Ach, wie ist Scheschach genommen, erobert der ganzen Welt Zierde! Wie ist Babel zum Grauen geworden unter den Völkern!

42 Heraufgestiegen ist über Babel das Meer: Es versinkt in der Flut seiner Wogen.

43 Seine Städte wurden zu Öde: Ein Land der Dürre und Steppe, ein Land, das kein Mensch mehr bewohnt, das kein Mensch mehr durchwandert.

44 Den Bel in Babel suche ich heim und reiße aus seinem Rachen, was er verschlungen. Die Völker strömen nicht weiter zu ihm. Eingefallen sind Babels Mauern.

 

Mahnung und Ermutigung des Gottesvolkes

45 Zieh weg aus seinem Bereich, mein Volk! Ein jeder rette sein Leben vor dem grimmigen Zorn des Herrn!

46 Laßt euer Herz nicht verzagen! Fürchtet euch nicht bei einem Gerücht, das verbreitet wird im Land, auch wenn in einem Jahr dieses, im anderen Jahr jenes Gerücht umgeht und Gewalttat im Land herrscht, und ein Machthaber gegen den anderen steht.

47 "Darum wahrlich, es kommt die Zeit, da suche ich heim Babels Götzen. Sein ganzes Land wird zuschanden. Alle seine Erschlagenen und Gefallenen liegen in seinem Gebiet.

48 Dann wird über Babel frohlocken Himmel und Erde und alles darin, wenn von Norden her die Verwüster über es kommen." – Spruch des Herrn.

49 "Auch Babel muß fallen für die Erschlagenen Israels, wie für Babel Erschlagene fielen auf der ganzen Erde."

50 Zieht weg, die ihr entronnen dem Schwert! Verweilt nicht! Gedenkt in der Ferne des Herrn! Nach Jerusalem richte sich euer Sinn!

51 Wir standen beschämt, da wir die Schande erfuhren. Unser Antlitz bedeckte Schmach. Denn über die heiligen Wohnungen des Herrn sind Fremde gekommen.

52 "Darum wahrlich, es kommt die Zeit," – Spruch des Herrn – "da suche ich heim seine Götzen. In seinem ganzen Land werden zu Tode Getroffene stöhnen.

53 Stiege Babel auch bis zum Himmel empor, baute es auch unersteiglich hoch seine Festung, so werden Verwüster von mir her doch über es kommen" – Spruch des Herrn.

 

Das Ende stolzen, eitlen Machtstrebens

54 Horch, von Babel her tönt Geschrei. Große Zerstörung geschieht im Land der Chaldäer!

55 Denn der Herr verwüstet Babel, macht dort ein Ende dem lauten Lärmen. Seine Wogen erbrausen wie gewaltige Wasser, seine tosenden Rufe erschallen.

56 Fürwahr, der Verwüster kommt über Babel. Seine Helden werden gefangen, seine Bogen zersplittert. Denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung, der sicher vergilt.

57 "Seine Fürsten und Weisen, Statthalter, Vögte und Krieger mache ich trunken, daß sie fallen in ewigen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen" – Spruch des Königs; 'Herr der Heerscharen' lautet sein Name.

58 So spricht der Herr der Heerscharen: "Die breiten Mauern von Babel werden zerstört bis zum Grund, seine hohen Tore verbrannt im Feuer. Völker machen sich Mühe um nichts, Nationen plagen sich ab fürs Feuer."

 

Versenkung des Fluchs über Babel im Eufrat

59 Dies ist der Auftrag, den der Prophet Jeremia dem Seraja, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, gab, als dieser mit Zidkija, dem König von Juda, nach Babel reiste im vierten Jahr seines Königtums. Seraja war oberster Quartiermeister.

60 Jeremia hatte alles Unheil, das über Babel kommen sollte, in einem Buch verzeichnet, nämlich all diese Worte, die gegen Babel niedergeschrieben sind.

61 Jeremia sagte zu Seraja: "Wenn du nach Babel kommst, sieh, daß du all diese Worte verkündest!

62 Du sollst sprechen: 'Herr, du hast über diesen Ort die Vernichtung angedroht, daß ihn niemand mehr, weder Mensch noch Tier, bewohne, da er ewige Wüste sein soll.'

63 Wenn du dieses Buch zu Ende gelesen hast, binde einen Stein daran, versenke es mitten in den Eufrat

64 und sprich: 'So wird Babel versinken und nicht wieder hochkommen wegen des Unheils, das ich über es bringe, und es wird erliegen.'" – Bis hierher gehen die Worte des Jeremia.

 

Kapitel 52: Nachtrag über die Zerstörung Jerusalems und den Untergang des Reiches

König Zidkija

1 Zidkija war 21 Jahr alt, als er König wurde. Er regierte elf Jahr in Jerusalem Seine Mutter hieß Hamutal und war eine Tochter Jirmejas aus Libna.

2 Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie es Jojakim getan.

3 Infolge des Zornes des Herrn kam es mit Jerusalem und Juda so weit, daß er sie von seinem Angesicht verstieß. – Zidkija fiel vom König von Babel ab.

 

Die Belagerung Jerusalems

4 Im neunten Jahr seiner Regierung, am zehnten Tag des zehnten Monats, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem. Man belagerte es und führte ringsum einen Wall auf.

