• Offenbarung an Barbara Weigand, Bd. 1-7

2. Januar 1906

"Zweifel und Ängste seien für eine gläubige Seele, mit der Er verkehren wolle, das größte Hindernis, Ihn zu schauen und zu besitzen, soweit es einem sterblichen Menschen möglich sei."

Barbara: Am Neujahrstage bat ich den Herrn, uns doch nicht zu verlassen und uns die eine Gnade zu gewähren, daß wir drei wieder zusammen Ihm dienen dürften.

Jesus: "Laßt euch nur im Herzen nicht trennen. Meinetwegen hat man euch in diese Bande gelegt, aber tragt sie nur mit Freuden. Wie einst Paulus, so müßt auch ihr euch bemühen, sagen zu können: Ich fließe über von Wonne, inmitten aller Trübsal."

Barbara: Als ich bat, um Seines heiligsten Namens willen doch auch N. und alle die guten treuen Seelen, die sich mit uns vereinigen und all die Trübsale mit uns teilten, einen Trost bringen zu dürfen, sagte der Herr:

Jesus: "O kümmere dich nicht, daß Ich etwas übersehe. Kein Vater, kein Freund, kein Bräutigam ist ja so aufmerksam gewesen, wie Ich es bin. Kümmere dich besonders nicht so sehr um N. Er weiß zu schätzen die Leiden dieser Zeit, und gerade jetzt, wo er scheinbar nichts mehr wirkt, tut er am meisten. Jetzt ist er recht, der Hintergrund, auf dem Ich Mein Werk errichten will. Sage ihm und all den treuen Seelen, wo sie sich auch befinden, einen herzlichen Gruß zum Feste Meines heiligsten Namens. Alle sollen sich im neuen Jahre recht Mühe geben, die Leiden schätzen zu lernen, denn sie sind kostbare Edelsteine für die Himmelskrone.

Sage auch deiner Schwester in Augsburg, sie möge sich vorbereiten auf ihren baldigen Heimgang ins Vaterhaus. Sie hat mir schon viele Freude gemacht durch ihren einfachen, kindlichen Glauben. Und damit sie Mich nicht beschuldigen kann, als hätte Ich sie gar zu trocken behandelt im Leben, soll sie wissen, daß Ich für sie die Tröstungen alle für die Ewigkeit aufspare. Und wenn sie einst an die goldene Pforte kommt, dich abzuholen, dann wird sie dich umarmen und wird zu dir sagen: Komm, Schwester, ziehe ein, und vor deinen Blicken wird sich eine Schar entgegenstellen, die alle mit Wonne auch dich empfangen und dir sagen: "Siehe, wir haben geglaubt, was du vom Herrn empfangen. Und für jeden Akt der Gottesliebe, den wir deswegen mehr erweckt, haben wir immer neue Freuden hier." Grüße Mir besonders auch Luise und Lieschen. Und deinen lieben Angehörigen und all denjenigen, die Ich früher mit Meinem Besuche zu beehren pflegte in der Nacht Meiner Geburt, entbiete Ich heute einen freundlichen Gruß."

Barbara: Die ersten Tage, wo ich unter Gehorsam verboten bekam, nichts mehr von den Mitteilungen bei meinen Freunden zu sagen, und wir müßten auseinanderbleiben, sah ich einmal den Herrn auf dem Altar in der Kapuzinerkirche gegenwärtig. Er blickte mich so liebevoll an, daß ich ganz in Liebe zu Ihm entbrannte. Meine Seele schwang sich auf und wollte auf Ihn zueilen, aber sie war wie gefesselt mit Banden an meinem Körper. Ich fragte den Herrn, was dieses bedeute, und Er teilte mir mit: dieses seien die Zweifel und Ängste, die mir durch die Kritik meiner Vorgesetzten beigebracht würden. Zweifel und Ängste seien für eine gläubige Seele, mit der Er verkehren wolle, das größte Hindernis, Ihn zu schauen und zu besitzen, soweit es einem sterblichen Menschen möglich sei.

 

Fest Heiligen Drei Könige am 6. Januar 1906

"Sie hätten es nicht nötig gehabt, in Jerusalem zu fragen, wenn sie immer dem Stern gefolgt wären."

Jesus: "Meine Tochter, frage nicht so viel. Nimm dir zum Vorbild Meine Diener, die Heiligen Drei Könige. Die sind auch auf die Suche gegangen, und Ich habe ihnen immer durch den Stern den rechten Weg gezeigt. Als sie sich aber befragen wollten bei der Obrigkeit, sagt die Schrift, sahen sie den Stern nicht mehr, weil sie Mich bei Menschen suchen wollten. Sobald sie aber die Stadt verließen, ging der Stern wieder vor ihnen her.

Sie hätten es nicht nötig gehabt, in Jerusalem zu fragen, wenn sie immer dem Stern gefolgt wären. So mußt du es machen. Laß dich nicht irreführen durch andere Menschen, auch nicht durch die Obrigkeit. Du hast ja auch einen Stern, das ist der Glaube, wenn er bisweilen sich auch verdunkelt, der dir immer zeigt, daß du auf dem rechten Wege bist. Weißt du nicht, wie Ich Meinen Dienern sagen ließ durch einen Engel: 'Kehrt auf einem anderen Weg zurück!' So sage Ich auch euch."

 

Brief Barbara an Beichtvater vom 6. Januar 1906

"Hochwürdigster Herr Bischof! Hochwürdigster Herr Beichtvater! Nach der Unterredung mit Ihnen vor einigen Wochen, wo Sie mir sagten, Ihren Namen als Bischof wegzulassen in meinen Briefen, teilte mir Tags darauf der Herr nach der heiligen Kommunion mit, es sei nicht der Wille Gottes, daß Sie sich so aus der Sache ziehen. Er offenbare Sich mir, um den noch gläubigen Christen Mut und Vertrauen einzuflößen in diesen gefährlichen Zeiten, und fordere Seine Diener auf, die Schätze Seiner Liebe und Barmherzigkeit in reichstem Maße den Menschen zuströmen zu lassen. Im sechzehnten Jahrhundert habe Er durch eine arme Klosterfrau die Christen zur Verehrung Seines heiligsten Herzens hingewiesen und große Verheißungen denjenigen gegeben, die Sein heiligstes Herz verehren. Jetzt aber sei die Zeit gekommen, wo Er Seine Diener aufmerksam machen wolle, hineinzugreifen und mit vollen Händen die Schätze Seiner Liebe auszuteilen unter das gläubige Volk. Noch nie sei unsere heilige katholische Kirche so bedrängt gewesen, weil der Kampf die ganze Welt umfasse. Der gefährlichste Feind jedoch sei im eigenen Lager. So viele seien nur noch reine Namenschristen und durch dieses böse Beispiel greife die Lauheit der großen Masse immer weiter und weiter um sich. In dieser äußersten Bedrängnis wolle Er Seine treuen Kinder trösten.

Durch die Unterredungen nach der heiligen Kommunion wolle Er zeigen, daß die Lehre von dem Allerheiligsten Altarsakrament auch eine lebendige Tatsache sei, und daß Er zu uns komme mit Geist und Leben und Sich um unsere Bedürfnisse kümmere, und daß Er in dem Leiden, das Er mir gab, öffentlich durch mich gesprochen, solle das Zeichen sein, daß es in die Öffentlichkeit dringen soll. Wohl habe Er Seiner Kirche die Verheißung gegeben, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden, aber diese Nichtüberwältigung binde Er an die Kämpfe Seiner Kinder. Er stehe ihnen bei in Rat und Tat, aber sie müßten den Kampf durchführen, wie auch Er unter dem allerschwersten Kampf die Welt habe erlösen wollen. Der Herr sagte auch einmal: 'Ich habe dir vor einem Jahrzehnt mitgeteilt, daß die Vertreter der Völker auf dem Karren der Gottlosigkeit sitzen, und daß Meine Diener von diesem Karren der Gottlosigkeit sollen verdrängt werden.'

Damals verstand ich diese Worte nicht. Jetzt aber, wo sie in Erfüllung gehen, verstehe ich sie. Der Karren, in dem die Vertreter der Völker sitzen, ist der Unglaube, der sich nun auch durch die gottentfremdeten Schulen der unteren Klassen und der breiten Masse der Völker mitgeteilt hat. Und von dem Karren der Gottlosigkeit sollen Seine Diener verdrängt werden. Damit wollte der Herr gewiß uns vorbereiten auf die Tatsachen, daß die Rechte der katholischen Kirche von den Regierungen nicht mehr geschützt, sondern überall unterdrückt werden. Und wenn diese Zeit gekommen sei, dann sollten Seine Diener, die Bischöfe, hintreten vor die Großen der Erde und ihnen sagen, daß mit dem Sturz der Altäre auch der Sturz der Throne folgen werde!

'Nicht umsonst gab Ich dir zwei Freundinnen bei, die Meine Worte aufschreiben, weil Ich sie nicht umsonst sprechen wollte.'

Ferner: Vor zwanzig Jahren zeigte mir der Herr die große Zerklüftung der Völker, wie sie sich jetzt gestaltet. Er zeigte mir auf geheimnisvolle Weise die ganze lebende Menschheit sich in zwei Klassen teilen. Der größte Teil ging gegen Christus und entfernte sich immer weiter von Ihm. Dabei sah ich viele Kinder, die sich gegen Christus wandten und spottweise die Zunge nach Ihm ausstreckten. Der kleine Teil der Menschheit schloß sich immer enger an Christus an. Ich sah Ihn in ihrer Mitte, fortwährend beschäftigt, sie zu trösten und zu ermutigen. Dann wandte der Herr Sich zu mir und sagte: 'Meine Tochter, willst du Mir nicht Sühne leisten für jene, die Mich verlassen und Meiner Liebe nur spotten? Siehe, jene sind auch Meine Kinder!'

In der Heiligen Nacht 1900 zeigte mir der Herr wieder die heilige katholische Kirche, und zwar in Gestalt eines neugeborenen Kindes, das die liebe Mutter Gottes unter Ihrem Mantel verbarg. Über Ihrem Haupte schwebte der heilige Erzengel Michael mit einem gezückten Schwert. Es wurde mir mitgeteilt, das kleine Kind bedeute das kleine Häuflein der wahren Katholiken, die unter dem Schutz Seiner heiligen Mutter sich gestellt und deswegen von dem Zeitgeist unberührt bleiben.

Weihnachten 1901 zeigte mir der Herr den traurigen Zustand, in den Seine Kirche gegen Ende des Jahres 1902 eintreten werde. Auch erteilte Er Ratschläge für die Priester und gab mir den Auftrag, an die Bischöfe zu schreiben und zum Gebete aufzufordern, was durch die Information auch geschah. Man hat damals gespottet, die Prophezeiung sei unecht gewesen, und doch hat sie sich, wenn auch nicht in Deutschland, in Frankreich buchstäblich erfüllt. Nach den Mitteilungen der letzten Zeit verlangt der Herr aber, daß Seine Worte an die französische Geistlichkeit gelangen. Durch sie wolle Er feurige Männer erwecken, die mit glühendem Eifer die Rechte der Kirche verteidigen, und Deutschland soll sich vereinigen im Gebete mit der Kirche Frankreichs und den Himmel bestürmen. Und wenn dies geschähe, verspreche Er uns bis zum Jahre 1908, wo wir unseren zweiten Pilgerzug nach Lourdes machen werden, daß sich viele deutsche und französische Priester anschließen, um Seiner heiligen Mutter ihre Danksagung darzubringen für die zu siegen beginnende Kirche. Diese Worte habe ich meinem hochwürdigen Herrn Seelenführer geschrieben, erhielt aber die Antwort zurück: "Um diese Worte nach Frankreich gelangen zu lassen, bedarf es der Einwilligung des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Mainz."

Oft und auch heute wieder sage ich zum Herrn: 'Warum, o Herr, hast Du das letzte Deiner Geschöpfe erwählt, um durch sie Deine Güte und Barmherzigkeit auszugießen? Siehe, daß es meine Vorgesetzten nicht glauben können, daran ist nur meine Unwürdigkeit schuld.' Aber wenn ich die Ursachen in Betracht ziehe, weswegen man annehmen kann, daß der Herr Sich offenbart, nämlich um das laue Christenleben wieder umzugestalten, dann tröste ich mich wieder, daß ich so den Willen Gottes erfülle. Wir haben einen Postbeamten aus N. in Logie, der als Soldat in D. gedient. Vor einiger Zeit erzählte er, daß, wenn die Soldaten ihre Osterbeicht verrichtet hätten, seien sie morgens, und zwar sämtlich Katholiken, hingesessen, ihr Frühstück einzunehmen, und dann gingen sie in die Kirche kommunizieren. Er allein habe sich nicht dazu bewegen lassen, sei aber dafür die Zielscheibe des Spottes und der Lächerlichkeit geworden.

Meine verheiratete Schwester hier hatte einen Waisenknaben erzogen, der seine Militärzeit in O. zubringt. Die Weihnachtstage war er hier und erzählte, daß alle drei Wochen das Militär einen Vortrag hätte, wo den Katholiken ihre Pflichten dargelegt werden. Trotzdem hätten sämtliche katholische Soldaten bei Verrichtung der Advents-Kommunion vorher ihren Kaffee mit Brötchen eingenommen und nachher kommuniziert. Ein Knabe, der als Student in das Ostergymnasium geht, kam vor einigen Monaten nach Hause und sagte: 'Mutter, was meinst du, unser Professor sagte heute, die Lehre vom Schutzengel sei ein Märchen. Man solle dies nicht glauben, daß kleine Kinder vom Schutzengel beschützt seien, wenn sie fallen. Kinder hätten biegsame Knochen.' Wo bleibt da ein anderer Ausweg für uns Katholiken als die Hilfe von oben! Warum sollte da der Herr sich nicht mitteilen, wo alles im Strudel des Zeitgeistes unterzugehen scheint. Man sagt mir, wenn Gott es ist, wird Er Sich auch durchsetzen. Daß Er sich durchsetzt, habe ich schon mehrmals die Überzeugung gewonnen. Aber diejenigen, die Ihm hinderlich im Wege standen, mußten es hart fühlen.

Was haben wir Böses getan, meine zwei Freundinnen und ich, daß man uns verbietet, miteinander zu verkehren? Ist es ein Verbrechen, zu beten und ein zurückgezogenes Leben zu führen? Die eine meiner Freundinnen, Lieschen Feiler, hat ihr sämtliches Vermögen bis auf einige tausend Mark, die sie für Hausmiete braucht, den Missionaren geschenkt. Jetzt lebt sie, zweiundsiebzig Jahre alt, von Almosen. Fünf Geschwister meiner anderen Freundin stehen im Dienste der Kirche, N. und N., eine Schwester als Provinzial-Oberin in Amerika, eine in Holland, zwei in der Diözese Trier. Ich selbst war oft Augenzeuge, wie Luise hier und da forthelfen muß.

Bald ist es ein Harmonium für eine arme Missionskirche, da ein Speisekelch, dort ein Meßkelch. Ein Jesuitenpater, der als Missionspriester in Amerika wirkt und auch zur Familie gehört, wendet sich zeitlich an Luise mit der Bitte: Gut Hausmütterchen, brauche wieder so und so viel Allerlei. Und diese Seelen, die sich im Dienste Gottes ganz verzehren, aber weil sie Zeugnis ablegen für die Wahrheit, stößt man sie zurück, ja, man behandelt sie, wie man Verbrecher nicht behandeln würde. Und weil die Geistlichkeit so handelt, glauben die frommen Damen, ein gutes Werk zu tun, wenn sie über solche Personen allerlei Lügen verbreiten. Dieses Geschriebene übergebe ich Ihnen als einen Protest, da meine beiden Freundinnen meinetwegen verfolgt werden."

Barbara: Heute nach der heiligen Kommunion sprach der Herr Sich sehr tröstend aus für alle die mit Leiden heimgesuchten Seelen, indem Er mir den Auftrag gab, folgende Worte an alle Liebesbundmitglieder gelangen zu lassen:

Jesus: "Jedes Mitglied solle am Morgen die gute Meinung machen, sein von Gott ihm auferlegtes Kreuz mit Ergebung zu tragen in Vereinigung mit den Leiden Seiner heiligen Kirche. Mit dieser guten Meinung stelle man sich täglich unter das schwere Kreuz, das Seine heilige Kirche schleppe. Und je mehr sich unter dieses eucharistische Kreuz stellten, desto bälder und um so glänzender werde der Sieg der Kirche sein. Die Leiden, die Er jedem zugeschickt, zu vereinigen mit den Leiden Seiner Kirche, sei ein Akt der selbstlosesten Liebe zu Ihm und Seiner Kirche und man könne auf diesem Wege ein Märtyrer der Liebe werden."

Barbara: Der Herr ist so liebevoll gegen uns, besonders gegen die, die sich Mühe geben, sich Seinem heiligen Willen in allen Vorkommnissen zu unterwerfen, daß ich nicht anstehe zu sagen: Auf diesem Wege kann jeder von uns, sei er reich oder arm, ein heiliges Leben führen.

Als ich mich beklagte, daß, wenn man eine Legende aufschlage, man nur ganz selten die Lebensbeschreibung eines armen Menschen finde, immer hieße es da, dieser oder jener stammt aus vornehmer, adeliger oder fürstlicher Familie, sagte ich zum Herrn: "Ich kann dieses nicht ganz recht finden, daß sogar hier in deiner Kirche so viel Unterschied gemacht wird."

Aber wie tröstete mich der Herr und wie geschickt weiß Er den Zweifel zu entfernen. Er sagte:

Jesus: "O wie viele Aloysiusse sind im Himmel aus der unteren Klasse von Menschen. Und erst wie viele heilige Agnesen gibt es dort. Damit du aber nicht urteilen kannst, als werde in Meiner Kirche auch ein Unterschied gemacht zwischen Reich und Arm, so will Ich dir darüber eine Erklärung machen. Siehe, die Armen sind lange nicht so vielen Gefahren ausgesetzt wie die Besitzenden. Wenn eine Seele gläubig fromm das Kreuz ihres armen Standes trägt aus Liebe zu Mir, kann sie eine große Heiligkeit erlangen. Viele Tugenden bringt ihr verachteter Stand schon mit. Ganz anders ist dies bei den mit Glücksgütern Gesegneten. Selten, ja nur ganz selten, bringt es der Mensch fertig, wenn er viele zeitliche Güter hat, sie zu verachten und sein Glück in Mir allein zu suchen. Da Er aber auch diese retten wollte für den Himmel, habe Er es angeordnet, daß viele von diesen in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen werden, damit die anderen wieder auf diese Beispiele schauten."

 

Brief Barbara an P. Ludwig vom 12. Januar 1906

"Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Ob gern oder ungern, ich muß mich in mein Schicksal, nämlich in den Vernichtungsplan meiner Vorgesetzten fügen. Durch die zwei großen Briefe, die ich an den hochwürdigsten Herrn Bischof gelangen ließ, habe ich ihm so zugesprochen, doch zu achten auf die Lebensweise derjenigen, die von der Geistlichkeit der Stadt Mainz schon seit langen Jahren so verfolgt werden und uns doch so viel Recht zu verschaffen, daß wir wie früher miteinander verkehren dürften. Aber alles ist vergebens. Jeden Samstag wird mir gesagt: 'Folgen Sie mir, ich nehme alles auf mich, und sollte ich irren, so irren Sie doch nicht, wenn Sie folgen, und gehen Sie jetzt den gewöhnlichen Weg. Nur unterlassen Sie Ihre Gebete nicht.'

Dabei fahren die anderen hochwürdigen Herren N. N. und ganz besonders Pater N., tüchtig auf, der am Sonntag früh tüchtig räsoniert in der dritten Ordensversammlung und vor den Leuten uns recht spöttisch hingestellt hat, indem er vorbrachte, man dürfe ja keine Schriften lesen, auch wenn sie Auszüge aus den Evangelien seien, in denen zwar viel von der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft enthalten sei, dieses brauche man durchaus nicht zu wissen und solche Schriften gehörten auch zu denen von der Kirche verbotenen und würden nicht genehmigt. Alle Leute wußten, wem diese Predigt wieder galt, und die spöttischen Blicke waren auf die Babett gerichtet.

Herr B. hat die Schriften zu untersuchen. Er tut dieses aber nur, um seinen Spott darüber auszulassen. So sagte er unter anderem bei Damen, die ohnedies einen neuen Stoff suchen, ihren Spott zu befriedigen: 'Es ist zum Totlachen, daß der Heiland dem Mariechen einen herzlichen Gruß sagen läßt.' Herr B. meint damit meine Nichte. O wenn dies arme Ding nur so etwas nicht erfährt. Der Glaube muß ja im Grunde der Seele erschüttert werden. Ich kann den Spott nicht all aufs Papier bringen; es ist auch nicht erbauend.

Herr N. sagte in der Predigt: 'Wenn es besser werden soll in unserer Stadt, muß Einigkeit sein unter den Gläubigen. Das Streben einiger frommen Seelen nützt da nichts. Diese müssen zur Gesamtheit stehen. Noe war mit seiner Familie auch fromm, und doch konnte er die Welt nicht retten vor der Sündflut. Ebenso Lot, der auch gerecht war, und Gott schonte seinetwegen Sodom und Gomorrha nicht.' Zu einigen, die zu ihm kamen, sagte er: 'Bleiben Sie mir von diesen gefährlichen Personen, Frl. Hannappel und dieser Babett, weg, denn durch diese kommt es noch zu einer Glaubensspaltung usw.' Zwar sagte mir der hochwürdigste Herr Bischof auf meinen letzten Brief: 'Wenn Sie etwas erfahren oder haben, was ich wissen muß, dürfen Sie mir es schreiben. Schreiben Sie aber dann an den Bischof, nicht an den Beichtvater, damit ich es auch verwerten kann.'

Aber dabei bleibt es, daß ich bei meinen zwei Freundinnen nichts mehr reden soll von übernatürlichen Dingen. Ich soll und muß ihm selbst schreiben, was mir vorkommt. Man will uns auseinanderreißen, und da werden alle Mittel versucht. Unter dieser fortwährenden geistigen Marter bin ich aber jetzt zerquetscht. Mein ganzes Gemüt leidet so sehr, daß ich alle Fassung verliere. Meine Überzeugung wird durch diesen beständigen Spott der Priester so zertreten, daß mein heiliger Glaube verdunkelt. Ich habe ja gar keinen Anhaltspunkt mehr dadurch, daß man sagt: 'Dieser Weg führe zu einem Schisma.' Seit Sonntag kann ich nicht mehr. Mein ganzes Gemüt ist krank."

 

Fest des heiligsten Namens Jesu 1906

Barbara: Wie mir scheint, wollte der Herr mich vorbereiten auf diese harte Prüfung. Als ich die heilige Kommunion empfing und zurückgehen wollte, begleiteten mich zwei Gestalten mit brennenden Kerzen, so daß ich, als ich niederkniete, meine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Beide waren in heiligem Ernst versenkt, still anbetend rechts und links, meinem Geistesauge lange sichtbar. Der eine war aber viel feiner, vornehmer in seiner ganzen Haltung als der andere. Seine Gewänder funkelten wie von Edelsteinen durchwoben. Seine ganze Gestalt war unvergleichlich schön, viel majestätischer als der andere. Der andere hatte dasselbe Licht wie der auf meiner linken Seite, aber sein Glanz war matter und seine ganze Haltung sowie seine Gewänder waren einfacher. Ich war wie von Himmelswonne erfüllt und dieses muß ein Augenblick jener Glückseligkeit gewesen sein, die wir alle einmal genießen sollen.

Dieses Wonnegefühl kam aber nicht von dem Anblick der Engel, wie ich nachher erfuhr, sondern der Herr, der bei mir eingekehrt war, bewirkte diese Wonne. Um acht Uhr, während des Hochamtes in meiner Pfarrkirche, erfuhr ich: Der herrliche Engel sei ein Seraph gewesen, der mir von Gott gegeben sei, um mir Kraft und Stärke zu bringen in den Leiden und Prüfungen, die ich zu erdulden hätte für den Herrn im Heiligsten Sakrament. Der andere sei mein Schutzengel gewesen, der bringe meine Gebete und guten Werke vor den Thron Gottes und überbringe mir dessen Willen. Wie jener aber an Glanz und Schönheit den Schutzengel übertroffen, so übertrifft das Verdienst, für den Herrn zu leiden, alle anderen Verdienste, die der Mensch durch Gebet und andere gute Werke verdienen könne.

Ferner wurde mir im Dom mitgeteilt:

Jesus: "Alle, die sich an dem Auftrage des Herrn beteiligen, die Schriften abschreiben und verbreiten und dadurch Anteil nehmen an der Schmach und Verachtung, die dir zuteil wird, nehmen auch Anteil an deinen Verdiensten und werden dafür im Himmel herrlich belohnt."

Barbara: Die brennenden Kerzen der beiden Engel bedeuten das Licht des Glaubens. Aus einem tieflebendigen Glaubensleben heraus entspringen alle verdienstlichen Werke, die der Mensch verrichte. Er sei aber auch die Quelle, aus der der Mensch die Kraft schöpfe, für Jesus zu leiden.

 

24. Januar 1906

"Auch wenn sie noch so viele Vereine gründen, um das Volk anzulocken und um sich zu scharen, es wird wenig nützen, solange sie den Geist von sich stoßen, der sich über sie ergießen wollte."

Barbara: Am 23. und 24. Januar war im Kapuzinerkloster in Mainz eine Versammlung von Ordens- und Weltpriestern und deshalb war um sieben Uhr ein feierliches Levitenamt. Das Allerheiligste war in der Monstranz ausgesetzt. Ich hatte den ganzen Morgen schon innig zu dem Herrn gefleht, uns arme Würmlein nicht zu verlassen und mir den Unwillen und die Ungeduld zu verzeihen, die ich manchmal über diejenigen hatte, die mir mit ihrer ungläubigen Kritik den Glauben aus dem Herzen reißen wollten und flehte:

"O Herr, schaffe Frieden hier in der Stadt Mainz unter der geistlichen Obrigkeit, daß alle anerkennen müssen Deine Macht und Güte, die Sich offenbart in jedem Worte, das Du seither mit mir gesprochen hast. Denn solange jeder Priester glaubt, das Recht zu haben, seinen Unmut auszulassen von der Kanzel herab, und bei jeder Gelegenheit die Leute zu warnen vor uns, den armen Opfern, kann von Frieden keine Rede sein. O Herr, verlaß Du mich nicht! Ich bringe Dir meine ganze Freiheit, meinen ganzen Willen und alles, was ich besitze, aufs neue zum Opfer dar."

Als ich noch so flehte, hörte ich in mir eine Stimme:

Stimme: "Die Versammlung heute hält eine Beratung über das seraphische Liebeswerk ab, denn es soll auch nach Mainz ein Zweig dieses Werkes verpflanzt werden."

Barbara: Bei diesen Worten ging aus der Monstranz eine solche Fülle von Strahlen aus und erstreckte sich über die ganze Stadt und einzelne Strahlen noch darüber hinaus wie eine Sonne. Ein Strahl fiel auf mich, und ich hatte eine unaussprechliche Freude. Dann sagte der Herr:

Jesus: "Ich habe euch schon längst euren Beruf vorgezeichnet. Tut, was Ich euch gesagt habe, und den Weg, den ihr seither gegangen seid, geht ruhig weiter. Ich habe euch angegeben, was Ich sonst noch von euch verlange und damit ist euer Opferleben eingeschlossen. Und frage nicht mehr hier in Mainz und hoffe nicht, daß es hier anders wird, denn hier sucht man auf anderem Wege das Glaubensleben zu erneuern als auf dem demütigen, eucharistischen Kreuzwege. Sie werden es fühlen müssen. Auch wenn sie noch so viele Vereine gründen, um das Volk anzulocken und um sich zu scharen, es wird wenig nützen, solange sie den Geist von sich stoßen, der sich über sie ergießen wollte."

Barbara: Abends war dann eine Predigt über den Zweck des seraphischen Liebeswerkes, wo der Herr Prediger sagte, daß heute der Beschluß gefaßt worden sei, daß auch nach Mainz eine Verzweigung dieses Liebeswerkes verlegt werden soll, und daß heute bereits bestimmt worden sei, ein Lokal hier einzurichten. Nun verstand ich erst die große Freude des Herrn. Kinderseelen waren es, die Ihm diesen Ausstrahl der Freude hervorlockten, die gerettet werden sollen.

Jesus: "Im übrigen will Ich nicht, daß ihr, wenn ihr zusammenkommt, euch so viel unterhaltet über die Kritik eurer Vorgesetzten. Unterredet euch über die Güte Gottes zu den Menschen und leistet Ihm Abbitte und Sühne."

Barbara: Vorher wußte aber von uns Laien niemand ein Wort von diesem Plan unserer Vorgesetzten. Also wollte der liebe Heiland mir wieder einen Beweis geben, daß Er es ist, Der mit mir redet.

 

Fest Mariä Lichtmeß am 2. Februar 1906

"Denn seinen Nächsten um der göttlichen Gnade willen zu beneiden, ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist."

Heute, am Feste Mariä Lichtmeß, zugleich auch Herz-Jesu-Freitag, hatte ich wieder eine große Freude nach der heiligen Kommunion. Stundenlang dauerte die innigste Vereinigung des Herrn mit meiner Seele. Alle Sinne meines Leibes ruhten in Ihm und ich konnte nicht genug die Güte Gottes bewundern gegen ein so armseliges Geschöpf, wie ich es tatsächlich bin. Ich bat den Herrn für alle, die sich durch mich an Ihn wenden wollten und denen ich jetzt keine Antwort mehr erwirken darf, doch so im Glauben zu bestärken, daß keine einzige Seele wankend werde und fragte:

Barbara: "O Herr, soll denn dieses jetzt so bleiben?"

Jesus: "Der Kampf hört nicht auf, aber er dient nur zu eurem Besten. Habt ihr auch nur Gegner hier in Mainz, so wißt ihr doch, daß Mein Weg kein anderer war. Verlangt also kein anderes Wunder als das, welches Ich Meinem Diener Paulus versprach, als er Mich anflehte, den Stachel des Fleisches wegzunehmen: Genügt dir Meine Gnade nicht? Die Beharrlichkeit ist eine weit größere Gnade, den Kampf gut zu vollenden, als denselben zu beseitigen.

Siehe, heute fing der Kampf Meiner heiligen Mutter an, als der greise Simeon Ihr sagte: 'Ein Schwert wird Deine Seele durchdringen!' Und er dauerte bis zu Ihrem Tode. In euch will Ich das Leben Meiner Kirche versinnbilden. Darum nicht müde werden, ein Opfer- und Sühnungsleben zu führen. Dem Bischof von Mainz aber kannst du sagen, daß Ich kein Wohlgefallen habe an dem Verfahren einiger Priester hier in der Stadt. Unter guten Christen, die treu zu ihrer heiligen Kirche stehen und dazu noch alle nach höherer Vollkommenheit streben, wie Priester, Ordensleute und nach Frömmigkeit strebende in der Welt lebenden Christen, brauche man keine Polizei-Kommission. Solche Priester, ja noch mehr solche Ordensleute, nötigten Ihn ja, ihnen die Gnade innerer Erleuchtung zu entziehen, weil sie die kostbare Zeit, die Er ihnen gegeben, statt sich im Gebet und Betrachtung mit Gott zu unterreden, stundenlang zu Personen setzen, die mit Polizeiaugen nur andere ihresgleichen beobachten, um sie bei solchen Priestern zu verdächtigen.

Daher kommt es, daß man sich erlaubt, unter guten Vorwänden seine Voreingenommenheit auszulassen, bei jeder Gelegenheit, anstatt Frieden nur üble Nachreden und Verleumdungen zwischen gläubigen Christen herbeizuführen und zu unterhalten. Ich sage es noch einmal, daß Ich keine Freude habe an solchen, und daß sie Mich nötigen, ihnen das Licht des guten Beispiels zu entziehen. Daher ist so viel Unfriede zwischen Personen, die mit ihnen zusammenleben müssen. Und wie viele Sünden werden dadurch erst begangen gegen die christliche Nächstenliebe; denn seinen Nächsten um der göttlichen Gnade willen zu beneiden, ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist. Und woher kommt es, daß man so viel Spott und Unrecht sich erlaubt gegen diejenigen, die etwas tiefgläubiger ihren Weg eingeschlagen haben? Woher anders, als weil der Neid das Herz angefressen hat, und durch das Vorgehen der geistlichen Obrigkeit hält man in dieser Stadt den geistlichen Neid nicht einmal für eine Sünde.

Unter Meiner Gewalt werden die Gewissen nicht geknechtet. Wie ertrug Ich die Fehler Meiner Apostel. Niemals gebot Ich diesen, den Weg zu gehen, den jener Meiner Apostel ging. In ihrem Gewissen ließ Ich jedem vollkommene Freiheit. Zu jedem aber, der zu Mir kam in guter Absicht, konnte Ich sagen: Folge Mir nach! Würden Meine Diener diese Lehre recht zu Herzen nehmen, nämlich daß jeder von ihnen, ein anderer Christus sein müsse, dann würde man hier ganz anders handeln. Sie verlangen zur Bekräftigung, daß Mein Geist dich leite, ein Wunder und sagen: 'Ihre Schriften enthalten weiter nichts als Auszüge aus den Evangelien.' Wohlan, wenn dem so ist. Ist es kein größeres Wunder als Kranke heilen, wenn Ich durch ein so armseliges ungelehrtes Geschöpf das Evangelium erkläre, während ihr Priester euch durch jahrelanges Studium darauf vorbereiten müßt?

Ich bin es, der dich unter die Leitung dieses Beichtvaters gestellt, und er hat gut gehandelt, daß er dir gebot, deine inneren Vorgänge selbst aufzuschreiben. Jetzt kann er auch die Vorurteile bekämpfen, die heute noch unter den Priestern dieser Stadt festgehalten werden, das Ganze sei nur ein Machwerk von Luise."

Barbara: Als ich nach St. Quintin in die Zehn-Uhr-Messe kam, bat ich gar inständig die liebe Mutter Gottes, Ihren lieben Sohn zu bitten, Er wolle nicht verlangen, an meinen Bischof zu schreiben oder darüber mit ihm zu sprechen. Zu gleicher Zeit wandte ich mich mit dieser Bitte an den lieben Heiland und bat ihn, mir diese Erleuchtung wegzunehmen. Statt meine Bitte zu erfüllen, sagte Er:

Jesus: "Gehe und schreibe, wie Ich dir in die Feder diktiere: 'Hochwürdigster Herr Seelenführer! Ich will Ihnen die Worte erst zuschicken, und erst, wenn Sie es für gut halten, schicken Sie die Abschrift an N. zurück, damit ich es an Hochwürdigsten Herrn Bischof gelangen lasse.'"

 

2. Februar 1906

"Die durch ihren modernen Glauben, den sie aus der modernen Wissenschaft hineinpflanzen wollen in Meine Kirche, alles vergiften wollen."

Barbara: Weihnachten schickte meine Schwägerin durch Mariechen, wie alljährlich, ein Almosen ins Kapuzinerkloster. Weil aber Pater N. die letzte Untersuchung anzettelte und am meisten über mich und Frl. Hannappel schimpfte, sagte meine Schwägerin: "Du läßt Pater N. rufen und gibst das Geld ihm in die Hand." Damit wollte meine Schwägerin einen heroischen Akt der Feindesliebe üben. Pater N. tat dann auch, als sei er der beste Freund, und gab Mariechen ein Buch zum Durchlesen. Es war das Leben der heiligen Franziska Romana. Am Freitag trug Mariechen das Buch zurück und ließ wieder Pater N. rufen und sagte:

Mariechen: "Herr Pater, wir haben das Buch mit großem Interesse gelesen, weil in dieser Frau der liebe Gott so ganz ähnlich gewirkt hat wie bei meiner Tante."

Pater N. spöttisch: "Ei der Tausend, das glaube ich aber nicht, aber komm, wir wollen darüber uns einmal besprechen."

Barbara: Jetzt fing er an, das Mädchen so zu bearbeiten, daß man solche Dinge durchaus nicht glauben dürfe.

Pater N.: "Ihre Tante ist eine fanatische Person, ebenso Frl. Hannappel. Wer gab denn die Erlaubnis, solche Schriften zu verbreiten?"

Mariechen: "Bischof Haffner."

Pater N.: "So, und wie mag Ihre Tante glauben, ein Priester, der in Aachen steht und sie in Mainz, sie also gar nicht kennt, könne sie leiten? Wir Geistlichen in Mainz nehmen an, daß dies nur das Machwerk von Frl. Hannappel ist und daß diese ihren Bruder, Pater Ludwig, mit hineingezogen hat."

Mariechen: "Da sind Sie aber irre. Warum seid Ihr denn nicht hingegangen und habt Euch überzeugt, Ihr Mainzer Priester? Pater Ludwig ging mehrere Male dazu, wenn Tante das Leiden hatte. Darum glaubte er, weil er sich überzeugt hat und hatte keine Vorurteile."

Barbara: Als der Pater bemerkte, daß Mariechen feststehe, fing er an, alle möglichen Beweise zu bringen, daß alles natürlich sei und daß die heutige Wissenschaft alles aufkläre. Was man früher für Wunder, Ekstase und dergleichen gehalten habe, sei jetzt aufgeklärt. Der Spiritismus, Magnetismus und dergleichen wirke ja auch Wunder, das seien ja auch teuflische Einflüsse. Die Sachen gehen jetzt alle nicht mehr. Man ist sogar daran festzustellen, daß, wenn die Seele auf eine Zeitlang den Leib verläßt, dies auch natürlich zu erklären sei; nur seien die Gelehrten noch nicht ganz einig.

Kurz und gut, an jenem Abend kam ich heim, und beide, meine Schwägerin und Mariechen, saßen ganz betrübt beisammen und Mariechen sagte:

Mariechen: "O liebe Tante, wäre ich doch nicht bei diesem Pater gewesen. Ich wußte nicht, daß auch Priester und Ordensgeistliche so ungläubig sind. Pater N. ist durch und durch liberal. Der spricht ganz dasselbe wie die modernen Ungläubigen."

Barbara: Gestern nach der heiligen Kommunion bekam ich aber einen großen Trost für den großen Seelenschmerz, den wir Tag für Tag durchzumachen haben, denn es ist leicht zu durchschauen, was man hier will mit all den Bindemitteln. Man will mich, ohne daß ich es merken soll, ausschälen, alles abschneiden. Dann, hofft man, zerfällt alles in Trümmer. Der Herr würdigte Sich, mich an Seinem Herzen ruhen zu lassen. Ich konnte hineinschauen in die Wunde Seines Herzens und vergaß alles Weh und Leid. Ich bat und flehte, Sich doch unser zu erbarmen und nicht zuzulassen, daß diejenigen, die meinetwegen so viel verachtet und verspottet werden, von mir auch nicht getäuscht seien, wenn wir vor Ihm einmal erscheinen müssen in der Ewigkeit. Verzeihe, o Herr, meine Fehler und laß uns von unseren Feinden nicht zuschanden werden.

Da ward der Herr sehr traurig und gab mir ein Zeichen, auf die Stelle Seiner Herzenswunde zu schauen. Aber wie erstaunte ich, als neben dieser Wunde eine zweite tiefe Wunde zu sehen war, die ganz frisch blutend war, wie wenn ein Dolchstoß in diesem Augenblick diese Wunde erst geschlagen hätte.

"O Herr, was bedeutet diese neue Wunde in Deinem Herzen?"

Jesus: "Diese Wunde schlagen Mir Meine Diener, diejenigen, die durch ihren modernen Glauben, den sie aus der modernen Wissenschaft hineinpflanzen wollen in Meine Kirche, alles vergiften wollen, was bisher Meinen treuen Kindern heilig war. Darum verlange Ich von dir und allen, die glauben, daß Ich mit dir rede, Mir Sühne zu leisten. Je mehr man Mich in euch verspottet, desto freudiger sollt ihr Mir dienen, weil dieses für euch der Beweis ist, daß ihr auf dem Wege wandelt, den Ich gegangen bin auf Erden. Und wer waren diejenigen, die Meiner spotteten? Die Schriftgelehrten, die Lehrer des Volkes. Darum wundert euch nicht und wenn es bis an euer Lebensende dauern sollte. Nicht durch fein ausgedachte Predigten, nicht die Wissenschaft der Gelehrten, sondern die verachteten, verschmähten Seelen, die Meine Wege gehen, die Demütigung und das Kreuz nicht fürchten, sind es, an denen Ich noch Meine Freude finde.

Darum brauchst du N. nicht zu bedauern, daß er so hingeopfert ist. Ich will, daß der kindliche Glaube wie von jeher Meiner Kirche erhalten bleibe. Und dazu habe Ich N. ausersehen. Ich habe es zugelassen, daß er vor der Zeit gebrochen ist, weil seine Erscheinung für seine Mitbrüder eine fortwährende Predigt sein soll, weil sein kindlicher Glaube eine Zielscheibe des Spottes für den modernen Glauben geworden ist. Dafür soll er belohnt werden. Denn wie unter tausend Priestern, auch wenn sie sonst Seeleneifer haben, kaum einer zu finden ist, der auf diese Weise eine Demütigung ertragen wollte, so soll Pater Ludwig unter tausend seiner Zeitgenossen den Vorrang besitzen in der Ewigkeit, weil er gerade für diesen kindlichen Glauben vieles leidet, soll er einen herrlichen Lohn empfangen. Ihr aber, Meine Kinder, stehet fest im Glauben und laßt euch nicht sieben. Es schlägt die Stunde der Vergeltung."

Barbara: Am Samstag bekam ich vom hochwürdigsten Herrn Bischof den Auftrag, nur ja auf die innere Stimme zu hören.

 

5./7. Februar 1906

Am Montag, dem 5. Februar, teilte mir der Herr mit:

Jesus: "Ich bin die Blume des Feldes. Und Ich will die Blume des Feldes sein, damit Mich pflücken kann, wer nach Mir verlangt. Ich will nicht stehen in einem umzäunten Garten, denn dort kann der Eigentümer des Gartens Mich pflücken lassen, von wem er will."

Barbara: Am Mittwoch, dem 7. Februar, wohnte ich in St. Quintin einem Amt bei, welches zu Ehren des heiligen Josef dort gehalten wird. Bei der Opferung – ich hatte mich vorher sehr inständig an den Herrn gewandt, mich doch ein Strählchen von der Glorie schauen zu lassen, womit Er, wie ich gewiß hoffte, Seine treue Braut N. belohnt habe – brachte ich dem Herrn die Verdienste Seines Leidens, Seiner heiligen Mutter und des heiligen Josefs Leiden dar.

Indem ich dem Herrn dankte für alle Gnaden, womit Er Schwester N. überhäuft hatte ihr ganzes Leben lang, brachte ich Ihm aber auch ihre Verdienste, die sie sich durch treue Mitwirkung erworben, vereinigt mit dem Priester, der das Opfer auf dem Altare darbrachte, zu einem Ihm wohlgefälligen Opfer dar.

An den Stufen des Altares sah ich nun auf einmal Schwester N. Sie war so herrlich gekleidet, zwar war das Gewand so ähnlich wie das einer Ordensfrau, aber die Farbe war eine ganz andere. Sie war anzuschauen so lieblich und doch so majestätisch, daß ich dafür keinen Ausdruck fand. Ihr Mantel hatte einen Schimmer, der ins Grüne fiel, und ganz von funkelnden Edelsteinen besetzt war. Der Herr teilte mir mit, daß diese Seine geliebte Braut die Zeit ihres Lebens abgekürzt habe durch ihr großes Verlangen und die feurigen Liebesseufzer, die sie beständig bei Tag und Nacht zu Ihm abgeschickt habe. Sie habe Ihn gleichsam genötigt, sie hinwegzunehmen.

Wenn ich nicht irre, kommt nach ihr P. Ludwig und dann die Schwester N. Sie wandte sich an mich und sagte:

Schwester N. (†): "Sage meiner Schwester L., sie möge keinen Tag vorübergehen lassen, wo sie nicht auf den Knien Gott gedankt habe, daß Er uns Gelegenheit zu Verdemütigungen gegeben hätte. Durch die Verdemütigungen, die mir zuteil geworden, habe ich mehr verdient als durch mein ganzes Ordensleben. Durch Verdemütigungen können wir Jesus Christus am ähnlichsten werden, weil Er Sich für uns so tief verdemütigen ließ, daß Er am Kreuze habe sterben wollen."

Barbara: Sie munterte mich auf zur Beharrlichkeit und verschwand. Als ich zu mir kam, war der Priester schon vom Altare weg. Ich sah, wie Vater und Mutter von Schwester N. freudestrahlend ihr entgegenkamen und eine lange Reihe längst Verstorbener folgte diesen beiden weit zurück, aber alle zählten zur Familie. Es war wie eine lichte Straße von lauter Gold, bis zurück in die Vergangenheit. Sie alle nahmen Anteil an der Glückseligkeit ihrer Verwandten, Schwester N. Aber merkwürdig ist, es war die Straße, wie mir mitgeteilt wurde, die Stammlinie der Familie. Alle die Seligen zogen nacheinander auf der rechten Seite hin, und die andere Seite blieb leer. Die darauf gehen sollten, waren abgewichen und hatten einen ganz falschen Weg eingeschlagen. Es wurde mir mitgeteilt: "Ein Zweig dieser Familie hat sich dem Protestantismus zugewandt." Eben fragte ich, ob sie denn jemand in ihrer Verwandtschaft hätte, der nicht katholisch sei." "Ja", sagte sie, "da haben wir alle wieder einen sicheren Beweis der Echtheit der Mitteilungen."

 

Beerdigung am 8. Februar 1906

"Geist und Herz nie ans Irdische hängen, den Blick jederzeit nach dem Ewigen, unserer wahren Heimat, gerichtet halten."

Barbara: Das Söhnchen meines Bruders in Aschaffenburg wurde heute beerdigt. Das Kind war siebeneinhalb Jahre alt und sechs Jahre krank und hatte entsetzlich vieles gelitten. Sein ganzer Leib war nur eine Wunde, die beständig eiterte. Bei Einsegnung seiner Leiche im Leichenhause erschien der Knabe oberhalb seiner Bahre, aber nicht im Glanze seiner Glorie, nur im einfachen weißen Gewande, aber ich erkannte, daß er noch nicht zur Anschauung Gottes gelangt sei.

Tags darauf, es war ein Freitag, war ein Engelamt für den Knaben. Bei der Opferung erschien eine kleine Schar hellglänzender Gestalten und in ihrer Mitte der kleine Alfons, so hieß der Knabe. Sie bildeten gleichsam Spalier um die Altarstufen, und es war eine Lust, dieses zu sehen. Ich war so von Glückseligkeit überwältigt, daß es mir schien, als ob ich in himmlische Räume versetzt sei. O ein Augenblick dieser Glückseligkeit wiegt alle Leiden unseres ganzen Erdenlebens auf. Vom Altare her kamen zwei Engel und brachten eine herrliche Krone, und unter Zeichen großer Freude der übrigen setzten die beiden Engel dem kleinen Alfons die Krone auf. Es waren dies lauter verwandte Kinder, die gekommen waren, unter großem Jubel den neuen Ankömmling zu beglückwünschen.

Die Tochter meines Bruders Valentin, die ich erzogen hatte und die im achten Lebensjahr gestorben war, kam zu mir und sagte:

Anna (†): "Liebe Tante! sind glücklich, wir Kinder, die wir schon jetzt zur Anschauung eines so guten Gottes gelangt sind, bevor der giftige Hauch des Weltgeistes unsere Seele berührt hatte und der Abglanz des Geistes Gottes noch ungetrübt auf unseren Seelen strahlte. Dafür loben und preisen wir Ihn jetzt immer und ewig und sagen Ihm Dank."

Barbara: Auf einmal schellt es zur heiligen Wandlung, und wie im Zauberschlag war meine Nichte Anna und der kleine Alfons da, der sich zwischen seine Eltern gestellt hatte, und, wie um sie zu trösten, sich bald rechts zum Vater, dann wieder nach links zu seiner weinenden Mutter neigte, enthuschten beide; und als ich anbetend bei der heiligen Wandlung in die von dem Priester soeben erhobene heilige Hostie blicken wollte, sah ich die Kinder, die in die Reihe der anderen wieder zurückgekehrt, auf dem Angesichte in heiliger Ehrfurcht liegen. Nach der heiligen Wandlung bis zur Kommunion des Priesters blieben die Kinder in dieser ehrfurchtsvollen Stellung. Dann kehrten beide zurück.

Anna (†): "Auch Ihr, liebe Tante, seid glücklich und könnt euch nur freuen auf euren Heimgang. Nur müßt Ihr nach eurem heiligen Glauben auch leben und den Geist und Herz nie ans Irdische hängen, den Blick jederzeit nach dem Ewigen, unserer wahren Heimat, gerichtet halten. Für die Sünden, die ihr zu begehen das Unglück gehabt habt, müßt Ihr freilich büßen. Daher die vielen Leiden, womit der Lebensweg derjenigen bestreut ist, die – von Gott vorgezeichnet – einen längeren Lebensweg zu durchleben haben. Sag meiner Mutter, wenn du zurück nach Mainz kommst, wie glücklich ich bin, und daß ich es bin, die Maria, meiner lieben Schwester, diesen Lebensberuf erbeten habe. Sie möge nur recht beharrlich auf demselben vorwärtsschreiten. Sage ihnen, daß kein Verlangen gedacht werden könne als das, welches die Seligen nach ihren lieben Angehörigen haben, um auch sie um und bei sich zu sehen, weil kein Glück auf der Welt mit dieser Glückseligkeit könnte verglichen werden."

Barbara: Ich empfahl nun den glücklichen Kindern noch die Angehörigen jeder einzelnen Familie und daß keines auf Abwege gerate, Josef und Willy, daß der liebe Gott die Opfer derjenigen, die das Geld für das Studium hergeben, segnen und auch annehmen wolle, und ich wurde sehr getröstet ihretwegen. Ferner bat ich, mir von Gott eine Erleuchtung zu erbitten, ob es vielleicht besser sei, meine morgige Beicht hier zu verrichten. Ich erhielt die Weisung, nicht hier, sondern bei meinem Beichtvater dies zu tun. Niemals dürfe ich einer Unruhe nachgeben, die jedesmal auf mein Gemüt einstürme, sooft ich die Weisung von Gott erhielte, an den Bischof zu schreiben. Die Anregung sei vom lieben Gott, der sich in heutiger Zeit um so deutlicher Seinen Geschöpfen offenbaren wolle, je mehr alles Übernatürliche bekämpft und der Glaube all der guten Christen dadurch sehr abgeschwächt werde und unter lauen Christen immer mehr schwände.

Anna (†): "Darum, liebe Tante, wenn dein Gemüt beängstigt wird, dann wisse, daß dies immer der böse Feind ist, der dich gerne verwirren möchte."

 

12./13. Februar 1906

"Ihr aber sollt niemandem etwas nachtragen, sondern euch freuen darüber, daß Ich euch gedemütigt habe."

Barbara: Am Montag bekam ich eine Mahnung von dem Herrn, mich oft in der jetzt eingetretenen Zeit vor den Tabernakel zu begeben, und auch zu den Morgen- und Abendbesuchen eine Mittagsstunde zu verwenden, um Ihm in Seiner großen Verlassenheit von Seinen Geschöpfen Abbitte und Sühne zu leisten, nicht nur während diesen Tagen, wo Er so entsetzlich beleidigt wird in den Ausschweifungen der Fastnachtsvergnügungen, sondern auch die Fastenzeit hindurch, bis die österliche Zeit vorüber sei. Da es mir mittags nicht gut passen will, nehme ich die Anbetungsstunde von vier bis fünf Uhr, um so den Willen des Herrn zu erfüllen. Ich glaube, Ihn auch so zufriedenzustellen.

Am 13. Februar 1906 sagte der Herr nach der heiligen Kommunion:

Jesus: "Ich will, daß ihr euch nicht mehr erinnert an das Unrecht, das ihr Meinetwegen gelitten. Bei euren Zusammenkünften sprecht nicht mehr darüber. Ich habe Mich den Priestern dieser Stadt deutlich genug jetzt offenbart in dir. Wer es wissen will, der weiß es jetzt. Ihr aber sollt niemandem etwas nachtragen, sondern euch freuen darüber, daß Ich euch gedemütigt habe."

 

15. Februar 1906

"Wenn du Freude fühlst am Gebete, dann tröste Ich dich; wenn du aber Unlust verspürst, und du betest doch, dann tröstest du Mich."

Barbara: Heute, Donnerstag, bat ich den Herrn, mir doch auch Freude am Gebet zu verleihen, damit ich Ihn auch durch mein Erscheinen vor Seinem Tabernakel trösten könne. Er erwiderte:

Jesus: "Wenn du Freude fühlst am Gebete, dann tröste Ich dich; wenn du aber Unlust verspürst, und du betest doch, dann tröstest du Mich."

Barbara an ihren Seelenführer: "Ich möchte darum so gern diese Ermahnung des Herrn allen treuen Seelen anempfehlen, aber mein hochwürdigster Herr Beichtvater sagte neulich, er halte es für unratsam, die inneren Vorgänge außer dem Beichtvater oder Seelenführer noch jemand wissen zu lassen. Deswegen erlaube er es nicht, daß meine Freundin aufschreibe. Was halten Sie für gut, hochwürdigster Herr Seelenführer?"

In St. Quintin während des Engelamtes sah ich die liebliche Schar meiner verwandten Kinder wieder bei der heiligen Wandlung wie heute vor acht Tagen. Sie jubelten und waren sehr fröhlich, und ich erfuhr: Der Herr tröste sie mehr als alle anderen, denn sie dürften Anteil nehmen an all dem Guten, das auf der Welt durch die Belehrungen, die Er mir gab, geübt werde. Auch Schwester N. habe eine weit höhere Stufe der ewigen Seligkeit erlangt, weil sie, nebst der Pflichttreue einer Ordensfrau, auch ein recht treues Mitglied des Liebesbundes gewesen sei und sich dadurch viele Verdienste gesammelt habe. Dadurch wolle Er zeigen, wie sehr es Ihm gefalle, wenn eine begnadigte Seele, wie Priester und Ordensleute, sich auch über die Gnadenerweisungen, die Er über andere ausgieße, freuen könnten. Dieses sei ein Zeichen von großer Reinheit des Herzens und einer von sich gänzlich losgeschälten Seele, und daß so viel Widerspruch und Kritik einzelner immer ein Zeichen sei eines von sich selbst eingenommenen Herzens.

In der Nachbarschaft meines Bruders in Aschaffenburg lebte eine Jungfrau, die oft mit dem kranken Alfons spielte aus Mitleid zu dem Kleinen. Oft sagte sie: Ach könnte ich doch einmal mit Alfons sterben und eine Krone erlangen wie er. Hört, wie Gott dieses Verlangen belohnte. Die Jungfrau war morgens noch im Gottesdienst, und abends war sie noch bei dem Kleinen. Und am anderen Morgen, als der Leichenwagen mit dem kleinen Alfons anhielt, fand mein Bruder, der den Wagen begleitet hatte, die Jungfrau schon dort aufgebahrt und Alfons kam neben sie. In derselben Zeit, wo das Kind starb, traf sie ein Schlag; ihr Wunsch war erfüllt.

Sie war eine sehr fromme Seele, sammelte Gelder in der Stadt für arme Studenten und hatte schon einigen Priestern auf diese Weise das Studieren ermöglicht. Aber die ganze Stadt verachtete sie wegen ihres ekelhaften Auswurfs. Bei dem Requiem sah ich sie bei der heiligen Wandlung. Zwar war sie nicht so kostbar gekleidet wie Schwester N., aber doch in weißem, durchsichtigem Gewande, so ähnlich wie die Kinder, und trug ein Kränzlein von roten und weißen Rosen. Der liebe Gott will uns durch diesen Vorgang belehren, wie wahr Seine Worte sind: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder..." Mir aber wollte Er zeigen, wie Er diejenigen belohnt, die auf der Welt ein Leben der Verachtung führen müssen.

 

21. Februar 1906

Barbara: Heute bat ich nach der heiligen Kommunion recht innig für meinen hochwürdigsten Herrn Seelenführer.

"O Herr, wenn du Pater Ludwig zu Dir nimmst, dann haben die Kritiker gewonnen, und alles wird vernichtet werden. Ich bitte dich um des Glaubens so vieler frommen Seelen willen, laß Pater Ludwig noch längere Zeit am Leben."

Da wurde ich ganz liebreich am Herzen Jesu getröstet, so daß ich eineinhalb Stunden in unaussprechlicher Glückseligkeit für eine Minute hätte halten können. Der Herr zeigte mir, daß bei Pater Ludwig durch diesen entnervten Zustand mit jedem Tag seine Krone herrlicher und kostbarer werde, weil er es verstehe, seine Leiden in der rechten Weise auszunutzen.

Jesus: "Diese seine körperlichen Leiden sind zwar entstanden dadurch, daß er seine Natur nicht zu ihrem Recht kommen ließ, die sich auch gegen die ungerechten Angriffe der Menschen wehren wollte. Aber weil er es versteht, diese seine Leiden in der rechten Gesinnung zu tragen, ziehe Ich für Meine Kirche aus denselben viel Nutzen. Jetzt brauche Ich solche Kreuzträger. Ihr werdet keine Klage aus seinem Munde hören gegen die, die ihm Unrecht tun, und darum lasse Mich nur machen, was Ich will. Ich weiß, was Ich tue."

Barbara: Als ich dann später für Schwester N. in N. betete, gab mir der Herr die Weisung:

Jesus: "Diese Familie soll vielen als Muster von guter Erziehung der Kinder voranleuchten und im Himmel durch die ganze Ewigkeit besonders belohnt werden. Darum müssen sie auf Erden den Anteil in reichlicherem Maße kosten, der Mir zukam auf Erden."

 

24. Februar 1906

"Wisse, daß Ich im Heiligsten Sakrament wohne wie ein Freund unter seinen Freunden, ja, noch mehr, wie ein Vater unter seinen Kindern."

Diese Woche habe ich fast jeden Tag jene glücklichen Stunden, besonders nach der heiligen Kommunion, wie ich sie vordem hatte, ehe ich jenes geheimnisvolle Leiden bekam. Als ich mich nun gestern mit Verwunderung an den Herrn wandte und Ihn ängstlich fragte, ob dies nicht vielleicht nur ein Stimmung des Gemütes sei, daß ich stundenlang mit so inniger Vereinigung mit Ihm bitten könne für andere und für mich, teilte mir der Herr mit:

Jesus: "Wisse, daß Ich im Heiligsten Sakrament wohne wie ein Freund unter seinen Freunden, ja, noch mehr, wie ein Vater unter seinen Kindern. Wenn ein Vater zusehen muß, wie all seine Liebe und die Opfer, die er für seine Kinder bringt, von einigen seiner Kinder nur mit Füßen getreten und sie ihn mit Undank schnöde verlassen und ihre eigenen Wege gehen, schmerzt ihn dieser Undank so sehr, daß er alle Freude am Leben verliert. Wenn nun seine übrigen Kinder sich alle Mühe geben, mit doppelter Liebe dem Vater ihre Anerkennung darzubringen, dann wirft sich die ganze Zärtlichkeit des Vaters auf seine guten Kinder, die ihm den Undank ihrer bösen Geschwister ersetzen.

Ich aber bin im Tabernakel, um Mich Tag und Nacht zu opfern für Meine Kinder, die Ich Mir am Kreuze erworben habe und muß zusehen, wie Tag für Tag mehr Mein Blut mit Füßen getreten wird. Warum sollte Ich da nicht Meine guten Kinder, die sich Mühe geben, Mich für den Undank ihrer Mitbrüder zu entschädigen, Meine Liebe und Zärtlichkeit fühlen lassen? In ihnen will Ich Meinen Schmerz ersticken, indem Ich Meine ganze Zärtlichkeit über sie ausgieße."

Ferner: Der Herr wird uns Pater Ludwig noch erhalten und hat deshalb euch, ihr edlen Damen, den Entschluß eingegeben, ihm bessere Pflege zu verschaffen. Tut es, ihr erfüllt dadurch den Willen Gottes. Unterlaßt lieber ein anderes gutes Werk. Wir dürfen da kein Wunder verlangen, wo wir durch guten Willen Abhilfe verschaffen können. Pater Ludwig ist uns allen noch sehr notwendig, denn er ist ein Priester nach dem Herzen Gottes. Frl. N. wird reichlich heimgezahlt, was sie an unserem ehrwürdigen Seelenführer tut. Wenn Pater Ludwig besser, kräftiger genährt wird, wird er bald wieder mehr leisten im Dienste Gottes. O wir brauchen ihn noch. Du darfst und wirst uns Pater Ludwig noch erhalten, mein lieber Jesus! Du hast ja gesagt, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind. Wie eine Mauer wollen wir uns vor das Herz Gottes stellen.

 

1. März 1906

"Wenn du Mir Freude bereiten willst, dann unterlasse nicht aufzuschreiben, was Ich mit dir rede, denn dieses ist für eure Zeit von großer Wichtigkeit."

Barbara: Die drei Fastnachtstage waren wie jedes Jahr hier in Mainz für den Herrn Tage schrecklicher Verunehrung und Leiden. Man hätte meinen können, die Hölle mit all ihrem Gebrüll, Blasen und Toben sei in Mainz losgelassen. Am Sonntagmorgen bei der heiligen Kommunion bot ich mich dem Herrn zum Opfer an und stellte Ihm all die treuen Seelen, die sich uns angeschlossen, zur Verfügung. "Siehe Herr, alles Gute, was die treue Schar tut aus Liebe zu Dir, bringe ich Dir dar als Sühne und zur Abbitte für diejenigen, die ihren Leib der Sünde hingeben, besonders für jene, die bisher noch in Unschuld gewandelt sind."

Da sah ich den Herrn. Er war so traurig, daß ich vor Schmerz hätte vergehen mögen. Der Schmerz preßte mir die Tränen so zahlreich aus, daß sie lange Zeit flossen. Fortwährend erweckte ich Akte der Liebe und des Verlangens und machte im Geiste die Runde zu allen meinen Freunden und Freundinnen und stellte sie dem Herrn vor. "Siehe, o Herr, vergiß Deinen Schmerz. Wie viele Ordensleute und gute Priester tun dasselbe. Vergiß Deinen Schmerz." Da wandte Sich der Herr um und sagte:

Jesus: "Wohlan, die Liebe wird siegen, die Liebe siegt. Hier möchte der Arm Meiner göttlichen Gerechtigkeit dreinschlagen, aber er wird in seinem Schwung aufgehalten von denen, die da weinen und trauern mit Mir."

Barbara: In der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch erging es mir wieder so. Von zehn bis elf Uhr nachts hatte ich ein solches Gefühl des Mitleidens mit dem Herrn und bot Ihm als Ersatz meine Tränen an. Bei der heiligen Kommunion bat ich Ihn, mich doch zu stärken, daß ich die Fastenzeit gut ausnutzen kann. Und ich erhielt die Antwort:

Jesus: "Wenn du Mir Freude bereiten willst, dann unterlasse nicht aufzuschreiben, was Ich mit dir rede, denn dieses ist für eure Zeit von großer Wichtigkeit."

Barbara: Darum ihr alle, ihr edlen Seelen, danket mit mir dem Herrn. Wie ist Er so gut! Frl. N. muß das Werkzeug sein, dessen Er Sich bedienen will, Seinen treuen Diener Pater Ludwig uns zu erhalten. Frl. N. muß mit mütterlicher Liebe sorgen und ordnen, daß das Werk weiter sich entfalten kann. Frl. N. hat ihre Aufgabe zu erfüllen, und so sieht man überall nur das liebevolle Walten Seiner Vorsehung. O wie gut ist Gott.

Frl. N. soll die Stelle als zweite Schriftführerin für das Missionswerk nur übernehmen, damit das Werk besser beisammen bleibe. Die Schriften ins Französische übersetzen dürfe der Priester schon tun, aber verwerten für sein Volk werde erst dann geschehen können, wenn der Bischof die Druckerlaubnis gebe, denn daß die Kirche in Frankreich jetzt so viel zu leiden habe, seien Strafen für zwei große Laster, die mit Mut und Entschlossenheit von den Bischöfen und Priestern bekämpft werden müßten. Es sei dieses die Entheiligung der Sonn- und Feiertage und das zweite die Entwürdigung der Ehe. Und alle übrigen christlichen Länder, je nachdem sie sich mehr oder weniger an diesen zwei vorherrschenden Lastern beteiligten, werden mitgestraft.

 

4. März 1906

"Darum lasse Ich Meine Auserwählten fühlen, was Ich nicht mehr fühlen kann."

Barbara: Obwohl der Herr mir schon öfters erklärte, daß Ängste und Beunruhigungen bei Gott liebenden und Gott aufrichtig suchenden Seelen nicht immer eine Strafe für persönlich begangene Sünden seien, und daß Er bei ihnen meistens andere Absichten habe, so sind und bleiben wir im geistlichen Leben immer nur ABCSchüler, die, hat der Lehrer aufgehört zu sprechen, das Gesagte auch immer vergessen haben.

Seit langen Jahren habe ich die Nächte von Samstag auf Sonntag oder wenn ein ernster Abschnitt im Kirchenjahr eintritt, wie die Nacht vor Aschermittwoch, vieles zu leiden. Wie der Herr früher durch das auffallende Leiden an den Freitagen nur den einen Zweck haben konnte, die Menschen zu erinnern, welche Leiden die Sünde Ihn gekostet habe, so lassen sich die jetzigen Zustände auch nicht anders erklären, wie mir heute mitgeteilt wurde. Bereits die ganze Nacht brachte ich wieder ohne Schlaf zu bis gegen Morgen in einer solch unbeschreiblichen Seelenangst, die nur ein Ausfluß aus der Hölle sein kann.

Als ich nun heute früh kommuniziert hatte, hatte ich noch diese Beängstigungen in mir, so daß es mir schien, es sei besser, nicht zu kommunizieren. Aber kaum war ich zurück von der Kommunion, schwand die Seelenangst und gar lieb und freundlich vernahm ich die Worte: "Ich bin da, Meine Tochter!"

Barbara: Anfangs traute ich mir selbst nicht, aber der Umschwung in meinem Innern sagte mir deutlich: Es ist der Herr! Ich ward zutraulich, und meine Seele schmiegte sich an Ihn an wie ein Kind, das großer Gefahr entronnen, furchtsam sich an die Mutter klammert, und sagte:

"O Herr, sage mir doch, woher die großen Beängstigungen und Unruhen kommen, die mir jeden guten Gedanken und sogar den Schlaf verdrängen. Habe ich Dir mißfallen, so laß es mich erkennen, daß ich es anders mache. Aber siehe, ich fürchte mich gar nicht vor Dir und bin in Deiner Nähe jetzt so unendlich glücklich. Woher kommt das nur?"

Jesus: "Meine Tochter! Deine Beängstigungen sind Sühnungsleiden für Meine treulosen Kinder. Siehe, wie sie den Tag des Herrn entheiligen, indem viele, viele frech sich hinwegsetzen über Gottes- und Kirchengebote. Und weil du und alle, die sich an dich angeschlossen, so viel für die Bekehrung anderer beten, muß Ich auch Werkzeuge haben, die die Bekehrung der Sünder verdienen helfen. Denn obwohl Ich im Tabernakel mit Fleisch und Blut gegenwärtig bin, habe Ich aber nur einen verklärten Leib, einen leidensunfähigen Leib. Darum lasse Ich Meine Auserwählten fühlen, was Ich nicht mehr fühlen kann.

Deswegen sagte Ich dir vor einigen Tagen: Wenn du Mir Freude machen willst, dann unterlasse nicht, das, was Ich mit dir rede, aufzuschreiben, denn es gilt nicht der Trost dir allein, sondern allen, die mit gutem Willen Mir dienen wollen. Ja, gerade in dieser traurigen Zeit, wo die ganze Macht der Hölle sich in Bewegung gesetzt hat, Meinen Geist aus den Herzen Meiner Kinder zu verdrängen, wünsche Ich das, was Ich mit dir rede, allen treuen Seelen zugänglich zu machen. Und sage nur jener Oberin in N., die allzugroße Furcht, die sie äußere, 'man dürfe Offenbarungen nicht annehmen, solange die Kirche sie nicht als göttlich erklärt habe', sei unbegründet, denn weder das Ansehen des Ordens noch das der heiligen Kirche könne in Gefahr kommen, wo die Seelen zum Fortschritt im Guten gefördert werden. Und ihr Verfahren gegen Schwester N. mißfalle Ihm, denn es sei an der Zeit, daß die treuen Kinder der katholischen Kirche zusammenstehen müssen. Die Gebete des armen Taglöhners und der armen Dienstmagd seien Ihm ebenso wohlgefällig wie das des Priesters und der Ordensfrau.

Und es ist ein großes Unrecht von denen, die Ich gesetzt habe, andere zu leiten, sich in die Gewissensfreiheit ihrer Anvertrauten einzumischen. Der Vorgesetzte hat die Pflicht, in allem, was seine Untergebenen in der Liebe zu Gott und im Haß gegen die Sünde fördert, jedem selbst zu überlassen, denn etwas, wo die Seele zum Guten ermuntert wird, kann jedem nützen, wenn auch die Kirche ihre Anerkennung noch nicht öffentlich ausgesprochen. Alle, die Mir treu dienen, mögen sie auch ganz verschiedene Wege wandeln, sind Mir wohlgefällig. Wenn nur der Mensch gewillt sei, Ihm zu dienen, dann warte Er nicht auf die Art und Weise, wie er sich entschließe, Ihm zu dienen, sondern Er komme ihm schon entgegen und richte sich ganz nach der Neigung des Menschen, die ihm am meisten zusage. Darum brauche kein Mensch sich zu beunruhigen, wenn er sieht, der andere gehe einen anderen Weg zu Gott, weil Ich jedem Mich anpasse und mit jedem auch zufrieden bin, wenn er nur guten Willens ist.

Benedikt Josef Labre sei von seinen Eltern zum Priesterstand angehalten worden. Benedikt habe aber weder zum Priester noch Ordensstand Neigung gehabt. Vielmehr habe er zu einem freien, unabhängigen Leben hingeneigt. Da sei er seiner Laune nachgekommen und habe ihm diese strenge Lebensweise eingegeben.

Theresia sei eine Ordensfrau gewesen, habe sich jedoch in ihrer stillen Zelle bewogen gefühlt, die Mißstände zu heben, die sie in ihrem Kloster fand. Er sei ihr auf diesem Wege entgegengekommen und habe sie nicht nur zur Gründerin vieler Klostergemeinden, sondern auch zur Reformatorin der Orden gemacht."

 

11. März 1906

Barbara: In der letzten Zeit geht wieder das Gerede in der Stadt, die jungen Geistlichen, wie die Herren Kapläne und dergleichen, hätten sich verabredet, genau zu kontrollieren, wo wir drei hier beichten gehen, und wenn sie es herausbrächten, müßte streng dahinter gegangen werden. Auch hört man in letzter Zeit scharfe Worte in den Predigten gegen die, welche von einer Kirche in die andere gehen und zwei bis drei Predigten an einem Tag anhörten. Zu viele Predigten hören, sagt man, und zwar sagt dieses der hochwürdigste Herr Bischof selbst, sei Unmäßigkeit und geistliche Naschhaftigkeit usw. Meine zwei Freundinnen waren darüber sehr ängstlich, weil sie fürchteten, besonders Luise, man werde ihr dann die heilige Kommunion nehmen. Dazu sagte der Herr:

Jesus: "Sage deiner Freundin Luise, ihre Ängstlichkeit wegen der heiligen Kommunion sei unbegründet. Besser wäre es für sie, wenn sie zu einem erfahrenen Priester ginge, der sie auch persönlich kenne. Und wenn sie einmal gefragt werde, nur ganz entschieden, aber ruhig antworten, daß sie hier nur nach dem heiligen Willen Gottes und ihrer festen Überzeugung gehandelt habe."

Barbara: Und der Herr läßt Luise bitten, ihre kindische Furcht abzulegen. Man dürfe nicht alles so auffassen, um sich damit zu beunruhigen, wenn etwas auf der Kanzel gesagt werde. Ein Bischof habe die Pflicht, nicht nur für die Gläubigen, sondern auch und dies ganz besonders, für die seiner Hirtensorge anvertrauten Priester einzutreten. Und wenn er anrate, nicht von einer Predigt in die andere zu gehen, habe er mehrere gute Gründe dabei im Auge. Dieses sei nur für diejenigen gesagt, die gerne die Predigten bekritteln.

Dem Schwager von N. läßt Er sagen: Es sei besser, seine Kinder von der Mutter selbst erziehen zu lassen, und er solle alle Tage Ihm danken, daß Er ihn bisher nicht genötigt habe, eine andere Mutterstelle an seinen Kindern aufzusuchen. Die beste Erzieherin ist eine gläubig fromme Mutter.

 

15. März 1906

Barbara: Gestern erhielt ich den Auftrag vom Herrn, solange hier in Mainz die Exerzitien, die diese Woche begannen, dauerten, woran sich die österliche Beichte und Kommunion anknüpften, jede Woche einmal wallfahrten zu gehen für die Bekehrung der Sünder. Ferner: Alle Mitglieder des Liebesbundes sollten sich in ihren Gesinnungen dahin einigen, daß alle nur das eine große Ziel im Auge haben, die Kirche recht zu unterstützen in ihren Bestrebungen durch Sühnungsgebete, Sühnungsleiden. Jedes Mitglied soll sein eigenes 'Ich' vergessen, damit Gott allein Ehre zukomme von uns. Keines, hoch oder niedrig, reich oder arm, darf sich zurückgesetzt oder gekränkt fühlen. Eines für alle und alle für eines beten in den Bedrängnissen, womit die eine Seele mehr, die andere weniger heimgesucht wird.

Jesus: "war es in der ersten Kirche zur Zeit der Apostel. Dort gab es Reiche und Arme, wie im Liebesbund auch. Und so wie damals alle nebeneinander glücklich waren, weil ihre Gesinnungen zusammen harmonierten und in Gott, ihrem höchsten Ziel, gipfelten, so muß es bei euch sein. Es darf kein Unterschied bestehen. Alle, alle, wo Ich sie auch hingestellt habe, sollen sich beteiligen."

Barbara: Und da meine Freundin gestern mir den Auftrag gab, den Herrn zu bitten, ob wir, wenn sie im Mai nach N. gehe, ihren Bruder besuchen, nicht auch einige Tage zur Familie N. gehen und dann auch einige Tage zu N., und ob es Ihn freue, zusammen eine Wallfahrt, die geplant sei, zu machen, so trug ich halt in Einfalt des Herzens diese kindischen Anliegen vor, wurde aber etwas beschämend von dem Herrn zurechtgewiesen, indem Er mir bedeutete:

Jesus: "Bis dahin ist noch lange, da wird noch allerlei dazwischen kommen. Der Anstand und die Zeit und die Umstände werden euch selbst Aufklärung verschaffen. Und wenn ihr zusammen eine Wallfahrt machen wollt, dann macht sie wie Meine heiligen Eltern und Ich sie machten, wenn wir Meinen himmlischen Vater verherrlichen wollten."

 

18. März 1906

"Jedes Mitglied nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge Mir nach."

Barbara: Als ich heute bei der heiligen Kommunion dem Herrn das Anliegen in Betreff des neugegründeten Missionsvereins vortrug, würdigte Sich der gütige Herr mir folgendes mitzuteilen: Man möge sich wegen dieser Angelegenheit ganz ruhig verhalten und zuwarten bis zur nächsten Versammlung. Dann aber möge man mit allen Mitgliedern, die zugegen sind, unter Anrufung des Heiligen Geistes beraten und dann abstimmen. Niemand dürfe sich vordrängen, aber die einmal Gewählte soll sich auch nicht wehren, die Bürde und die Verantwortung zu übernehmen. Es wäre ein kirchlicher Verein und müsse auch kirchlich behandelt werden. Diejenige aber, die am meisten sich um dieses Werk verdient gemacht hat, soll bedenken, daß die Werke Gottes alle, besonders aber die, welche zur Ausbreitung Seines Reiches dienen sollen, auf keinem anderen Weg könnten erkämpft werden als auf dem des Kreuzweges.

Denn die Gründung des allergrößten Werkes, die Erlösung des Menschengeschlechtes, stehe auf keinem anderen und habe nur einen Weg, den Kreuzweg. Deswegen lasse Er solche Schwierigkeiten kommen, um diejenigen zu läutern und zu reinigen von der Eigenliebe, die Er Sich erwählt habe, für das Wohl Seiner Kirche zu arbeiten. Da müsse das Herz gereinigt sein von der Selbstsucht.

Ein solches Werk soll auch der Liebesbund sein, der mehr ein Verein des Gebetes und anderer Gott wohlgefälliger Werke der Frömmigkeit sein soll. Er soll beitragen zur Förderung und Erhöhung des Sieges Meiner Kirche über den Unglauben der neueren Zeit. Darum muß er auf dem Fundament tiefer innerer Verdemütigung und Selbsterniedrigung aufgebaut werden.

Jesus: "Und Ich betone noch einmal, was Ich gestern dir gesagt habe: Jedes Mitglied muß ein treues, anhängliches Mitglied der heiligen katholischen Kirche sein, sei es im Kloster, sei es in der Welt, Priester oder Laie, verehelicht oder nicht. Jedes soll den Posten gut ausfüllen, an den Ich ihn gestellt habe. Dieses soll den Damm bilden, den Ich dem Zeitgeist entgegenstellen will. Da gibt es keinen Vorzug als den: Sich auszuzeichnen in der Geduld bei den Leiden und Widerwärtigkeiten; der Sanftmut bei Kränkungen, sei es von Vorgesetzten oder seinesgleichen oder von denen, mit welchen ihr aufs innigste verbunden seid; der Demut, indem ihr eure einzige Ehre dareinsetzt, für nichts in dieser Welt geachtet zu sein, damit Gottes Ehre überall unter Meinen Kindern gefördert werde. Eure Parole sei: Jedes Mitglied nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge Mir nach."

Barbara: Gestern, als die Jungfrauen ihre Osterkommunion hielten und auch ich die heilige Kommunion empfangen hatte, konnte der Herr Seine Freude nicht zurückhalten. Und Er teilte mir mit:

Jesus: "Wenn alle guten Christen so dem Rufe ihrer geistlichen Vorgesetzten Folge leisteten, wie diese braven Jungfrauen, könnte keine Macht der Hölle, auch wenn sie die ganze übrige Welt anstachelte, etwas vermögen gegen Meine Kirche."

Barbara: Und als die Jungfrauen kamen, die der Marianischen Kongregation angehörten, sah ich die liebe Mutter Gottes oben im Chor auf einem herrlichen Thron sitzen, und jedesmal, wenn eine Jungfrau mit blauem Band und Medaille gespeist wurde, befahl der Herr dem Schutzengel dieser Jungfrau, sie zu den Füßen Seiner heiligen Mutter zu führen, und der Engel tat, wie ihm gesagt worden. Diese Jungfrauen standen zuletzt alle um den Thron der lieben Mutter Gottes, und der liebe Heiland sagte zu Seiner heiligen Mutter:

Jesus: "Liebe Mutter, segne Deine Töchter, damit sie vor Fäulnis bewahrt bleiben!"