5 Die Stadt blieb belagert bis zum elften Jahr des Königs Zidkija.

6 Am neunten Tag des vierten Monats war die Hungersnot in der Stadt drückend geworden; die Bevölkerung des Landes hatte nichts mehr zu essen.

7 Da wurde eine Bresche in die Stadtmauer gelegt. Alle Krieger ergriffen die Flucht und verließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das am Königsgarten liegt, während die Chaldäer die Stadt umlagert hielten. Sie wandten sich der Jordanebene zu.

8 Doch die Truppen der Chaldäer jagten dem König nach und holten Zidkija in den Steppen von Jericho ein, nachdem sein ganzes Heer von ihm weg versprengt worden war.

9 Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla im Gebiet von Hamat. Der fällte ihm das Urteil.

10 Der König von Babel ließ die Söhne Zidkijas vor dessen Augen töten.

11 Zidkija aber ließ er blenden und in Ketten legen. Dann ließ ihn der König von Babel nach Babel bringen und ihn bis zu seinem Tod in Haft halten.

 

Die Zerstörung Jerusalems

12 Am zehnten Tag des fünften Monats, das ist im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezzar, des Königs von Babel, rückte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der zum persönlichen Dienst des Königs von Babel gehörte, in Jerusalem ein

13 und brannte den Tempel des Herrn, den königlichen Palast und alle Häuser Jerusalems nieder. Alle bedeutenderen Gebäude ließ er in Flammen aufgehen.

14 An der Niederlegung der Mauern rings um Jerusalems beteiligten sich sämtliche chaldäischen Truppen, die dem Obersten der Leibwache unterstanden.

15 Einen Teil der geringen Leute und den Rest der Bevölkerung, der in der Stadt noch übriggeblieben war, ebenso die Überläufer, die zum König von Babel übergegangen waren, sowie den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, fort.

16 Einen Teil der geringen Leute des Landes aber ließ Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, als Winzer und Bauern zurück.

17 Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, das Gestühl und das eherne Meer im Tempel des Herrn zerschlugen die Chaldäer und schleppten alles Erz davon nach Babel.

18 Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Sprengschalen, die Schalen und alle ehernen Geräte, die man beim Gottesdienst verwendete, nahmen sie weg.

19 Auch die Becken, die Pfannen, die Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schalen und Becher, die alle von Gold und Silber waren, nahm der Oberste der Leibwache an sich.

20 Die beiden Säulen, das eine 'Meer' [und die zwölf ehernen Rinder, die darunter waren,] sowie das Gestühl, das König Salomo für den Tempel des Herrn hatte anfertigen lassen, das Erz all dieser Geräte war nicht zu wägen.

21 Was die Säulen anbelangt, so war die eine Säule 18 Ellen hoch, und ein Faden von 12 Ellen war nötig, um sie zu umspannen; sie war vier Finger dick und innen hohl.

22 Ein Knauf von Erz war oben darauf. Die Höhe des einen Knaufes betrug fünf Ellen. Ein Geflecht mit Granatäpfeln führte rings um den Knauf, alles aus Erz. Ebenso verhielt es sich bei der zweiten Säule und den Granatäpfeln.

23 Es waren 96 freihängende Granatäpfel; im ganzen waren 100 Granatäpfel rings um das Flechtwerk.

 

Die Hinrichtungen in Ribla

24 Der Oberste der Leibwache nahm den Hohenpriester Seraja sowie den zweiten Priester Zefanja und die drei Schwellenhüter mit sich.

25 Weiter nahm er aus der Stadt einen Kämmerer mit, der die Krieger befehligt hatte, und sieben Männer aus der näheren Umgebung des Königs, die sich in der Stadt befanden, ferner den Schreiber des Heeresobersten, der die Bevölkerung des Landes zum Kriegsdienst ausgehoben hatte, und sechzig Mann aus der Bevölkerung des Landes, die sich in der Stadt befanden.

26 Diese also nahm Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, und führte sie nach Ribla zum König von Babel.

27 Der König von Babel aber ließ sie hinrichten und zu Ribla im Land Hamat umbringen. So wurde Juda von seinem Heimatboden weggeführt.

28 Dies ist die Zahl der Leute, die Nebukadnezzar in die Gefangenschaft führte: im siebten Jahr 3.023 Judäer,

29 im achtzehnten Jahr Nebukadnezzars 832 Personen aus Jerusalem.

30 Im dreiundzwanzigsten Jahr Nebukadnezzars führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, von den Judäern 745 Personen in die Gefangenschaft, im ganzen 4.600 Personen.

 

Jojachins Begnadigung

31 Im siebenunddreißigsten Jahr der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, im zwölften Monat, am fünfundzwanzigsten Tag des Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babel, im Jahr seines Regierungsantrittes König Jojachin von Juda und entließ ihn aus dem Gefängnis.

32 Er redete freundlich mit ihm und wies ihm seinen Sitz an über dem Sitz der anderen Könige, die sich bei ihm in Babel befanden.

33 Er durfte seine Gefängniskleidung ablegen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte.

34 Sein Unterhalt, der dauernd war, wurde ihm Tag für Tag von seiten des Königs von Babel bis zu seinem Todestag, solange er lebte, zugewiesen.