Barbara: Der Herr wollte damit bekräftigen, was Er mir im Jahre 1900 zeigte, daß das kleine Häuflein der wahren Katholiken gerettet werde in dem schrecklichen Sturm, der über Seine Kirche dahinbraust in jetziger Zeit. Und daß diese aber nur gerettet werden, weil sie sich alle unter den Schutz Seiner heiligen Mutter geflüchtet hätten. Ich fragte auch den Herrn, ob ich denn wieder einmal etwas sagen soll bei meinem Beichtvater. Da gab der Herr mir zur Antwort:

Jesus: "Nein! Warte nur, bis Ich dich dazu auffordere. Es ist besser, jetzt ganz zu schweigen, weil ja ohnedies jetzt alle klar einsehen müssen, daß alles, was Ich die vielen Jahre mit dir gesprochen habe, jetzt sich immer mehr erfüllt, und weil sie jetzt überall zum Kampfe aufgefordert sind und in Hülle und Fülle zu tun haben gegen all die Angriffe, die der Unglaube an sie stellt."

 

Fest des hl. Josefs am 19. März 1906

"Weil du die Leiden nicht verschmäht, hast du Gewalt über Mein Herz."

Barbara: Heute, am Fest des heiligen Josef, war ich wieder überaus glücklich. Nach der heiligen Kommunion bat ich den Herrn, um Seines heiligen Nährvaters willen mir die Bitten zu gewähren, die ich an Ihn stelle und mir einige Belehrungen zukommen zulassen zum Troste aller, die sich an mich angeschlossen und mit gläubigem Gemüte die Worte in sich aufnehmen und danach auch ihr Leben einrichteten. Da ließ mich der Herr zuerst einen Blick tun in den Ort, wo wir alle einmal uns ewig freuen sollen und alle Zweifel und Ängste aufhören werden. Meine Seele ward von dem Herrn an einen Ort versetzt von unaussprechlicher Schönheit, und ich sah hier meinen jüngst verstorbenen Neffen, der auf den Namen Josef getauft war. Mein Vater und meine Mutter und alle übrigen Verwandten, die schon längst gestorben sind, kamen, ihren Blutsverwandten, der zum ersten Male seinen Namenstag bei ihnen im Himmel feierte, zu beglückwünschen.

O es war ein Anblick so überzeugend, so voll Wonne, daß, wenn wir tausend Jahre hier auf Erden alle Leiden zu erdulden hätten, ein einziger Augenblick jenes Glückes alles aufwiegen würde. Es kam die Schar Kinder wieder, die zu sehen ich das Glück hatte neulich, wo ein Sohn meines Bruders in Aschaffenburg beerdigt wurde. O war das eine Wonne, ein Austausch von Freude und Glückseligkeit, und als ich mich an diesen, der da so beglückwünscht wurde, wandte und ihn bat, er möge mir sagen, ob sie sich immer so zusammen sehen und so erfreuen könnten, eins über des anderen Glückseligkeit, da gab er mir die merkwürdige Erklärung ab:

Josef (†): "Obwohl wir alle wissen, wo und in welcher Stufe der Glorie sich ein jeder von uns befindet, und eins sich freut über des anderen Glorie, so sind wir aber durchaus nicht beisammen. Ein jedes Menschenkind kommt an den Ort, den es sich auf Erden verdient hat. Nur die Kinder ausgenommen, die zwischen Gut und Bös noch nicht unterscheiden konnten. Diese kommen zusammen und werden von Gott behandelt, wie Er die Engel behandelt."

Barbara: Eine Nichte von mir, die im achten Lebensjahr starb, war auch bei der Gratulation. Diese liebte ich sehr, weil ich sie erzogen hatte, aber sie blieb fern, ich konnte sie nicht sprechen. Darum fragte ich den jungen Mann weiter: Ist denn auch Anna an dem Ort, wo diese Engelskinder sind? Er sagte:

Josef (†): "Anna hatte schon kleine Fehler begangen, und weil sie sich auch schon Mühe gab, dem lieben Gott Freude zu machen, hatte sie sich auch schon Verdienste gesammelt. Darum sind diese und alle, wie Onkel Josefs Anna, auch schon zu höherer Stufe der Seligkeit erhoben und näher bei Gott."

Barbara: Wo hast du dir aber solche Verdienste gesammelt, daß du sobald in den Himmel aufgenommen und solch hohen Lohn erlangt hast? Du warst doch nur ein einfacher Arbeiter?

Josef (†): "War mein heiliger Namenspatron nicht auch ein armer Arbeiter? Ich habe es dir schon einmal gesagt, ich war gehorsam gegen meine Eltern und Vorgesetzten, und als Jüngling bestrebte ich mich, Gott und meinen Eltern und Dienstherren Freude zu machen, und die Reinheit meiner unentweihten Jugend bewirkte und gab mir Kraft, die Schmerzen meiner Krankheit geduldig zu ertragen. Wenn es mir auch schwer ankam, als ich sah, daß ich so jung sterben müsse, so haderte ich niemals mit meinem Schicksal. Ich schwieg aber still, und weder meine Eltern, Geschwister, noch sonst jemand ließ ich etwas merken."

Barbara: O freuen wir uns alle, ihr alle, die ihr es lest. Eben jetzt, wo alles Übernatürliche bekämpft wird. Halten wir fest an unserem heiligen katholischen Glauben. Ich kam zurück, wandte mich aber wieder an den Herrn mit der Bitte, zu Ehren Seines heiligen Nährvaters mich noch nicht zu verlassen, denn Du bist bei mir, sagte ich, und Du kannst meine Bitte nicht abschlagen.

"Siehe, so viele fromme Seelen hungern auf ein liebes Wörtchen von Dir."

Da zog der Herr meine Seele wieder zu Sich und sagte:

Jesus: "Es ist so, Meine Tochter! Und weil du die Leiden nicht verschmäht, hast du Gewalt über Mein Herz. Allen, die sich dir angeschlossen, sollen die Worte, die Ich mit dir rede, zum Troste gesprochen sein, denn noch nie, seit Ich zu Meinem Vater zurückgekehrt bin, habe Ich die Menschen so inbrünstig gebeten, doch die Worte zu beachten: 'Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid', als Ich es hier tue.

Sonst, wenn Ich Mich offenbarte, waren die Werkzeuge, deren Ich Mich bediente, heilige Menschen. Aber hier bediene Ich Mich eines so unvollkommenen Werkzeuges. Einzig und allein, weil Ich dadurch zeigen will, warum Ich Mich so tief erniedrigte, um als kleines, unscheinbares Brot unter Meinen Geschöpfen zu verweilen, um zu ihnen kommen zu können, um Mich ihnen mitteilen zu können und um ihnen alle Furcht zu nehmen. Kein Mensch hat eine Entschuldigung. Darum sagte Ich schon vor mehreren Jahren: Alle, die sich anschließen an den Liebesbund, sollen von dem schlechten Zeitgeist unberührt bleiben, weil die Liebesbundmitglieder gehalten sind, öfter zu kommunizieren.

Darum weise Ich euch heute am Fest Meines heiligen Nährvaters wieder hin auf ihn. Ihr alle müßt und könnt Ihm nachahmen. Er lebte auch nicht anders in Meiner Gegenwart wie ihr alle, denn auch er mußte Mich schauen durch den geheimnisvollen Schleier des Glaubens. Er schaute im Glauben von Meiner Geburt bis zu seinem Tode in Mir den eingeborenen Sohn Gottes. Er starb und hatte keine andere Überzeugung, daß Ich der Eingeborene des Vaters sei, als die, welche ihm sein lebendiger Glaube eingab.

Seht, so brauche Ich jetzt wieder Seelen. Und ihr seid dazu bestimmt. Niemand braucht euch zu beachten. Aber ruhig und unentwegt sollt ihr wie Mein heiliger Nährvater alle Meine Wünsche erfüllen. Unbekümmert, ob eure geistlichen Vorgesetzten es beachten oder nicht, was Ich ihnen durch euch sagen ließ. Wenn der Schüler seine Aufgabe gut gemacht hat und der Lehrer, welcher sie durchgesehen hat, findet es der Mühe nicht wert, seinem Schüler Anerkennung entgegenzubringen, so schadet dies demselben gar nichts, im Gegenteil, es gibt einen selbständigen, charakterfesten Menschen, der um eitles Lob nicht buhlt. So sollt ihr sein: Selbständige, charakterfeste Christen, die um eitles Lob sich nicht kümmern, und doch überall, wo sie stehen, die ihnen von Gott zugewiesene Aufgaben gut zu verrichten verstehen.

Auch die armen Dienstmädchen, die Meinetwegen im Liebesbund zu leiden und zu dulden haben, sind Werkzeuge in Meiner Hand und mußten mitverdienen, daß Seelen gerettet werden, daß die Jungfrauen herbeikamen. Im stillen soll sich der Liebesbund ausbreiten, im verborgenen wirken, und verschmäht und verachtet, wie ihr himmlischer Bräutigam, treu zur heiligen Kirche stehen. Und einmal werdet ihr alle sehen, daß dieses verachtete und verschmähte Pflänzlein dem Garten der Kirche auch eine schöne Zierde abgibt."

Barbara: Am Feste des heiligen Josef empfahl ich noch besonders einen jungen Mann, der mir ins Gebet empfohlen worden.

Jesus: "Der junge Mann, den du Mir vorgestellt, ist ein Verehrer Meines heiligen Nährvaters. Sage ihm, er möge nur recht bald den gefaßten Entschluß, in das Trappistenkloster einzutreten, erfüllen. Der Wankelmut werde verschwinden, sobald er die Schwelle des Klosters einmal überschritten habe. Der heilige Josef sei es gewesen, der in den vielen Gefahren seiner Militärzeit seine schützende Hand über ihn gehalten hat. Nun soll er seinem Beschützer auch Ehre machen."

 

20. März 1906

"Benedikt Josef Labre tat nichts im Leben, als daß er von einer Kirche in die andere ging, von einem Wallfahrtsort zum anderen, um zu beten, und ist ein großer Heiliger geworden."

Barbara: Lob, Preis und Dank dem Herrn, denn Er ist unendlich gut! Welch ein Trost für uns armselige Geschöpfe zu wissen: Der Herr Himmels und der Erde läßt Sich herab zu Seinen Geschöpfen. Und nicht nur das. Er hat an ihnen Seine Freude, Sein Wohlgefallen. Heute beteuerte Er dieses.

Unsere geistlichen Vorgesetzten hier in Mainz bieten alles auf, um das religiöse Leben dem Volke angenehm zu machen und das Volk herbeizuziehen. Besondere Mühe gibt sich unser Hochw. Herr Bischof. In seinen Vorträgen weist er darauf hin, daß das Christentum praktisch geübt werden müsse. Man müsse sich für alles interessieren und eingreifen, und das sei keine Frömmigkeit, von einer Kirche in die andere zu laufen, alle Predigten hören zu wollen und alle Tage sechs bis sieben Rosenkränze zu beten, usw.

Als ich den Herrn empfangen hatte, trug ich Ihm meine Armseligkeit vor und sagte:

"O Herr, nimm meine Unvollkommenheiten hinweg und ersetze, was ich nicht kann, denn wir Arme wissen nicht, wie man Dir gefallen könnte, weil man so viel hören muß, es sei eine falsche Frömmigkeit zu glauben, beten und dergleichen genüge."

Da zog der Herr mich in Sich hinein und sagte:

Jesus: "Sei nicht so ängstlich, Meine Tochter! Einzelnen Seelen gelten solche Reden nicht, die für das allgemeine Volk gesagt werden. Eine Seele, die Mir zuliebe den Ehestand verschmäht hat, ist auch nicht verpflichtet, ein Vermögen zusammenzuhäufen. Sie tut für die Welt genug, wenn sie ihr nicht zur Last fällt. Die übrige Zeit kann sie ausnützen, für sich und andere ewige Güter zu sammeln. Eheleute dagegen haben die Pflicht, auch für zeitliche Dinge zu sorgen ihrer Kinder wegen, und weil sie von Gott gesetzt sind, den Plan der Welterschaffung verwirklichen zu helfen. Darum stört ihr euch nicht. Fahret fort, Mir Freude zu machen. Tut, was Ich gesagt und angegeben habe, und freuet euch, daß Ich so gerne in eurer Mitte weile.

Benedikt Josef Labre tat nichts im Leben, als daß er von einer Kirche in die andere ging, von einem Wallfahrtsort zum anderen, um zu beten, und ist ein großer Heiliger geworden. Und wie Ich dir Meine Freude mitteile, so teile du sie allen mit, die guten Willens sind und sich an dich angeschlossen haben."

 

24. März 1906

Barbara: Heute, als ich zur heiligen Beicht mich vorbereitete und während der heiligen Messe recht inständig zum Herrn gefleht hatte, ob ich mich nicht anzuklagen hätte, gegen den Gehorsam gefehlt zu haben, hörte ich in mir deutlich die Worte:

Jesus: "Wenn jemand von dir einen Trost oder einen guten Rat verlangt und du gibst einen solchen aus Liebe zu Mir und aus Mitleid mit deinem bedrängten Bruder oder Schwester, dann übst du ein geistiges Werk der Barmherzigkeit. Laß Ich es dann zu, daß das, was du nun, die Bittenden zu trösten, gesagt hattest, nicht zu ihrer Befriedigung ausfällt, dann will Ich dir und anderen nur zeigen, daß ihr in zeitlichen Angelegenheiten euch Meiner Vorsehung überlassen sollt.

Zugleich ist es aber auch eine Prüfung der Geister, denn diejenigen, die dann zurücktreten, zeigen, daß sie noch schwach im Glauben sind. Ich will, daß die Mitglieder des Liebesbundes eine Gesellschaft von Christen seien, die sich in den Armen Meiner Vorsehung selbst vergessen, um für ihre Mitmenschen zu leiden, zu beten und zu sühnen und auf diese Weise sich selbst heiligen und die Kirche unterstützen, um auf diese Weise anderen zu nützen. Ob du das darfst, brauchst du nicht zu fragen. Dieses ist keine Sünde gegen den Gehorsam, weder der Gebote Gottes noch gegen die Kirche."

 

Fest Mariä Verkündigung am 25. März 1906

"Und Ich will sie beschützen, auch wenn alles sich auflöste und in Trümmer ginge."

Barbara: Am Feste Mariä Verkündigung gab mir der Herr die tröstliche Versicherung:

Jesus: "Wenn es auch den Anschein hat, als seien deine Leiden umsonst, so wisse aber, auch wenn es bei den Menschen umsonst wäre und keine Anerkennung findet, bei Mir ist aber nichts umsonst gelitten. Ihr alle, die ihr euch daran beteiligt habt, bekommt euren vollen Lohn. Anders ist es, Leiden zu tragen nur aus reiner Liebe zu Mir, um Mir Freude zu machen und Mein Wohlgefallen auf sich herabzuziehen, als nur die Leiden zu tragen, denen man nicht ausweichen kann und die alle Adamskinder tragen müssen, um in den Himmel zu kommen.

Zu solchen Leiden aber, bei denen von seiten der Menschen so viel Verachtung und Verdemütigungen dazukommen, brauche Ich die Einwilligung derjenigen, die Ich zu solchen Leiden berufen will. Und weil du Mir diese Einwilligung gabst, so will Ich dir zum Lohne für die ertragene Schmach und die vielen Verdemütigungen alle deine Verwandten und ihre Kinder retten für den Himmel. Ebenso auch diejenigen, die sich darum annahmen und beförderten, wie N. und deine zwei Freundinnen. Sie sollen belohnt werden wie eine Seele, die Mir nicht nur dienen will, sondern Mir auch Freude zu machen sucht.

Alle aber, die sich an euch anschließen, sind und gehören zu den treuesten Kindern Meines Herzens, und Ich verspreche ihnen, wenn sie ausharren und stehenbleiben im Liebesbund, sie unberührt bleiben werden von dem schlechten Zeitgeist. Und Ich will sie beschützen, auch wenn alles sich auflöste und in Trümmer ginge."

 

Schmerzensfreitag am 6. April 1906

"Wie Ich die ersten Empörer, die stolzen Engel, nicht geschont, so werde Ich die stolzen Menschen nicht verschonen, die Meine Barmherzigkeit mit Füßen treten."

Barbara: Eine Familie, die so glücklich ist, fünf Ordenspersonen zu besitzen, die aber zerstreut in verschiedenen Klöstern sind, diesen versprach vor mehreren Jahren der Herr, daß sie noch einmal alle zusammen sich sehen werden. Dieses Jahr sollte dieses in Erfüllung gehen. Eine dieser Ordenspersonen nahm der Herr aber im Februar zu Sich. Ihre Briefe gaben Zeugnis davon, daß das Verlangen, mit Jesus vereint zu sein, ihren Tod beschleunigt haben muß. Eine zweite Schwester, die in demselben Orden sich befindet, bekam von ihrer Oberin nicht die Erlaubnis, dorthin zu reisen, wo die übrigen Geschwister zusammenkommen wollen, weil sie sagt, man solle zu ihr kommen. Dieses Anliegen macht allen übrigen große Unannehmlichkeiten, eine sehr weite Anreise usw.

Ich wurde gebeten, den Herrn zu bitten, Er möge den Starrsinn jener Oberin zum Besseren umlenken. Heute trug ich dem Herrn diese Bitte vor und erhielt die Antwort:

Jesus: "Luise soll jener Oberin schreiben und um Erlaubnis bitten. Auch soll sie ihr vorstellen, wie der kranke Bruder N. sich freue, seine Geschwister noch einmal bei sich zu sehen. Dann aber nicht weiter sich beunruhigen und sich in alle Schickungen fügen, ohne zu murren, jene Schwester zu besuchen, und in allen Widerwärtigkeiten den Willen Gottes erkennen.

Ich will, daß diese Familie, von allem Eigenwillen losgeschält, den Weg geht, den Ich einst ging, als Ich auf Erden weilte, und durch keinen Zwischenfall, auch wenn andere Menschen ihn herbeigeführt, sich in üble Laune versetzen lassen. Denn wenn ein anderer Weg die Menschen besser belehrt hätte, als den Ich Selbst gegangen bin, so hätte Ich ihn gewählt. Werdet nicht irre, wenn Ich Mich oft lange nicht hören lasse. Ihr alle kennt eure Aufgabe und seid Hausfrauen, die den Ernst des Lebens verstehen müssen. Die Zeit ist gekommen, wo die faulen und schlechten Früchte von selbst abfallen vom Baume Meiner Kirche.

Darum seht euch nicht um nach anderen, die noch halb und halb mit der Welt liebäugeln wollen. Mein Reich wird fortbestehen bis zum Ende der Welt. Aber die guten müssen sich wieder einmal bewähren, wie Ich immer tat, wenn Meine Geschöpfe sich stolz gegen Mich empörten. Wie Ich die ersten Empörer, die stolzen Engel, nicht geschont, so werde Ich die stolzen Menschen nicht verschonen, die Meine Barmherzigkeit mit Füßen treten."

 

Palmsonntag am 8. April 1906

"Sobald es ans Ertragen von Verachtungen geht, verstehen auch Meine besten Kinder Meine Wege nicht."

Barbara: Nach der heiligen Kommunion ließ der Herr mich mehr als gewöhnlich Seine Nähe fühlen, und ich fragte ihn:

"Herr, woher kommt es doch, daß ich so gefühllos und kalt bin, ja selbst wenn das Mitleid mit Deinen Leiden mir Tränen auspreßt, fließen sie kalt und gefühllos dahin. Wie war es doch ganz anders in früheren Jahren."

Jesus: "Empfindungslos sich zu glauben in einer Zeit, wo man sich alle Mühe gibt, Meine Geheimnisse mitzuleben, ist ein Leiden, das verwandt ist mit Meiner Verlassenheit am Kreuze und darum ein großes Verdienst. Jetzt, wo Meine untreuen Kinder Mir so viel Verdruß bereiten, müssen Meine treuen Kinder dieses mitfühlen. Sage Luise, sie ließe sich von beängstigenden Gefühlen zu viel beeinflussen. Anstatt sich zu freuen über die Zusammenkunft mit ihren Geschwistern, fürchtet sie, eine Rüge von denselben nicht ertragen zu können, denn sobald es ans Ertragen von Verachtungen geht, verstehen auch Meine besten Kinder Meine Wege nicht.

N. aber versteht es, und er soll sich freuen, daß Ich ihm diese Gnade gegeben habe, denn er wird in seinem scheinbar nutzlosen Zustand für seinen Orden und für Meine Kirche mehr wirken, als er in voller Gesundheit als eifriger Missionar hätte wirken können. Denn an dem Menschen habe Ich Meine Freude, der mit allem zufrieden ist, auch wenn er der ganzen Welt zur Last ist."

Barbara: Bei dem Hochamt sah ich den Herrn als Ecce Homo über dem Hochaltar, und der Herr forderte mich auf, daß alle Mitglieder des Liebesbundes sich doch immer dieser Schmach erinnerten, die Er aus Liebe zu uns erduldet habe und kein Opfer und kein Leiden zu scheuen, um den Undank der Menschen zu sühnen.

Jesus: "Und wenn du im Mai nach N. kommst, dann respektiert die Anregung von N. und macht zusammen eine Wallfahrt nach Kevelaer. Diese Dame soll alle ihre Anliegen Meiner Mutter zu Füßen legen, und Ich verspreche ihr, daß ihre Kinder alle sollen gerettet werden für den Himmel. N. soll fortfahren, recht viele zu gewinnen für den Liebesbund und zu erwärmen suchen für recht viele Gott ergebene Kreuzträger."

Barbara: Der Herr gab mir an, wie ich die Wallfahrt machen soll. Hierzu muß ich aber die Erlaubnis von meinem Seelenführer haben. Damit die Zeiten, die der Unglaube und die Gottlosigkeit der Menschen heraufbeschworen haben, abgekürzt werden, müsse von den gläubigen Kindern der Kirche viel gebetet, viel gelitten und viel gesühnt werden.

Jesus: "Die schrecklichen Zustände in Frankreich haben schon vor fünfzig Jahren Meine Mutter herbeigezogen, um der Welt durch das arme Kind Bernadette zuzurufen: 'Buße, Buße, Buße! Betet für die Sünder!' Und wenn Frankreich recht bald einer besseren Zeit entgegensehen will, soll es recht zahlreich, Priester und Volk, der Mahnung Meiner Mutter, Sie in Lourdes zu besuchen, folgen. Die Tränen und heißen Bittgebete dort werden Meine Mutter rühren, und Ich werde eifrige Männer erwecken, die mit Aufopferung ihres Lebens die Rechte Meiner Kirche verteidigen."

Barbara: "Wie soll dieses nach Frankreich gelangen, da mir verboten ist, einen guten Rat von Dir zu erteilen?"

Jesus: "Es gibt überall ein Hinterpförtchen, die gibt es sogar im Himmel; denn mancher Sünder wäre verloren, wenn es keine Hinterpförtchen gäbe. Ich meine Meine heilige Mutter und Meinen Nährvater Josef. Manche Seele hätte Mein Zorn schon zermalmt, wenn Sie nicht wären. So ist es auch hier. Wo dir die Hände gebunden sind, da muß eine Vermittlung stattfinden."

 

Ostersonntag am 15. April 1906

"Der Menschensohn ist nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vervollkommnen."

Barbara: Am Gründonnerstag gab mir der Herr den Auftrag, einen Wallfahrtsgang durch die Stadt von einer Kirche und Kapelle zur anderen zu machen, um Ihn zu trösten in Seiner Verlassenheit, für so viele laue Christen und für den treulosen Undank so vieler, für die Sein Blut umsonst vergossen sei, Ihm einigen Ersatz und Sühne zu leisten. Wir taten so, wie mir mitgeteilt wurde. Am Karsamstag während des Gottesdienstes ließ mich der Herr wieder Seine gebenedeite Stimme hören. Er tröstete mich, indem Er mir mitteilte, daß ich bald erfahren werde, warum Er in der letzten Zeit so zurückhaltend zu mir gewesen sei.

Die letzten vierzehn Tage war ich sehr leidend, besonders in den Nächten. An Schlaf war wenig oder gar nicht zu denken, dabei war ich von Fieber gequält und in eine wahre Todesangst die ganze Nacht versetzt. Die ganze Karwoche durch, wenn ich dann in die Kirche kam, konnte ich vor Elend nicht beten. Die heutige Osternacht war es wieder so, und ich wunderte mich sehr, daß es mir heute viel besser ging als die letzten Wochen. Bei dem Pontifikalamt, das unser hochwürdigster Herr Bischof zelebrierte, zog der Herr plötzlich meine Seele so in Sich hinein, daß ich allem Elend und körperlichen Gebrechen enthoben war. Zugleich kam mit Ihm eine solche Wonne in meine Seele, die allein hinreichend ist, eine Seele zu überzeugen, daß sie mit Dem vereinigt ist, der alle Glückseligkeit in Sich schließt. Ich wurde zutraulich. Das Auge meines Geistes schaute Ihn gegenwärtig auf dem Altare in majestätischer Gestalt. Zugleich aber ließ Er mich Ihn erkennen, ganz bei mir, so wie wenn wir Menschen innig vertraut freundschaftlich beisammen sind, und fragte mich:

Jesus: "Nun, Meine Tochter, hast du keinen Wunsch?"

Barbara: "Ja, Herr, ich habe viele Wünsche, aber sie sind keine anderen als die, welche Du Selbst hast. Ich wünschte, ich könnte Dir alle Menschenherzen zuführen und sie könnten alle das Glück erfassen, das ich jetzt in Dir besitze."

Dann stellte ich Ihm alle diejenigen vor, die mir im Streben nach der Vereinigung mit Ihm vorwärts helfen, besonders Pater Ludwig, der meine zwei Freundinnen, meine Verwandten und alle, die sich uns angeschlossen haben und bat, Er möge doch diejenigen besonders segnen, die sich Mühe geben, daß Seine Liebe und übergroße Barmherzigkeit, die Er über uns auszugießen hier Sich würdige, auch zu befördern und auszubreiten suchen.

Jesus: "Gewiß tue Ich es. Schon in diesem Leben gebe Ich allen einen großen Zuwachs an Verdiensten und Gnaden und im Himmel eine weit größere Belohnung; denn der Mensch ist geschaffen und dazu bestimmt, seinen Schöpfer zu verherrlichen. Tut er es nicht, dann ist der Zweck seiner Erschaffung verfehlt. Deswegen ist Meine Sehnsucht, dem Menschen dieses Ziel zum Bewußtsein zu bringen, in jenen Zeiten unaussprechlich groß gewesen, wo die Menschen immer weiter von Gott abfallen, und anstatt Ihn zu verherrlichen, Seiner Pläne nur spotten; seitdem Ich die Erde verließ war sie aber noch nie so groß wie in der Zeit, in der du lebst.

Dieses ist der Grund, warum Ich so viel mit dir rede. Niemand braucht sich vor Mir zu fürchten, denn für alle Menschen bin Ich da in eurer Mitte geblieben, und die den Liebesbund ausbreiten, erfüllen nur Meinen Willen. Niemand hat eine Entschuldigung, weder Priester noch Ordensfrau, Dienstmagd oder Ehefrau, denn hier rufe Ich allen zu, wie Ich einst den Juden gesagt habe: Der Menschensohn ist nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vervollkommnen.

So sage Ich auch hier zu allen, die Mir einwenden wollen: 'Wir haben unsere Ordensregel, wir haben unsere Standes- und Berufspflichten zu erfüllen.' Ja, das sollst du auch als Mitglied des Liebesbundes. Nur der Stolz ist es, der solche Ausreden erfindet. Denn gleichwie Harmonie und Ordnung in dem zeitlichen Bestehen der menschlichen Gesellschaft nur da bestehen kann, wo jeder den Posten, auf den er gestellt ist, ausfüllt, und der auf dem Throne sitzt anerkennt, daß der arme Bauersmann oder Straßenkehrer gerade so notwendig sind, um das Wohl der gesamten Gesellschaft zu fördern wie er, so ist es auch im Reiche der Gnade und der Kirche.

Das Gebet des armen Dienstmädchens, die Tränen der gedrückten Ehefrau, die Opfer einer Jungfrau in der Welt, müssen mit dem Gebetsleben der Ordensleute vereinigt, den Vorstehern Meiner Kirche, eines wie das andere gleichbedeutend, wert- und nutzbringend sein für das Gedeihen des Friedens in Meiner Kirche. Das Band der Liebe, das aus Meinem Herzen entspringt, soll in gleicher Weise alle umschlingen, denn der Liebesbund soll nichts anderes sein, als daß jedes Mitglied seine Gebete, seine Leiden und Verdienste zu einem Gesamtgut aller macht. Eines für alle, und alle für eines. Und in dem Gebete, das die Mitglieder jeden Tag verrichten sollen: 'Geh hin, mein heiliger Schutzengel...' fließen die Verdienste des einzelnen Tag für Tag zusammen in den Schatz der heiligen Kirche."

Barbara: Durch solch eifrigen, allgemeinen Gebetssturm soll die Kirche unterstützt, getröstet werden, wie der Herr mir einmal gezeigt hat, wo ich dem Heiligen Vater ein Kissen gebracht habe, als ich ihn am Altare zusammenbrechen gesehen habe. Dies war vor etwa fünfzehn bis sechzehn Jahren. Als ich nun fragte: "Ja, was hilft all unsere Bemühung, wenn es die Geistlichkeit hier in Mainz nicht bestätigt?"

Jesus: "Tut jetzt im stillen, was ihr könnt. Später wird es anders. Alle Werke Gottes gehen so vor sich. Damit aber die Nachwelt eine Erinnerung daran habe, wie tief Ich Mich herablasse zu Meinen Geschöpfen, soll es an deiner Heimatkirche bestätigt werden."

Barbara: Und als dann am Schlusse der hochwürdigste Herr Bischof den päpstlichen Segen erteilte, sah ich viele Anwesende in einen Strahl eingehüllt, und nach dem Segen waren sie innerlich ganz hell und glänzend. Und andere sah ich, als wenn ein roter Klumpen sich in ihnen befände, der nach und nach sich auf ihre ganze Gestalt ausdehnte und zuletzt ganz in Flammen aufging. Da bat ich den Herrn um die Bedeutung und erfuhr:

Jesus: "Diejenigen, auf welche ein Strahl sich niedersenkte, sind alle, die nach gut verrichteter Osterbeichte durch diesen vollkommenen Ablaß, der an den päpstlichen Segen geknüpft ist, von allen Sündenstrafen gereinigt worden sind. Diejenigen aber, welche du im Feuer eingehüllt erblickst, sind die, an denen alle Ermahnungen ihrer Seelsorger abprallen, die den Rost der Sünde aus ihrem Herzen nicht hinausschaffen und nach und nach von ihren Leidenschaften ganz verzehrt im Feuer der Hölle untergehen."

Barbara: Ich bat den Herrn, mir doch einige Seelen zu schenken, wie Er früher immer getan an hohen Festtagen, und bat sehr innig für ein junges Mädchen meiner Heimat, welches mir sehr ins Gebet empfohlen worden, bereits ein halbes Jahr bete ich für sie. Da machte mir der Herr eine sehr beherzigenswerte Mitteilung.

Jesus: "Den Bruder vom Vater dieses verstorbenen Mädchens habe Ich mit Reichtum gesegnet. Er könnte von seinem Überfluß seine Heimatkirche ganz allein aufbauen. Er hat auch noch Sinn für seine Religion, läßt sich aber von seinen Geschwistern sehr beeinflussen. Diese aber wollen ihren Bruder ausnutzen für sich. Kirchen bauen und Klöster gründen ist eine Pflicht für jene, die Ich gesegnet habe mit zeitlichen Gütern, und wer jene von dieser Pflicht abhält, der begeht eine so schwere Sünde, daß sie nicht nur von ihm, sondern auch von seinen Nachkommen schwer verbüßt werden muß in der Ewigkeit.

Sage nur den Eltern dieses Mädchens, wenn sie ihr Kind liebten und bald zur Anschauung Gottes befördern wollten, sollten sie dem reichen Bruder zureden, anstatt ihn abzuhalten,. Denn Ich habe ihm Reichtümer gegeben, damit Ich verherrlicht werde. Tut er es nicht, dann soll er und diejenigen, die ihn abhalten von diesem guten Werk, Meine Gerechtigkeit fühlen. Denn wie Ich dir gezeigt habe bei der Einweihung der Kapelle, die deine Schwägerin erbauen ließ, daß die Verdienste aller Gebete, die nachher in einem Gotteshause verrichtet werden, nicht nur der Person, sondern auch der ganzen Verwandtschaft zugute kommen, so auch umgekehrt. Dieses Mädchen soll büßen, weil die Habsucht ihrer Eltern Ursache ist, daß jener Mann die Bitte seiner armen Heimatgemeinde nicht erfüllt."

 

17. April 1906

Heute fragte ich den Herrn, ob ich nicht getäuscht sei wegen der Wallfahrt nach Kevelaer, da mein Seelenführer es vorziehe, hier auf die Mehrzahl Rücksicht zu nehmen.

Jesus: "Ein guter Rat ist nicht für alle, wie ja auch die evangelischen Räte nur für einzelne sind. Er habe durch diesen Rat nur den guten Gedanken von N. befördern wollen, um ihr zu zeigen, wohin sie sich wenden solle, um für sich und ihre Kinder ihr ewiges Heil sicherzustellen, nämlich sie dem Schutze Meiner heiligen Mutter zu übergeben. Für dich und andere ist es besser, wenn ihr N. folgt, da Ich wünsche, daß Neid und Eifersucht zu wecken vermieden werden."

 

Weißer Sonntag am 22. April 1906

"Daß Ich Mich nicht hätte entschließen können, den Himmel zu verlassen, wenn Ich mit Mir nicht auch den jungfräulichen Stand auf die Erde hätte verpflanzen können."

Nach der heiligen Kommunion wurde ich wieder jenes vertrauten Umganges gewürdigt, wo der Herr gewöhnlich Seine Mitteilungen anknüpft. Aber heute durchleuchtet alles nur die zärtliche Liebe zu den reinen Kinderseelen, die in ihrer Unschuld Ihn heute zum ersten Male empfangen. O diese himmlische Ruhe, welche die Seele in solchen Stunden genießt, wie bist Du doch ein Vorgeschmack jener glückseligen Ruhe, die wir dereinst alle in Gott ewig genießen sollen. Ich verschloß in Sein Herz die Kinder und forderte beständig ihre Schutzengel und alle Heiligen und die frommen Seelen auf Erden auf, diese Kinder doch durch ihre fürbittenden Gebete recht zu unterstützen. Da sagte der Herr zu mir, nachdem ich Ihn gebeten hatte, mich auch teilnehmen zu lassen an Seiner Freude, da Er heute in so reine Herzen zum ersten Male einziehe:

Jesus: "Glaube Mir, Ich habe heute an diesen Kindern eine solche Freude, daß Ich den Undank der ganzen Welt vergesse wegen ihres unschuldigen, unentweihten Herzens. Sie sind Mein Himmel auf Erden; denn von Ewigkeit her hatte Mein himmlischer Vater in Seinem Schöpfungsplan, als Er die zwei Klassen von Geschöpfen erschuf, die Ihm ähnlich sein sollten, Ihm dienen und Seinen Willen vollziehen sollten, nur solche unentweihten Seelen zu Seiner nächsten Umgebung bestimmt.

Und weil jedes Geschöpf diese große Bevorzugung, nämlich dereinst Gott ähnlich zu sein, doch einigermaßen sich erst verdienen muß, hat jedes erschaffene Geschöpf eine Prüfungszeit zu bestehen. Da die Prüfungszeit derjenigen, die Seinen Hofstaat bilden, die Engel, von vielen nicht bestanden wurde, so habe Ich, der Sohn Gottes, als die zweite Klasse ihre Prüfung auch nicht bestanden und Ich aus Erbarmen Mensch geworden bin, Mir auch auf Erden – wo Ich wohne im Heiligsten Sakrament für alle Zeiten, solange die Welt besteht – Meinen Hofstaat bilden wollen, der jenem im Himmel ähnlich sein soll. Dieser Mein Hofstaat sind aber jungfräuliche Seelen."

Barbara: Er ließ mich schauen in die Herzen der Kommunionkinder, und ich freute mich so über ihre Schönheit, daß ich dumme Anforderungen an Ihn machte. Wie berauscht vor Freude, sagte ich:

"O Herr, möchtest Du doch alle diese Kinder an Dich ziehen, daß sie alle jungfräulich bleiben und sie immer in dieser Reinheit erhalten."

Der Herr aber lächelte und sagte:

Jesus: "Dieses ist ein törichter Wunsch, denn es müsse auch fromme Eheleute geben, die Meiner Kirche wieder fromme Kinder erzeugen. Aber trotzdem ist es wahr, daß Ich Mich nicht hätte entschließen können, den Himmel zu verlassen, wenn Ich mit Mir nicht auch den jungfräulichen Stand auf die Erde hätte verpflanzen können. Deswegen müssen diejenigen, die Mich alle Tage vom Himmel herabfordern durch ihr Machtwort, die Priester, und diejenigen, die Meine nächste Umgebung bilden, die Ordensleute, jungfräulich leben."

Als die Kinder gespeist wurden, sah ich den Herrn in der Mitte vom Chor. Er war geschmückt wie ein neugeweihter Priester, der Primiz feiert. Mit einer Liebenswürdigkeit empfing Er die Kleinen, daß ich mir dachte, keine größere Freude kann aber die heilige Kirche dem lieben, unter uns wohnenden Heiland machen, als am Weißen Sonntag.

Ferner: Die Plätze der gefallenen Engel einzunehmen sei für solche bestimmt, die auf Erden ein reines, keusches Leben, den Engeln ähnlich, geführt hätten. Die übrigen Menschen kommen zwar nach Verdienst von Stufe zu Stufe näher zu Gott hin, jedoch nicht in die Rangordnung der Engel, sondern nur in die Nähe jener.

 

30. April 1906

"Aber Meine Kirche ist und bleibt bestehen, und wenn alle ihre Kinder sie verlassen bis auf drei. Dann will Ich mit diesen dreien die Macht der Hölle besiegen."

Jesus: "Die Zeiten, wie Ich sie dir seit langen Jahren vorausgesagt, sind nun da. Erhebet eure Augen und eure Hände zum Gebet und lasset euch nicht sieben. Wie Meine heilige Mutter dir am Samstag schon zurief: 'Schauet nicht auf andere, denn gar viele glauben, noch auf dem rechten Weg zu sein, aber weil sie zu viel mit der Welt liebäugeln, zieht jene sie auf Abwege.' Daher kommt es, daß die Zahl der wahren Katholiken immer kleiner wird.

Damit aber die Mitglieder des Liebesbundes vor dieser Gefahr bewahrt bleiben, müssen sie auch tun, was Ich ihnen angeraten habe, nämlich sich flüchten unter den Schutzmantel Meiner heiligen Mutter. Der Mantel Meiner heiligen Mutter bedeutet aber für euch nichts anderes, als ihren Tugendbeispielen nachfolgen. Wo Ehre zu ernten war, da findet ihr Sie nicht, aber unter dem Kreuz, da findet ihr sie. Jetzt, wo Meine heilige, katholische Kirche so bedrängt ist, da müssen sich viele Seelen finden, die das Beispiel Meiner heiligen Mutter nachahmen, nämlich das ihnen auferlegte Kreuz in Vereinigung mit den Leiden Meiner heiligen Kirche tragen, so wie Meine Mutter Mein Kreuz tragen half, indem Sie Mich begleitete. Jetzt kommt der Maimonat. Tue es allen Mitgliedern zu wissen, daß nur dann die Verheißungen an jedem einzelnen sich erfüllen, wenn sie Meine Mutter ehren und Ihrem Beispiel folgen, nämlich ihre Leiden Tag für Tag vereinigen mit den Leiden Meiner Kirche."

Barbara: Als der Herr Seine huldvollen Wünsche betreffs Seiner heiligen Mutter geäußert hatte, wandte ich mich vertrauensvoll an Ihn und sagte:

"O Herr, je mehr ich überzeugt werde, wie unendlich die Herablassung Deiner göttlichen Majestät zu einem so armseligen Geschöpf ist, desto größer wird meine Angst, wenn ich bedenke, wie so viele von Dir abfallen und die Zahl der treuen Katholiken immer kleiner wird. Denn so wie gestern der Prediger sagte, sind in der Christophs-Pfarrei allein zweihundert Osterkommunionen weniger gehalten worden als voriges Jahr, so sei es in der ganzen Welt."

Jesus: "Habe Ich dir nicht im Jahre 1900 die kleine Zahl der wahren Katholiken gezeigt?"

Barbara: "Ja, soll denn Deine Kirche untergehen? Die ganze Welt hat sich ja zu einem Bund verschworen, sie zu vernichten. Hast Du denn gar keine Freude mehr an ihr, weil Du alles zuläßt? Unsere Priester bekommen kein Recht gesprochen von den Regierungen, und die Dich noch suchen und Dir dienen werden vertrieben und verfolgt. Du hast doch verheißen, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden."

Jesus: "Meine Kirche liebe Ich immer, aber ihre Kinder haben Mich verlassen und achten nicht mehr auf Meine Gebote. Deswegen schwinge Ich Meine Zuchtrute, wenn auch noch nicht in Deutschland; denn so wie Ich es dir versprochen habe, so tue Ich. Ich strafe die Völker, aber nicht die ganze Welt auf einmal, denn dieses habe Ich bei der Sündflut versprochen, sondern bald dieses, bald jenes Land, denn Ich werde Meine Tenne säubern. Ich will Meinen Weizen sieben, und weil Meine Diener, die Priester, auch vieles von dem Weltgeist angenommen und sich so lange weigerten, Mich zu erkennen, daß Ich durch dich zu ihnen spreche, ließ Ich es zu, wie es jetzt überall zutage tritt. Aber Meine Kirche ist und bleibt bestehen, und wenn alle ihre Kinder sie verlassen bis auf drei. Dann will Ich mit diesen dreien die Macht der Hölle besiegen."

 

Brief Barbara an Frl. N. vom 2. Mai 1906

Barbara: Ich habe vergessen, was Schwester N. betreffend mir mitgeteilt wurde: Dieselbe soll den Orden, in den die Göttliche Vorsehung sie geführt, nicht verlassen und ruhig und entschlossen Tag für Tag die Verdemütigungen ertragen, die ihr Beruf herbeiführt. Nirgends könne sie sich so viele Verdienste sammeln wie da, wo ihr Ahnenstolz am meisten zertreten wird. Der liebe Gott benutze diese Ärzte als Werkzeuge, sie zu läutern und zu einem gediegenen Werkzeug in Seiner Hand zu machen. Nur herzhaft darüber hinweggehen. Es sei bald vorüber.

Brief an Frl. N.: "Ihr liebes Briefchen erhalten. Ich kann die Güte Gottes nicht genug preisen, daß Er mich unwürdiges Geschöpf schon hier auf Erden so belohnt und mit so treuen, Gott liebenden Seelen in Verbindung setzt. Ich habe mich heute früh inständig an den Herrn gewendet und meine Bitten, mit den Aachener Liebesbundmitgliedern vereinigt, dem Herrn vorgetragen. Nein, Er darf Pater Ludwig noch nicht dem jungen Pflänzchen wegziehen. Nein, so sagte ich Ihm, du kannst das heiße Flehen Deiner Kinder nicht verschmähen. Pater Ludwig stirbt noch nicht, und wenn alle es behaupten. Der Herr wird Seine Ehre zu wahren wissen; denn der Glaube würde sehr erschüttert, jetzt in dieser glaubenslosen Zeit.

Ferner: Pater Ludwig hat keine andere Krankheit als ein hochgradiges Nervenleiden, das er sich zuzog in der Zeit nach der Information, wo alles auf ihn einstürmte und er mit Ruhe und Gelassenheit alles über sich ergehen ließ. Deshalb tun Sie, liebes Frl. N. und N., nur ein Werk, das der liebe Gott reichlich belohnt, wenn Sie für kräftigere Nahrung für Pater Ludwig sorgen, und Sie werden bald die Früchte an ihm sehen.

Seien Sie fest überzeugt, der liebe Gott will, daß das Glaubensleben auch unter den Priestern tiefere Wurzel schlage. Und wir wollen hoffen wider alle Hoffnung.

Pater N. von hier hat gestern zu Luise gesagt, man sei allgemein der Ansicht, daß Pater Ludwig stirbt; denn in letzter Zeit nimmt er sehr ab und wechselt nun zum dritten Male schon seine Zelle. Wenn er aber stirbt, so sagte er, dann ist alles verworfen. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara vom 10. Mai 1906

"Mainz, den 10. Mai 1906 Liebe Schwester in Jesus! Mit großer Sehnsucht erwarten wir, Luise und ich, Deinen Brief. So wie Du den Zustand geschildert hast, so ahnte ich es. Ich ging sofort zum Herrn und bat um einen guten Rat und erhielt ihn auch: Ohne Zögern sollst Du das Anerbieten der guten Schwestern ausführen und Herrn Pater Ludwig in das Spital bringen lassen. Zwar könne Er ihn unmittelbar gesund machen, aber Er wolle Sich des Zutuns der Menschen bedienen und dadurch das Verdienst unseres Glaubens erhöhen. Er werde die Bemühungen der guten Schwestern segnen und sie auf andere Weise entschädigen, denn der Fall hier gäbe ihrem Hause ein gutes Renommee. Überhaupt habe Er sie dem Liebesbund einverleibt, um sie Seines Wohlgefallens zu versichern. Ich aber soll meine Reise nach Aachen für jetzt verschieben und warten bis gegen Herbst, wo Pater Ludwig kräftiger ist.

Die Familie von N. soll den katholischen Adel vertreten im Liebesbund, und alle Mitglieder dieser Familie sollen sich durch ein tieflebendigen Glaubensleben auszeichnen. Denn was Er mir vor vielen Jahren gezeigt, als ich dem Papst ein Kissen brachte und er sein Haupt darauf legte, sei jetzt in Erfüllung gegangen; denn der Heilige Vater setze auf die Einführung der öfteren, ja täglichen, heiligen Kommunion große Hoffnung, der Glaubenslosigkeit einen Damm entgegenzusetzen, und daß durch die Liebe Seiner treuen Kinder der Undank der Gotteslästerer gesühnt werde.

So wolle Er aber jetzt durchführen, daß alle Stände im Liebesbund vertreten seien, wie Er mir ein anderes Mal gezeigt habe, wo Er mir Seine Braut, die heilige, katholische Kirche, zeigte mit einem so langen schweren Kreuz, das immer noch zu wachsen schien. Und Er lud alle ein, denen es bekannt werde, daß Er mit mir rede, sich unter dieses Kreuz zu stellen, und jedem dieser Kreuzträger gab Er ein Glöcklein in die Hand. Damit wollte Er das gute Beispiel versinnbilden, das die Mitglieder geben sollen, und das Ausbreiten der Schriften.

Die Leiden und Schmerzen von Pater Ludwig, auf dem das Gedeihen des ganzen Werkes beruhe, sei die Begießung und der Dünger dieser neuen Pflanzung, denn ohne ihn wären alle Pflänzchen unter den Stürmen der Anfeindung zugrunde gegangen. Und nun wünsche ich Ihnen, hochwürdigster Herr Pater, daß Sie sich bei den ehrwürdigen Schwestern in N. recht bald erholen werden, denn Sie sind noch nötig. Sie müssen noch Zeugnis ablegen für die Wahrheit, daß der Herr Sich an Großmut nicht übertreffen läßt. gez. Barbara Weigand."

 

In Aachen am 18. Mai 1906

Vor der heiligen Kommunion war ich sehr beunruhigt, weil ich hier in N. so zerstreut bin. Ich war voller Zweifel und Ängste. Nach der heiligen Kommunion sprach der Herr beruhigend auf mich ein.

Jesus: "Beunruhige dich nicht, denn Ich bin es, der dich hierher geführt, daß du alle die Seelen bestärkest und ermunterst. Beunruhige dich auch deshalb nicht, daß du dich so offen ausgesprochen hast. Denn alle diejenigen, welche die Worte hören, werden zur Liebe entflammt und ihr Eifer vermehrt, denn es sind ja alle die liebsten Kinder Meines Herzens, wie Ich dir schon längst gesagt habe. Alle, die Ich dir zuführen werde, gehören zu den liebsten Kindern Meines Herzens, und es ist nur ihr Eifer anzufachen und ihre Liebe zu Mir zu entflammen; denn der Liebesbund soll der Gegensatz sein vom Freimaurerbund. Wie diese dem Einfluß Satans folgen und in ihren Vereinigungen Christus und Sein Reich zu zerstören trachten, so will Ich, daß ihr euch unterhaltet in gegenseitiger Liebe, um Mein Reich zu fördern und den Glauben aufs neue zu beleben. Und das geschieht hier, indem Ich die Guten alle sammeln will zu einem Bund.

Sage Meiner Dienerin N., wenn Ich nicht zufrieden mit ihr wäre, hätte Ich sie nicht an die Spitze Meiner liebsten Kinder gestellt, aber Ich will nicht haben, daß sie sich aus nichtigen Gründen zurückzieht von der heiligen Kommunion. Sie soll bedenken, daß ihr alle Adamskinder seid. Sie soll sich mit ihrem Beichtvater offen aussprechen und ihm die Ursache ihrer Unterlassungen angeben und dann aber sich seinem Urteil unterwerfen und so oft kommunizieren, als er es erlaubt, und ohne Rücksicht auf sich selbst gehorchen. Wenn man Mich empfängt, auch ohne Gefühl, darauf braucht man nicht zu achten. Nur der gute Wille muß da sein, und den finde Ich bei ihr. Deshalb habe Ich sie an die Spitze gestellt, aber darin muß Ich sie tadeln, daß sie sich von Mir fernhält. Ich habe große Freude daran, daß ihr so in heiliger Liebe zusammenkommt, um euch anzueifern im Guten. Sage N., sie solle sich Mir rückhaltlos in die Arme werfen und nicht mutlos sein. Ich werde alles ersetzen und Ich gebe dem Menschen immer neue Kraft, um die bösen Neigungen, die in jedem Menschen stecken, zu bekämpfen. Sage den Schwestern, daß sie fortfahren in dem Geiste. Sie sollen bedenken, wenn sie auch keinen Trost hätten, was ihr Inneres anbelangt, so würde das dadurch ersetzt, daß sie andere erfreuten und ihnen dienten. Das wäre die Nachfolge Meines Eigenen Lebens. Wo habe Ich Meine Freude gesucht und Mein Ich vorausgesetzt? Ich habe Mich für die gesamte Menschheit geopfert, Mein ganzes Leben lang. Sie sollen sich nicht beunruhigen, wenn sie auch nicht so betrachten könnten.

Sage der Generaloberin in N., ihre Genossenschaft mache Mir viele Freude; denn dies ist das richtige Mittel, um den Sozialisten klar zu machen, wie die Armut sich vereinigen läßt mit den Begüterten. Denn durch ihre selbstlose Opferwilligkeit gegen die Leidenden, die Armen und Bedrängten ist die Brücke gebaut, um den Armen ihr Los zu erleichtern und ihnen sich zugänglich zu machen, damit sie die Religion wieder lieb gewinnen. Sie sollten die Genossenschaft zu verzweigen suchen, soviel in ihrer Macht steht, auch in anderen Städten, damit sie bald zu einem religiösen Orden erhoben und von der Kirche bestätigt würden."

 

19. Mai 1906

"Diese Handlungsweise seiner Vorgesetzten gehört aber in den Bereich des fünften Gebotes: Du sollst nicht töten. Sein Wille aber ruht in Mir, und Ich werde Mich an Großmut von ihm nicht übertreffen lassen."

Jesus: "Ihr sollt euch nicht erschüttern lassen, durch kein Ereignis, was euch vorkommt. Ihr versteht das alles nicht und braucht es nicht zu verstehen, weil Ich Meine besondere Absicht dabei habe. Beunruhige dich auch nicht über Pater Ludwig."

Barbara: "O Herr, es scheint, daß Du Dein Wort nicht einlösest."

Jesus: "Warum solltest du dich beunruhigen, wenn Ich ihn wirklich sterben ließe? Das hat alles seine Gründe, worin Ich die Menschheit belehren will. Ich bin zu dir gekommen, um viele Unordnungen, die sich in der Kirche eingeschlichen, viele Dinge, welche die Geister in sich aufgenommen haben vom Weltgeist, zu beseitigen, und dies ist auch die Ursache von der Krankheit von Pater Ludwig, weil er seine Seelenkräfte verbraucht hat.

Das ist zurückzuführen auf die Behandlung von seiten der Priester, unter deren Leitung er gestellt ist. Das Maßregeln der Priester ihrer Seelenleitung halber will Ich beseitigt wissen. Jeder einzelne Priester hat die Aufgabe und das Recht für sich, Seelen zu leiten, so wie die arme Ehefrau und der arme Ehemann dasselbe Recht hat in der Familie wie der Kaiser in seinem Reich. So hat auch jeder Beichtvater und jeder Seelenführer dasselbe Recht und dieselbe Aufgabe vom lieben Gott wie der Bischof und der Papst in der Seelenleitung. Deshalb war es ein Unrecht, daß sie ihm in die Seelenleitung so eingegriffen haben.

Ich habe dich ihm unterstellt, und in seine Leitung haben sie Eingriffe gemacht, und das hat er sich so zu Gemüt geführt, weil er sich nicht hat aussprechen können. Das menschliche Herz ist aber so angelegt, daß es sich Luft machen muß. Entweder wird seine Gesundheit zerrüttet und er stirbt am Kreuz, oder er schlägt in das Gegenteil um. Und daher kommt es, daß so viele abfallen, weil sie so viel Unrecht erleiden und von anderen in ihre Seelenleitung eingegriffen wird, und diese allzu große Vorsicht will Ich beseitigt wissen. Denn das tut dem Priestertum so viel Schaden an – wie beim allgemeinen Volk die Menschenfurcht –, wenn man alles mit Polizeiaugen beurteilen will. Weil Pater Ludwig niemand hatte, dem er sich hat eröffnen können, darum hat sich der ganze Schmerz auf die drei Seelenkräfte gelegt, weil es nur eine Tätigkeit des Geistes gewesen, die er zu behandeln gehabt hat und statt daß es bei ihm zum Abfall gekommen wäre, ist der ganze Schmerz auf den Leib geschlagen und hat sich auf die drei Seelenkräfte, Verstand, Gedächtnis und Willen, gelegt. Die beiden letzten sind so geschwächt, daß er seines Willens nicht mehr mächtig ist. Diese Handlungsweise seiner Vorgesetzten gehört aber in den Bereich des fünften Gebotes: Du sollst nicht töten. Sein Wille aber ruht in Mir, und Ich werde Mich an Großmut von ihm nicht übertreffen lassen."


20./21. Mai 1906

"Ich kann keine Leiden mehr erdulden, weil Ich im Heiligsten Sakrament nur im Zustand der Verklärung bin."

Jesus am 20. Mai 1906: "Wartet nur noch ein Jahr, und ihr werdet sehen, wie sich alles entwickelt."

Jesus am 21. Mai 1906: "Halte dich hier an die Tagesordnung, und wenn du wieder nach Hause kommst, dann richte dich wieder in deine Familie.

Sage N., er soll sich Meinem Willen unterwerfen. Es gefällt Mir nicht so gut, daß er schwermütig ist, er soll sich als ein Schlachtopfer ansehen für die Sünden der Welt. Deshalb sage den neunzehn und all den gottgeweihten Personen, die Mich suchen, sie müßten sich als Schlachtopfer betrachten, damit Ich mehr Menschen retten kann, denn sonst müßte Ich viele verdammen.

Sage darum N., er soll nicht verlangen zu sterben, sondern Meinen Willen zu erfüllen, ob er nach seinen Begriffen eine Last oder ein Segen für die Menschheit ist. Er meint zwar, er sei eine Last, aber Ich bin allein derjenige, der dieses bestimmen kann, ob er der Menschheit zum Segen gereicht oder zur Last. Er soll sich aufraffen. Sage N., verloren sind ihre zwei Freunde nicht. Der Herr hat auch noch zu leiden, aber das Fräulein ist im letzten Winkel des Fegefeuers, wo die Gebete der Kirche sie nicht erreichen, weil es nicht gerade Bosheit war, daß sie es hinausschob, die Sterbesakramente zu empfangen, sondern nur die Furcht vor dem Tode, weil die Reichen von ihrem Besitz nur ungern scheiden.

Das Fräulein ist von Mir so verlassen, als wäre sie in der Hölle, zum abschreckenden Beispiel für so viele, die am Irdischen hängen, die dann drüben zur Strafe dafür in der äußersten Armut sitzen, denn gar schrecklich lasse Ich diejenigen sitzen, bis Meine Gerechtigkeit ausgelöst ist, die einen Himmel nur auf dieser Welt suchen. Wenn die Menschen das bedächten, täten sie sich anders benehmen. Hier ist die Zeit der Aussaat, dort die der Ernte."

Barbara: "Ich begreife nicht, daß die Geistlichkeit das nicht für möglich hält, daß Du so gut bist. Gib mir doch einen Lichtblick, weil ich mich selbst so unwürdig fühle und meine, ich sei es nicht wert, eine Unterredung mit Dir zu haben."

Jesus: "Gleichwie der Mensch seine Kenntnisse verwertet, um irgendeinen zeitlichen Vorteil herauszufinden und seinem Gewerbe oder Geschäft aufzuhelfen, sich alles ausdenkt und sich hineinarbeitet und allerlei Erfindungen macht, die ihm nutzbar sein können – obwohl dieses alles nur ein geringes zeitliches Ding ist –, so ist dies noch viel mehr in geistigen Dingen der Fall. Wenn eine Seele, die mit Gott vereinigt ist, sich in den Bereich der Gnade hineinarbeitet, so gebe Ich ihr allerlei Lichtblicke und Gnaden, um sie in den Bereich tiefer hineinzuführen, damit sie nicht nur sich selbst bereichern kann, sondern alle, die sich davon bereichern lassen.

Ich will, daß der Liebesbund ausgebreitet wird. Frankreich liegt Mir sehr am Herzen. Seid ihr nicht alle Brüder und Schwestern und müßt einander aufhelfen? Beunruhige dich nicht, daß du zu wenig hier tust. Richte dich nach der Hausordnung, wie du dich auch Zuhause danach richten mußt. Ich bin mit dieser Familie sehr zufrieden, und hier bist du gut geborgen.

Sage nur der Oberin in S. und allen, mit denen du heute zu sprechen kommst und den französischen Klosterfrauen, sie sollen alles im Geiste der Sühne tun, denn Ich brauche Sühneopfer. Sie brauchen darum nicht mehr zu tun, als was die Regel verlangt, aber in dem Geiste, daß sie sich Mir hingeben für die sündige Welt.

Ich kann keine Leiden mehr erdulden, weil Ich im Heiligsten Sakrament nur im Zustand der Verklärung bin, und da muß Ich Mich an Meine treuen Kinder wenden. Das schreckliche Übel, das eingedrungen ist in die Welt, kostet noch vielen, vielen Kampf, bis Ich Mich mit der Menschheit wieder versöhnen kann. Es müssen sich überall Seelen einsetzen, damit Ich die Bosheit der Menschheit überbrücken kann. Deswegen will Ich den Liebesbund ausgebreitet haben, weil nur die treuen Seelen noch mit Mir verbunden sind, und durch die treuen Seelen kommt es, daß die Kirche sich wieder hebt."

In der Kirche N. hatte Barbara eine Ekstase. Es wurde ihr Verschiedenes gezeigt.

Jesus: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat Meinem Vater gefallen, euch das Reich zu geben."

Sonst sprach der Herr aber nicht laut. Barbara sagte zweimal: "Ich danke Dir, o Herr" und sang das Magnificat und das Te Deum. Auch die liebe Mutter Gottes zeigte Sich ihr dort und sagte, daß Sie Wohlgefallen habe an dem Glauben der Klosterfrauen.

Jesus: "Die Klosterfrauen in N. sollen sich alle Mühe geben, den Orden in Frankreich zu verbreiten, und es wäre gut, wenn diejenigen, die kein Heim haben, sich ihnen anschlössen. Ich will sie dafür segnen. Durch das Gebet der Jungfrauen will Ich das Priestertum stützen und unterstützen, und Ich will zwei Männer erwecken, die mit einem solchen Feuereifer predigen wie ein Franziskus, ohne alle Menschenfurcht, und mit solcher Weisheit und Kraft, obwohl es ihr Leben gefährdet, daß dadurch das Glaubensleben wieder anfängt zu blühen. Das Glaubensleben muß ganz neu wieder angefacht werden. Man soll nur die Menschenfurcht zurückdrängen.

Meine Interessen, was Ich mit der Menschheit vorhabe, führe Ich aus, auch wenn es manchmal scheint, es sei nicht das Richtige. Ich lenke es doch zum Besten und führe es dennoch zum Ziel. Die Menschheit hat Mich verlassen. Das müßt ihr alle fühlen, auch die Guten.

Und so wie die Welt gesunken ist durch die Gottlosigkeit einzelner, durch welche das Übel eingedrungen ist in die untersten Schichten, so muß das Übel auch wieder herausgearbeitet werden. Und es geht auch wieder so. Weil in manchen Orden der Weltgeist eingedrungen ist, so habe Ich es zugelassen, daß sie vertrieben und aufgehoben wurden. Ich will das alles erneuern in Mir. Deshalb lasse Ich das alles zu.

Frl. N. kommt noch ins Kloster. Die Mutter von Frl. N. in N. ist im Himmel. Sie soll aber in ihren guten Werken fortfahren und den Seelen zuwenden, die nicht aus eigener Schuld vom Glauben abgekommen sind, den Armen. Um dich zu trösten und um dir zu zeigen, wie wahr es ist, was Ich dir immer sage, wie unendlich Meine Güte und Barmherzigkeit gegen die Menschen ist, deswegen führe Ich dich hin unter die guten, gläubigen Christen, die Meine besten Kinder sind, und treibe sie an, dir ihr Herz zu öffnen, nur zu deinem Trost, weil du dich immer für zu armselig hältst und meinst, es könnte Täuschung sein und es könne nicht sein, daß Ich Mich zu einem so armseligen Würmchen herabwürdige. Weil Ich aber die Absicht habe, die Menschheit zu retten, muß Ich die guten, treuen Seelen zusammenscharen, die Ordensleute und die in der Welt lebenden frommen Christen.

Sage den Schwestern in N., daß Ich die Anliegen ihnen versprechen will, die Mir von den einzelnen Mitgliedern empfohlen worden sind, was die Verstorbenen anbelangt, und zum Feste Meiner Himmelfahrt um des fürbittenden Gebetes aller Liebesbundmitglieder willen alle ihre verstorbenen Anverwandten und die aller Liebesbundmitglieder aus dem Fegefeuer befreien will, nur nicht diejenigen, die ein großes Ärgernis angestiftet haben, wodurch immer noch Sünden geschehen. Bei diesen fällt der Schatten immer noch auf die betreffenden Familien zurück.

N. soll sich keine unnötigen Sorgen machen, denn Ich habe das alles so gefügt und gewollt, wie es geschehen ist, und es ist nicht zum Nachteil für den Orden. Die Demut ist für eine Ordensfrau, die an der Spitze steht, die Hauptgrundlage, um alle Gnaden für sich und andere herabzuziehen.

N. N. soll Mir dankbar sein und soll in dem Orden, wo Ich sie hingeführt, Mir die Tage ihres Lebens weihen. Sie soll sich beruhigen und zufriedengeben und bedenken, daß sie hier ihr Heil wirkt. Es ist nicht gut für sie, daß sie nach N. zurückgeht. Sie soll das Alte vergessen und Mir jetzt so dienen, wie Ich es wünsche, mit freudigem Herzen. Ich leite sie an Meiner Hand, ebenso all die Schwestern, die dir ihr Herz öffnen. Wenn sie tun, wie du ihnen gesagt, wird nie der böse Feind über sie Gewalt bekommen. Durch das Kreuz zum Sieg! Der Oberin der Kongregation lasse Ich sagen, daß sie in dem Zusammentreffen mit euch eine Fügung Meiner göttlichen Vorsehung erblicken möge. Man soll sie benachrichtigen über das Leben und die Wirkungen und was Ich wünsche, und dann möge sie sich demütig Meinem Willen unterwerfen. Denn nur durch viele Leiden und das vereinigte Gebet anderer wird bald ihr Orden zur Bestätigung kommen; denn nichts ist Mir mißfälliger, als wenn fromme Seelen so mit Verachtung auf andere herabsehen. Sie soll sich überzeugen und sich dann ruhig unterwerfen.

Luise soll N. ins Spital tun. Er braucht gute Pflege und muß öfter etwas essen, alle halbe Stunde eine Anregung. Das habt ihr gestern erfahren an euch selbst, wenn einmal die Nerven abgespannt sind, wie da der ganze Mensch zusammenfährt.

Auch du sollst dir daraus keine Gedanken machen, weil du meinst, du gäbest dir zu viel nach. Ich will zeigen, daß ihr armselige Menschen seid, und wenn einmal die Natur so lange gekämpft hat, ist das Gemüt ganz und gar aufgerieben. Die geistigen Kämpfe sind viel härter, als wenn man durch harte Arbeiten sich anstrengt und aufreibt. Durch letztere beschleunigt man zwar den Tod, wird aber doch nicht eine solche Ruine, wie wenn der Geist, die Seelenkräfte, so behandelt werden. Da muß man die Mittel anwenden, um die Kräfte wieder zu beleben. Wenn man sich so schlaff und erschöpft fühlt, muß man nachgeben. Es ist keine Trägheit.

Sage den Schwestern, sie sollen sich nicht wundern über die Abwechslung zwischen Tröstung und Leiden. Man soll sich nicht wundern, wenn man so schnell Umwandlungen in sich fühlt. Die Tage, die du hier verbracht, sind ein Ausstrahl von der unendlichen Liebe und Güte Gottes, wie Er sie auf Tabor Seinen Jüngern gezeigt hat, um euch zu erinnern, was ihr zu erwarten habt im Himmel. Dasselbe gilt auch all denjenigen, die dir ihr Leid geklagt haben, die beständig im Opferleben wandeln. Für sie waren die Tage ein Ausstrahl vom Tabor, und nur einzig und allein zu ihrem Trost habe Ich Mich gezeigt wie lange nicht mehr, um den Schwestern zu zeigen, wie gerne Ich unter ihnen weile und wie angenehm Mir ihr Opferleben ist. Das muß sie entschädigen für all die Leiden, die ihnen ihr Opferleben auferlegt.

Alle sollen sich beruhigen, besonders Schwester N. über all das, was sie beängstigt. Das sind lauter nichtige Gründe. Ich bin zufrieden mit ihr und habe sie in diesen Beruf gestellt; sie soll sich das andere nur nicht träumen lassen. Das tätige Leben, verbunden mit dem Gebetsleben, ist für sie besser. Auch gilt dasselbe den Postulantinnen, die davon wissen. Sie soll ihnen sagen, daß Ich mit ihnen zufrieden bin, mit ihrem Streben, sich zu vervollkommnen. Sie sollen nie dem bösen Feind nachgeben, der sie abbringen will vom Beruf. N. soll mit den Schwächen der Postulantinnen recht Geduld haben und immer an sich selbst denken, wie es ihr gewesen wäre.

Für Schwester N. gelten diese Tage, wie Ich dir gesagt. Sie soll die Ausspannung genießen. Zwar sind auch gleich wieder Leiden dabei, und deshalb rufe Ich ihr zu: Gehe vom Tabor auf den Ölberg und vom Ölberg auf den Kalvarienberg. Was seid ihr Menschen gegen Mich? Viel weniger als ein Stäubchen am Meere."

 

Christi Himmelfahrt am 24. Mai 1906

"Einer Seele, welche noch vom Weltgeist verstrickt ist, ist das Übernatürliche nicht begreiflich, während einer Seele, die Mich allein sucht, das ganz begreiflich ist."

Barbara: Weil ich mich beunruhigte, ich könnte darin, daß ich jemand eine unangenehme Botschaft bringen mußte, getäuscht sein, sagte ich zum Herrn: "Wäre es nicht besser gewesen, ich wäre zu Hause geblieben?" Als ich das kaum auf der Zunge hatte, da sagte der Herr:

Jesus: "Beruhige dich! So ging es auch Meinen Aposteln. Das Christentum steht jetzt bereits auf derselben Stufe wie damals in vielen Gegenden, wo das Christentum so verfallen ist. Ich muß anfangen und belehren wie damals Meine Apostel, um das tiefe Glaubensleben zu erneuern. Du sollst dich nicht beunruhigen. Du verstehst manches nicht klar, wie Ich es meine, aber Ich ergänze es nachher gleich."

Barbara: Darauf bat ich den Herrn, mir viele Arme Seelen zu schenken, besonders N. und N.

"Jetzt löse auch Dein Wort ein!"

Alsbald sah ich einen Jubel und eine Freude entstehen, und ich mußte mir sagen, daß es so sein muß aus der Wonne, die ich beim Anblick der befreienden Seelen hatte. Es waren die Verstorbenen sämtlicher Liebesbundmitglieder. Ich bat den Herrn um ein Licht über N. Darauf erhielt ich die Antwort:

N. (†): "N. und N. brauchen sich meinetwegen nicht zu beunruhigen. Was dir der Herr gestern mitgeteilt, hast du nicht so richtig verstanden. Der Schatten, der auf der Familie liegt, geht wohl von N. aus, aber ich bin nicht mehr im Fegefeuer, sondern im Himmel. Aber N. N. muß noch lange, lange leiden. Sage N. und N., daß sie darauf hinarbeiten, daß N. nicht verlorengeht; denn es ist furchtbar traurig, wenn man in der anderen Welt ist und man sieht solche von eigenem Fleisch und Blut in Gefahr verlorenzugehen. N. hat es verschuldet, und das ist die Strafe, daß er so auf Abwegen ist. Das kann N. sühnen und soll es tun. Er soll überall das Gute verteidigen. Der Himmel ist eine so große Belohnung, daß ihr das nicht begreifen könnt, und da muß die Seele geläutert sein, um hineinzukommen.

Jesus: "ist eine große Gnade, wenn Ich Meine Auserwählten in Kenntnis setze, auf welche Weise sie sich heiligen können und andere herbeiziehen können. Du mußt das vertreten, was die Apostel taten im Anfang, wie sie das Christentum ausbreiteten. Da mußten sie sagen: Wir haben das vom Herrn! Und wenn du zweifeln willst, dann sieh dich um, wie wahr es ist, daß Ich den Glauben von Meinen Geschöpfen verlangen muß, denn alle diejenigen, die noch ein wenig Hang zum Weltgeist haben, setzen sich darüber hinweg. Daraus seht ihr, wie rein man sein muß in der Ewigkeit, wenn man schon hier auf Erden in der streitenden Kirche so etwas Außergewöhnliches nicht begreifen kann. Einer Seele, welche noch vom Weltgeist verstrickt ist, ist das Übernatürliche nicht begreiflich, während einer Seele, die Mich allein sucht, das ganz begreiflich ist. So ist es in der anderen Welt. Deshalb tue Ich manches zu wissen, um das Glaubensleben zu erneuern, damit durch den Glauben einzelner Seelen andere gerettet werden können. Die Erfahrung, die du gemacht, hast du nicht recht verstanden. Der Schatten geht von dem Kind von N. aus."

 

25. Mai 1906

"Pater Ludwig ist jetzt ans Kreuz geschlagen."

Jesus: "Pater Ludwig ist jetzt ans Kreuz geschlagen. Er wird aber nicht sterben, trotz allem Anschein. Denn betrachte N., die ebenso nahe dem Tode war, wie sie jetzt wieder ist. Mir ist alles möglich; wenn Ich es auch nicht auf plötzlichem Wege tun will, damit ihr in der Demut bleibt und damit es nicht nach außen heißt: Es ist ein Wunder geschehen! Es geht langsam wieder besser. Er soll sich aufraffen und glauben. Das ist das Kreuz, daß er so gehemmt ist und das ist eine Verdemütigung für alle miteinander.

Ich bin zufrieden mit N. Sie soll sich nicht beunruhigen, wenn sie manches nicht so machen kann. Darauf kommt es nicht an. Alle Gnadenmittel sind dazu bestimmt, den Menschen zur Heiligkeit zu bringen. Wo das Leben gut ist, da bin Ich zufrieden, das ist die Hauptsache. Sie ist die richtige Person für den Liebesbund. Sie soll sich Mühe geben, wo sie Seelen finden kann und sie Mir herbeiziehen, aber auch hie und da walten wie eine Ordensfrau, die ab- und zugeben kann wie eine Vorsteherin. Ich habe große Freude an den Liebesbundmitgliedern, weil hier wenig gesprochen wird über andere und dann nur die Hauptsache, um einander aufzuklären, aber man spricht nicht ein zweites Mal davon.

So will Ich es auch in N. haben. Die Mitglieder sollen einander ertragen, und ihr sollt nicht ängstlich sein, wenn ihr Schwächen seht. Das muß sein, und sie müssen ertragen werden, wie Ich die Fehler Meiner Apostel ertrug, und dann überlaßt Mir alles. N. soll ihre Zweifel ablegen, ob das auch wahr sein könne, was ihr in der letzten Zeit mitgeteilt worden ist. Sie soll überdenken, daß sie Klosterfrau ist, und daß die Aufgabe einer solchen ist, sich unter den Gehorsam ihrer Oberin zu stellen, daß sie nur zu folgen hat, und wenn es Mir gefällt, tue Ich es ihr kund durch ihre Oberin, ob sie wieder nach N. komme. Sie kommt noch einmal hin, aber jetzt nicht. Sie soll erst ihren Eigenwillen ablegen.

Pater Ludwig ist erschöpft an Leib und Seele. Sein Gemüt muß wieder aufgefrischt werden. N. kann zwar zu ihren Verwandten gehen, soll aber dann tun wie alle, die nach Vollkommenheit streben, sich losreißen, hie und da eine Wallfahrt machen und bedenken, daß man nicht auf der Erde ist, um Güter zu sammeln, sondern sie soll Meine Priester unterstützen durch Opfer und Gebet. In der Ewigkeit geht nichts verloren von dem, was man Böses tut, aber auch nichts von dem, was man Gutes tut von all den guten Anregungen, Entschlüssen und Werken. Auf alles bin Ich aufmerksam und lasse es den Seelen jener zugute kommen, die daran beteiligt sind."

 

Brief Barbara an Luise vom 27. Mai 1906

"Glücklich und wohl kam ich fünf Minuten vor acht Uhr hier an. L. und M. waren zwar an die Bahn gekommen, aber wir verfehlten uns, und Luise wartete den folgenden Zug ab und kam um zehn Uhr, um zu sehen, ob ich da sei. Das gab freilich eine kleine Verstimmung in die Freude des Wiedersehens, die der liebe Gott so herbeiführte.

Nun will ich vor allem dem Herrn N. noch einmal meinen Dank aussprechen, daß er mich so lange in seinem Hause geduldet und durch seine Unterhaltungen bei Tisch es so gut verstand, meine Skrupel zu zerstreuen, die ich mir gerade darüber machte, seine und ihre, geehrtes Fräulein, Gastfreundschaft zu beanspruchen. Möge der liebe Gott ihn und sein Haus dafür reichlich segnen, wofür ich den lieben Gott bitte.

Nun weiter. In den letzten Tagen, die ich in Aachen zubrachte, war mein Gemüt sehr niedergedrückt. Ich machte mir innerlich Vorwürfe, ungefähr so: Wärest du doch in Mainz geblieben, du verteidigst dich ja selbst und das kann nur Hochmut sein in dir. N. ist so krank, ja am Sterben. Was nützt dir und anderen, deine Erlebnisse zu erzählen; statt zur Liebe Gottes hinzuziehen, stößt du andere davon ab. Was ich gelitten in den Tagen, Mittwoch und Donnerstag, weiß nur Gott allein; denn ich sah, daß ich anderen Leiden gemacht hatte. Als ich hier ankam, war es nicht besser. Die Angst, ich könnte aus lauter Stolz so gehandelt haben, ließ mir keine Ruhe mehr.

Als ich gestern abend in den Dom kam, um zu beichten, war hochwürdigster Herr Bischof auf Firmungsreise, deshalb ging ich zu H. H. N. Nach der Beichte war es nicht viel besser. Als ich aber heute früh kommuniziert hatte, da kehrten Ruhe und Frieden wieder ein. Langsam kam allmählich das Licht wieder zurück, und der Herr erklärte mir, wie unberechtigt die Ängste und Zweifel sind, die Satan mir beigebracht.

'Ich bin es, der dich in alle diese Kreise, in denen du dich in Aachen und sonstwo gezeigt, eingeführt hat. Wisse, daß Meine Unterredungen mit dir Geist und Leben gewinnen sollen in den Menschenherzen. Meine Worte sollen hineingetragen werden in die klösterlichen Genossenschaften, und sage jener Generaloberin der N. N.: Ich werde ihr zwar nicht zürnen, daß sie zurückhaltend ist, lasse ihr aber durch dich sagen, daß sie viel besser tue zu glauben. Nicht nur sie, sondern alle gottgeweihten, jungfräulichen Seelen in ganz Frankreich sollen sich anschließen, denn was Ich dir in N. in Aachen gezeigt habe, wird um so herrlicher und siegreicher in Erfüllung gehen, je schneller der Liebesbund sich ausbreitet auf der ganzen Erde.

Denn durch die feurigen Liebeseffekte Meiner treuen Kinder werde Ich gleichsam gezwungen, die Zeit der Prüfung abzukürzen. Ich werde unter den Priestern solche erwecken, die mit Todesverachtung die Rechte und Freiheit der Kirche verlangen. Aus demselben Grunde führte Ich dich ein in die Familien der Reichen und Besitzenden.

Sage der Frau von N., sie solle, Ich ließe ihr dies sagen, alle ihre Kinder, auch ihre Söhne, herbeiführen. Diese werden durch ihre Stellung, noch mehr durch den Einfluß, den sie auf ihre Umgebung ausüben, viele Seelen zur besseren Gesinnung bringen. Die Welt muß erneuert werden. Dasselbe gilt für Herrn N. und allen jenen Männern, denen Ich dich zugeführt habe. Nur Mut und Entschlossenheit, denn so wie Ich dir Eingang verschaffte zu den Herzen der einzelnen, so werde Ich jedem tun, der Mir guten Willen entgegenbringt.

Schwester N. soll glauben und Mir dankbar sein, daß Ich dich ihr zugeführt habe; denn da sie die Wirkung Meines Geistes befolgte, der sie antrieb, ein Haus für gottgeweihte Jungfrauen gründen zu helfen, will Ich ihr auch dazu behilflich sein, daß sie sich ganz von Mir und Meinem Geist leiten lasse. Sie soll überzeugt sein, daß sie an Meiner Hand nach N. geführt wurde. Pater Ludwig soll sich ermannen und tüchtig essen, sich mit seiner Schwester recht kindlich freuen, niemand die Ursache seines elenden Zustandes zuschreiben, als Gottes Wille soll geschehen. Und wenn in einigen Monaten die Schwestern ihn besuchen, werden sie um vieles geläutert sein und Mir ein um so freudigeres Dankgebet entgegenbringen, je mehr sie gelitten haben.'

Dies wurde mir heute früh mitgeteilt. Die Predigten, die ich nachher im Dom, St. Quintin und Christoph gehört, bestätigten und bekräftigten noch die Mitteilung des Herrn. Unter anderem sagte Herr B. in St. Quintin in seiner Predigt: 'Eine Seele, die für ihren Glauben einsteht und ihre Überzeugung verteidigt, wo sie dazu aufgefordert wird, kann zwar unterdrückt und zertreten werden, aber sie wird siegreich aus allen Kämpfen hervorgehen, weil sie auf der Wahrheit steht und vom Geiste Gottes geleitet ist.' Sage dies nur Herrn Pater Ludwig.

Allen, besonders denen, die Mir Gutes getan, noch ein herzliches 'Vergelt's Gott'. Ich habe auf meiner ganzen Reise gelesen von der Schwester von der Geburt. O wie herrlich! Ihr Jugendleben ist ähnlich dem meinigen. Nur ist das meinige noch weit sündhafter verflossen. Also Mut, wir müssen alle noch Heilige werden. Die Mainzer Geistlichkeit hat heute sehr nach dem Geist unserer Schriften gepredigt. O freuen Sie sich, daß der Herr Sie so gestärkt hat. Ohne Sie wäre ja alles verlorengegangen. Wenn auch der Knecht leidet, wenn nur der Herr siegreich einziehen kann. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an N. vom 2. Juni 1906

"Denn nur mit Mir kehrt Friede und Freude ein."

"Eine sehr freudige Nachricht ist es, die mich heute veranlaßt, Euch zu schreiben. Anfangs Mai machte ich der lieben Mutter Gottes das Versprechen, alle Tage zu Ehren Ihrer Sieben Schmerzen den Rosenkranz zu beten. Auch brachte ich durch Ihre Hände Eure und meine geringen guten Werke Ihrem lieben Sohn zum Opfer dar, für Marie, Euer liebes Kind. Jeden Tag brachte ich meine Bitten aufs neue vor.

Am Donnerstag, dem letzten Maitag, sagte ich aber: 'Liebe Mutter Gottes! Heute gehe ich nicht eher aus der Kirche, bis ich weiß, daß Marie im Himmel ist.' Und wirklich, bei der letzten heiligen Messe sah ich Marie auf den Altar zukommen, aber nicht mehr wie früher, sondern in ein lichthelles Gewand gekleidet, das glänzte und flimmerte, als wenn es mit Goldfäden durchwoben sei. Dankbar schaute sie mich an und sagte:

Verstorbene Marie: 'Wie gut ist Gott und die liebe Mutter Gottes. O laßt es meine Eltern wissen, daß ich jetzt in den Himmel gehe. Ich danke Euch und ihnen für alles Gute, das ihr für mich getan. Die Mutter soll nicht mehr weinen, denn es war für mich ein großes Glück, daß der liebe Gott mich so jung hinwegnahm aus der Welt. Meine Geschwister sollen doch ja recht brav bleiben. Den Onkel Franz in Amerika lasse ich bitten, aus Dankbarkeit gegen Gott doch ja Seinen Wunsch zu erfüllen. An dem traurigen Ort, wo ich seither war, sind noch viele Verwandte von Vater- und Mutterseite. Auch Onkel Franz seine erste Frau habe ich dort gesehen.'

Ich hörte das Magnificat anstimmen und Marie verschwand. Meine lieben Freunde, wie freue ich mich mit euch. O reiß dich los mit edlem Triebe, Christenseel von dieser Erd, Gott allein ist deiner Liebe, deines ganzen Herzens wert. So rufe ich Euch im Namen Eurer Tochter und Schwester zu. Tragen wir doch unser Kreuz mit Geduld aus Liebe zu Gott und geht, sooft Ihr könnt, in die heilige Messe und zu den hochheiligsten Sakramenten.

Heute war meine Seele wieder so glücklich, die Liebkosungen des Herrn zu kosten. Ich jammerte sehr, weil ich Ihn nicht empfangen. Er aber läßt Sich nicht binden. Unaussprechlich süß ist die Umarmung des Herrn. Besonders da, wo man sich vorher so verlassen, so armselig fühlte. Ich fühlte nicht nur Seine Gegenwart, sondern Er zeigte Sich so unaussprechlich herablassend, daß ich heute den ganzen Tag das Wonnegefühl in mir habe. Er beauftragte mich, allen, die so gläubig sich angeschlossen, in Kenntnis zu setzen, welche Freude es für Ihn sei, daß durch den Liebesbund Sein Herzenswunsch erfüllt werde, nämlich: eine Schar selbstloser Seelen, die sich vereinigen aus allen Ständen und sich zur Aufgabe machen, Ihm Ersatz und Sühne zu leisten.

Jesus: 'Siehe, wie wenig ist es, was Ich verlange. Ein sündenreines, gläubiges Herz kann Mich trösten, daß Ich den Undank eines ganzen gottlosen Menschengeschlechtes vergesse. Längst habe Ich gedroht, sie zu strafen, aber aufgehalten wird Mein Arm durch die Bitten Meiner treuen Kinder.

Sage nur den Schwestern N., ihre selbstlose Hingabe und ihre heilige Freude in den Tagen, wo du bei ihnen weiltest, habe der ganze Himmel mit ihnen geteilt. Ebenso auch mit all denjenigen, mit denen Ich dich zusammengeführt, besonders der Familie N. Dies alles müßte euch ein hinlänglicher Beweis sein, daß Ich es bin. Denn nur mit Mir kehrt Friede und Freude ein. Fahret fort wie seither, Meine Worte niederzuschreiben, und seid unbekümmert. In Mainz will Ich nicht, daß du etwas sagst, bis Ich es dir zu wissen tun werde. Denn Mainz wird in nicht langer Zeit von den vielen Sozialisten schwere Kämpfe durchzumachen haben. Ihr aber merkt euch: Alles, was man euch bisher an Leiden zufügte, muß in den Strom der Vergessenheit versenkt werden, denn Ich bin es, der zu richten und zu urteilen hat.

Mein Diener Pater Ludwig wird es nie zu bereuen haben, denn er ist ein Märtyrer seiner Pflicht geworden und hat eine herrliche Krone zu erwarten, denn Ich will, daß der Krebsschaden beseitigt werde, der durch den Zeitgeist sich auch in das Priestertum eingeschlichen hat. Der Priester muß vor allen anderen tiefgläubig sein, dann wird er auch tiefgläubige Seelen und die Wirkungen des guten oder des bösen Geistes eher unterscheiden. Alles überlasse Mir, und kein Wort der Klage will Ich hören, weder von Luise oder einer anderen ihrer Schwestern, wenn sie in einigen Monaten zusammenkommen. Luise soll die Woche nach Pfingsten wieder nach Mainz zurückgehen. Dem Willen der Vorgesetzten von Pater Ludwig solle man sich ruhig unterwerfen und die guten, treuen Seelen in N. ihr Liebeswerk an ihm fortsetzen. Er werde es ihnen reichlich vergelten.'

Während der süßen Unterhaltung des Herrn erschien die liebe Mutter Gottes. Ach, könnte ich doch beschreiben, wie ich Sie gesehen. Eine große Majestät leuchtete aus Ihrer ganzen Erscheinung, so daß die schönstgebaute Frauengestalt nichts gegen Sie ist. Ihr Gewand war sehr lang und faltenreich, hatte die violettblaue Farbe und war reich mit Goldblumen verziert. Ihr durchsichtiger Schleier war so lang und weit wie auch Ihr Gewand. Warum trägt Deine heilige Mutter heute ein blaues Kleid? So habe ich Sie noch nie gesehen.

Jesus: 'Sie ist die Braut des Heiligen Geistes. Sie ist aber auch die allerreinste Braut der Priester. Heute ist Vigil- und Bußtag, und der Priester tritt an den Altar in blauem Gewand. Mehr aber als dieses versinnbildet ihr Gewand das Abzeichen des Liebesbundes. Abbitte und Buße ist die Aufgabe des Liebesbundes. Darum kommen so viele Verdemütigungen. Das Wallfahrten gehen, die Leiden jedes einzelnen in seinem Berufe, alles soll geschehen im Geiste der Buße.'

So war meine Seele einige Stunden in dieses höchste Glück versenkt, was nur die Glückseligkeit des Himmels zu übertreffen imstande sein muß. Für die Schwester von N. bekam ich die Antwort:

Jesus: 'Diese suchen sich und ihren zeitlichen Vorteil. Mich zu ehren und Mir zu dienen für all das Gute, das Ich ihnen gegeben, daran denken sie nicht.'

Wenn Pater Ludwig besser dran ist, werden bald die Schwächen verschwinden. Bereite ihn vor, daß Du nach Mainz zurück willst. Grüße mir besonders recht herzlich Frl. N. und die gute N., die für Pater Ludwig kocht. Der Herr lohnt es ihnen. Ich will recht für sie beten. Beten wir eins für alle und alle für eins. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an Luise vom 8. Juni 1906

"Fünf Wochen ist schon eine lange Zeit. Und jetzt die schöne Fronleichnamszeit, wo der Herr den Liebesbund gründete. Wenn Er Dich aber mit Lieschen und mir vereinigt dies Fest feiern lassen will, dann muß Er es Pater Ludwig merklich besser gehen lassen. Tut Er dies, dann komme auf Fronleichnam. Ist er aber noch so elend, dann bleibe; denn Du hättest hier keine Ruhe.

Ich habe heute früh nach der heiligen Kommunion wieder das Glück gehabt, einen Blick tun zu dürfen in das süße Herz des Herrn. Er zeigte mir wieder, welche Freude Er habe an selbstlosen Seelen und wie gerade diese Seelen gleichsam Sein rechter Arm seien. Von ihnen lasse Er Sich bestimmen, ganze Länder zu verschonen und die Regierungen zum Besten Seiner Kirche umzustimmen. Daß die Wahlen in Belgien zum Besseren ausgefallen seien, hätte die Kirche dem Gebet selbstloser Seelen zu verdanken. Er habe uns nicht umsonst mit den Ordensleuten in Belgien zusammengeführt. Die von Ihm gestiftete Kirche sei eine einzige große Familie. Und wie die zeitlichen Güter einer Familie Gemeingut seien, so seien das Gebet, die geistlichen Güter Seiner großen Familie in der heiligen, katholischen Kirche Gemeingut aller, ob Franzosen oder Deutscher, und dieses selbstlose Gebet zu üben sei die Aufgabe des Liebesbundes. Eines für alle und alle für eines.

Pater Ludwig soll tüchtig essen und frischen Mut fassen, denn er sei noch nicht am Ende. Er werde noch Zeugnis für die Wahrheit ablegen. Er brauche keine Wunder zu wirken für diejenigen, die sich nur auf Wunder berufen wollten. Wir müßten denselben Weg gehen, den Er für Sich gewandelt sei und Sein wunderbarer Weg sei der Kreuzweg gewesen.

Bei hochwürdigstem Herrn Bischof habe ich noch nichts gesagt. Ich fürchte mich vor ihm, weil ich nichts mehr ertragen kann. Mein Gemüt ist so sehr erschüttert, daß ich mir keine Last mehr aufladen kann. Schon drei Nächte kann ich nicht schlafen. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an Frl. N. vom 8. Juni 1906

"Die Tage, die ich in Ihrer Nähe zugebracht habe, gehören nach den Stunden, in denen ich mit dem lieben Gott verkehre, zu den glücklichsten meines Lebens. Nicht wegen der liebevollen Pflege, die Sie mir angedeihen ließen, sondern wegen des Glückes und der Beruhigung, die meiner Seele zuteil wird, seitdem ich Sie gründlich kennenlernte. Dazu kommt noch, daß ich schon einige Male und auch heute wieder erfahren habe, wie sehr dem lieben Heiland die reine Liebe gefällt, mit welcher Sie und Ihr Herr Bruder so friedlich die Lebenstage zubringen, aus Liebe zu Ihm. Und heute teilte Er mir mit: 'An einer solchen Familie habe Ich solches Wohlgefallen, daß Ich ihre Unvollkommenheiten, die noch anhaften, alle übersehe.'

Ich bitte Sie, mein liebes Fräulein, drängen Sie nicht weiter in Ihren Herrn Bruder ein. Lassen Sie ihn in seiner Bescheidenheit. Nur bei den Wahlen, wo für uns Katholiken so viel davon abhängt, da soll er seinen Mann stellen. Ich kann meine Dankbarkeit nicht besser abtragen, als daß ich den lieben Gott bitte, Er möge Sie beide noch lange gesund zusammen leben und zusammen glücklich sterben lassen. Indem ich alle, ja alle herzlich grüße, verbleibe ich Ihre dankbare Barbara Weigand.

Auch die gute Zilla lasse ich herzlich grüßen und bitte, sie möge ja dem Teufel und bösen Zungen kein Gehör schenken, die sie aus ihrem Hause locken wollen. In der Ewigkeit wird sie einsehen, wie gut es Gott gemeint, daß Er sie in Ihr Haus geführt hat. Bin eben ganz allein, da meine Schwägerin und M. seit Dienstag abgereist sind, und ich fühle mich sehr glücklich. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an P. Ludwig vom 15. Juni 1906

"Das Gebet und die guten Werke, die wir für unsere Verstorbenen verrichten, kommen ihnen nur zugute, wenn sie Mitglieder der wahren Kirche Christi im Leben waren."

"An hochwürdigen Herrn Pater Ludwig! Vor einigen Tagen bat ich den Herrn bei der heiligen Kommunion sehr inständig um Ihre Genesung und bat, Er möge Sie doch so weit kräftigen, daß Sie mir selbst einmal schreiben könnten. Da teilte mir der Herr folgendes mit:

Jesus: 'Die Mitglieder dieser Familie sollen im Himmel eine herrliche Belohnung erhalten für ihren kindlichen, demütigen Glauben und sollen hier auf Erden vielen zum Vorbild werden. Sie haben sich Mir geweiht und alles Mir zum Opfer gebracht. Um nun den Stolz zu vernichten, durchkreuze Ich ihre Pläne. Die Krankheit von Pater Ludwig ist das ausgesuchte Mittel Meiner göttlichen Liebe, um alle Selbstgefälligkeit in jedem einzelnen Mitglied dieser Familie zu vernichten. Dies sollen sie wohl beherzigen, wenn sie zusammenkommen und sich freuen, weil Ich es so will.'

Heute war ich wieder überaus glücklich. Der heilige Antonius ließ mich an seinem Festtage Anteil nehmen. Von halb sechs bis neun Uhr war ich nicht auf der Welt, wenigstens fragte ich oft:

'O Herr, ist es denn noch schöner bei Dir im Himmel? O Herr, es kann nicht schöner sein als hier, Du bist ja der Himmel selbst.'

Was ich gesehen und was ich empfand, kann meine Feder nicht beschreiben. Nur so viel kann ich sagen, daß es sehr zu bedauern ist, daß unserer Jugend in den höheren Schulen jetzt gelehrt wird: Die Heiligen verehren sei Unsinn. Und auf der Kanzel hat, ich glaube, es war am Sonntag, ein Prediger gesagt:

'Was die Heiligen getan und gesagt hätten, brauche man nicht zu glauben. Wir könnten ohne diese in den Himmel kommen. Aber was Jesus getan, müßten wir glauben usw.'

Aber heute ließ mich Arme der Herr wieder schauen, wie gut es ist, solche Fürsprecher bei Gott zu haben. Nach der heiligen Kommunion sah ich den heiligen Antonius mir nahen und meine Seele eilte auf ihn zu mit der Bitte, er möge mich jetzt belehren, den Herrn in mir anzubeten. Antonius fiel mit mir nieder und betete an. Ich bat ihn auch, meine Bitten zu unterstützen und trug sie ihm vor. Der Heilige wiederholte sie vor dem Herrn. Dann wandte er sich zu mir und sagte:

Antonius: 'Meine Schutzbefohlene, du sollst Anteil nehmen heute an meinem Festmahle.'

Und es war, wie wenn er mich an der Hand nähme, und der Herr, in mir gegenwärtig, öffnete Seine Seitenwunde wie ein kleines Türchen und wie ein Blitz waren wir beide hineingeschlüpft. Da stand ich vor Glück zerschmelzend, vor Wonne außer mir. Was ich geschaut und empfand, kann ich nicht schildern. Aber hier war Antonius nicht mehr wie vorher; hier war sein Gewand wie das feinste Gold, wenn die Sonne ihre Strahlen darauf senkt. Ich hielt hier sehr an für Pater Ludwig, und Antonius trug mir auf:

Antonius: 'Ihm, meinem Bruder, er möge doch ja recht zufrieden sein mit allem, was Gott ihm auferlege und sich nie vom Kleinmut fortreißen lassen. Siehe, hier ist der Ort seiner einstigen Bestimmung. Hierher kommen aber nur jene Ordensbrüder, die ihrem heiligen Stifter nachgefolgt sind, die um Gottes Willen Verachtung und Verdemütigungen gerne ertrugen. Sage ihm: Wenn es Gott gefiele, ihm eine Krankheit zu schicken, wodurch er anderen und sich selbst zur Last sei, warum sollte nicht auch dies ihm gefallen? Sage ihm: Als ich in jener Versammlung von dreitausend Brüdern nicht eines trauten Blickes gewürdigt wurde, weil jeder sich fürchtete, sich eine Last mit mir aufzuladen, hätte ich mir vor Gott mehr Verdienste gesammelt als in der Zeit, wo ich als berühmter Kanzelredner galt.'

Ferner gab mir der Heilige auf: Pater Ludwig möge dafür sorgen, daß bei seinem Ableben die Auszüge aus meinen Schriften dem Herrn Bischof von Mainz übergeben werden mit der Bitte, dieselben zu prüfen und zu vergleichen, ob das Leben dieser Person übereinstimme, und dann sein Urteil darüber aussprechen. Ich wunderte mich sehr, in dieser Versammlung den heiligen Antonius ganz allein mit einem goldenen Gewande bekleidet zu sehen. Ja selbst der liebe Heiland war nicht so kostbar gekleidet, und ich fürchtete, ich könne getäuscht sein. Aber da kam mir der Herr entgegen und sagte:

Jesus: 'Meine Tochter! Du wunderst dich über das glänzende Gewand Meines Dieners, wisse aber, das Gold versinnbildet die Liebe, mit welcher heute Mein Diener in der triumphierenden und in der streitenden Kirche geehrt und verherrlicht wird.'

Ich flehte dann für die bedrängte Kirche und forderte dann Himmel und Erde auf, sich mit mir zu vereinigen, damit doch all die armen Menschen gerettet werden. Der Herr zeigte mir die Menschen auf Erden. Sie waren bepackt und behängt wie die Lasttiere. Nur einzelne gingen so leicht durch die anderen hindurch, als seien sie allein auf der Welt. Ich fragte:

'Herr, was sind das für Menschen, die so frei sind, und wer sind die anderen, die so vielerlei Gepäck schleppen?'

Jesus: 'Jene sind die Selbstlosen. Es sind jene Seelen, die in allem nur Mich suchen, und weil sie nur Mich suchen, bleibt von der Welt nichts an ihnen hängen. Um ihretwillen verschone Ich noch die Welt. Die anderen sind die Selbstsüchtigen. Und weil sie mehr sich suchen und ihre Ehre, stoßen sie überall an, nehmen alles übel auf und kommen auf dem Weg zum Streben nach Vollkommenheit nicht vorwärts. Sie tragen viel Gepäck, das heißt, an jeder Kleinigkeit bleiben sie hängen.'

Die Dame, die so beunruhigt ist wegen ihrem Gewissenszustand, soll nochmals eine gute Beichte ablegen und sich ganz an Ihn anschließen, aber alle bitte ich, werden wir selbstlos. Keine Eifersucht herrsche unter uns. Bringen wir gerne die kleinen und großen Opfer, wie Krankheit und dergleichen, und schließen wir uns recht an die vielen armen, vertriebenen Ordensleute an, die wohl die ersten unter den Selbstlosen sind, denn sie leiden nur, weil sie Gott suchen.

Lieschen und ich waren heute bei der Prozession mit der Dompfarrei. Es gefiel aber jedoch weder Lieschen noch mir. In der Ignatius- Pfarrei ist die Prozession viel erbaulicher. Die Leute schämen sich nicht zu singen und zu beten. Die Pfarrkinder von der Dompfarrei sind viel stolzer. Als das Amt vor der Prozession anfing, füllte sich der große Dom mit Leuten, die früher in Mainz gelebt und längst schon gestorben sind. Es waren teils Verklärte, die schon im Himmel sind, teils Arme Seelen, aber es war alles so traurig.

Als die Musik anfing und ich sie alle einlud, sie möchten mit mir lobsingen aus Dankbarkeit, weil der Herr jetzt in die Stadt ziehe, um die Familien ihrer noch lebenden Verwandten zu segnen, da ging durch die ganze Versammlung eine eigenartige Bewegung. Alle richteten sich ehrfurchtsvoll auf gegen das Allerheiligste Sakrament. Aber viele waren dabei, deren Züge ich nicht mehr ansehen konnte, ohne mit ihnen zu weinen. Sie waren so traurig, daß, wenn ein Geist weinen könnte, ihre Tränen geflossen wären wie die meinigen. 'Oh', so hörte ich überall stöhnen und seufzen, 'wo sind denn die Meinigen?'

Bei der Prozession hatte ich keine besondere Gnade. Der Herr war nicht zufrieden, wie mir schien, weil Ihm zwar äußerlich Ehre angetan wurde, aber die wahre Verehrung fehlte, jene, die nur im Herzen der Menschen stattfindet. Frl. N. danke ich herzlich für ihr liebes Briefchen. An ihr ist der Adel des Herzens noch mehr zu schätzen als der ihrer Geburt.

Jesus weiter: 'N. kannst du sagen, Ich fordere alle Liebesbundmitglieder auf, lasset keines eurer Angehörigen einen Andersgläubigen heiraten, denn das Gebet und die guten Werke, die wir für unsere Verstorbenen verrichten, kommen ihnen nur zugute, wenn sie Mitglieder der wahren Kirche Christi im Leben waren, oder wenigstens im Tode durch einen Willensakt als katholischer Christ gestorben sind. Frl. N. soll recht viel für die Armen Seelen tun, damit diese, die sie befreit, dann aus Dankbarkeit den lieben Gott bestürmen. Auf diese Weise hat ihr Verwandter immer doch auch Linderung.' gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an P. Ludwig vom 22. Juni 1906

"Jetzt gelte es, sie zu veröffentlichen, nicht erst nach Jahrhunderten."

"Hochwürdiger Vater! Die drei Bitten habe ich dem Herrn vorgetragen und erhielt zur Antwort: 'Ich werde für Pater Ludwig sorgen. Ich weiß, was Ich tue. Er soll sich Mir ruhig überlassen. Ich werde auch für dich sorgen und die sich an dich angeschlossen haben.'

Für Sie, mein teurer Vater, ging ich nach Walldürn, und ich glaube nicht, daß ein Gebet mit Reue und Bußtränen vermischt unerhört bleiben kann. Ich hörte dort in einer Predigt: Das Gebet habe eine solche Macht über das Herz Gottes, daß eine einzige Seele durch ihr Gebet, das selbstlos verrichtet wird, den Arm der göttlichen Gerechtigkeit aufhalten könne, und der liebe Gott könne nicht strafen oder Seinen Willen durchsetzen, solange noch eine Seele auf der Welt bittet für andere. Dies habe Er gezeigt bei Moses und Jeremias. Wir aber seien Sein auserwähltes Volk im Neuen Testament.

Ich machte die Anwendung auf uns und dachte mir: Mein lieber Gott, soll ich vielleicht den Herrn aufhalten durch mein immerwährendes Bitten, Er dürfe mir meinen Seelenführer nicht wegnehmen. Dann will ich jetzt aufhören, dies zu tun. Also, mein Vater! Ich werde nicht mehr beten: Du mußt Pater Ludwig am Leben erhalten, sondern: Dein Wille geschehe! Nun, eine Bitte habe ich noch: Am Throne Gottes, ich freue mich darauf, wenn Sie ankommen, dem Herrn zu sagen, daß wir uns am Throne Gottes wiederfinden.

Ich hatte in Walldürn so große Gnaden, daß ich glaubte, ich sei nicht mehr auf der Welt. Und nun sage ich Ihnen ein herzliches Lebewohl. Sollten wir uns nicht mehr sehen, so wird das Wiedersehen im Himmel um so herrlicher, je mehr Opfer wir gebracht.

Meine Schwester in Augsburg ist auch sehr krank. Habe ihr vorige Woche geschrieben und bekam Antwort durch die Oberin: Schwester Franziska seien die Hände hoch geschwollen, sie könne selbst nicht mehr schreiben. Mein Bruder und ich wollen sie diesen Sommer noch besuchen. Gestern, am Herz-Jesu-Sonntag, waren Lieschen und ich mit der Prozession in Gonsenheim (14 Nothelfer). Bei der heiligen Wandlung sah ich wieder wie damals, als der Herr uns beauftragte, barfuß wallfahrten zu gehen, den ganzen Altar in Flammen und mitten in den Flammen den Herrn. Er war so majestätisch und so groß, daß die Wunde Seines Herzens so weit geöffnet war, daß die Leute durchmarschieren konnten. Auf der anderen Seite war wieder ein solches weit geöffnetes Tor, und wer da durchkam, war gerettet, denn dort auf jener Seite, wo die Leute aus Seinem Herzen herausgingen, war eine Landschaft, die ich nur von Ferne sehen durfte. Eine unbeschreibliche Schönheit, und eine Stimme sagte mir:

'Dort ist das himmlische Paradies und alle, die durch diese Pforte eingehen, das ist ins heiligste Herz Jesu, und darin ausharren, gehen durch jene andere Pforte ein in das Ewige Leben. Jene andere Pforte ist der zeitliche Tod.'

Darum, mein Vater, wenn Sie jetzt keine merkliche Besserung spüren, wollen wir annehmen, daß Sie bald Ihr Ziel erreicht haben. Und ich will nicht mehr beten, daß Sie noch lange Ihres Glückes beraubt sind. Nur mit Freuden, mein Vater, nur mit Freuden! Sie glauben nicht, welches Glück Ihrer drüben wartet. Setzen Sie dem Werk, das Gott Ihnen übertrug, die Krone auf und gehen Sie mit Freuden aus der Welt. Nur noch einen guten Rat möchte ich Arme von Ihnen empfangen. Soll ich die inneren Vorgänge aufschreiben? Aber an wen? Unserem hochwürdigsten Herrn Bischof habe ich in der Fronleichnamswoche einen Auftrag vom Herrn überbracht. Er nimmt es an und ich sehe auch, daß er es befolgt, aber ich erfahre von ihm kein Wort.

Doch hat alles eine andere Wendung hier genommen, und ich habe gestern innerlich mitgeteilt bekommen: Wenn Deutschland gerettet werden soll, daß es nicht auch gehen soll wie in Frankreich und anderen Ländern, dann müßten die Schriften von mir, wo Er Seine Worte niedergelegt, veröffentlicht werden, damit wenigstens das gläubige Volk sich recht zusammenschare um Seine Altäre. Wohl sei die ganze Welt in Aufruhr, und alles arbeite darauf los, die Ordnung umzustürzen. Die Menschen hätten da aber nur zeitliche Interessen. Aber die katholische Kirche zu vernichten, stamme aus der Hölle und sei teuflische Bosheit. Hier müsse Er helfen, und Er wolle uns zu Hilfe kommen. Dies stehe ja auf jeder Seite in den Schriften. Jetzt gelte es, sie zu veröffentlichen, nicht erst nach Jahrhunderten. Jetzt gelte es, Seelen retten, wer sich noch retten läßt. Ich kann gar nichts arbeiten. Habe alle Tage zu schreiben, aber der liebe Gott will, daß ich Arme Seine Audienzen besorge. Er wird mir schon beistehen. gez. Barbara Weigand."

 

Brief Barbara an eine Gräfin vom 26. Juni 1906

"Hochwohlgeborene Frau N. Ihr liebes Briefchen habe ich erhalten und gesehen, daß Sie sich ängstigen, ob Sie recht handeln, wenn Sie Ihren Sohn wieder zurückschicken zum Studium bei den Jesuiten-Patres. Eine innere Stimme sagt mir, Sie sollen Ihren Sohn ohne Zögern dorthin schicken, denn dort wird seine Seele gerettet, und das ist die Hauptsache. Es ist eine Fügung Gottes, dieser Briefwechsel, denn ein Graf von N. N. war es, der durch den Verkehr mit Katharina Emmerich, jener gottbegnadeten westfälischen Jungfrau, von Gott zum katholischen Glauben berufen wurde. Wenn der liebe Gott will, daß wir uns persönlich kennenlernen, weiß Er schon Mittel und Wege.

Seien Sie überzeugt, Ihr Sohn wird das Geschlecht der Grafen von N. N. verewigen. Seien und bleiben Sie eine liebende und wachsame Mutter Ihres Kindes und eine treue Tochter der heiligen, katholischen Kirche. Sie können durch Ihren Einfluß viel Gutes tun in unserer glaubenslosen Zeit. Vergessen wir uns selbst und treten wir ein in die Gebetsarmee, die der Herr durch den Liebesbund gründen will, und rufen eines Herzens und eines Sinnes: 'Schone, o Herr, schone Deines Volkes. Gedenke, daß Du uns nicht verwerfen kannst, ohne daß der Wert Deines hochheiligsten Blutes an uns verlorengehe! O Herz Jesu, gib uns Seelen!' Ich verspreche Ihnen, in allen meinen armseligen Gebeten und Werken Sie und Ihre Familie einzuschließen, besonders den Sohn, den Sie mir empfohlen, und der später noch viel dazu beitragen wird, daß der Glaube in Christus wieder erneuert werde. gez. Barbara Weigand."

 

Wallfahrt Gernsheim am 2. Juli 1906

Lieschen und Barbara waren auf der Muttergottes-Wallfahrt in Gernsheim. Sie waren, um billiger hinzukommen, nachts nach drei Uhr mit dem Schiff gefahren. Da vom Wallfahrtsort bis ans Schiff eine halbe Stunde zu gehen ist, so verspäteten sie sich auf der Rückfahrt. Barbara kam noch aufs Schiff, als aber Lieschen einsteigen wollte, fuhr es ab und Lieschen mußte zwei Stunden allein am Ufer auf das folgende Schiff warten, von drei bis fünf Uhr nachmittags. Barbara, der es sehr zu Herzen ging, daß Lieschen so dasitzen mußte, bat den Herrn für sie, und der Herr sagte darauf:

Jesus: "Dieses lasse Ich zu, um sie ganz zu glätten, damit Ich sie ohne Hindernis zu Mir nehmen kann."

 

Herz-Jesu-Freitag am 6. Juli 1906

"Tretet zusammen, ihr guten Christen in der Welt, Ordensleute und Weltleute, Priester und Laien, und bestürmt Meinen himmlischen Vater!"

Barbara: Es ist große Gebetswoche und die Überanstrengung legte sich mir so aufs Gemüt, daß ich die letzten Tage fast erdrückt war vor Schwäche. Aber heute nach der heiligen Kommunion war ich plötzlich in den Besitz Gottes so versetzt, fühlte, als ich Ihn persönlich in mir hatte, gar keine Belästigung von Schwäche. Ich trug dem Herrn die Bitten vor, die mir einfielen, und schloß dann, Er möge mir doch für alle ein Wort des Trostes zukommen lassen.

Jesus: "Ich werde für Pater Ludwig sorgen und auch für dich und alle, die sich an dich anschließen. Sie alle werden von dem Strudel des Zeitgeistes unberührt bleiben. Frl. N. soll sich nicht ängstigen, weil sie ihre Angehörigen in den Liebesbund eingeweiht hat. Die Christen der jetzigen Zeit lebten in einer Zeit, die der Zeit der ersten Christen nicht nachstünde, nur mit dem Unterschied, daß dort das Christentum hätte eingepflanzt werden müssen in die Herzen der Menschen, während jetzt der erloschene Glaube und die Liebe zu diesem Glauben müsse erneuert und befestigt werden. Darum seien auch dieselben Mittel und Wege einzuschlagen, jetzt wie damals."

Barbara: Dazu habe Er den Liebesbund geschaffen und ins Leben gerufen. Die Glaubenserneuerung müsse mehr von dem Laienstand ausgehen und durch ein offenes, freudiges Bekenntnis des Glaubens und durch ein Leben aus dem Glauben gefördert werden. Der Liebesbund müsse im stillen ausgebreitet werden und alle Mitglieder mit Mut und Entschlossenheit zur heiligen Kirche stehen, ihre Rechte überall verteidigen, selbst dann, wenn tiefe Verdemütigungen im Gefolge sind. Etwas, was das letzte Ziel des Menschen so klar darlege wie der Liebesbund, der die Aufgabe habe, die Menschen zur Liebe Gottes zurückzuführen, brauche keine Beleuchtung der Kritik mehr. Der Liebesbund habe längst die Kritik überstanden. Also nicht ängstlich sein.

Jesus: "sage noch einmal: Tretet zusammen, ihr guten Christen in der Welt, Ordensleute und Weltleute, Priester und Laien, und bestürmt Meinen himmlischen Vater!"

Barbara: "Schone, o Herr, Dein Volk! Wir wollen Dir Abbitte und Sühne leisten."

Jesus: "Frl. N. werde Ich alle Schritte belohnen, lohne Ich ja den Trunk des kalten Wassers. Frau N. möge dem Priester sagen: Der Herr ließe ihm sagen, er selbst möge mithelfen, Seine Worte zu verbreiten, anstatt es zu verhindern; denn nur so könne Deutschland gerettet werden, daß es nicht gehe wie in Frankreich. Der Herr wolle aber Deutschland retten. Daher möge er die Schriften fleißig studieren. Frl. N. möge ihm sagen, woher sie die große innere Freude schöpfe, wenn nicht aus den Schriften. Er möge mithelfen, daß die Gebetsarmee entstehe durch den Liebesbund, die Deutschland rette.

Die Tante von Schwester N. in N. möge zunächst ihren Entschluß, in den Ordensstand zu treten, nicht ausführen, solange die Existenz der Orden so in der Schwebe sei. Sie möge in der Welt recht viel Gutes tun. Die Schwestern in N. möchten ihren Wohnort nicht wechseln.

Sage N., sie solle sich nicht so ängstigen wegen der vielerlei Geschäfte um sie her; sie soll es mit mehr Gleichmut hinnehmen, sei es wegen Familienangelegenheiten oder Berufsschwierigkeiten, die bei so vielseitiger Tätigkeit nicht ausbleiben können. Nur ja immer den Gleichmut bewahren. Du mußt Dich Deines hohen Berufes, den der Herr Dir gegeben, auch ganz und voll bewußt sein, um bei den vielen Schwierigkeiten den Mut nicht zu verlieren. Du sollst es wissen, daß Du Deinen Schwestern an Verdienst in nichts nachstehst. Darum freue Dich mit ihnen, wenn ihr zusammenkommt; denn durch Dich ist das Werk zustande gekommen."

 

10. Juli 1906

"Das Menschengeschlecht ist am Absterben und hat nicht mehr in sich die Kraft, schwere Bußen, wie es das Fasten ist, zu üben."

Barbara: Während der Großen Gebetswoche war ich so ohne Empfindung der Liebe zu Gott, daß ich nur mit aller Gewalt mein Herz zwingen mußte zum Gebet, und heute hatte ich zum ersten Male wieder das Gefühl von der Nähe Gottes. Ich beklagte mich sehr über meine Lauheit und die vielen Zerstreuungen, mit denen ich die Stunden vor Ihm zubrachte. O wie gut ist der Herr! Er stellte Sich oder vielmehr Er zeigte Sich mir inmitten Seines Herzens und lud mich ein, auf Ihn hin aufmerksam zu sein. Ich getraute mich anfangs selber nicht recht, weil ich wußte, wie armselig ich vor der heiligen Kommunion noch war und gedachte der vielen begangenen Fehler gerade da, wo ich Ihm Ersatz und Sühne leisten wollte. Er aber ermunterte mich, indem Er meine Fehler entschuldigte und sagte:

Jesus: "Du bist untröstlich darüber, daß du letzte Woche so schläfrig und nachlässig den Gebetsstunden beigewohnt hast, aber siehe, Ich mache dir darüber keinen Vorwurf. Im Gegenteil, Ich habe alles Fehlende ersetzt, denn es war nicht deine Schuld. Zudem bist du ganz geschwächt, weil in den vier Wochen, wo du allein warst, du dir alle kräftige Nahrung entzogen; daher die große Mattigkeit und Schläfrigkeit. Deswegen schmerzt es Mich so sehr, daß Ich so viele Arme ewig zugrunde gehen sehe. Und Ich möchte sie retten.

Das Menschengeschlecht ist am Absterben und hat nicht mehr in sich die Kraft, schwere Bußen, wie es das Fasten ist, zu üben, und Ich will nicht, daß Meine Diener von der Kanzel herab dies für Verweichlichung hinstellen und fromme Seelen damit ängstigen. Zweitens bist du ein Schlachtopfer Meiner göttlichen Liebe, und wenn Ich von einer Seele, die Mich liebt, ein Opfer verlange, das sie am schmerzlichsten empfindet, dann ist es das, daß Ich Mich in ihr zurückziehe, daß Ich sie verlasse. Siehe, das ist der Ehrenvorzug aller treuen Mitglieder des Liebesbundes, daß sie sich, mögen sie im Ordensstand leben oder mitten in den Gefahren der Welt, betrachten sollen als Schlachtopfer Meiner göttlichen Liebe.

Man sagt im gewöhnlichen Leben, dieser oder jener habe sich geopfert für seine Familie. So sind die Liebesbundmitglieder Opfer geworden für Meine große Familie, für die heilige katholische Kirche. Pater Ludwig ist ein Schlachtopfer geworden. Er hat sich geopfert für Meine Interessen. Sage dem belgischen Dominikaner- Pater, er möge tun, was er sich vorgenommen habe; denn dazu habe Ich Mich der Menschheit in diesen letzten Zeiten durch dich, arme Kleine, geoffenbart.

Er soll es in Belgien und Frankreich verbreiten, aber so wie durchs Hinterpförtchen, weil Ich Meine Gewalt abgetreten habe an Meine Diener und das Domkapitel in Mainz die Erlaubnis, das heißt die Bestätigung, noch nicht gegeben hat. Aber Ich will, daß man es überall Meinem armen Volk verkünde, wie nah Ich ihm bin. Und mit welchem Mitleid die triumphierende Kirche auf euch, die ihr diesen furchtbaren Kampf als Glieder der streitenden Kirche zu führen habt gegen die Mächte der Finsternis, herabsieht, könnt und müßt ihr daran erkennen, daß Meine Mutter, die für die Ihrigen das größte Mitleid hat, schon vor fünfzig Jahren geweint hat bei Bernadette in Frankreich."

Barbara: Den Pater Prior der Dominikaner, der mich ums Gebet bitten läßt, zeigte mir der Herr in einem Lichte und sagte:

Jesus: "Siehe, das ist das Licht des Glaubens, in dem er und alle diejenigen wandeln, die sich anschließen an den Liebesbund. Ihr Glaube ist ein kindlicher, und ihre Herzen sind noch unberührt von dem unglücklichen Zeitgeist, wovon alles zerfressen ist. Man soll in all den Ländern, wo die Kirche so sehr unterdrückt und verfolgt wird, um so freudiger seinen Glauben bekennen und durch dieses offene, freie Bekenntnis ein Schlachtopfer der göttlichen Liebe werden für seine Mitmenschen.

Alle sollen sich flüchten unter den Schutz Marias, Meiner heiligen Mutter. Sie hat nicht umsonst mit Tränen in Lourdes gesagt: 'Mein Sohn wünscht, daß man hierher im Pilgerzug kommen soll!'"

Barbara: O wie gut ist der liebe Gott. Er ist ja für uns am Kreuz gestorben. Darum Mut, ihr alle, die ihr es leset. Harren wir aus, werden wir Schlachtopfer der göttlichen Liebe!

 

Brief Barbara an den Bischof vom 13. Juli 1906

"Jetzt soll Mein Stellvertreter, der Papst, hervortreten mit seiner ganzen Autorität und seiner Macht."

"Hochwürdigster Herr Bischof! Hiermit unterbreite ich Ihnen folgende Mitteilung und stelle voran, daß ich sie Ihrem Gutdünken sowie dem Urteil der heiligen Kirche unterwerfe. Als ich heute meine heilige Kommunion einem kranken Priester schenkte und sehr um dessen Genesung flehte, muß ich mit meinen Bitten sehr zudringlich gewesen sein, denn mitten in meinem stürmischen Flehen hörte ich die Stimme des Herrn, der zu mir sprach: 'Wo ist deine Ergebung in Meinen göttlichen Willen?' Ich war tief beschämt, denn ich erkannte in diesen paar Worten, daß wir in zeitlichen Dingen nur mit Ergebung um den Willen Gottes bitten sollen, denn der Herr führte meine Seele, während ich noch über Seine Worte nachdachte, in ein anderes Thema.

Er zeigte mir das unermeßliche Lager der Feinde unserer heiligen katholischen Kirche und wie gleichsam die ganze Welt eine Verschwörung geworden sei und alles auf das Vernichten der katholischen Kirche hinausginge.

'Hier', sagte der Herr, 'ist dein Arbeitsfeld!' Er gab mir den Auftrag, allein und mit anderen zu beten für unseren Heiligen Vater und alle Bischöfe des ganzen katholischen Erdkreises; denn es sei jetzt die Zeit gekommen, wo, wie Er mir früher gesagt, die Oberhirten Seiner Kirche sich wehren müßten gegen die Ungerechtigkeiten, die von den Vertretern der Völker an der katholischen Kirche ausgeübt werden.

Der Heilige Vater in Rom soll und müsse ganz energisch vorgehen in jenen Ländern, wo die Regierungen die katholische Kirche aus dem Reiche verbannen und vernichten wollten. Er müsse ihnen vorhalten, wer ihnen die Erlaubnis gebe, das göttliche Gesetz, das auch ihnen gegeben sei, zu verachten und mit Füßen zu treten. Die Erfahrung bestätige seit Erschaffung der Welt, daß, wo man die Gesetze Gottes, wie sie in den Zehn Geboten niedergeschrieben, aufheben wollte, die Gesetze des Staates von selbst ins Nichts zusammenbrechen. Und wer es wage, Priester und Ordensleute zu verdrängen, ihre Besitzung und überhaupt das Eigentum der katholischen Kirche einzuziehen, der zeige dem Volke, daß den Armen auch erlaubt sei, was die Gesetzgeber sich erlauben. Und wenn das Volk sieht, wie die Vertreter des Staates die Gesetze, die Gott aufgestellt zum Schutz und Wohl der Menschheit, verachten und mit Füßen treten, werden die Untertanen dem Beispiel der Regierenden bald folgen. Mögen sie dann Gesetze geben und Sicherheitsmaßregeln treffen, das Volk wird ihrer Gesetze und Maßregeln spotten.

Die Zeit, wo Sich Sein Wort wieder bewähren werde, sei angebrochen, nämlich, daß die Pforten der Hölle Seine Kirche nicht überwältigen werden. Aber wie die Hölle zu solchen Zeiten ihre Helfershelfer aussucht unter den Menschen, so binde Er die NichtÜberwältigung an die Großmut derjenigen unter den Menschen, die zu solchen Zeiten ihrem Gott und Herrn am eifrigsten dienen.

Jesus: 'Jetzt soll Mein Stellvertreter, der Papst, hervortreten mit seiner ganzen Autorität und seiner Macht, sich an die Großen der Erde und die Regierungen zu wenden. Denn ihr müßt wissen, daß wenn es Frankreich gelingt, die katholische Kirche zu verdrängen, das Freimaurertum sich in der ganzen Welt zusammenrafft und man überall vorgeht wie in Frankreich. Ihr seht ja, wie sie überall, auch in Deutschland, anfangen.

Lasset nur die Schulen vollends entchristlicht werden, und ihr seid bald so weit wie in Frankreich. Die Oberhirten sollen sich nicht leicht zurückschrecken lassen, wenn es gilt, da wo die Rechte und Freiheit der Kirche angegriffen werden. Wie die Regierung den Freimaurern erlaubt, geheime Zusammenkünfte zu halten, den Sozialisten und Anarchisten die Freiheit gewährt, Zusammenkünfte zu halten, und ihr Bestehen duldet, warum den Katholiken allein ihre Freiheit nehmen wollen, ihre Kinder ausweisen, deren Eigentum an sich ziehen? Heißt dies nicht, der Welt sagen: Ihr armen Arbeiter habt recht, stürzet nur die Gesetze um! Wir machen es euch ja vor! Jetzt muß es wieder großmütige Männer geben, Männer wie Meine Apostel, die es wagen, vor die Machthaber hinzutreten und ihnen zu sagen: 'Ihr habt unrecht!'

Ihr aber, Meine Diener, habt Mut und Vertrauen, denn ihr seid nicht allein. Ich stehe euch zur Seite. Scheuet Blut und Leben nicht, Mein armes Volk zu retten. Eure Namen werden mit goldenen Buchstaben in das Buch des Lebens eingetragen. Was Ich dir heute mitgeteilt, soll so bald als möglich nach Rom gelangen, denn Ich will, daß Mein Stellvertreter entschieden den Regierungen in Frankreich ihre Ungerechtigkeit, die sie den Priestern und Ordensleuten zugefügt, vorwerfe, und zwar soll dies geschehen, bevor die Ausweisung der Ordensleute, die wieder aufs neue angedroht, vollzogen ist.

Ich will, daß die ganze katholische Welt sich gleichsam zu einem großen Pilgerzug vereinige. Je mehr man Meine Kirche unterdrücken und vernichten will, desto mehr müssen Meine Kinder zeigen, daß die katholische Kirche so viel Hoheit und Majestät besitzt, daß keine Macht der Welt das freudige Bekenntnis des Glaubens ihrer Kinder unterdrücken und vernichten kann. Geht nach Lourdes, wer Zeit und die Mittel dazu hat, und flüchtet euch zu Meiner heiligen Mutter. Sie ist die Besiegerin all eurer Feinde.' In tiefster Ehrfurcht untertänigste Dienerin. gez. Barbara Weigand.

 

15. Juli 1906

"Mein Werk aber durchzuführen, überlasse jetzt Mir."

Barbara: Da ich neugierig war, ob die Briefe, die ich dem hochwürdigsten Herrn Bischof zu besorgen den Auftrag erhalte, auch an ihn gelangen, so fragte ich gestern nach der Beichte und erhielt die Antwort: "Ja!", bekam aber dazu eine Bemerkung, es sei ihm lieber, wenn ich es ihm mündlich sage. Um jedoch zu erkennen zu geben, daß es ihm leid tue, mich zu betrüben, sagte er dazu:

Bischof: "Siehe, was der liebe Gott von uns will, führt Er auch aus, und wenn wir gehorsam sind gegen Gott, belohnt Er auch den Gehorsam. Wie war der liebe Gott gegen Abraham? Er versprach ihm, daß er der Stammvater eines großen Volkes werden solle zu einer Zeit, wo er noch gar keine Nachkommen hatte. Und als Er ihm einen Sohn geschenkt hatte, befahl Gott ihm, denselben zu töten. Und gerade um seines Gehorsams willen wurde er Stammvater des Volkes Israel."

Barbara: Dies betrübte mich sehr, weil ich den Wankelmut sah, und ich hatte die ganze Nacht einen Kampf in mir, aber ich war dabei glücklich, weil ich dachte, wieder etwas für den Herrn zu leiden. Nach der heiligen Kommunion fragte ich den lieben Heiland, wie ich doch das zu nehmen habe. Einmal werde mir gesagt, ich solle ihm schreiben, wenn mir etwas mitgeteilt werde, was er wissen solle, und jetzt wieder so. Es scheint mir, ich werde für närrisch gehalten.

Jesus: "Besser wäre es gewesen, du hättest nicht gefragt. Da es nun aber jetzt geschehen, so betrübe dich nicht über diese Antwort. Dein Bischof hat ganz recht geantwortet. Du hast es nur nicht verstanden. Er wollte dir damit sagen, wenn es auch den Anschein hat, es sei alles verloren, weil meine Befehle ganz entgegengesetzt scheinen zu dem, was du mir sagst, so ist der liebe Gott mächtig genug, um Seinen Willen durchzudrücken, nur auf anderem Wege, und zwar tut Er dies, um dich in der Demut zu befestigen.

Befolge nur das zweite, was dir gesagt wurde. Bleibe brav wie seither, und du wirst noch viele Freude erleben. Dieses ist deine Aufgabe, brav zu bleiben, Meinen Willen zu erfüllen bis zu deinem Tode. Mein Werk aber durchzuführen, überlasse jetzt Mir."

 

16. Juli 1906

"Es müsse Menschen geben, und zwar reine, unschuldige Seelen, die den Kreuzestod an sich vollziehen."

Barbara: Heute war ich wieder sehr glücklich und unterhielt mich mit dem Herrn. Am Samstag und gestern hatte ich in einer Predigt vom H. H. Domkapitular N. gehört, daß die Mainzer Geistlichkeit nichts annehmen wird, denn dieser Herr sagte:

Domkapitular: "Wir haben die Heilige Schrift und das Evangelium, und was die Evangelisten uns sagen, das ist echt, denn das ist kein weibisches Fantasiegebilde, solche Schriften brauchen wir nicht anzunehmen."

Barbara: Dies war die Antwort auf meinen letzten Brief, weil es darin heißt: "Die Schriften sollen ausgebreitet und von Mainz bestätigt werden, weil fast auf jeder Seite stehe, daß Er uns zu Hilfe kommen wolle." Heute nun sagte ich zum Herrn: "Nun siehst Du, daß Du Dir das rechte Werkzeug nicht erwählt hast. Du mußt jetzt auf andere Weise sorgen, daß Deine Worte nach Rom gelangen."

Ich hatte aber eine solche Freude in mir, die mir Gewißheit gab, daß ich heute vieles anbringen könnte. Und so war es auch. Ich bin überzeugt, daß Er jetzt Seine Diener in Mainz nicht mehr belästigt und einen ganz anderen Weg einschlagen wird.

Um halb zehn Uhr war ich noch in St. Quintin. Als der Priester die heilige Hostie erhob und ich Ihm wieder die Anliegen der Kirche empfehlen wollte, trat plötzlich eine Gestalt vor mich hin. Ich erkannte sie und fragte, was sie von mir begehre. Die Seele zeigte mir ihren Aufenthaltsort und sagte:

Arme Seele: "Siehe, hier muß ich leiden, bis meine reichen Verwandten sich entschließen werden, mir die Last zu erleichtern."

Barbara: Sie seufzte sehr und jammerte ganz erbärmlich. Sie war wie unter einen schweren Stein gezwängt und bat mich, ihre Schwester, Frau N., in ihrem Namen zu bitten, daß sie helfe. Und als ich fragte, warum sie so viel zu leiden hätte, sagte sie:

Arme Seele: "Gott ist unendlich gut. Meine Schwachheiten hat Er mir verziehen, weil ich, wenn auch sehr mangelhaft, doch meine Jungfrauenschaft bewahrte und meine religiösen Pflichten doch noch, wenn auch oft sehr nachlässig, verrichtete. Aber der Stein, der auf mir lastet, ist, weil ich mich als Unterschub gebrauchen ließ, den Reichtum meiner Schwester mehren zu helfen, anstatt Gott zu dienen."

Barbara: Und sie entschwand unter Seufzen und Jammern. Da wandte ich mich an den Herrn und sagte: "O Herr, gib doch Frau N. auch einige Linderung, weil ihre beiden Kinder so treue Mitglieder des Liebesbundes sind, da Du doch dieser Seele die Gnade gewährtest, sich zeigen zu dürfen."

Da winkte der Herr einem Engel, der schnell auf mich zukam und sagte: "Komm, folge mir!" Ich wurde durch eine weite Strecke eines ganz finsteren Ortes hindurchgeführt, und der Engel verschwand, indem er wie durch eine Öffnung, zu vergleichen mit einer unterirdischen Grube, hinabging. Ich konnte hineinsehen und sah eine Gestalt ganz abgezehrt in einem Flammenmeer sitzen.

Was der Engel ihr sagte, verstand ich nicht, aber der liebe Gott wollte mir doch damit die Freude machen, mich wissen zu lassen, wie sehr Er alle diejenigen liebt, die an Seinem Werke arbeiten, und daß wir für die streitende und leidende Kirche viel verdienen durch vereinigtes Gebet. Linderung hatte die Frau jedenfalls durch das Erscheinen ihres Schutzengels bekommen, denn es muß ihr Schutzengel gewesen sein.

Der ehrwürdigen Klosterfrau in N. läßt der Herr sagen: Sie sollten zwar das ihnen geeignet erscheinende Haus annehmen, jedoch nicht sehr viele Veränderungen darin vornehmen, denn wenn die Feinde Seiner Kirche in Frankreich gedemütigt seien, dürften sie wieder zurückkehren. Dies gelte auch für die Klosterfrauen in N., denen Er habe sagen lassen, sie sollten noch warten, bis die Zeiten ruhiger seien.

Allen Ordensleuten, die in den letzten Jahren aus Frankreich oder sonstwo vertrieben worden, läßt der Herr sagen: Alle, ja alle möchten sich als Sühnopfer betrachten, die Er, weil unschuldig, erwählt habe, daß sie die Gerechtigkeit Gottes versöhnen sollten, denn der Zorn Seines Vaters sei ob des Undanks der gottlosen Menschen so heftig entbrannt, daß Sein (des Sohnes Gottes) unblutiger Kreuzestod, den Er tagtäglich so viel tausendmal auf unseren Altären vollzöge, nicht mehr allein hinreichte, genugtuende Sühne zu leisten. Es müsse Menschen geben, und zwar reine, unschuldige Seelen, die den Kreuzestod an sich vollziehen.

Diese müssen ganz über sich hinweggehen und sich als Schlachtopfer für Seine heilige Kirche einsetzen. Und dazu habe Er das Priestertum und Seine auserwählten Bräute beiderlei Geschlechtes ausersehen und bestimmt. Sie sollten Ihm also vor Seinem himmlischen Vater Ehre machen, denn Er rechne auf sie. Er erlaube ihnen, wo sie sich hinflüchteten, ihren nötigen Unterhalt zu suchen auf die ihnen zu Gebote stehende Art und Weise, wie sich Gelegenheit darböte, wie es Sein heiliger Nährvater in Ägypten tun mußte, aber unter allen Umständen ihre Gelübde halten, besonders das der Keuschheit. Und weil es nicht so bliebe, wie es jetzt sei, sollten sie sich als Pilger betrachten, die durch ihren Opfergang mit reichen Gnaden und Verdiensten wieder von ihrem Pilgerzuge zurückkehren sollten. Dieses sollen all die bedrängten guten Christen, besonders Priester und Ordensleute, in Frankreich wissen, damit sie ihre Aufgabe recht erfassen und anstatt sich dem Kleinmut hinzugeben, Mich ihren Herrn und Gott dankbar preisen, daß Ich sie auserwählt habe, Meinen Erlösungstod in ihnen fortzusetzen und so Mein armes Volk zu retten."

 

19. Juli 1906

Barbara: Während der heiligen Wandlung in St. Quintin opferte ich mich dem Herrn auf und bat, Er möge meine Armseligkeit ersetzen und gleichwie Er am Kreuze die Arme ausspanne, um alle Menschen zu umfangen, so begehre ich, die Arme meines Geistes auszuspannen und in Vereinigung mit Ihm alle Menschen der ganzen Welt zu umspannen und mit meinem Gebet Ihm zuzuführen.

"In erster Linie empfehle ich Dir alle Anliegen der Liebesbundmitglieder."

Da gab mir der Herr die tröstliche Versicherung:

Jesus: "Er werde die kleinen Opfer, die man tagtäglich zu leiden habe durch Hitze, Kälte, Ungeziefer, das die Armen in ihrem Dachkämmerlein so sehr quäle, besonders die Leiden der armen, unschuldigen Kinder, mit großem Wohlgefallen aufnehmen, wenn ich es verstände, sie täglich zu sammeln und Ihm in Vereinigung mit Seinem bitteren Leiden aufopfere. Und daß Er die täglich wiederkehrenden quälenden Belästigungen von demjenigen, der sie aus Liebe zu Gott im Geiste der Buße mit Geduld ertrage, so annehmen werde, wie Er in früheren Zeiten, als die Menschheit noch kräftiger gewesen sei, die überaus strengen Bußwerke der heiligen Einsiedler entgegengenommen habe, denn Er brauche jetzt viele Seelen, die sich einsetzen für andere, und für so außerordentlich schwere Bußwerke sei die Menschheit doch jetzt zu geschwächt. Das Gemüt ertrage es nicht mehr, leibliche Schwäche wirke zu sehr auf die Seelenkräfte ein."

Barbara: Bei der Wallfahrt zu den Vierzehn Nothelfern am 18. Juli, als wir in den Flecken einzogen, sah Barbara die Heiligste Dreifaltigkeit, welche ihr Ihre Freude ausdrückte, daß es noch Menschen gebe, die nur zu Seiner Freude und Ehre lebten und sich Ihm ganz hingäben, und wie im Blitz erfaßte jede der Göttlichen Personen eine von uns und zog uns in Sich hinein. Barbara sah uns aber nur als ein Tüpflein auf dem 'i'. Die Majestät des himmlischen Vaters sei unbeschreiblich gewesen.

 

24. Juli 1906

"Es müssen Seelen sich vereinigen, die das Gegenteil tun von dem, was die gottlose Welt tut."

Barbara: Nach der heiligen Kommunion redete der Herr mich sehr liebevoll an, indem Er mich aufmunterte, nichts zu unterlassen, wo eine Anregung zum vereinigten Gebet bezweckt werden könne. Denn in unserer genußsüchtigen, glaubensarmen Zeit sei nichts so notwendig, als daß die Guten sich vereinigten, gegenseitig sich ermunterten und mit vereinigten Kräften den Himmel mit Bitten bestürmten.

Jesus: "Gehet also bis Donnerstag nach Marienthal und opfert den Gang auf zu Ehren Meiner lieben Großmutter, Mutter Anna. Ermuntert auch andere, die Zeit dazu haben.

Du und noch andere hätten gerne ihre Ruhe, ihr scheut Strapazen. Ich will aber der vergnügungssüchtigen Welt, die in Tanz und Spiel, in Sünden und Laster ganz versunken ist, ein Mittel entgegensetzen. Es müssen Seelen sich vereinigen, die das Gegenteil tun von dem, was die gottlose Welt tut. Darum möge N. noch einmal die Anregung machen, dem Pilgerzug nach Lourdes sich anzuschließen, denn Ich will, wenn Pater Ludwig einmal wieder gesund ist, daß Meine Liebe und Barmherzigkeit in der ganzen Welt ausgebreitet werde.

Deinem Bischof kannst du sagen, daß die Kritiker niemals dazu beitragen werden, daß der Glaube wieder emporblühe und die Kirche verherrliche, wohl aber ein tieflebendiges Glaubensleben.

Der Generaloberin in N. teile mit: 'Ihre Wiedergutmachung solle darin bestehen, daß sie in all ihren Klöstern auf kindlich-demütigen Glauben hinarbeite, denn die Aufgabe des Liebesbundes ist, daß die Mitglieder sollen in kindlich-demütigem Glauben ein sündenreines Leben führen, Ihn oft in der heiligen Kommunion empfangen, und der jungfräuliche Stand soll durch den Liebesbund mehr gehoben und gepflegt werden.'

Barbara: Ferner wünscht der Herr, daß viel gebetet und geopfert werde für die Kirche Frankreichs, weil in jenem Land Er zwar schwer beleidigt und gekränkt werde, aber Seine treuen Kinder Ihm auch wieder viele Freude machten und Er nicht zulassen werde, daß dort Seine Kirche untergehe; denn Seine treuesten Freunde und Anhänger, wie Lazarus, Martha und Maria Magdalena hätten den Samen Seines kostbaren Blutes zuallererst nach Frankreich getragen und diese bitten und bestürmten Ihn Tag und Nacht für dieses ihnen so teure Land.

Darum auf zum Gebet. Und wenn wir vielleicht einen Pilgerzug nach Lourdes machen, dann wollen wir recht vereint, im Gebet, den Himmel bestürmen.

Pater Ludwig, der nach menschlichem Ermessen eine Beute des Todes sei, habe Er aber nur so weit an die Todespforte befördert, damit alle Seine Macht anerkennen müßten. Er habe ihn, indem er zwischen Leben und Tod schwebend doch wieder auflebe, vor dem Tode bewahrt, damit alle einsehen müßten, daß Leben und Tod nur in Seiner Macht stehen und alle Seine Oberherrlichkeit anerkennen müßten. (Die erbetene Erlaubnis für Pater Ludwig, sich dem Pilgerzug anzuschließen, wurde zum zweiten Male von Provinzial Pater P. Abgeschlagen.)

 

25. Juli 1906

"Daß wir Menschen nicht überall zu übernatürlichen Mitteln unsere Zuflucht nehmen sollen, solange wir auf natürlichem Wege uns helfen können."

Barbara: Wie es allen armseligen Menschenkindern geht, so geht es auch mir. Die große Hitze drückt mich dermaßen zusammen, daß ich nicht mehr schlafen kann und morgens sehr entkräftet bin. Doch schleppte ich mich heute fort, um die heilige Kommunion nicht entbehren zu müssen. Dies ließ mich der Herr auch fühlen, indem Er mir trotz aller Armseligkeit großen fühlbaren Trost zuteil werden ließ. Ich gewann Zutrauen. Es war mir, wie wenn ich eine gute Freundin einige Zeit trocken behandelt hätte und sie mir doch nichts entgelten ließ. Ich war ganz erstaunt und sagte:

"O Herr, es ist mir unbegreiflich, daß Du Dich herablässest. Ich hätte Dir einige Fragen vorzulegen, aber aus Furcht, ich betrüge mich selbst, will ich lieber nicht fragen."

Jesus: "Warum hast du gestern und schon viele Tage nichts gefragt? Und warum antworte Ich dir nicht immer, auch wenn du und andere es noch so gerne hätten? Weil Ich nicht will! Von Meinem Willen also hängt alles ab. Alle Unterredungen und alle guten Anregungen müssen zuerst von Mir ausgehen. Ich bin es, der dein Herz und deinen Willen lenkt und leitet. Und nun, was willst du wissen von Mir?"

Barbara: "O Herr, werden wir wohl vom Pater Provinzial die Erlaubnis bekommen?"

Jesus: "Warte noch einige Tage, und du erfährst es auf natürlichem Wege."

Barbara: Dies war die erste Beschämung. Nicht genug gedemütigt, fragte ich weiter: "O mein Jesus, ich weiß, Du bist gut. Du hast mir schon viele Beweise dafür gegeben. Darum wage ich es, so dreist mit Dir zu reden. O ich bitte, laß mich wissen, ob wir sicher auf Heilung von Pater Ludwig hoffen dürfen?"

Jesus: "Dies hängt von euch ab. Solange ihr euren Willen obenan setzt, lasse Ich euch noch zappeln. Seid ihr aber einmal mit allem, was Ich tue, vollkommen einverstanden, dann werde Ich in allem euren Willen tun."

Barbara: "Herr, das wollen wir. Nur was Du willst, das soll geschehen. Auch Pater Ludwig will sonst nichts."

In dieser Unterredung gab mir der Herr zu verstehen, daß wir Menschen nicht überall zu übernatürlichen Mitteln unsere Zuflucht nehmen sollen, solange wir auf natürlichem Wege uns helfen können. Die ehrwürdigen Schwestern in N. sollen nicht so leicht ihr Haus wechseln. Die Schikanen, die ihnen gemacht werden, seien vom Teufel angezettelt, dem dieses Gebets- und Opferleben sehr verhaßt sei. Sie sollen dies gar nicht beachten und die Leiden aus Liebe zu ihrem himmlischen Bräutigam geduldig ertragen.

"Ach Herr, gib mir doch ein Wort des Trostes für Fräulein N."

Der Herr aber schwieg. Und als ich weiter in Ihn drang, gab Er mir zur Antwort:

Jesus: "Für eigensinnige Seelen habe Ich keine Antwort. Ich habe ihr schon genug Beweise Meiner Liebe gegeben."

 

Fest der heiligen Anna am 26. Juli 1906

"Die Liebe ist es, die euch das Dasein gab, und wer diese Liebe zu erwidern versteht, der hat seine ganze Lebensaufgabe erfüllt."

Barbara: Bei der heiligen Kommunion am Feste der heiligen Mutter Anna war der Herr wieder sehr herablassend. Er zeigte mir, mit welcher Sorgfalt Er diese Stammlinie, aus der Seine heilige Mutter hervorgehen sollte, gepflegt und beschützt habe, und zwar zeigte Er mir dies in Form einer wunderbar schönen Straße, die ohne Biegung und Krümmung sich durch viele Geschlechter, die ich alle auf derselben wandeln sah, hindurchzog und bei Seiner gnadenreichen Geburt ausmündete.

Auch zeigte der Herr mir die Stammlinie des heiligen Josef. Diese war zwar dieselbe Straße, aber zur Zeit, wo Er das Pflegekind des heiligen Josef geworden sei, wären viele von dieser Stammlinie abgewichen und hätten in so reiner Absicht Gottes Gesetz nicht mehr gehalten wie die Ahnenfamilie der heiligen Mutter Gottes. Josef sei der Einzige und Heiligste seines damals lebenden Geschlechtes gewesen und von jenen wegen seiner Frömmigkeit viel verachtet und verspottet worden. Und Josef habe sich, um nicht auch rückwärts zu kommen in seinem frommen Streben, von ihnen entfernt und lieber ein ganz armes, demütiges Leben geführt.

Ich bat den Herrn für alle, die sich an mich wenden und stellte Ihm der Reihe nach alle Bitten vor, so ganz besonders, Er möge doch Pater Ludwig die Gesundheit schenken.

Jesus: "Dies hängt von euch und von ihm selbst ab. Solange ihr euren Willen vorschiebt und es euch nicht gleichgültig ist, wie eure Bitten von Mir gewährt werden, das heißt, solange ihr Mir vorsagt: 'Herr, das mußt Du erfüllen', werde Ich tun, was Ich will. Finde Ich aber einmal die vollkommene Gleichförmigkeit zwischen Meinem und eurem Willen, dann gebe Ich euch alles, was ihr wünscht und von Mir verlangt. Dann werdet ihr aber auch nichts mehr wünschen und verlangen, als was Ich anordne und zulasse.

Ich habe eine große Freude an jenen Seelen, als da sind all die vertriebenen, unschuldig leidenden und büßenden Ordensleute, die noch ihre Rechte im Lande wahren wollen, aber anstatt anderen die Schuld heimzuschieben für all die Entbehrungen und Leiden, denen sie durch die Gottlosigkeit der Welt ausgesetzt sind, sich auch ruhig der Zuchtrute unterwerfen. Siehe, das sind die Opfer, die Ich ausersehen habe, um Mein Volk zu retten."

Barbara: "Herr, was können wir Armen denn tun, die wir in der Welt leben und so viele Fehler begehen, und so wenig Opfergeist besitzen?"

Jesus: "Die Liebe ist es, die euch das Dasein gab, und wer diese Liebe zu erwidern versteht, der hat seine ganze Lebensaufgabe erfüllt. Die Liebe zu Gott erzeugt Dankbarkeit, und sie tut, was die Engel und Heiligen tun im Himmel durch die ganze Ewigkeit. Darum ist dies das Vollkommenste, was ein Mensch auf Erden tun kann. Nur der gottliebende Mensch erfüllt seine ganze Aufgabe, denn in gleichem Maße wie seinen Schöpfer liebt er auch seine Mitmenschen.

Deswegen, wenn du Mich fragst, was ihr tun sollt, um etwas beizutragen, daß die gottlose Welt Mich wieder erkenne, dann sage Ich dir: Tut, was Ich euch angebe! Dies ist ja der einzige Zweck des Liebesbundes, warum Ich den Liebesbund gegründet, damit die guten, treuen Seelen wie ein schützendes Dach die Arme ihres Gebetes ausspannen über alle Menschen, besonders über diejenigen, die am meisten in Gefahr sind, verlorenzugehen."

Barbara: Schon seit der Fronleichnamsoktav zeigte mir der Herr das furchtbare Unglück in Frankreich, welches die Trennung von Staat und Kirche nach sich ziehen würde. Beständig sehe ich über Frankreich eine Kluft sich öffnen, und die auf ihrer Oberfläche lebenden Menschen dorren aus, weil die Nahrung und Feuchtigkeit von unten heraus fehlt. Staat und Kirche könnten nicht lange getrennt bestehen. Der Staat müsse getragen sein durch die Segnungen der Kirche, und die Kirche könne den Schutz des Staates nicht entbehren, sonst gleiche sie einem Haus ohne Dach, das den Verheerungen aller Unwetter ausgesetzt ist. Und wie sehr wünsche Er, daß mehr darauf hingearbeitet werde, daß es in Frankreich wieder anders werde. Und wie sehr beklagt Sich der Herr, wenn der eine Teil sich um den anderen wenig oder gar nicht kümmern will.

Jesus: "Die Merkmale Meiner Kirche sind nicht zwei oder drei, sondern vier, das heißt, sie ist erstens ein Gemeingut der ganzen Welt, sie ist heilig wie ihr Stifter, sie ist apostolisch und viertens katholisch. Wenn nun die Feinde sie anfallen an einem Ende, mag es sein, wo es will, muß jedes Mitglied dieses Gemeingutes sich bemühen, auch seine Kräfte einzusetzen, dies Gemeingut vor dem Feind zu verteidigen.

Dieses soll auch eure Aufgabe sein, und wo ihr ein Mitglied anspornen könnt zu diesem Werk, da tut es, da spart keinen Weg und keine Mühe. Den Ordensfrauen in N. sage: Ihre Oberin möge sich ohne Ängstlichkeit der Operation unterziehen, sie werde noch mehrere Jahre ihrem Orden vorstehen. Aber sie möge doch alsbald eine Nachfolgerin ihres wichtigen Amtes bestimmen und bei dieser Wahl mehr auf Tugend als auf Gelehrsamkeit sehen, denn eine Oberin müsse mehr durch ein gutes Beispiel als durch Gelehrsamkeit andere leiten.

Sage Meiner Tochter, sie solle alle ihre untergebenen Ordensfrauen in all den Klöstern Frankreichs recht ermuntern, sich um ihre Rechte zu wehren und Heldinnen des Glaubens zu sein. Er versichere sie Seines ganz besonderen Schutzes. Alle aber, wie diejenigen, welche schon ihr Heim verlassen mußten, fordere Er auf zu einer beharrlichen Geduld, zu vereinigtem Gebet, damit der Zorn Seines Vaters recht bald wieder besänftigt werde, alle Ängstlichkeit und Griesgrämerei wegen seiner Schwächen und Fehler, die jedem Adamskind nun einmal anhaften, sollten sie ablegen. Es gilt, sich selbst vergessen, damit man sich mehr tüchtig mache, Meine Worte zu verstehen."

Barbara: Als ich von der Kommunionbank zurückkam und auf meinem Platz kniete, ging eine merkwürdige Veränderung in mir vor. Statt meiner Person war meine Gestalt umgewandelt in die majestätische Gestalt des Herrn Selbst und auch Luise, die neben mir kniete und auch mit mir kommuniziert hatte, war ebenso verwandelt. Um uns beide standen eine ganze Reihe heiliger Engel, die ehrfurchtsvoll anbeteten und den Herrn in einem Halbkreis einschlossen. Der liebe Heiland war aber nicht wie sonst, wenn ich Ihn sehe, sondern wie ein Bischof. Einen Hirtenstab hatte Er nicht, aber der Glanz, der von Ihm ausging, erfüllte auch alle übrigen, die kommuniziert hatten.

Nachdem Sich der Herr so gezeigt hatte, war ich anfangs sehr erstaunt über das große Glück, das einer jeden von uns zuteil wird, wenn wir die heilige Kommunion empfangen. Dann wurde ich aber zutraulich und bekam diese schöne Belehrung, die doch vom Herrn uns allen zum großen Trost gegeben wurde. Sie ist nichts anderes als eine Erklärung über den ausgesprochenen Wunsch unserer heiligen Kirche, die verlangt, daß die Gläubigen jetzt, wie in der ersten Christenheit, öfters kommunizieren sollen, und daß Er als Oberhirte über alle diejenigen wacht, die in der heiligen Kommunion Hilfe bei Ihm suchen.

Während jener Unterredung des Herrn am Feste der heiligen Mutter Anna kam auch eine verstorbene Klosterfrau, die mir schon lange Zeit ins Gebet empfohlen worden, und sagte: Sie sei bald nach ihrem Tode in den Himmel eingegangen und sie sei unendlich glücklich. Sie sprach ergreifend von der heiligen Liebe, so ähnlich: Jede Menschenseele sei ein Ausfluß der göttlichen Liebe und man könne nichts Verdienstlicheres tun, als daß diejenigen, die vom Feuer dieser göttlichen Liebe durchdrungen seien, diese innere Flamme auch auf ihre Mitmenschen übertrügen. Sie war voller Freude und so schön anzusehen, von mittlerer Größe, mit einem schneeweißen, durchsichtigen Gewand bekleidet, und sie trug einen Kranz weißer und roter Rosen auf dem Haupte. Als ich sie einlud, mit uns die Wallfahrt nach Marienthal zu machen zu Ehren der heiligen Mutter Anna, sagte sie: "Nicht nur ich, auch Schwester Angelika und alle eure verstorbenen Freundinnen werden euch begleiten."

Das andere habe ich vergessen, nur an das erinnere ich mich noch, daß sie sagte: es gäbe in unserem Jahrhundert viele Heilige und einige auserwählte große Diener Gottes, welche die heilige, katholische Kirche sehr stützten und auch viel beitrügen, daß die heilige katholische Kirche wieder neu emporblühe.

 

1. August 1906

"Damit euch das Verdienst der Ergebung in den Willen anderer nicht entgehe."

Barbara: Da unsere gute Absicht, den Willen des armen Kranken zu erfüllen, ihn nach Lourdes zu bringen, schon zweimal durchkreuzt wurde, trug ich dem Herrn meine Bitte aufs neue vor, weil Er ja die Allmacht Selbst ist und N. heilen kann, ohne die Reise nach Lourdes.

Jesus: "Seid gegen niemand aufgebracht, weil man überall eure gute Meinung zu durchkreuzen sucht, damit euch das Verdienst der Ergebung in den Willen anderer nicht entgehe. Gebet keine Ursache mehr an über N.s Leiden, dies oder jenes habe es herbeigeführt. Von Ewigkeit her habe Ich eines jeden Weg, und mit welchen Mitteln Ich jeden auf demselben führen will, zugedacht. Jeder hat ein gewisses Maß von Leiden durchzumachen. Das Maß für N. ist noch nicht voll gewesen."

 

Brief Barbara an P. Ludwig vom 2. August 1906

"In der Zeit, in der ihr lebt, steht der Priester auf dem Standpunkt der Apostel zur Zeit der ersten Christen."

"Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Die Portiuncula-Tage waren so segensreich, daß ich alle, die diese Zeilen lesen, bitte, zur Danksagung ein Ave zu beten. Am Ersten fand ich schon den Herrn sehr milde gestimmt, und Er redete mir zu, nur die Arme des Gebetes diese Tage recht weit auszuspannen und die Schätze Seines kostbaren Blutes und die Verdienste Seiner Heiligen recht fleißig zu benutzen. 'Denn', so sagte Er, 'heute öffnet Meine Braut ihre Schatzkammer für ihre guten, treuen Kinder. Kommt also und schöpfet!'

Diese Worte hinterließen in mir einen solchen Trost, daß ich wie trunken war vor Freude. Ich sagte meinen beiden Freundinnen, daß wir recht vereint uns bemühen wollten, den Willen des Herrn zu erfüllen. Die erste große Gnade war, nachdem ich die Bedingnisse des vollkommenen Ablasses erfüllt hatte und sehr ängstlich war wegen der vielen Armseligkeiten, daß mir der Herr (um diese Furcht hinwegzunehmen) den Zustand meiner Seele zeigte. Es wimmelte an ihr von allerlei kleinem Ungeziefer und es ergriff mich eine Angst, daß ich glaubte, ich sei von Gott verworfen.

Da aber nahte Sich der Herr (wie ich Ihn am St.-Anna-Fest auch gesehen hatte, und der Herr befahl etwas dem einen Engel. Dieser griff mit beiden Händen in mich hinein, nahm die von Ungeziefer wimmelnde Seele heraus und tauchte sie einige Male in ein Gefäß und hielt sie mir hin. Sie war weiß wie ein Stück Leinwand.

Schutzengel: 'Du, so macht es der Herr heute mit jeder Seele, die mit aufrichtigem Herzen kommt, den Portiunkula-Ablaß zu gewinnen. Alle, die hier sind und sich Mühe geben, dem Rufe der Kirche zu folgen, werden nicht nur den Ablaß gewinnen, sondern auch ihre Seelen retten für den Himmel.'

Er zeigte mir sodann die Seelen meiner Freundinnen und aller Liebesbundmitglieder, die den Ablaß zu gewinnen suchten in demselben Zustande. Nun war ich getröstet. Nichts konnte mehr die Freude meines Herzens trüben, und der Herr verlieh mir die Gabe des Gebetes, daß ich Seinem heiligen Herzen Gewalt antun konnte. Am Schlusse eines jeden Besuches faßte ich alles noch mal zusammen, was die Liebesbundmitglieder alle tun müssen, was jedes einzelne Mitglied sich verdient hat, und übergab es meinem Schutzengel in dem schönen Gebet, das der Herr uns gelehrt hat: 'Lieber heiliger Schutzengel, nimm...' (siehe letzte Buchseite).

Beständig war ich auch umringt von Armen Seelen, die flehend die Hände mir entgegenstreckten. O es ist so wahr, was die Kirche lehrt. Jubelt und preiset mit mir die unendliche Güte Gottes, der uns berufen hat zum heiligen, katholischen Glauben. Einmal trat ein Mann vor meinen Geist, mit verstümmelten Gliedern. Ich erschrak und glaubte, getäuscht zu sein. Der Mann aber sagte: 'Fürchte dich nicht. Der Herr erlaubt mir, deine Gebetshilfe anzuflehen. Ich war bei der Eisenbahn bedienstet und büßte dort mein Leben ein. Deswegen siehst du mich ohne Arm und Bein. Hilf mir heute, o hilf mir!' Und ich ging ein und aus für diese Seele und sah ihn später freudestrahlend und dankend vorüberziehen. Dies war am Vorabend.

Tags darauf flehte ich schon morgens bei der heiligen Kommunion: O Herr, sieh, heute ist Deine Braut, unsere gute Mutter, so freigebig. Du darfst ihr doch nicht nachstehen. Du mußt heute auch etwas mehr tun. Ich appelliere an Deine grundlose Barmherzigkeit. Du mußt heute Deine Gerechtigkeit überbrücken. Bitte verzeihe mir, wenn ich etwas zu keck bin. Du weißt ja, ich habe auch Deinen Willen getan und lasse mich heute noch von vielen hier in Mainz für eine närrische Person halten. Dies hätte ich mir doch ersparen können, wenn ich mich nicht von Dir als Sprachrohr hätte gebrauchen lassen.

Jesus: 'Es ist gut! Nun, was wünschest du, daß Ich dir gebe?'

O ich habe so viel zu wünschen, als Liebesbundmitglieder auf der Welt sind.

Jesus: 'Nun ja, Ich wünsche, daß der Liebesbund die ganze Welt umfasse und daß alle Menschen Mitglieder dieses Bundes wären, dann brauchte Mein Vater die Zuchtrute nicht zu schwingen, denn das kannst du allen zu wissen tun, daß, wer sich anschließt an den Liebesbund, sich Meines ganz besonderen Schutzes erfreuen wird. Freilich bleiben Leiden niemandem erspart, denn die Welt muß wieder zurückgeführt werden zu Christus und Seiner Kirche, und das geht nicht ohne schweren Kampf und große Opfer. Aber überall bin Ich an eurer Seite und gehe voraus mit Meinem Kreuz; folget Mir nur, und ihr werdet siegen durch das Kreuz. Wie Ich die Welt überwand durch große Trübsal, so auch jetzt ihr, Meine Kinder! Darum seid nicht herzlos gegen jene eure Brüder in Frankreich, die jetzt schon im heißen Kampfe stehen; denn wenn euch Gleiches widerfahren wird, werdet ihr doch Hand in Hand zusammengehen müssen. Zwar wird Meine Kirche nicht untergehen, aber Meine Diener müssen sich den Sieg erkämpfen.'

Ich bat alsdann für mehrere Verstorbene, die mir ins Gebet empfohlen worden.

Jesus: 'Nicht nur diese, sondern auch alle übrigen, deren Verwandte Liebesbundmitglieder sind und sich heute Mühe geben, den Portiuncula-Ablaß für sie zu gewinnen, will Ich dir geben.'

Darüber war ich so erfreut, daß ich mich bemühte, zu Lieschen und Luise zu kommen und sie aufforderte, doch ja keine Zeit unnütz zu verlieren. Am Abend bei der Schlußandacht zeigte Sich der Herr wider alles Erwarten noch einmal, denn ich war über Seine liebevollen Verheißungen so getröstet, daß ich Ihn weiter nicht mehr belästigen wollte, und hielt mich von jeder Neugierde zurück, zu wissen, was die eifrigen Beter erlangt hätten. Als aber der Segen gegeben wurde, sandte der Herr Seine Engel aus.

Und im Nu war die Kirche über unseren Häuptern so dicht gefüllt mit weißen Gestalten, daß es schien, sie erdrückten sich, und immer kamen während der ganzen Andacht neue Scharen dazu. Es schien mir, der Raum erweitere sich, und als das Te Deum angestimmt wurde (o ich muß heute noch weinen, wo ich dies niederschreibe zum Troste so vieler gedrückten Seelen), da war es, als wollte die Schar verklärter Seelen die Kirche durchbrechen, um sich zu ihrem Gott emporzuschwingen, und mit solcher Freude stimmten sie alle mit ein, daß sie uns Lebende übertönten.

Und als der letzte Segen gegeben war, befahl der Herr wieder den heiligen Engeln, und während die dritte Strophe 'Heilig, Herr, Gott Sabaoth' gesungen wurde, führten die heiligen Engel den Zug meinem Geiste vor. Voraus zog eine Schar mit weißen und roten Kränzlein, und das Gewand war auch rosarot. Nach diesen kam eine Schar mit weißen Gewändern, die ganz in Gold eingefaßt waren. Und der Herr teilte mir mit:

Jesus: 'Die ersten, die du siehst, sind die jungfräulichen Seelen, auch die Kinder, die zwar in der Taufunschuld gestorben sind, aber doch schon kleine Fehler begangen hatten und der Anschauung Gottes noch seither beraubt waren. Diese, mit Gold eingefaßten Gewänder, sind Priester.'

Als ich dies hörte, sagte ich: 'O Herr, ist denn nicht auch der kleine Herr dabei, der neulich hier gestorben ist, oder ist er gleich in den Himmel eingegangen?' Da trat von hinten her eine Gestalt sehr freudig vor und sagte: 'O ja, ich bin da!' Nach diesen kamen Gestalten mit violettblauen Kleidern, und der Herr sagte: 'Es sind Büßer.' Dann kam ein Zug allerlei Menschen, und der Herr sagte:

Jesus: 'Es sind die gewöhnlichen Alltagsmenschen, die Mich zwar nicht besonders geliebt, aber doch in Meiner Gnade gestorben sind.'

Weil ich sehr verwundert war über die große Auszeichnung des Priesterstandes, gab mir der Herr folgende Erklärung:

Jesus: 'In der Zeit, in der ihr lebt, steht der Priester auf dem Standpunkt der Apostel zur Zeit der ersten Christen. Er muß mit Entschiedenheit kämpfen gegen den Unglauben, wenn er die ihm anvertraute Herde vor dem Zeitgeist schützen und im wahren Glauben erhalten will. Darum muß Ich den Priestern eurer Zeit den Lohn der heiligen Einsiedler geben. Jene verließen die Welt, um ihre Seele zu retten. Den Priestern eurer Zeit aber habe Ich mitten in die gottlose Welt hineingestellt, um nicht nur für sich zu kämpfen gegen diese Welt, sondern auch andere tüchtig zu machen und ihre Seelen zu retten. Je nach Verdienst die Belohnung! Diese Meine Diener haben zu verbessern, was ihre Amtsbrüder zur Zeit, als Luther auftrat, versäumten. Weil jene sich einer trägen Ruhe überließen, konnte Luther ungestört in Deutschland sein Unwesen durchsetzen. Dies war die Zeit, wo Meine Kirche ihren Glanz verlor, und zwar verlor durch die Lauigkeit, mit der man nur einer trägen Ruhe frönen wollte; denn damals war Meine Kirche sehr reich, und sie mußte gedemütigt werden. Jetzt aber soll sie wieder zu neuem Glanz emporblühen, und Meine Diener müssen sich sehr anstrengen.

Darum ist die Belohnung entsprechend der Mühe. Die Priester zu unterstützen, um die kleinen Flämmchen der Gottesliebe in den guten, treuen Seelen neu anzufachen und zu entflammen, ist die eigentliche Aufgabe des Liebesbundes. Dies ist es, warum Ich mit dir rede. Die Menschen haben vergessen, daß Ich ihr Schöpfer bin, weil sie Mich nicht sehen. Darum muß Ich Mich, wie Ich immer getan, durch Geschöpfe zu erkennen geben.'

Besonders muß Ich noch anfügen, was mir der Herr betreffs einer Verstorbenen mitteilte, die mir schon seit mehreren Jahren ins Gebet empfohlen ist. Die Kinder dieser Verstorbenen sind sehr gute, gläubige Christen und hängen mit kindlicher Liebe an der verstorbenen Mutter, obwohl diese ihre Mutterpflichten sehr vernachlässigte. Die Kinder sind sehr eifrige Mitglieder des Liebesbundes. Vor einiger Zeit zeigte mir der Herr den trostlosen Zustand dieser Verstorbenen. Heute wurde ich noch von dem Herrn eigens aufgefordert, dieses ausführlicher aufzuschreiben, so wie Er mir es gezeigt habe, damit die, welche sich in gleicher Weise versündigen, doch erkennen mögen, wie schrecklich die Sünde gestraft werden müsse, weil Gott uns zu Seiner Verherrlichung erschaffen und nicht, daß wir unserer eigenen Begierlichkeit frönen, und wie groß doch wieder Seine Liebe und Seine Barmherzigkeit sei, wenn nur ein Mensch noch da ist, der Ihm Genugtuung leistet für die Ihm geraubte Ehre. Als der Herr die oben erwähnte Seele mir nach der heiligen Kommunion zum ersten Male zeigte, vielmehr ihren Aufenthalt angab, sagte Er:

Jesus: 'Sie ist zu jener Klasse verurteilt, an die das Gebet Meiner Kirche nicht hinreicht.'

Als ich dann später einmal wieder sehr inständig für die Frau anhielt und dem Herrn all das Gute aufzählte, welches ihre beiden Kinder tun, winkte Er einem Engel. Der Engel war aber kein anderer als der Schutzengel jener verstorbenen Frau. Wenn dies der Herr mir gar nicht mitgeteilt hätte, so hätte ich es dennoch erkennen können an dessen großer Anteilnahme an dem Schicksal jener Armen Seele. Mit sichtbarer Freude begleitete der Engel mich Arme, hocherfreut darüber, daß der Allerhöchste doch einer Sterblichen den Ort zeigen wolle, wo die ihm anvertraute Seele ihren Leichtsinn zu verbüßen habe in der Ewigkeit.

Der Engel führte meinen Geist bis an die Pforte. 'Hier', sagte er, 'bleibe!' Ich schaute durch eine Öffnung, und was ich da gesehen, ist ungemein traurig. Ich durfte zusehen, wie der Engel jener Frau etwas sagte. Die Frau in ihrer großen Betrübnis warf mir einen Blick zu, an dem ich zwar damals nicht, aber jetzt verstehe, daß ihr Schutzengel ihr die freudige Nachricht brachte: 'Dieser dort hat Gott erlaubt, dir zu Hilfe zu kommen.'

Gestern, als ich den Herrn so freigebig fand, nahm ich am Schlusse alles zusammen, den ganzen Schatz der heiligen Kirche und besonders auch die guten Werke aller Liebesbundmitglieder und legte sie durch die Hände der lieben Mutter Gottes vor dem Throne Gottes nieder und sagte: 'O Herr, Du hast heute so viele glücklich gemacht. Siehe, wir alle haben uns abgemüht, Dir Freude zu machen. Nun mache Du auch mir noch eine Freude. Gib jener Frau einen Trost, die Du mir neulich gezeigt, oder, o nimm sie auch auf. Du hast ja heute viel Ehre erwiesen bekommen und ihre Kinder, was werden sie heute für ihre Mutter gebetet haben.'

Da rief der Herr wieder denselben Engel. Diesmal kam der Engel nicht gleich her zu mir. Wie der Wind sah ich ihn forteilen, und als er zurückkam, war jene Arme Seele bei ihm. O wie dankbar war die Frau. Sie sagte mir:

Arme Seele: 'Gückselig die Stunde, wo du mit meinen Kindern zusammenkamst. Tausendmal sage ich durch dich meinen Kindern Dank, daß sie meinem Beispiele nicht gefolgt sind. Ihr Vater, mein treuer Ehegatte, hat mich noch gerettet, sonst wäre ich auf ewig verloren. Und um des vielen Guten willen, welches durch die Liebesbundmitglieder getan wird, und um dessen Ausbreitung sich meine Kinder bemühen, bin ich durch Gottes Barmherzigkeit aus jenem schrecklichen Ort befreit, wo kein Gebet hindringt, und die sich dort befinden, leiden bis zum Jüngsten Tag. O möchte doch allen jenen, die so leichtsinnig wie ich die Sünden wie Wasser hineingetrunken, bekannt werden, was ihrer wartet in der Ewigkeit. Es würden viele sich bekehren.'

Leichter als zuvor zwar, aber doch noch sehr betrübt, wandte sie sich von mir ab, denn der Engel an ihrer Seite mahnte sie dazu. Ich schaute nach, und der Engel führte sie in eine ganz abgelegene, wüste Gegend. So viel ist gewiß, daß sie nun um des Guten willen, das durch die Liebesbundmitglieder gewirkt wird, von jener harten Fegefeuerstrafe zu einer gelinderen befördert wurde, wo ihr jetzt Anteil an den guten Werken und den Gebeten der Kirche können zugewendet werden. Auch wurde mir mitgeteilt:

Jesus: 'Wenn jemand einwenden wollte, es sei nicht möglich, daß der liebe Gott ein gefälltes Urteil über eine Seele zurücknehmen werde, so sage Ich ihnen: Wie im Alten Bunde um der Verdienste des kommenden Erlösers willen viele Strafen abgekürzt und die Seelen, wenn auch nur in die Vorhölle, gerettet wurden, so habe Ich hier gehandelt, um all der Liebe und des Glaubenslebens willen, das jetzt und später durch die Mitglieder des Liebesbundes geübt wird.' gez. Barbara Weigand."

 

9. August 1906

"Daß der Geist, der in dir durch die Schriften spricht, derselbe Geist ist, der die heilige katholische Kirche leitet."

Barbara: Am Dienstag nach der heiligen Kommunion sah ich den Herrn überaus liebenswürdig. Er lud mich ein, zu Ihm zu kommen, und meine Seele eilte wie ein Kind in den Schoß der Mutter auf Ihn zu. Er saß auf einem Throne auf dem Altar und blickte mich liebevoll an und sagte:

Jesus: "Komme, Ich will dich entschädigen für alles, was du gelitten."

Barbara: Zu Seinen gebenedeiten Füßen befand sich ein Behälter, auf den der Herr deutete. Und als ich hineinschaute, war ich wie entzückt über den mannigfaltigen Glanz, der in dem Behälter sich abspielte. Alle Schönheiten, alle Farben der Welt sind nichts dagegen.

Jesus: "Siehe die Schätze Meines Blutes, die Ich für euch erworben habe. Greif nur zu und schöpfe. Beunruhige dich nicht. Bleibet treu auf dem begonnenen Wege. Sage dies auch deinen Freundinnen und allen, die sich an euch angeschlossen. Ich will euer Führer und euer Beschützer sein. Und daran, was jetzt der Heilige Vater, der Mein sichtbarer Stellvertreter ist, als oberster Hirte in die Welt hinausschreibt, müßt ihr erkennen, daß der Geist, der in dir durch die Schriften spricht, derselbe Geist ist, der die heilige katholische Kirche leitet.

Macht ruhig eure Wallfahrten wie seither und lobet und preiset den Schöpfer anstatt der Menschen, die Ihm ihre Anerkennung versagen. Vereinigt euer schwaches Lobgebet mit den Schätzen Meines kostbaren Blutes und seid unbekümmert um das Gerede der Menschen, die euch tadeln. Ohne allen Vorbehalt sollen sich besonders Meine Bräute, die Ordensleute, Mir überlassen. Nicht so ängstlich sein. Nicht allzusehr an seiner Armseligkeit hängen, die kostbare Zeit nicht damit vertändeln, Grübeleien nachzuhängen. Zufrieden sein mit dem Beruf, den man sich erwählt hat. Wenn Satan kommt mit Beängstigungen, dann spuckt ihm ins Gesicht.

Dies ist die Lehre, die Ich allen jenen ängstlichen Seelen gebe, die sonst guten Willens sind, aber nie über sich hinwegkommen. Sage allen diesen bedrängten Ordensleuten, die sich schriftlich oder mündlich an Mich gewandt, daß sie nicht nur Meine Bräute sind, weil sie Mir geweiht, sondern auch Meine liebsten Kinder sind, denn Ich habe dir gesagt zur Zeit: 'Alle, die Ich dir zuführe, gehören zu den liebsten Kindern Meines Herzens.' Ich bin zwar ein guter Gott, aber auch ein eifersüchtiger Gott.

Deshalb sollen sie sich nicht an ihre Fehler und Unvollkommenheiten hängen und Mir die Mir gebührende Ehre rauben, denn es genügt Mir, daß sie so viel unschuldig leiden müssen durch die Verfolgung, die über Meine Kirche gekommen ist. Sie sollen wissen, daß Ich sie in Schutz nehme und alle ihre Fehler vergesse. Morgen geht ihr nach G. und am Samstag nach M., unbekümmert um das Gerede der Menschen. Meine Freude ist, daß ihr Mein Lob verkündet, und Ich will, daß ihr mit freudigem Herzen es verkündet."

 

Priesterweihe am 12. August 1906

"Denn der Liebesbund hat ja die Aufgabe, die ganze Welt in Christus zu erneuern."

Barbara: Kurz vor der Kommunion der jungen Priesterkandidaten sah ich den Himmel sich öffnen, und es war, wie wenn der ganze Chor in ein Paradies sich verwandelt hätte. Himmel und Erde waren wie zu einem verschmolzen und eine Stimme aus der Höhe sprach:

Jesus: "Diese sind reingewaschen im Blute des Lammes. Sie sind diejenigen, an denen Ich Meine Freude habe!"

Barbara: Ich erkannte die Stimme als die des Herrn und flehte inständig für diese jungen Priester, befahl Ihm unsere H. H. Bischöfe und alle übrigen Priester, daß sie doch alle Männer nach Seinem heiligsten Herzen sein möchten.

Jesus: "Sage du deinem Bischof, wenn Deutschland verschont bleiben soll und nicht dasselbe Schicksal die Kirche treffen soll wie sein Nachbarland, dann müssen die Schriften verbreitet werden. Die Menschheit leistet ihrem Schöpfer nicht mehr den schuldigen Dank und keine Anerkennung, und wer die Worte liest, die Ich durch dich an die Menschen richte, der muß zur Gegenliebe wieder angefacht und entflammt werden.

Das Priestertum allein kann nicht mehr viel ausrichten, weil die Menschen sie nicht hören. Sie gehen ja in keine Predigt mehr. Es muß viel geopfert, viel gelitten und viel gebetet werden. Längst schon wäre auch der Zorn Meines Vaters über Deutschland hereingebrochen, wenn du nicht um so viel Mich anbettelst und nicht so viele treue Seelen sich vereinigten, um durch Gebet und Sühne Meinem Herzen Gewalt anzutun. Die geraubte Ehre Meines Vaters verlangt Ersatz und Sühne. Darum sollen die Wallfahrten, welche die ungläubige Welt durchaus ungern sieht, aber auch nur im Geiste der Buße gemacht werden. Damit bricht das gläubige Volk dem Unglauben die Spitze ab.

Und Ich verspreche euch, sooft ihr wallfahrten geht und mit den Armen eures Gebetes die ganze Welt umfaßt, um für die geraubte Ehre Meines Vaters Genugtuung zu leisten, Anteil an allen heiligen Meßopfern, die an selbigem Tage gelesen werden, Anteil an allen verdienstlichen Werken der Missionare und Ordensleute habt. Denn der Liebesbund hat ja die Aufgabe, die ganze Welt in Christus zu erneuern, und darum sollen die Guten zu noch größerem Eifer angespornt, die Lauen aufgerüttelt und die Sünder zur Buße geweckt und ermahnt werden durch solche Wallfahrtsgänge."

 

Vigil Mariä Himmelfahrt am 14. August 1906

"Wie hart die Strafe ist für diejenigen, die im Leben auf Gottes Barmherzigkeit lossündigen und mit Meiner Gerechtigkeit spielen wollen."

Vierzehn Tage vor Mariä Himmelfahrt wurde ich von meinem Beichtvater aufgefordert, auf dieses schöne Fest eine neuntägige Andacht zu halten, und er fügte bei: "Sie werden, ich verspreche es ihnen, wieder große Gnaden erlangen." Ich tat, wie mir gesagt wurde, und zwar mit um so größerer Freude, weil ich mit Zuversicht eine große Gnade erwartete, hatte Gott ja durch Seinen Diener es versprochen.

In den letzten Tagen aber begegnete mir etwas, was mich bitter kränkte, von einer Seite, wo ich es nicht erwartete. Ich war sehr betrübt, dachte aber, es ist nichts Neues, ähnlich ging dies schon oft auf deinem Lebenswege, verschloß den Schmerz in mich hinein und ergab mich ruhig in den göttlichen Willen. Gestern wurde ich schon sehr getröstet nach der heiligen Kommunion. O ich getraute mich nicht aufzublicken, als der Herr mich rief, und ich sagte:

Barbara: "Herr, wie kannst Du heute so freundlich und herablassend gegen mich sein, da ich mein Herz nicht freibringe. Ich finde so wenig Aufrichtigkeit und wahre Treue, daß ich mich heute sehr zu beklagen habe."

Jesus: "Wo Menschen sind, gibt es Fehler. Dies darf dich nicht beirren. Komm nur! Vergiß und verzeihe, bis du siehst, daß Ich auch so gegen dich bin. Siehe, wie Ich deine Seele gewaschen habe in Meinem Blute!"

Barbara: Und der Herr zeigte mir meine Seele, und ich ward sehr zutraulich. Die Beklemmung schwand. Der Herr hob meine Seele zu Sich und mit Sich fort. In diesem Geistesfluge sagte Er mir:

Jesus: "Ich will dir zeigen, wie die triumphierende Kirche die Vorabende hoher Feste feiert."

Barbara: Wir gelangten in einen Raum von unaussprechlicher Schönheit und Herrlichkeit. Der Herr stellte mich in die Mitte, damit ich alles schön übersehen könne. Alles war beschäftigt hier. Mit großer Ehrfurcht begrüßten alle den Herrn, aber dann ging es weiter in der Beschäftigung. Es wurde ein Thron errichtet, so prachtvoll und majestätisch, daß das Auge nicht satt wurde zu schauen. Die Farbe war karmesinrot, ähnlich wie der Bischofsthron bei kirchlichen Feierlichkeiten, aber feiner und mit zierlichen goldenen Türmchen versehen. O welch eine Pracht, wie ich dergleichen noch nicht gesehen. Still lächelnd schaute der Herr meinen staunenden Blicken zu und sagte:

Jesus: "Siehst du, so werden hier die Vorabende gefeiert. Morgen ist das Fest der Aufnahme Meiner heiligen Mutter, und dies ist der Thron, auf welchem Sie wieder aufs neue zur Königin des Himmels gekrönt wird."

Barbara: Alles, was da lebte und schwebte, war voller Freude und Jubel. Ich wandte mich nun an den Herrn und bat Ihn, Er möge mir um all der Freuden willen, die Er an diesem Tag mit Seiner lieben Mutter gehabt habe, auch eine Bitte gewähren. Er möge mir die Seele von Frau N. schenken und alle jene Armen Seelen, die Ihn und Seine heilige Mutter recht geliebt hätten auf Erden.

Jesus: "Frau N. kann Ich dir noch nicht schenken. Du mußt wissen, daß sie schon eine außerordentliche Begünstigung durch dich erlangte. Doch verspreche Ich dir, wenn ihre Kinder treu bleiben auf betretenem Wege bis zum Tode, Ich alsdann ihre Mutter befreien werde. Du aber sollst alles aufschreiben, was Ich dir zu wissen tue, damit die Menschen sehen, wie hart die Strafe ist für diejenigen, die im Leben auf Gottes Barmherzigkeit lossündigen und mit Meiner Gerechtigkeit spielen wollen. Dort, an jenem furchtbaren Ort, wo die Frau seither büßte, sind viele, viele Seelen, die leiden bis zum Jüngsten Tag, denn dort ist der Eingang verschlossen für jeglichen Trost. Darum blieb der Engel, der dich dorthin begleitete (der Schutzengel jener Frau) auch am Eingang stehen.

Und nun, um dir Mut beizubringen, damit du ja nichts unterlässest aufzuschreiben und die Menschen Meine Gerechtigkeit wieder fürchten lernen, aber auch Meine Güte und Barmherzigkeit sehen und bewundern, beförderte Ich diese Frau an einen Ort, wo die guten Werke der streitenden Kirche hingelangen können, um des vielen Guten willen, das durch die Schriften geübt wird."

Barbara: "O Herr, wie wirst Du aber mit uns verfahren, die wir bei sonst gutem Willen doch immer so armselige Menschen sind, wie Du dieser Tage wieder siehst?"

Da zeigte der Herr mir eine Pforte. Vor dem Eingang hing eine Person, wie wenn sie schwebend an Fäden angebunden in der Luft hinge. Ich wunderte mich sehr und fragte, was dies denn bedeute?

Jesus: "Dies sind die Unvollkommenheiten, an denen die Seele noch hängt, die ihr, wenn sie auch in Meiner Gnade gelebt und gestorben ist, doch den Eingang in den Himmel noch verhindern."

 

Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August 1906

Barbara: Heute, am Feste Mariä Himmelfahrt, war ich mit der Prozession zu dem Gnadenort Marienborn gewallfahrt. Bei der heiligen Wandlung sah ich den Herrn wieder auf dem Hochaltar. Ich erinnerte Ihn an das Wort meines H. H. Beichtvaters.

"Aber, mein Jesus, Du sagtest gestern wieder, ich solle alles niederschreiben, was Du mir zu wissen tust, habe aber noch kein Wort aufgeschrieben von gestern. Siehe, Du gibst mir Aufträge, die ich allein nicht ausführen kann, und die es könnten, beachten Deine Worte nicht. Selbst die, welche Du mir beigegeben hast, vertändeln so viel Geld für überflüssige Dinge, daß für Dich und Deine Zwecke wenig bleibt. Und wieviel Angst halte ich aus wegen meiner zwei Neffen. Am Ende habe ich für alle, die sich an mich gewendet, einen Trost von Dir erbettelt und für mich habe ich nichts als Enttäuschung über Enttäuschung, denn ich denke an mich immer zuletzt."

Da gab mir der Herr die tröstliche Verheißung:

Jesus: "Du wirst noch erleben, daß die Antonius-Kirche eingeweiht wird. Denn sie soll als Erinnerungszeichen hingestellt werden an die große Liebe, die Ich durch dich an die Menschheit verschwendete. Für alle Menschen habe Ich mit dir gesprochen. Und du wirst deine zwei Neffen noch als Priester am Altare sehen. Und zur Bekräftigung, daß es so ist, wirst du von Meiner heiligen Mutter zum Abschied einen Händedruck erhalten."

Barbara: In diesem Augenblick kam die liebe Mutter Gottes auf mich zu, drückte mir die Hand, daß ich vor Wonne nicht zu mir kommen konnte. Als ich zu mir kam, ging die Prozession schon aus der Kirche, und ich beeilte mich, mich ihr anzuschließen. Die Hand der lieben Mutter Gottes war so schön, daß ich jetzt noch vor Wonne zerfließen möchte. Der Herr sagte mir noch, daß ich nichts unterlassen solle aufzuschreiben, denn es werde vielen Menschen nützen. Alles, was Unangenehmes an mich herankomme, dürfe mich von meiner Aufgabe nicht zurückhalten; die Fehler müßten unter uns ertragen werden, wie Er ja auch die Fehler Seiner Apostel habe erduldet und ertragen.

Anmerkung: Lieschen bat Luise, ihr doch ein Kleid für sonntags machen zu lassen, weil das ihrige für den Sommer zu heiß sei. Weil nun die Näherin gerade bei Luise war und Luise an das Haus gefesselt mit Barbara nicht reden konnte, bis daß alles fertig war, so meinte Barbara, man hätte das Geld für gute Zwecke sparen können, denn es sei noch nicht so nötig gewesen.

 

Brief Barbara an P. Ludwig vom 26. August 1906

"Die Leiden mit Geduld ertragen ist der Weg, den alle Heiligen gehen mußten, um in den Himmel zu kommen."

"In der letzten Woche konnte ich mit unserem Herrn nicht reden. Er zeigte mir wieder, was der Mensch aus sich ist, nämlich Elend und Sünde. An Ihrem heiligen Namensfeste (H. H. Pater Ludwig) war ich deshalb sehr betrübt, gar kein Wort des Trostes für Sie erflehen zu können. Ich opferte zwar die heilige Kommunion für Sie auf, aber dürr und öde mußte ich die Kirche verlassen. Wir machten dann eine Wallfahrt nach Marienborn. Dort flehte ich sehr inständig, und die liebe Mutter Gottes teilte mir mit, daß ich heute einer Unterredung mit dem Herrn gewürdigt werde. Nach der heiligen Kommunion erinnerte ich den Herrn an das Versprechen Seiner heiligen Mutter, und der Herr brach endlich Sein langes Schweigen. Ich fragte den Herrn, ob Er denn Pater Ludwig gar kein Geschenk zu seinem Namenstag wolle zukommen lassen.

Jesus: 'Ja, Ich will ihm in den Tagen, wo seine Geschwister bei ihm zusammenkommen, seine Beredsamkeit wieder geben. Er wird zur Unterhaltung mit solcher Begeisterung von Meiner Macht, Weisheit und Güte sprechen, daß alle seine Geschwister nicht nur getröstet, sondern auch sehr erbaut von ihm scheiden werden. Dann aber sage ihm, daß er und Luise, die ja auch Namenstag feiert, Mir zum Opfer eine völlige Gleichförmigkeit mit Meinem göttlichen Willen bringen, denn dies ist der Schlußstein der christlichen Vollkommenheit. Die Leiden mit Geduld ertragen ist der Weg, den alle Heiligen gehen mußten, um in den Himmel zu kommen.'

gez. Barbara Weigand"

 

30. August bis 2. September 1906

"Die streitende, leidende und triumphierende Kirche sind nur eine einzige Familie."

Barbara am 30. August 1906: Früh zeigte Sich der Herr einige Augenblicke in einem Lichtglanz. Aber ich durfte Ihn nur sehen, wie wenn ich durch einen Schleier Ihn sähe. Er sagte:

Jesus: "Ihr seid Jungfrauen, die in der Welt leben, und als solche habe Ich dich neben den Ehestand gestellt, weil Ich will, daß der jungfräuliche Stand auch in der Welt soll gehoben und gepflegt werden."

Barbara: Am Samstag, dem 1. September, unterließ ich zur Buße für meine Sünden die heilige Kommunion, dafür aber empfing ich mit größerer Inbrunst die geistige Kommunion. Die ganze Woche war ich sehr niedergebeugt und konnte mich nicht erheben, hatte auch keinen Trost, weder innerlich noch äußerlich. Ich klagte mich darum bitter an beim Herrn, und Er ließ Sich herab, mich zu trösten. Ich hörte eine Stimme, die mich einlud, aus meinem Elend herauszugehen und alles, was mich so niederdrücke, zu vergessen.

Jesus: "Siehe, ein Herz schlägt für dich und denkt an dich. Darum komm und sieh, was Ich dir schon mehrmals gezeigt habe, damit du wieder mutig werdest zum Kreuztragen."

Barbara: Ich war so erquickt bei diesen Worten, daß ich alles Leid vergaß und mich dem Herrn überließ. Er führte meine Seele in jenen glorreichen lichten Raum, wo alles, was wir sehen und hören, Friede, Freude und himmlische Glückseligkeit ahnen läßt. Ich sah einen herrlichen Thron und auf diesem einen Mann in fürstliche Gewänder gekleidet. Alles bewegte sich freudig um ihn und beglückwünschte ihn. Um ihn herum standen viele, die mit jenem auf dem Thron ebenfalls von anderen beglückwünscht wurden.

Unter diesen erkannte ich einen verstorbenen Schwager von mir mit Namen Egidius und die diesem gratulierten, kannte ich alle sehr gut. Es waren meine verstorbene Schwester, seine Ehefrau, und meine ganze verstorbene Verwandtschaft. Ich war sprachlos über das Glück, das jedem einzelnen aus den Augen leuchtete, und der Herr erlaubte ihnen, mir dies Gesehene zu erklären. Mein Schwager fing an zu reden und sagte:

Schwager (†): "Siehe, wir alle hier, die du von anderen umringt siehst, feiern heute mit jenem Egidius, auf dessen Namen wir getauft und unter dessen Schutz wir gestellt sind, Namenstag. So ist es alle Tage hier. Ein ewiges Freuen, ewiges Frohlocken. O sage meinen Kindern, sie möchten ihr ewiges Ziel nicht vergessen, ihre Kinder in der Gottesfurcht erziehen, damit wir uns hier wieder finden, an diesem Ort der ewigen Glückseligkeit. Sage ihnen, daß sie in die Fußstapfen der Eltern treten, das Allerheiligste Sakrament öfters empfangen und immer die liebe Mutter Gottes recht kindlich verehren sollen.

Barbara: Egidius redete noch, da kam mein glückseliger Neffe Josef, der im November gestorben ist, in einem herrlichen Gewande, weiß wie der Schnee, viel schöner war es, wie das von Egidius, meinem Schwager. Strahlend vor Glück und Freude sprach er:

Josef (†): "Sage meiner Schwester, sie soll doch ja ausharren, o es lohnt sich, und Valentin und allen meinen Geschwistern, daß sie sich nicht so sehr an die vergänglichen Freuden der Welt hängen. Auch ich hätte noch gerne gelebt. Ich machte Pläne für mein zukünftiges Leben, aber alle meine Pläne vereitelte der liebe Gott. Wie gut, daß ich Ihn immer fürchtete. Und jetzt, wie glücklich bin ich. Saget Ihm Dank mit mir."

Barbara: Die anderen Kinder unserer Verwandtschaft sah ich nur von ferne. Sie waren so sehr mit dem Lobe Gottes beschäftigt und so voller Freude, daß sie sich zwar nach mir umsahen, aber doch mehr nach Art unschuldiger Kinder und wie Engel.

Als ich von diesem glückseligen Ort zurückgeführt wurde, kam ich durch einen dunklen Ort, wie in der Dämmerung. Da trat ganz traurig die Nichte einer Verwandten von mir auf mich zu, die dieser Tage erst gestorben war, und sagte:

Nichte (†): "O wie traurig, daß ich nicht teilnehmen kann an den Gnaden und Gebeten, die der Herr über dich ausgießt und die der leidenden und streitenden Kirche zugute kommen. Denn wie in einer Familie, wo Friede und Eintracht herrscht, die zeitlichen Güter der Familie gleichmäßig verteilt werden, so macht es der liebe Gott mit den geistlichen Gütern. Wäre meine N. eines Herzens und Sinnes mit dir, gingen alle die geistlichen Gnaden und Verdienste auch auf mich über, die der liebe Gott dir zukommen läßt. So aber fällt anstatt Trost ein dunkler Schatten auf mich zurück."

Barbara: Und jammernd und traurig verschwand die Seele.

Ich bat und flehte auch für eine Frau, deren Tochter in meine Verwandtschaft eingeheiratet hat, weil sie sich mir vorstellte und sehr freudig und getröstet aussah. Ich fragte sie, wie es ihr jetzt gehe. (Vor einigen Jahren erschien mir dieselbe in einem sehr erbärmlichen Zustand.) Sie sagte:

Frau (†): "Es geht mir, seitdem meine Tochter zu deiner Familie gehört, viel besser; denn die Gebete und Verdienste, die der Herr deinen Angehörigen zukommen läßt, kommen auch mir zugute."

Barbara: Und sie stimmte das Magnificat an. Ob sie schon im Himmel ist, weiß ich nicht, aber sie sah überaus fröhlich aus. Ich wandte mich an den Herrn mit der Bitte, was Er mir heute zu verstehen geben wolle, und Er sagte:

Jesus: "Ich will dir zeigen, was Ich auf jeder Seite in deinen Schriften niedergelegt habe, nämlich die streitende, leidende und triumphierende Kirche sind nur eine einzige Familie, und daß die geistige Gütergemeinschaft allen zugute kommt, wo kein Hindernis gelegt wird. Und Ich will, daß alle lebenden Christen den Artikel des Glaubensbekenntnisses recht lebendig erfassen sollen: Ich glaube an eine Gemeinschaft der Heiligen!"

Barbara: Der fürstlich gekleidete Mann auf dem Throne war der heilige Egidius, einer der Vierzehn heiligen Nothelfer. Wir gehen alle Samstage (so befahl es mir der Herr) zu Ehren der lieben Gottesmutter wallfahrten. Gestern hatten wir uns verabredet, heute nicht zu gehen wegen der Valentinus-Andacht, die in St. Christoph gehalten wird. Aber der Herr riet mir auch heute zu gehen, und zwar bei der größten Mittagshitze. Als wir dort ankamen, wurde dort ein Kind zur Taufe getragen. Während der Taufe erschien die liebe Mutter Gottes in einem goldenen Kleid und breitete die Hand aus über das neugetaufte Kind. Und ich erkannte, daß das Kind einmal Priester werde. Mit uns aber war Sie sehr liebevoll und zeigte mir für jeden eine Krone.

Bei unserer Wallfahrt am letzten Samstag bei dem Gnadenaltar in Marienborn beteten wir den Kreuzweg. Als wir an der zehnten Station ankamen, trat wieder eine dunkle Gestalt vor mich hin. Es ergriff mich eine solche Erschütterung, daß mir alle Sinne wie betäubt wurden und ich schweigend auf die Bank niedersank. Die Seele redete mich an und sagte:

Pfarrer (†): "Ich bin der Vorgänger von dem Pfarrer dieser Kirche. Ich bitte dich, schenke mir die Ablässe, die ihr durch diese Kreuzwegandacht gewinnen werdet und sage dem Pfarrer Ambrosius, ich ließe ihn bitten, doch meiner am Altare zu gedenken. Er hat in den Augen Gottes Gnade gefunden, weil er sich Mühe gibt, die Wallfahrt wieder neu zu beleben. Was ich durch meine Nachlässigkeit versäumte, macht er wieder gut. Tue es, denn ich leide große Peinen hier. Und ich verspreche dir und deinen Begleiterinnen, bei eurem Tode, wenn ich bis dahin erlöst sein werde, auch vor Gott für euch zu bitten."

Barbara: Er verschwand, und ich konnte weiterbeten. Bei meiner Beichte sagte ich es meinem H. H. Beichtvater, wie ich es hier beschrieben habe, und bekam zur Antwort:

Beichtvater: "Das ist möglich und ist zu glauben. Ängstigen Sie sich nicht, wenn Ihnen wieder Ähnliches vorkommt. Sagen Sie gleich: Mein Gott Ich vereinige meine Gebete mit dem kostbaren Blute und den Verdiensten Deines Sohnes und opfere es Dir für die Arme Seele auf, die Du gerne aus den Qualen des Fegefeuers befreien mögest! Da bleibt jede Täuschung ausgeschlossen."

Barbara: Gestern wurde mir durch die heilige Hildegardis von Eibingen mitgeteilt:

Hildegardis: "Unterlasse das Aufschreiben nicht, und wo du von Gott aufgefordert wirst hinzugehen, da gehe und trete in meine Fußstapfen ein, verbreite in Wort und Schrift die Ehre Gottes."

 

Brief Barbara an Luise vom 6. September 1906

"Wir haben zwar, Lieschen und ich, viel für Euch gebetet, besonders für den Pater Ludwig, und wir hoffen beide ganz sicher, der Herr wird Euer Beisammensein (vielleicht zum letzten Mal auf dieser armseligen Welt) mit Seinem Segen begleiten. Wenn Er es auch nicht nach unseren Begriffen tut, überlassen wir nur alles Seinem heiligen Willen. Wir wollen und haben getan, was Er gesagt hat. Nun steht es noch bei uns in allem, auch wenn wir es nicht verstehen, mit Vertrauen in Seine Arme uns zu werfen. Müßten Du und Deine lieben, ehrwürdigen Schwestern auch ohne Trost auf Besserung von Pater Ludwig scheiden, ein Trost bleibt: Die Ergebung in Gottes heiligen Willen. Herr, willst Du nicht, was ich so gerne gewünscht hätte, so will ich meinen Nacken beugen in allen meinen Wünschen. Fahre fort, sie zu durchkreuzen, nur gib mir immer mehr Erkenntnis zu begreifen, wer ich bin und wer Du bist.

Heute früh, bei der heiligen Kommunion, trug ich so ähnlich dem Herrn mein Elend vor und bat Ihn, mir doch den Eifer einmal wieder zu geben, den ich früher hatte. Jetzt, wo Er doch äußerlich meine Verhältnisse so geordnet habe, daß ich mehr beten könnte. Da erhielt ich die Antwort:

Jesus: 'Die Leitung der Seelen Meiner Auserwählten richte Ich zu allen Zeiten nach den Zeitverhältnissen, in der Meine Braut, Meine heilige, katholische Kirche, sich bewegt!'

O Herr, wie notwendig wäre in unserer Zeit aber gerade, daß recht viele, wie Gertrudis, Mechtild und Theresia, Dir dienten in Ruhe und Frieden und Du in ihren Herzen Dich entschädigen könntest für den Undank so vieler Menschen. Da erhielt ich die vielsagende Antwort:

Jesus: 'Hast du je gehört, daß das Herz Meiner Braut so verzerrt und zerrissen wurde, wie in den Tagen, in denen ihr lebt? Und die Seelen Meiner Auserwählten sind das Herz Meiner Kirche, in ihnen wohnt Mein Geist, wie Er in Meiner Kirche wohnt. Darum werden jetzt Meine Auserwählten in sich selbst im Sturm hin- und hergeschleudert und unruhig bewegt. Ängstigt euch deswegen nicht, wenn euer guter Wille so vielfach durchkreuzt wird. Es ist Sühne, die Ich verlange, und versinnbildet das Leben Meiner Kirche in der Gegenwart.'

Dies ist wieder ein großer Trost für unsere Armseligkeit. Ich bitte Dich, liebe Luise, frage Herrn Pater Ludwig, ob er es für gut halte, nach Rom an den H. H. N., Päpstlichen Hausprälaten, zu schreiben, weil er mir doch seine Adresse zugeschickt hat.

 

3. Oktober 1906

"Wenn Ich aber manches anders lenke, als dir mitgeteilt wurde, so sind dies nur Mittel, die Ich zur Heiligung der Menschen nach Belieben so zulasse."

Barbara: Als ich gestern abend beim Rosenkranz im Dom auch die Anliegen von Schwester N. dem Herrn anempfahl, hörte ich eine innere Stimme, die sagte mir ganz deutlich:

Jesus: "Sage Meiner Tochter, sie könne samt ihren Schwestern, die ihrer Leitung unterstellt sind, ganz sicher auf Meine göttlichen Erbarmungen rechnen, denn der gute Geist wehe unter ihnen. Die Dame brauche nicht ängstlich zu sein wegen ihrem jetzigen Unwohlsein. Sie täte besser, recht kräftig zu essen und sich oft in Gottes freier Natur bewegen, anstatt zu den Ärzten zu laufen. Ihre Krankheit werde sich in einigen Jahren von selbst heben."

Barbara: Und heute, als ich mich beklagte bei dem Herrn über den herben Verlust, der uns bevorsteht, wenn Pater Ludwig hinweggenommen ist, und fragte ruhig und ergeben den Herrn, warum Er denn solche Enttäuschungen zulasse, da anwortete mir der Herr:

Jesus: "Was sind denn eigentlich für den Menschen Enttäuschungen? Ganz gewiß nur solche Dinge, die das ewige Heil der Seelen gefährden. Und nun durchforsche dein ganzes Leben, welche Absicht dich jedesmal leitete, wenn du jemanden tröstetest, der dich um einen guten Rat ersuchte und du ihm eine innere Ansprache übermittelt hast?"

Barbara: Ich tat so, wie der Herr mir sagte und antwortete Ihm:

"Ja, ich finde nichts anderes, als daß ich dadurch die Menschen anfeuern möchte, Dich doch mehr zu lieben, und daß ich durch solche Vermittlungen Dein Wohlgefallen auf mich und andere herabziehen möchte."

Jesus: "Siehst du, man darf nie den Zweck mit den Mitteln verwechseln. Der Zweck, daß Ich Mich dir mitteile, ist, daß die Menschen Mich wieder besser erkennen und lieben sollen und Mein himmlischer Vater wieder Seine Freude und größeres Wohlgefallen an den Menschen finde. Wenn Ich aber manches anders lenke, als dir mitgeteilt wurde, so sind dies nur Mittel, die Ich zur Heiligung der Menschen nach Belieben so zulasse, wie du gesagt oder anders lenke. Denn gleich wie Ich, wenn die Menschen gottlos sind, ihnen Strafgerichte androhe, diese wieder abwende, weil Ich es wieder für besser finde, noch zu warten auf ihre Bekehrung, so verfahre Ich auch umgekehrt mit den Gerechten zur Vermehrung ihrer Verdienste und Glorie. Betrübet euch nicht, wenn Ich eure Pläne durchkreuze; sie sind nur Mittel. Der Zweck eurer Heiligung ist, daß ihr in allen Dingen, ob ihr sie versteht oder nicht, euren Nacken beuget unter Meinen Willen, der alles zum Besten lenken wird."

 

Fest des hl. Franziskus am 4. Oktober 1906

"Dies sind zwei sichere Wege, um zu Mir zu gelangen, nämlich der Weg der Jungfräulichkeit und der Weg des Ordensstandes."

Barbara: Gestern hielt ich schon sehr an bei dem heiligen Franziskus, für Pater Ludwig doch ein tröstliches Wort vom Herrn zu erflehen. Heute früh packte ich, als ich kommuniziert hatte, all mein Vertrauen zusammen, um den Herrn, um der Verdienste Seines treuen Dieners willen, zu bitten, mir doch ein Trostwort zu geben. Ich ruhte stundenlang in Seinen Armen, aber Er würdigte mich keiner Mitteilung bis zum Hochamt. Bei der Opferung erschien der heilige Franziskus am Altare. Er war so kostbar gekleidet, daß sein Kleid nicht wie das Ordenskleid aussah, sondern vielmehr schimmerten auf violettblauem Grunde alle Farben. Er trug eine so kostbare Krone, die wie glänzende Edelsteine, von der Sonne bestrahlt, ihn ganz umstrahlte. Bei der heiligen Wandlung sah ich Pater Ludwig neben Franziskus stehen, aber nicht verklärt, sondern in seinem Ordenshabit. Franziskus gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen, und meine Seele wurde von der Kirche in die Räume versetzt, wo Pater Ludwig und wir alle hinversetzt werden, nicht mehr um zu schauen, sondern auf ewig zu genießen. Von dort aus wurde mir eine Prozession gezeigt von Ordensmännern, die so lang war, daß es mir vorkam, sie reiche bis an das Ende der Welt.

An der Spitze war der heilige Franziskus. In einem lichten Kreis, den ich vor Glanz nicht zu durchschauen vermochte, gab mir Franziskus zu verstehen, dies sei der Thron des Allerhöchsten. Auf der entgegengesetzten Seite sah ich eine Prozession ebenso lang, die alle Jungfrauen zu sein schienen, und der Herr erklärte mir, was dies bedeute:

Jesus: "Dies sind zwei sichere Wege, um zu Mir zu gelangen, nämlich der Weg der Jungfräulichkeit und der Weg des Ordensstandes. Dort in der Nähe des Allerhöchsten ist der Ort, wo Franziskus wohnt. Dort soll auch Mein Diener Pater Ludwig wohnen, immer und ewig. Zu diesem Zweck hat er den jungfräulichen und den Ordensstand erwählt. Um sein letztes Ziel aber um so sicherer zu erreichen, habe Ich ihm noch besondere Mittel gegeben. Ich gab ihn dir zum Seelenführer, damit er viele Verdemütigungen, Spott und Hohn Mir zuliebe erdulden konnte und jetzt wird der letzte Pinselstrich an ihm ausgeführt durch diese demütigende Krankheit.

Denn was Franziskus zu dem machte, was er jetzt ist, das war seine Liebe zu dem Gekreuzigten, welche er sich durch Abtötung und Selbstverleugnung verdiente. Aber Mein Diener Pater Ludwig hat sich dieselben Verdienste erworben durch seine Liebe, um Meinetwillen verachtet und recht verdemütigt zu werden. Alles hat er gut bestanden. Nur sage ihm, daß er den Schlußstein gut aufsetzt, nämlich: Beharrlich in der Geduld! Dank sagen soll er allen, die ihm einst wehe getan und mit Freuden den Tod annehmen, den Ich für ihn bestimmt. Seine Aufgabe des Werkes halber ist für ihn vollendet. Alles, was noch zu tun ist, ist Meine Sache. Nur die heilige Freude, die Ruhe, die Geduld zu bewahren, ist es, was seinen Mitbrüdern beweisen muß, daß Ich mit ihm bin. Wie wird er frohlockend und jubelnd aufjauchzen, wenn er Mich nach überstandener Mühe zum ersten Mal erblickt an der Goldenen Pforte."

Und der heilige Franziskus, der bei dieser Unterhaltung zugegen war, rief Pater Ludwig zu:

Franziskus: "Freue dich! Mein Bruder, komm an meine Seite und schaue Ihn, so wie Er ist!"

 

13. Oktober 1906

"Diese Mauer müsse jede Seele sich selber bauen durch die Losschälung des Herzens von allen Geschöpfen."

Barbara: Jemand fragte, wie es zwei im letzten Jahre verstorbenen Ordenspersonen gehe. Und der Herr gab mir zur Antwort:

Jesus: "Frage Mich nicht über Dinge, die mehr die Neugierde befriedigen, als daß irgendwelcher Nutzen für die Seelen zu erhoffen sei."

Barbara: Die Belehrung aber, die der Herr an diese Worte anknüpfte, sind für Ordensleute von großer Wichtigkeit, nämlich: Die Schwester, die sich durch Morphium das Leben verkürzte, sei am Richterstuhl Gottes für diesen langsamen Selbstmord nicht so hart bestraft worden als dafür, daß sie dem Unfrieden Eingang verschafft habe in ihr Herz. Sie hätte gleich im Anfang Widerstand leisten müssen, dann wäre sie auf solch schreckliche Gedanken nicht gekommen. Unfrieden aussäen unter gottgeweihten Personen sei nur Satanswerk. Da müsse gleich anfangs, wo die Seele dies merke, sie sich entschieden abwenden.

Eine Ordensperson sei Seine Braut, auf die Er sehr eifersüchtig sei. Bei dem Worte "Kloster" bringt der Name schon mit sich, was er bedeutet. Die Klostermauer zeige an, daß ihre Einwohner sich von der Welt abgeschlossen hätten. So müsse auch die Ordensperson ihr Herz mit einer Mauer umgeben. Ihr Herz soll eine zweite Mauer sein. Diese Mauer müsse jede Seele sich selber bauen durch die Losschälung des Herzens von allen Geschöpfen. Dann käme der Frieden in die Seele, und mit dem Frieden Er Selbst. Er wohne in ihr und habe Seine Lust und Freude an dieser Seele.

Alles, was Unfriede erzeuge, sei immer, in welcher Form er sich zeige, vom Teufel, nicht von Ihm. Er sei ein Gott der Liebe und Güte und mache die Menschen nicht unglücklich. Satan stünde beständig auf der Lauer, um eine Lücke zu finden, die Mauer zu durchbrechen. So habe es jene Ordensfrau gemacht und müsse nun hart, sehr hart es verbüßen. Nicht für die böse Tat, die der Teufel in ihr vollbracht habe (denn dort sei sie nicht mehr Herr ihres Willen gewesen), sondern dafür, daß sie ihren Unfrieden nicht entschieden bekämpft und so dem Teufel ihren freien Willens preisgab, weil sie dem Teufel durch Schwermut Platz gemacht, was sie hätte verhüten können, wenn sie nicht so nachgegeben hätte.

Die andere dagegen, von der man glaubt, sie habe keine Prüfung bestanden, weil sie von allen geschätzt und geliebt gewesen, sei durch ein leichtes Fegefeuer alsbald in den Himmel eingezogen. Was dieser an äußeren Verdemütigungen, Zurücksetzung und dergleichen abging, hat sie durch die Losschälung des Herzens von allen Geschöpfen ersetzt. Sie starb in vollkommener Vereinigung ihres Willens mit dem Willen Gottes.

Ferner: Sage jener Oberin N. N., sie habe gut gehandelt an jenen Schwestern. So sollten alle handeln, die andere zu leiten hätten, nämlich: Nachsicht und Geduld haben mit den Schwächen ihrer zu leitenden Töchter. Eine Oberin müsse vor allem anderen selbstlos sein und nur mit Milde und Gelassenheit die Fehlenden bestrafen, wo es nötig ist, dagegen aber auf Beobachtung der Ordensgelübde bedacht sein, besonders da, wo das Gelübde gegen die Keuschheit in Gefahr käme. Hierin gebe Satan sich alle Mühe, recht viele zum Falle zu bringen, indem er mit unreinen Vorgaukelungen in die Sinne einzudringen suche, um die Seelen zu verwirren. Diese dagegen glauben dann, solchen Versuchungen nicht gewachsen zu sein, werden mutlos und lassen den Unfrieden und mit diesem Satan einziehen in ihr Herz.

Der Herr wünscht, daß diese Mitteilung eine weite Verbreitung finde, denn das dreifache Ordensgelübde sei ein Gegenmittel gegen die Krebsschäden unserer Zeit, die von der dreifachen Begierlichkeit ganz zerfressen sei.

Jesus: "Solange aber das Herz Meiner Braut, welches der Priesterund Ordensstand ist, in gesundem, frischen Leben fortbesteht, pulsiert immer noch Kraft und Leben auch in die übrigen Glieder der menschlichen Gesellschaft. Deswegen die allzu große Ängstlichkeit verbannen. Den Orden, in den Ich eine Seele geführt, nicht so leicht verlassen. Ob im beschaulichen oder im tätigen Orden, in jedem ist die Seele Meine Braut.

Wo mehr Kampf sich vorfinde, ist Gott auch mit Seiner Gnade freigebiger. Nur eines darf nicht fehlen: das Gebet. Die Weltleute, die sich der Sinnlichkeit hingeben, haben den Kampf nicht. Den Kampf haben nur die Jungfrauen ihr Leben lang auszufechten, weil auch sie als Erbstück von Adam die Sinnlichkeit in sich haben und diese sich in ihrem Fleisch von Zeit zu Zeit rege. Ob Meine Braut anbetend vor Mir kniet oder im Krankendienst tätig ist, die Opfer, worin die Seele sich bewegt, das ist der Beruf Meiner Braut.

Und wenn im Beruf auch manches vorkommt, was beunruhigt und Versuchungen der Fleischeslust verursacht, es ist keine Sünde, solange die Seele nicht freiwillig das unterhält, denn der Mensch, auch im Ordensstand, ist noch ein Mensch und hat die Fleischeslust in sich. Und wenn sich das Fleisch regt und sie kämpft, so hat sie großes Verdienst. Der Kampf ist ihr Verdienst. Sage Luise, Ich kann ihnen das Leiden von Pater Ludwig nun einmal nicht ersparen. Ich will sie hoch in den Himmel heben. Die Menschen, die Ich für Mich erziehe, führe Ich sonderbare Wege, freilich will der Mensch das nicht, aber später seht ihr es ein.

Der Priester, der sich bekehrte in Mainz, ist eine Blume eures Gebetes. Das habt ihr erlangt, weil ihr so uneigennützig betet für die Bekehrung der Sünder." (Ein protestantischer Prediger, früher katholischer Priester, trat öffentlich zur katholischen Kirche zurück.)

 

21. Oktober 1906

"Gar leicht bildet der Mensch sich ein, etwas zu sein, während er doch nur ein Nichts ist."

Barbara: Als ich dem Herrn die Leiden einer kranken Ordensfrau vortrug und Ihn doch um ein Wörtlein des Trostes für sie bat, gab Er mir die Ursache an, warum Er sie nicht auf wunderbare Weise heilen wolle, nämlich: es trüge Ihm vor Seinem himmlischen Vater und dem ganzen himmlischen Hof mehr Ehre ein, wenn sie die Operation mit Freuden auf sich nähme, als wenn Er sie durch ein Wunder heilen würde, denn Ihm sei es leicht, sie zu heilen, aber dann falle für Ihn die Ehre weg, die Ihm vor dem ganzen Himmel dadurch erwachse, das Schauspiel einer geduldigen, gottergebenen Seele vorzuführen. Dies bereite Ihm mehr Ehre und allen Bewohnern des Himmels mehr Freude, der Kranken aber auch großes Verdienst.

Als ich Ihn bat, die Ärzte zu bewegen, sie in ihrem Kloster zu operieren, bekam ich die Antwort:

Jesus: "Was sagte Ich einst zu den Pharisäern, als sie Mir den Vorwurf machten, daß Ich am Sabbat heile? Nicht wahr, Ich sagte ihnen: Wer von Euch zieht nicht seinen Ochsen aus der Grube, in die er am Sabbat fiel? Dies gilt auch hier! Es ist Mir viel angenehmer und ist für den Menschen eine Pflicht, sein Leben zu erhalten, um Mir noch dienen und für Mich noch mehr leiden zu können, als eigensinnig am Buchstaben der Regel zu halten. Sage Schwester N., das beste Namenstagsgeschenk habe Ich ihr schon beim Eintritt ins Kloster gegeben, indem Ich ihr einer Meiner höchsten Engel zum Namens-Schutzpatron gegeben. An jedem wiederkehrenden Namenstag müsse sie sich immer aufs neue daran erinnern, wieviel Mir an ihrer ewigen Glückseligkeit gelegen sei, weil Ich sie einem so hohen Fürsten zum Schutz übergeben habe. Und dafür solle sie alle noch für sie wiederkehrenden Namenstage in innerer Freude und Danksagung zubringen."

Barbara: Schwester N. läßt der Herr sagen: Es sei Ihm sehr wohlgefällig und für sie sehr verdienstlich und für das ganze Kloster von großem Nutzen, daß sie den schwierigen Posten, den Er für sie bestimmt, mit so heiliger Freude versehe. Sie möge doch ja vor keinem Opfer zurückschrecken. Er werde sie beschützen. Dabei kündigte der Herr aber zugleich an, daß Er sie noch hart prüfen werde.

"Warum gibst Du doch jederzeit so tröstliche Antworten, wenn ich für andere bitte, nur für uns drei hast Du so wenig Trost. Alles geht ja gegen unseren Willen. Was wir von Dir doch erwarteten, schlägt um für uns zu Leiden und Trübsalen."

Jesus: "Um euch in der Demut zu erhalten, denn wo Ich andere trösten will, da müssen die Werkzeuge, die Ich dazu benutze, immer in der Demut gehalten sein, damit Mein Werk nicht beschmutzt werde. Gar leicht bildet der Mensch sich ein, etwas zu sein, während er doch nur ein Nichts ist. So verfahre Ich auch mit Pater Ludwig. Die Krankheit von Pater Ludwig ist keine Prüfung für ihn, sondern eine Strafe für seine Brüder, daß sie ihn beständig so sehen müssen, damit sie erkennen, was sie angerichtet haben. In diesem Zustand hat er keine Verantwortung für das, was er tut. Die Krankheit ist sein Verdienst, weil er sie sich mit seiner Berufspflicht zugezogen. Laßt Mich nur machen! Ich weiß, was Ich tue!"

 

29. Oktober 1906

"Denn nicht in der Friedenszeit kann der Soldat seine Tapferkeit erproben, sondern im Kampf."

Bei einer Wallfahrt am 27. Oktober, als wir in der Wallfahrtskapelle knieten, trat Jesus aus dem Tabernakel heraus, stellte Sich vor uns und segnete jede einzelne.

Jesus am 29. Oktober 1906: "Sage der Kranken, daß ihre Krankheit eine Prüfung sei, womit Ich ihre Seele für Mich bewahren wollte; sie wäre Mir sonst entgangen. Sie soll bedenken, daß die Ängste und inneren Unruhen nicht von der Seele kommen. Sie ist krank, und ein kranker Mensch kann keinen gesunden Geist haben. Ihr Geist ist geschwächt, und daher kommen die Beunruhigungen. Das wird aber besser werden, sobald sie sich ganz dem Willen Gottes ergibt und alles annimmt, wie Ich es ihr schicke.

Sage dem jungen Fräulein, sie soll Mir doch ihr Herz schenken. Ich begehre ihr Herz. Das ist die Ursache, daß Ich sie mit dem Liebesbund bekanntgemacht habe. Ich lasse ihr die Freiheit, wo sie Mir dienen will. Das ist Mir einerlei, aber sie soll Mir doch ihr Herz schenken. Ich sage ihr zugleich aber auch, daß es nicht abgeschlossen bleibt mit der Freude, der Liebe und dem Frieden, den sie jetzt empfindet. Das bleibt nicht immer so. Der Soldat bewährt sich nur im Kampf. Ich versenke sie noch in den Feuerofen der Trübsal. Dort muß erst ihre Tugend erprobt werden. Ich sage es ihr im voraus, damit sie daran denkt, wenn Mißmut und Gleichgültigkeit sie von Mir abziehen wollen.

Das ist die Prüfung, die jede Seele bestehen muß, die Ich an Mich ziehen will. Denn nicht in der Friedenszeit kann der Soldat seine Tapferkeit erproben, sondern im Kampf. Dort zeigt es sich, ob er auch treu seinem Herrn dienen will."

 

25. November 1906

Barbara: Am Feste der heiligen Katharina hatte ich in Großwallstadt, wo ihr Fest feierlich begangen wird, eine sehr große Gnade. Ich sah die beiden lieben Heiligen, Katharina und Barbara, gar tröstend auf mich zukommen und Katharina sagte:

Katharina: "Siehe, so wie wir hast du noch nicht gelitten und gekämpft, denn du hast noch kein Blut vergossen. Willst du aber einstens in unsere Gesellschaft, dann mußt du wenigstens die Leiden, die der Herr zu deiner Heiligung dir gesendet, mit Geduld und Ergebung in Seinen heiligen Willen hinnehmen. Darum sage allen deinen Freundinnen und allen, die sich in ihren Leibes- oder Seelennöten an dich wenden, daß sie an den Lohn denken, der ihrer wartet. N. möge nicht verwechseln, daß ihre inneren Leiden viel auf natürlicher Grundlage beruhen. Ihr abgespannter Geist müsse erst zur Ruhe kommen. Er sei durch ihre neue Lebensweise etwas verwirrt und sie müsse mit sich selbst recht viel Geduld haben. Sie möge die kostbare Zeit nicht mit unnützen Grübeleien vergeuden!"

Barbara: Die ganze Pfarrgemeinde dort ging an diesem Tag zur heiligen Kommunion und St. Katharina hatte eine überaus große Freude. Fortwährend begleitete sie die Kommunizierenden an die Kommunionbank. Sie gab mir die Weisung, alle Liebesbundmitglieder aufzufordern, im Liebesbund auszuharren, einander und gegenseitig immer aufzumuntern und im Eifer durchaus nicht nachzulassen; denn es sei der Mühe wert, eine Zeitlang zu kämpfen um die ewige Himmelskrone.

 

29. November 1906

"Dies ist eure Aufgabe, Mir den Schmerz zu lindern in Meiner großen Betrübnis über den Undank der Welt."

Nach der heiligen Kommunion wurde mir mitgeteilt, als ich soeben dem lieben heiligen Antonius meine Danksagung darbrachte für den Schutz und all den Segen, den er nicht nur mir, sondern allen Mitgliedern der Gemeinde Schippach, die von Gott seinem Schutz übergeben ist, vom lieben Gott schon erfleht hat.

Jesus: "So ist es recht! Wenn nur eine Seele in der Gemeinde ist, die noch an die Danksagung denkt, so kann diese eine Seele den Undank einer ganzen Gemeinde ersetzen. Darum sage deiner Freundin Luise, sie möge sich ermannen von ihrer Kleinlichkeit, nicht immer nach neuen Liebkosungen und Tröstungen verlangen. Eure Aufgabe ist: Mir Dank zu sagen für all den Undank so vieler Menschen und Mich zu preisen in guten und in schlimmen Tagen. Ein gutes Kind wartet nicht auf das Lob des Vaters. Und eine brave Tochter sucht eher den Schmerz ihrer Mutter zu lindern zur Zeit, wo sie dieselbe in großem Kummer und Sorgen weiß, als daß sie von ihr Liebkosungen verlange. Dies ist eure Aufgabe, Mir den Schmerz zu lindern in Meiner großen Betrübnis über den Undank der Welt, und zwar immer und zu jeder Zeit, auch da, wo Ich lange Zeit Mich vor euch verberge."

 

8.-20. Dezember 1906

Jesus am 8. Dezember 1906: "Es ist jetzt die Zeit gekommen, wo das Gebet der Gerechten die Wolken nicht mehr durchdringt, wie Ich in der Information an die Bischöfe gesagt habe. Die Sünden mehren sich und rufen die göttlichen Strafgerichte herab. Aber, ihr Liebesbundmitglieder, betet doch weiter. Seht nicht rechts und nicht links, sondern tröstet Mich jetzt wie gute, brave Töchter und verlangt nicht immer getröstet zu sein. Kümmert euch um nichts, sondern geht still und ruhig eure Wege, bekümmert euch nur um den Fortschritt eurer Seele. Kümmert euch nicht um das Gerede der Menschen."

Jesus am 18. Dezember 1906: "Die Krone von Pater Ludwig ist jetzt fertig. Dadurch, daß er das Werk durchgeführt hat, hat er alles abgebüßt und deshalb ist jeder Tag, wo er jetzt noch lebt, nur noch zur Verschönerung seiner Krone. Jeder Tag ist wie ein neuer Überguß der Schönheit über die Krone seiner Glorie; denn er ist im Stand der Unschuld wie ein Kind, und es wird ihm nichts mehr angerechnet, aber alles, was er tut, wird ihm als Verdienst angerechnet, weil er sich diese Krankheit im Dienste Gottes zugezogen. Sein Wille ruht in Mir."

Als Barbara am 19. Dezember 1906 wegen der großen Schwierigkeiten des Priesterkandidaten N. unter Tränen um Hilfe flehte, hörte sie die Stimme:

Jesus: "Du siehst deinen Neffen noch am Altare. Ja, ja, du siehst ihn noch am Altare!"

Jesus am 20. Dezember 1906: "Wenn zwei von euch in einem Beschluß einig sind, so soll die Dritte beistimmen."

 

Weihnachtsfest am 25. Dezember 1906

"Darum wünsche Ich von ganzem Herzen euch als Weihnachtsgruß, daß ihr die Passionsblume nicht aus eurem Herzen entfernt."

Abends, von acht bis elf Uhr: Nach dem Wunsch des Herrn hatten wir uns versammelt im Gebet, um Ihm zu danken für die früheren heiligen Stunden vor 1900, wo Er so gnadenreich herabstieg, um zu der Menschheit zu reden, erwarteten aber keineswegs, daß der Herr Sich würdigen werde, wie ehedem zu reden. Bei dem dritten Rosenkranzgesetz, "Den du, o Jungfrau, geboren hast", nahm Luise ihr liebes Jesulein von Wachs aus der Krippe und legte es in die Arme von Barbara. Augenblicklich sah Barbara nicht mehr das Jesuskind aus Wachs, sondern das holde Jesuskind Selber, welches sie also anredete:

Jesukind: "Du mußt fester glauben, du mußt inniger glauben!" Barbara fing an zu singen, das göttliche Kind mit Entzücken betrachtend: "Wann wird doch mein Jesus kommen." Sie begrüßt die liebe Mutter Gottes:

Barbara: "Du bringst mir Dein holdes Jesulein! O ich danke Dir!"

Barbara betet das Ave Maria und sang: 'Zu Bethlehem geboren.' Dann redete die liebe Mutter Gottes laut wie früher:

Maria: "Gelobt sei Jesus Christus! Meine Kinder! Es freut Mich, in dieser heiligen Nacht euch besuchen zu können. Schon eine lange Zeit ist es her, wo Mein Sohn Meine Dienerin nicht mehr heimgesucht, wo Er sie scheinbar verließ, und in dunkles Schweigen war ihre Seele eingehüllt. Kein Lichtstrahl leuchtete mehr in dieses dunkle Herz. Aber wißt, Meine Kinder, es ist das Hereinleuchten der schrecklichen Ereignisse, welche die Kirche Meines Sohnes, die wahre Kirche Jesu, in allernächster Nähe treffen wird. Eine furchtbare Strafe lastet auf dem Menschengeschlecht. Abgewichen sind die Menschen vom rechten Weg.

Mein Sohn ist verkannt, ist hinausgestoßen von Seinen Kindern wie von den Bethlehemiten, hinaus in einen elenden Stall. Deswegen komme Ich, um euch aufzurichten. Ihr, Meine Kinder, haltet fest stand in all den Trübsalen. Laßt euch nicht beeinflussen von dem gottlosen Weltgeist, dem Geist des Antichrist. Sagt es allen Meinen Kindern, den Bräuten Meines Sohnes; denn alle die treuen Liebesbundmitglieder, mögen sie stehen in der weiten Welt, wo sie wollen, im Kloster oder im Ehestand oder als Jungfrau in der Welt, sind Bräute Meines Sohnes. Sie müssen die Last des Hauswesens tragen. Darum werdet nicht irre, wenn Finsternis euer Herz beklemmt, wenn ihr nicht wißt, woher es kommt und wo der Weg hinaus soll, weil er ganz verstellt und verdunkelt ist, so daß ihr keinen Ausweg mehr zu finden hofft. Ihr müßt verdienen, Seelen retten, Kinder der heiligen Kirche gewinnen; denn gar so viele sind abgefallen von Meinem Sohne, von dem Glauben an Ihn.

Sage der guten Seele in N. N., daß sie sich nicht beängstigen lasse von den Gefühlen, daß sie Mir dienen soll, auch wenn ihr der Glücksstern nicht leuchtet in ihrem Herzen. Ich habe es ihr ja vorausgesagt, daß es nicht so bleiben wird, denn Meine Kinder müssen geprüft werden, wie ihr alle. Sage ihr, daß ihre Pflegemutter noch jahrelang bei ihr bleiben wird, und daß sie in der Maisonne recht fleißig hinausgehen und eine Marienstatue aufsuchen soll.

Sagt allen Meinen lieben Kindern, daß sie nicht irre werden an all den Dingen, die sie jetzt sehen. Denn so wie einstens, wenn die Welt in Trümmer geht, wenn alles in Staub zerfällt, viele gerettet werden durch die schrecklichen Ängste und Betrübnisse derjenigen, die dieses alles miterleben müssen, obgleich sie ihrem Gott treu geblieben sind, müssen sie doch wie die Gottlosen das gleiche Schicksal erleben, aber nur, damit durch ihre Ängste und Beklemmungen, durch ihre Leiden viele ihrer Brüder noch gerettet werden, so müßt ihr und all die guten, treuen Seelen in jetziger Zeit durch Ängste und Nöte, durch die Krankheiten des Leibes, Bekümmernisse, die in die Familie hineingestellt werden, viele Seelen retten. Darum trage jeder sein Kreuz mit Geduld.

Sage aber auch meiner Dienerin N., Ich habe ihr gesagt, daß sie eine Zierde der Stadt Mainz werden soll, denn was Mein Sohn sagt und will, das will Ich, und was Ich will, will Mein Sohn, aber wäre sie von jeglichem Leid befreit, wie sie es wünscht, wie könnte sie dann eine Zierde der Stadt Mainz werden, denn der Keim Adams steckt in ihr. Mein Sohn weiß, was Er tut. Jedem ist sein Kreuzlein vorgezeichnet von Ewigkeit her, und auch euer Weg ist vorgezeichnet, ihr, Meine Kinder! Darum macht Mir die Freude, mit Mir auf den Kalvarienberg zu gehen, unter das Kreuz Meines Sohnes euch zu stellen. Der Kalvarienberg ist jetzt wieder aufgerichtet in der heiligen, katholischen Kirche. Geht mit Mir hinauf und überschaut mit Mir die ganze Welt, wie viele ihr da noch findet, die es mit Mir halten, die mit Mir trauernd unter dem Kreuze Meines Sohnes stehen. Darum wünsche Ich von ganzem Herzen euch als Weihnachtsgruß, daß ihr die Passionsblume nicht aus eurem Herzen entfernt, daß ihr gern all die Leiden, die Mein Sohn euch noch zugedacht hat, auch auf euch nehmen wollt. Wollt ihr das, Meine Kinder?"

Barbara: "Ja, liebe Mutter, wenn Du uns unter Deinem Schutzmantel verbergen willst."

Maria: "Pater Ludwig wird euch bald vom Himmel herab beistehen, seine Krone ist bald vollendet, eine herrliche Krone. Vielen seiner Brüder ist er ein Vorbild geworden, denn der Artikel des Glaubensbekenntnisses: 'Ich glaube an eine Gemeinschaft der Heiligen', muß wieder mehr eingepflanzt werden in die Herzen der Kinder der katholischen Kirche. Pater Ludwig hat dafür Zeugnis abgelegt."

Barbara: "Aber, liebe Mutter, da werden viele sagen, jetzt glaube ich nicht mehr, wenn Pater Ludwig nicht mit nach Lourdes geht."

Maria: "Der Liebesbund muß auch geprüft werden, er muß alle Prüfungen bestehen. Bei denjenigen, die sich sieben lassen wollen, war es kein fester Ernst, denn der Liebesbund soll eine Gebetsarmee sein und wie so viele, die alles aufbieten, um diese Gebetsarmee zustande zu bringen, wie der Heilige Vater in Rom auf jedes gute Werk und Gebet einen Ablaß legt, nur um diesen Gebetskreuzzug zu fördern, dieses ist nichts anderes als der Liebesbund. Der Liebesbund ist der erste Gebetskreuzzug, und er soll durch die ganze Welt gehen. Wer da irre werden will, wenn scheinbar nicht etwas nach den Launen der Menschen zutrifft, der war nicht fest begründet.

Laßt das alles kommen, wie es kommt. Am Ende, wenn eure Laufbahn zu Ende geht, wenn ihr eingegangen seid in die Herrlichkeit, werdet ihr alles erkennen in hellem Lichte. Wie alle Kinder Gottes hier auf Erden noch manches Rätsel zu lösen haben, so auch ihr. Niemals wird eine Seele die Geheimnisse Gottes durchschauen, wie sie sind vom Anfang bis zum Ende der Welt, denn dieses allein behält Sich Gott vor und Seine Geschöpfe müssen sich heiligen durch das Verdienst des Glaubens."

Barbara: "Wie sollen wir es denn damit machen?"

Maria: "Kommt Zeit, kommt Rat! Für jetzt ruhig sein, nichts hinausschreiben in die Welt, ruhig für euch behalten. Zu seiner Zeit wird sich alles aufklären. Mit N. ist es nicht fest, es ist nur ein Strohfeuer."

Barbara: Ein ganzes Vierteljahr beinah war der Verkehr mit Jesus wie unterbrochen. Es war mir, wie wenn ich noch nie einen Verkehr mit Jesus gehabt hätte und mancher Kummer und Zweifel belästigte meine Seele. Ich glaubte, ich hätte mich getäuscht. Noch am Tag vor Weihnachten beklagte ich mich über diesen Zustand, und ich meinte, daß es jetzt so bleiben werde bis zum Ende meines Lebens.

Aber am Weihnachtsmorgen nach der heiligen Kommunion gewahrte ich in meiner Seele wieder das Licht, das mir jedesmal die Nähe des Herrn ankündete. Ich legte dem Herrn meine Anliegen vor und sagte sodann:

Barbara: "Mein lieber Jesus! Jetzt bist Du doch wirklich bei mir. Ich glaube es und jetzt kann ich nicht getäuscht sein. Sage mir die Ursache, warum Du so lange ausgeblieben bist; denn ich bin Deiner Nähe ganz entwöhnt, und doch, wie unendlich glücklich bin ich jetzt."

Jesus: "Kennt denn eine Mutter ihr Kind nicht mehr, wenn sie es eine Zeitlang sich selbst überließ und es während dieser Zeit im Schmutz gespielt und dann recht beschmutzt zu ihr zurückkommt? Gerade so ist es, wenn Ich eine Seele eine Zeitlang verlasse. Sie fehlt dann viel mehr als sonst, aber eine Mutter liebt ihr Kind, wenn es auch noch so schmutzig zurückkommt. Sie weiß, daß ein Kind nichts anderes kann. So liebte auch Ich dich während der ganzen Zeit der Verlassenheit mit derselben Liebe, wie Ich dich liebe, wenn Ich Mich dir mitteile.

Aber siehe, was Ich dir angekündigt in den letzten zwanzig Jahren, das geht jetzt in Erfüllung. Der Zorn Meines Vaters will sich jetzt über die Völker ausgießen. Meine Kinder müssen es hart fühlen, daß sie Mich so treulos verlassen.

Wie aber ein Vater, wenn er erzürnt ist über seine ungeratenen Kinder, dann auch taube Ohren hat für seine guten und braven Angehörigen, so tue Ich jetzt, wo Mein Zorn Sich zu entladen beginnt. Ich habe taube Ohren, und alles muß es mitfühlen, die Guten und die Bösen. Ihr aber sollt euch nicht beirren lassen, und seid nicht allzu ängstlich. Laßt kommen, was kommen will, denn so wie es in Meiner Macht liegt, eine Seele in der dicksten Finsternis ohne ihr Zutun zu trösten, so werde Ich, wenn der Sturm am höchsten wütet in Meiner heiligen Kirche, wenn alles unterzugehen scheint, ebenso unerwartet einsteigen und alle Meine Feinde zerschmettern. Erst muß aber Meine Tenne gesäubert sein.

Es ist aber sehr gefährlich, wenn man sagen will, wie viele unter den Liebesbundmitgliedern sagen: 'Wenn das und das sich nicht erfüllt, dann glaube ich nicht, daß der Verkehr des Herrn mit Barbara echt ist.' Wer sich darauf stützen will, ist leicht im Glauben und sucht nur einen Anhaltspunkt, womit er seinen Unglauben beschönigen kann. Ein solcher ist dann nahe daran, vom Glauben abzukommen und rückwärts zu gehen, wie es ja auch zu schließen ist, daß kein Ernst und kein tiefes religiöses Glaubensleben in denjenigen mehr steckt, die sich schon erschüttern lassen, wenn es auch nur den Anschein hat, daß sie einen zeitlichen Verlust erleiden könnten.

Das könnt ihr jetzt sehen an den Reichstagswahlen. Wie traurig wäre es, wenn solche Männer, die als gute Christen an der Spitze stehen, schon zurückschrecken auch nur von dem Anschein, sie könnten um die Gunst ihres Oberhauptes kommen. Tut es denen zu wissen, die Einfluß haben auf solche Männer, das erlaube Ich euch, daß sie sich hintennach schämen werden, daß sie schon bei einem kleinen Ehrenverlust oder einer Zurücksetzung zurückschaudern und lieber ihrem christlichen Glauben entsagen, als daß sie auf der Wahrheit stehen und nach ihrer Überzeugung wählen. Das muß für euch ein Trost sein, wenn jemand sagt: 'Wenn das sich nicht erfüllt, dann glaube ich nichts mehr.'

Das ist der jetzige Zeitgeist. Gerade am lebendigen Glauben und nur im Glauben fehlt es, und Ich habe schon oft gesagt und gezeigt, wie die ganze Welt doch unter der Eisdecke des Unglaubens liegt, so daß die Liebe, die vom Himmel stammt, nicht mehr durchdringen kann, weil alles unter der Eisdecke liegt. Darum braucht ihr nicht irr zu werden. Daran erkennt man nicht die Echtheit, sondern die Schwachgläubigkeit der Menschen. Das geht euch nichts an. Ich will das Glaubensleben erneuern, die Guten zusammenscharen, damit durch das Gebet so vieler, andere herbeigeführt und gerettet werden."

 

31. Dezember 1906

"Herr, was Du mir heute zuschickst, ich will es tragen aus Liebe zu Dir und nicht an morgen denken!"

Jesus: "Ihr müßt euch mehr Mühe geben, euch zu beruhigen. Ihr regt euch zuviel auf und macht euch so durcheinander. Ihr seid doch diejenigen Personen, die in der ganzen Welt am sichersten wissen, daß Ich das alles in Meiner Hand habe. Ich lasse das alles doch in Erfüllung gehen, was Ich schon gesagt seit zwanzig Jahren. Hätte die Welt es angenommen, wäre vieles noch gerettet worden, aber jetzt ist es geschehen, und Ich gieße Meinen Zorn aus. Ihr aber beschäftigt euch mit unnötigen Sachen. Morgens beim Erwachen sagt: 'Herr, was Du mir heute zuschickst, ich will es tragen aus Liebe zu Dir und nicht an morgen denken!' Und so könnt ihr euch immer beruhigen. Wenn der Schnee schmilzt im Frühjahr, so geht wieder wallfahren und versäumt nichts von euren Übungen."